Sienkiéwicz
(spr. -witsch), Heinrich, der bedeutendste poln. Romanschriftsteller der Gegenwart, geb. 1845, studierte an der Warschauer Universität, trat schon 1872 mit seiner ersten humoristischen Novelle: »Niemand ist Prophet in seinem Vaterland«, hervor und wurde 1876 durch seine unter dem Pseudonym Litwos in der Warschauer »Gazeta Polska« veröffentlichten, ungemein interessanten amerikanischen Reisebriefe in den weitesten Kreisen bekannt. Er veröffentlichte sodann eine Reihe von Novellen, welche ein ungewöhnliches Talent in realistischer Auffassung und Darstellung bekundeten und allgemeines Aufsehen erregten. Am bemerkenswertesten darunter sind: »Hania«, »Kohlenzeichnungen«, »Janko der Musikant«, »Za chlebem«, »Bartek zwycięzca« etc. Das Gebiet des historischen Romans betrat S. 1880 mit »Niewola tatarska«, darauf errang er mit dem großen Roman »Mit Feuer und Schwert«, der wie die meisten frühern Werke ins Deutsche, [* 2] Französische, Russische [* 3] etc. übersetzt wurde, einen außerordentlichen Erfolg und hat auch in den nachfolgenden: »Potop« (»Sintflut«, 1886) und »Wołodyjowski« (1887) die hochgespannten Erwartungen vollkommen erfüllt.
Alle drei Romane spielen im 17. Jahrh. auf dem blutigen Hintergrund der Kriege mit den Kosaken, Schweden [* 4] und Türken und übertreffen an Kraft, [* 5] Erfindungsgabe und glänzendem Stil alles, was bisher auf diesem Gebiet in der polnischen Litteratur geleistet wurde. S. lebt in Warschau [* 6] und hat in den letzten Jahren weite Reisen nach Spanien, [* 7] dem Orient etc. unternommen. In seiner neuesten Novelle: »Ta trzecia« (1888), ist S. wieder zu einem sozialen Stoff aus der Gegenwart zurückgekehrt.