Sigle
,
die (v. lat. singulae litterae, daher »das Sigel« unrichtig), eine vornehmlich in der klassischen Philologie, Diplomatik und modernen deutschen Stenographie übliche Bezeichnung für die ständige Abkürzung eines Wortes durch einen oder einige Buchstaben, besonders vom Anfang desselben. Man findet Abkürzungen dieser Art in sehr vielen Schriftsystemen. Bei den Hebräern, wo sie rasche theboth, d. h. Wortköpfe, hießen, war ihr Gebrauch ziemlich umfassend, weit weniger bei den Griechen. In die römische Schrift hat sie der Dichter Ennius nach Vorbildern seiner heimatlichen messapischen Schrift gleich in großer Menge (1100) eingeführt, und im Lauf der Jahrhunderte ist ihre Zahl fast ins Ungemessene gewachsen.
Alle Stenographiesysteme verwenden Siglen
in größerer oder geringerer
Menge, ohne daß jedoch alle diesen
Ausdruck brauchen;
in der englischen
Stenographie von
Pitman (s. d.) gilt z. B. dafür die Bezeichnung
grammalogue.
Vgl. Mitzschke, Quaestiones Tironianae (Berl. 1875);
Michela, Phono-sténographie Michela (Tur. 1881);
Alvarez de la Braña, Siglas y abreviaturas latinas (Leon 1884);
Zwierzina, Sigel und Abbreviaturen der Gabelsbergerschen Stenographie (8. Aufl., Wien [* 2] 1886);
Käding, Kürzungsverzeichnis der Stolzeschen Stenographie (3. Aufl., Berl. 1888).