(Terra di Siena), so genannt von ihrem Fundorte Siena in Toscana, ist eine Art Ocker und zwar der feinste
dieser Klasse. Er ist von Natur hellbraun, dunkelgelb bis dunkelbraun, und nimmt durch Brennen andere Farbentöne an in braun,
rötlich, orangegelb u. dgl. Der Stoff ist eine
sehr gut deckende und dauerhafte Farbe und liefert, mit Weiß und andern hellen Farben vermischt, sehr gute Töne. Man benutzt
die
Erde zu Anstrichen wie zur feinen
Öl- und Wassermalerei. Sie kommt naturell wie gebrannt im Handel vor und kostet 1 Mk.
bis 1½ Mk. pro Kilo. - Zollfrei.
Seit 1508 war die lichtbraune Siegelerde von Striegau,
[* 3] später die bläulichgraue sächsische Siegel- oder
Wundererde von Stolpen wie schon vorher eine weiße von Malta im Gebrauch. Hiernach werden unter dem Namen Bolus Thone von wesentlich
verschiedener Beschaffenheit und Zusammensetzung begriffen. Die Mineralogie beschränkt den Namen auf die mehr oder weniger fettig
anzufühlenden, schwach fettglänzenden, auf dem Strich glänzendern, in muschelige, scharfkantige Stücke
brechenden Thone, welche, ins Wasser geworfen, unter Zerknistern in eckige Stücke und endlich in eine feinerdige, plastische
Masse zerfallen.
Der braune Bolus (braune Erde von Siena) wird namentlich in der Freskomalerei und für braune Kupferstiche benutzt. Der rote Bolus von
Sinope und aus Nordafrika (Sinopis) wurde von den Alten viel zum Bemalen der Täfelchen, womit die Wände belegt wurden,
benutzt und zeigt sich noch in Pompeji
[* 16] in seiner vollen Farbenpracht. Der rote Bolus (Bolus rubra) dient als Anstrichfarbe und wird
besonders aus Nürnberg
[* 17] bezogen. Der armenische oder morgenländische Bolus, die feinste Sorte des vorigen, ist höchst feinerdig
und fettig.
Oft hat seine rote Farbe einen Stich ins Gelbe. In Frankreich reinigt man ihn oft schon in den Gruben, formt
ihn in kleine, runde Scheiben und drückt ein Zeichen darauf. Schon die Alten wendeten das Leukophoron als Bindemittel für das
Gold,
[* 18] wenn es auf Holz
[* 19] aufgetragen wurde, an, und so tragen ihn noch jetzt die Vergolder als Untergrund auf das
Holz. Ebenso wird er zur Grundierung des Gold- und Silberpapiers gebraucht. Aus Armenien selbst kommt dieser Bolus nicht mehr, wie
in ältern Zeiten, nach Europa;
[* 20] wohl aber geht er von da stark nach Indien, wo er noch medizinische Anwendung findet. Der gelbe
Bolus (Bolus lutea) wird von den Vergoldern dem armenischen Bolus vorgezogen. Die
Holländer holen ihn aus Berry, brennen ihn, wodurch er schön rot wird, und verkaufen ihn als Englisch- oder Berliner Rot.
[* 21] Außerdem
dient er als Kitt, zur Anfertigung von Formen für Metallguß, zu Gefäßen und Pfeifenköpfen und geschlämmt als Poliermittel
für Glas,
[* 22] Metalle u. Steine sowie früher in der Medizin als absorbierendes Mittel.