Silber.
Zum chlorierenden
Rösten der Silbererze
wird neuerdings in den
Vereinigten Staaten
[* 2]
Nordamerikas vielfach der
Röstofen von Stetefeld mit Erfolg benutzt. Das mit der erforderlichen
Menge
Kochsalz (2,5-18 Proz.) gemischte
Erz (mit 0,1-2,7
Proz. S.) rutscht in dem 9-14 m hohen Ofenschacht herunter, dem im untern
Teile des
Schachtes eintretenden
Heizgas entgegen. Die Röstgase entweichen durch einen zweiten, mit Schauöffnungen versehenen
Schacht, welcher in die Flugstaubkammern mündet, und treten schließlich in eine
Esse von mindestens 16 m
Höhe. Je nach der
Zusammensetzung der
Erze beträgt die Durchsatzmenge im Stetefeldschen Röstofen in 24
Stunden 30-70
Tonnen.
In allen
Fällen, in welchen eine Gewinnung von
Schwefelsäure
[* 3] nicht beabsichtigt wird, kann der
Ofen auch zum oxydierenden
Rösten benutzt werden.
Neuerdings werden in den
Vereinigten Staaten
Nordamerikas vielfach Silbererze
, welche nicht viel
Blei
[* 4] und
Kupfer
[* 5] enthalten, nach
dem Russelschen Auslaugeprozeß auf S. verarbeitet. Das
Verfahren beruht darauf, daß man die rohen oder
die chlorierend, bez. oxydierend gerösteten
Erze mit einer etwa 2 proz. Natriumthiosulfatlösung behandelt, welche durch
Mischen von
Thiosulfat- und Kupfervitriollösung hergestellt wird. Diese
Lösung enthält Natriumkupferthiosulfat (CuS2O3,
Na2O3) ^[(CuS2O3, Na2O3)], in welchem das
Kupfer leicht durch S. ersetzt werden kann.
Das in
Lösung gegangene S. wird durch Schwefelnatrium aufgefüllt. Zur Raffination von Blicksilber
schmelzt
die Deutsche
[* 6]
Gold- und Silber
scheideanstalt Blicksilber im
Graphittiegel ein und rührt in die Oberfläche des
Metallbades allmählich
geschmolzenes Silber
sulfat ein.
Blei und
Wismut tauschen sich dann gegen
S. in dem
Sulfat aus und gehen in die
Schlacke. Um das
Angreifen des
Graphittiegels möglichst zu vermeiden, schüttet man zunächst auf das geschmolzene Blicksilber
eine
Schicht von Quarzsand, in deren Mitte man das Silber
sulfat einrührt.
Eine Lösung von zitronensaurem Eisenoxydul gibt ¶
mehr
mit einer Silber
salzlösung eine tiefrote, bei großer Konzentration fast schwarze Lösung, und es entsteht ein violetter Niederschlag,
welcher zu einer metallisch glänzenden blaugrünen Masse eintrocknet. Er ist in Wasser mit tiefroter Farbe löslich, besteht
fast nur aus S. (97 Proz.), ist frei von Sauerstoff und nur mit etwas Eisen
[* 8] und Zitronensäure verunreinigt.
Beim Trocknen auf dem Wasserbad geht diese neue Modifikation des Silbers in normales weißes S. über.
Die Lösung des violetten Körpers gibt in einer Lösung von Magnesiumsulfat einen dunkel rotbraunen Niederschlag, der durch
Waschen noch dunkler wird, in Natriumborat mit brauner, in Natriumsulfat mit rötlichgelber, in Ammoniumsulfat mit
roter Farbe löslich ist. Auch dieser Körper ist fast reines S. Silber
nitratlösung gibt mit Ferrosulfatlösung bei Gegenwart
von Seignettesalz einen rot glänzenden Niederschlag, welcher rasch schwarz wird, auf dem Filter aber eine schöne Bronzefarbe
zeigt.
Nach dem Auswaschen trocknet er bei freiwilliger Verdunstung zu Klumpen ein, welche hochpoliertem Golde gleichen und aus 98,75 Proz. S. bestehen. Der Rest ist weinsaures Eisenoxyd. Alle drei Modifikationen trocknen, in feuchtem Zustand auf Glastafeln oder Papier aufgetragen, zu zusammenhängenden glänzenden Häuten ein. Die beiden letzten Modifikationen nehmen dabei den Schein hoher Politur an. Schon durch gelindes Reiben werden sie aber in feinstes Pulver verwandelt.
Die beiden ersten Modifikationen färben sich im Sonnenlicht bräunlich, während die dritte, rote goldgelb wird, ohne an Glanz zu verlieren. Durch verdünnte Mineralsäuren und selbst durch mäßig verdünnte Essigsäure werden die Präparate in gewöhnliches S. verwandelt, auch verändern sie sich häufig unter nicht näher bestimmbaren Bedingungen. Von zwei gleichzeitig erzeugten Proben der dritten Modifikation war die eine nach zwei Jahren in weißes S. übergegangen, ohne an Glanz und Zusammenhang zu verlieren, während die andre die tief goldgelbe Farbe unverändert behalten hatte. Abgesehen vom wissenschaftlichen Interesse haben diese Körper auch insofern Bedeutung, als es wohl denkbar wäre, daß das große Geheimnis der Alchimisten, die Kunst der Metallverwandlung, auf weiter nichts als auf solche und ähnliche Reaktionen zurückzuführen sei.