Simme
(Kt. Bern,
Amtsbez. Ober und Nieder
Simmenthal). 2600-590 m. Die Simme
, früher auch
Landwasser genannt, ist einer der
bedeutendsten Wasserläufe des
Berner
Oberlands. Sie entspringt im
Hintergrund des
Thales von
Lenk am
N.-Hang des
Wildstrubel. Die
hauptsächlichsten Quellarme, die sich in dem Felsenzirkus des
Räzliberges vereinigen, sind die dem
Räzligletscher entfliessenden
Wasseradern, der am
Weisshorn entspringende
Trubbach und die unmittelbar aus dem
Felsen tretenden und sich
zu einem prächtigen, etwa 30 m hohen und breiten Kaskadensystem verbindenden
«Sieben Brunnen».
Auf der kaum 3 km langen Strecke vom
Räzliberg bis zu ihrem Eintritt in den ebenen
Grund von
Oberried bildet die Simme
drei
bedeutende Fälle, von denen die beiden untern, eine bei 300 m hoch herabrauschende Stromschnelle, besonders beachtenswert
sind. Durch den Ammertenbach verstärkt und trotz des bisherigen kurzen
Laufes verhältnismässig sehr wasserreich fliesst
die Simme
bis
zum Dorf
Lenk fast horizontal durch die stellenweise versumpfte Thalsole. 1,8 km hinter
Lenk erhält sie
den vom Rawil kommenden
Iffigenbach und 500 m unterhalb der
Lenk, ebenfalls von links, den vom Trüttlisberg her durch weiche
Schiefer fliessenden
Wallbach.
Unter ihren linksseitigen Zuflüssen bis
Zweisimmen seien der
Dürrenwaldbach, der Reulissenbach und der
Kesselbach genannt,
während von rechts her bei
Matten der aus dem
Fermelthal durch eine enge
Schlucht hinaustretende
Fermelbach
ungeheure Geschiebemassen ablagert und durch seinen mehrere Kilometer breiten, fächerförmigen Schuttkegel den Hauptfluss
an die gegenüberliegende Bergwand drängt. Bei
Zweisimmen nimmt die Simme
von links die
Kleine Simme auf, welche auf den die
unmerkliche Wasserscheide gegen das Saanegebiet
bildenden, weitläufigen
Saanenmöösern und deren beidseitigen Gehängen
entsteht. In der
Ebene von
Zweisimmen bildete die Simme
früher einen
See, dessen Vorhandensein noch 1426 urkundlich
bestätigt wird.
Von der hier geplanten Korrektion, die auf mehr als eine Million Franken veranschlagt ist, wurde bis jetzt ein 15 m breites
und 1000 m langes Kanalstück bei Anlass des Eisenbahnbaus ausgeführt. 4 km n.
Zweisimmen tritt die Simme
in die schluchtartige Thalstufe der
Garstatt, wo sie am Fuss der ehemaligen Burg
Laubegg einen 10 m hohen schönen Fall bildet.
Nach Ueberwindung dieser
Enge durchströmt sie den ebenen und teilweise sumpfigen Boden von
Boltigen, fortwährend verstärkt
durch Zuflüsse, von welchen namentlich die linksseitigen, d. h. die Wasserläufe des
Hundsrückens und
das der
Klus bei
Boltigen entströmende
Wasser zu nennen sind.
Die bis hierher in wesentlich n. Richtung fliessende Simme
biegt nun in grossem
Bogen, durch
die Enge von
Simmenegg und
Pfaffenried
sich Bahn brechend, nach O. um und durchfliesst in tiefe Flussterrassen eingebettet das Gelände von
Oberwil und
Därstetten, um vor
Erlenbach wieder in weiteres Gelände und in ein breiteres
Bett zu treten. Viele Zuflüsse von
der N.-Abdachung des
Niederhorns und
Thurnens, wie von dem
S.-Hang der Stockhornkette vergrössern den Thalstrom fortwährend.
Von den erstern sind zu nennen der
Goldbach, Ammertenbach, Oeigraben und
Klosterbach, von den letztern
der
Wüstenbach und der wasserreiche
Bunschibach, der bei
Weissenburg aus tiefer
Schlucht tritt. Bei
Erlenbach nimmt die Simme
den
Wildenbach auf, den unterirdischen Abfluss des Hinterstockensees, und bei Oei von rechts ihren bedeutendsten Zufluss,
den
Kirelbach, der aus den vielen Wasserläufen des vielverzweigten und weitläufigen
Diemtigthals sich
bildet.
Auch der unmittelbar vor der Thalenge der
Porte ebenfalls
von S. her mündende und die Wasseradern der vorderen
Niesenkette
vereinigende
Wildbach, der früher zwischen
Burgfluh und
Niesen durchfloss, würde einen bedeutenden Zufluss bilden, wenn er
nicht sein
Wasser in dem sog. Bruchgerengraben durch lockere Gipsschichten zum guten Teile in die
Tiefe
verlieren würde, bevor er zu Thal gelangt. Durch die
Schlucht zwischen der steil abstürzenden
Simmenfluh und der orographisch
zur Stockhornkette gehörenden
Burgfluh tritt nun die Simme
in die
Ebene von
Wimmis ein, um sich bei
Reutigen in 590 m
Höhe mit
der
Kander zu vereinigen (3,3 km oberhalb der Mündung der letztern in den
Thunersee).
Vor der Kanderkorrektion lag das Bett der Simme bei ihrer Mündung in die Kander um 30 m höher als heute. Der Lauf der Simme weist eine Länge von etwa 60 km auf. Ihr Einzugsgebiet mag rund 620 km2 betragen. Da die Gebirge ihres Gebietes zum Teil aus weichem und leicht verwitterbarem Flysch bestehen, ist ihr Bett sehr geschiebereich. Was die industrielle Verwertung der Simme anbelangt, seien ausser zahlreichen Sägewerken die grossen Baugeschäfte von Erlenbach, Zweisimmen und St. Stephan, sowie die Zündholzfabrik am Eingang der Porte bei Wimmis genannt. Dazu ist in neuester Zeit das oberhalb der Brücke von Wimmis angelegte Stauwerk getreten, durch welches ein grosser Teil des Wassers der Simme nach dem Kanderwerk bei Spiez abgeleitet wird.