forlaufend
964
begründete weibliche Verein für Armen- und Kranken- pflege ist das Muster für viele derartige Vereine in Deutschland [* 3] und im Auslande geworden. In ihren «Berichten» (Hamb. 1833-58) pflegte sie socialeFra- geninlehrreicherund anziehenderWeisezu behandeln. Auch veröffentlichte sie «Betrachtungen über einzelne Abschnitte der Heiligen Schrift» (anonym, Hamb. 1823) und «Unterhaltungen über einzelne Abschnitte der Heiligen Schrift» (Lpz. 1854). Nach ihrem Tode erschienen «Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Amalie S.» (Hamb. 1800). Sieveking, Ernst Friedr., Jurist, geb. zu Hamburg, [* 4] studierte in Göttingen, [* 5] Leipzig [* 6] und Jena [* 7] Rechtswissenschaft, wurde 1857 Advokat in Hamburg, 1877 in den dortigen Senat gewählt, 1879 zum Präsidenten des hanseatischen Oberlan- desgerichts ernannt.
Auch ist S. Mitglied der ^LLocilUion lor t1i6 Nelorin anä OoäiKcHtion ok tlie 1^v ol nationg und Associö des In8titut ä6 Droit international. Sieveking, Karl, Staatsmann, geb. zu Hamburg, studierte in Heidelberg [* 8] und Göt- tingen, wo er sich 1812 habilitierte. Von 1813, wo er nach Hamburg zurückkehrte, wirkte S. in ver- schiedenen diplomat. Sendungen für die Unab- hängigkeit und die Interessen der Hansestädte. 1819 wurde er von seiner Vaterstadt als Ministerresident nach Petersburg [* 9] gesandt, 1821 zum Syndikus er- wählt und ging 1827 als außerordentlicher Ge- sandter nach Rio [* 10] de Janeiro, wo er einen Handels- vertrag für die Hansestädte abschloß. 1831,1835, 1839 führte S. die Stimme für die Freien und Hansestädte in der Bundesversammlung. Er schrieb: «Gefchichte von Florenz» [* 11] und «Geschichte der Pla- tonischen Akademie zu Florenz» (in den «Schriften der Akademie von Ham», Bd. 1, Hamb. 1841). S. starb in Hamburg.
Sievers, Georg Eduard, Germanist, geb. in Lippoldsberg im preuß. Reg.-Vez. Cassel, studierte in Leipzig und Berlin, [* 12] wurde 1871 außerord. Professor für german. und roman. Philologie zu Jena, 1876 ord. Professor für german. Philologie, siedelte 1883 in gleicher Eigenschaft nach Tübingen, [* 13] 1887 nach Halle, [* 14] 1892 nach Leipzig über. S.' Verdienste liegen namentlich auf dem Gebiete der altdeutfchen und altengl. Grammatik und Metrik. Er gab heraus: «Tatian, lateinifch und altdeutfch mit Glossar» (2. Aufl., Paderb. 1892),
«Die Mur- bacher Hymnen» (Halle 1874),
«Heliand» (ebd. 1878),
«Die althochdeutschen Glossen» (mit Elias Steinmeyer, 2 Bde., Verl. 1879-82),
«Tübinger Bruchstücke der ältern Frostuthingslög» (Halle 1886), die «Orsorder Venediktinerregel» (ebd. 1887) und schrieb unter anderm «Der Heliand und die angel- sächs. Genesis» (ebd. 1875),
«Grundzüge der Laut- physiologic» (Lpz. 1876; 4. Aufl. u. d. T. «Grund- züge der Phonetik», ebd. 1893),
«Angelsächs. Gram- matik» (2. Aufl., Halle 1886),
die für die altengl. Dialektforschung bahnbrechend war. Seine «Proben einer metrischen Herstellung der Eddalieder» (Halle 1885) vertreten Ansichten über den Allitterations- vers, die er auch in mehrern in den «Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache [* 15] und Litteratur» er- schienenen Arbeiten erörtert; ihre endgültige Fassung fanden sie in seiner «Altgerman. Metrik» (ebd. 1892). Sievers, Jakob Johann, Graf (russ. Iakow Iefimowitsch), russ. Staatsmann, geb. 30. (19.) Aug. 1731 in Wesenberg in Esthland, [* 16] wurde 1750 von der Kaiserin Elisabeth zum Premiermajor und Ober- quartiermeister der Armee unter Feldmarschall Gra- fen Aprarin in Preußen, [* 17] dann zum Oberstlieutenant und Generalquartiermeister ernannt und lebte bis zur Thronbesteigung Peters III. in Neapel. [* 18] Von Katharina II. 1764 zum Gouverneur von Nowgorod ernannt, führte er zunächst den Kartoffelbau, 1765 ein nach europ. Begriffen geregeltes Postwcsen ein und veranlaßte die Abschaffung der Tortur im Ge- richtswefen (laut Ukas vom für ganz Ruhland.
Darauf legte er der Kaiferin feinen Plan der Statthalterschaftsverfassung vor. Zum General- gouvcrneur von Nowgorod, Twer und Pskow er- nannt, führte er 1775 in Twcr die neue Ordnung ein, worauf die Organisation der übrigen Gouverne- ments folgte. Dem Einfluß Potemkins weichend, nahm S. 1781 seine Entlassung, worauf Katharina ihn 1782 zum Wirkl. Gehcimrat ernannte. Nach Potemkins Tode (1791) ernannte ihn Katharina zum Gesandten in Polen, wo er 1793 die zweite und 1795 die dritte Teilung Polens einleitete. Von Kaiser Paul wurde S. 1796 zum Senator und Mit- glied des Staatsrats, 1797 zum Chef des neuen Departements der Wasserkommunikation über das gesamte Reich ernannt. 18. (7.) April 1798 wurde er mit seinen beiden Brüdern in den erblichen russ. Reichsgrafenstand erhoben, erhielt 1. Juni den erbetenen Abschied, zog sich 1800 nach dem Gut Vauenhof in Livland zurück und starb daselbst 23. (11.) Juli 1808. Der Sievcrskanal (s. d.) trägt seinen Namen. -
Vgl. Vlum, Ein russ. Staats- mann.
Des Grafen Jakob Johann von S. Denk- würdigkeiten zur Gefchichte Rußlands (4 Bde., Lpz. 1857-58); Bienemann, Die Statthalterschaftszeit in Livland und Esthland (ebd. 1886).
Sievershausen, Dorf im Kreis [* 19] Burgdorf des preuh. Reg.-Bcz. Lüneburg, [* 20] 26 km östlich von Han- nover, hat (1890) 400 E., evang. Kirche. Es ist be- kannt durch die Schlacht zwischen dem Kurfürsten Moritz (s. d.) von Sachfen und dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg [* 21] in der Moritz siegte, aber tödlich verwundet wurde. Ihm wurde 1853 ein Denkmal bei S. errichtet. Sieverskanal oder Nowgorodscher Kanal [* 22] im russ. Gouvernement Nowgorod, bei der Stadt Nowgorod, 10 km lang, verbindet den Wolchow mit der Msta zur Umgehung des Ilmensees, wurde 1798-1803 vom Grafen Jak. Joh. Sievers erbaut und nach diesem benannt.
Der S. gehört zum Wyschnewolozschen Kanalsystem. Sieyes
(spr. ßjcjähs oder hlähs), Emanuel
Josef,
Graf, Publizist und Staatsmann der
Französischen Revolution, geb. zuFrijus, wurde. 1775 Kanonikus in der
Bretagne, dann Generalvikar des
Bischofs von Chartres und später Mitglied der Ersten Kammer des Klerus
von
Frankreich. 1788 schickte ihn sein
Staud als
Abgeordneten aus die Provinzialversammlung nach
Orleans. Er war ein
Anhänger
der neuen Ideen und veröffentlichte in diefem
Sinn mehrere Flugschriften, darunter der «1^83^1 8nr 168 privii6F63»
(1788),
das berühmt- Pamphlet «Hu'68t-c6 yus 1e ti6i-8-6tat» (1789) unl «I^econnaiLZHiice et 6xp08ition ä68 äroitg äi I'koinnis et du cito^6n» (1789). Als Pariser Depu- tierter des dritten Standes wurde er 1789 in die Generalstände gewählt, deren Umwandlung in die Nationalversammlung er vor allen bewirkt hat. Auch bei den Verhandlungen über die Menschen- rechte, das Veto, Ein- oder Zweikammersystem, die Departementseinteilung war er eifrig beteiligt. In ¶