Siemieński,
Lucyan, poln. Schriftsteller, geb. 1809 zu Kamionna Gora in Galizien studierte seit 1828 im Collegium Richelieu zu Odessa [* 2] orientalische Sprachen und beteiligte sich an dem Freiheitskrieg von 1831. Bis 1846 hielt er sich teils in Frankreich, teils im Posenschen auf und ließ sich in dem genannten Jahr dauernd in Krakau [* 3] nieder, wo er die Zeitung »Czas« (»Die Zeit«) gründete, Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde, eine mehr ins Breite [* 4] als ins Tiefe gehende litterarische Thätigkeit entwickelte und starb. Als Dichter machte er sich zuerst bekannt durch eine vortreffliche Übersetzung der tschechischen »Königinhofer Handschrift« (Krak. 1836). Unter seinen eignen Dichtungen (zuerst Krak. 1844, dann öfter gedruckt) verdient die Romanze »Trąby w Dnieprze« Erwähnung; in seinen »Legendy polskie, ruskie i litewskie« (Pos. 1845) schlägt er den Ton des Volksliedes mit großem Geschick an. Ihm verdankt auch die polnische Litteratur gelungene Übersetzungen der Horazischen Oden (Krak. 1869) und der »Odyssee« (das. 1873). Das historische Gebiet betrat er mit der kurzen Geschichte Polens: »Wieczory pod lipą« (»Abende unter der Linde«, Pos. 1845),
welche zu den populärsten Büchern in Polen gehört. Unter seinen Romanen verdient Erwähnung: »Muzamerit« (Pos. 1843). Zahllos sind seine zerstreuten litterarhistorischen und kritischen Abhandlungen; sie erschienen zum Teil gesammelt unter dem Titel: »Portrety literackie« (Pos. 1865-75, 5 Bde.).