Titel
Siegmund
(Sigismund), 1) römischer
Kaiser, zweiter Sohn
Kaiser
Karls IV. von dessen vierter Gemahlin,
Elisabeth von
Pommern,
[* 2] geb. erhielt 1378 die
Mark
Brandenburg.
[* 3] Seine Verlobung (1380) mit
Maria, der
Erbtochter
Ludwigs
d. Gr. von
Ungarn
[* 4] und
Polen, sicherte ihm nur die
Erbfolge in
Ungarn, da die
Polen nach
Ludwigs
Tod (1382) ihn nicht als König
anerkennen wollten.
Ludwigs
Witwe
Elisabeth zögerte auch mit der Vermählung
Marias mit
S., und erst als 1385
Karl von
Durazzo
Ungarn
an sich zu reißen drohte, ließ sie dieselbe stattfinden, um Siegmunds
Hilfe zu gewinnen, der die
Marken verpfändete, um ein Hilfsheer zu rüsten.
Bosnien und Montenegro

* 6
Bosnien.Nach Karls (1386) und Elisabeths (1387) Ermordung ward S. als König anerkannt und gekrönt. Nach Marias Tod (1392) hatte S., der in Ungarn wenig beliebt war, von neuem mit Empörungen zu kämpfen, die er durch blutige Maßregeln zu unterdrücken suchte, und ward zeitweise von den Großen sogar in Haft gehalten. 1396 zog er an der Spitze eines Kreuzheers gegen die Türken, erlitt aber bei Nikopoli (28. Sept.) eine Niederlage und wurde nur mit Mühe gerettet. 1402-1404 war er Reichsverweser von Böhmen [* 5] an seines Bruders Wenzel Statt. Darauf widmete er sich ganz seinem ungarischen Königreich, wo er 1403 wieder seine Herrschaft hergestellt hatte, gab dem Lande treffliche Einrichtungen, eine neue Verfassung und Frieden im Innern, eroberte Bosnien [* 6] und Dalmatien und unterwarf Serbien [* 7] der ungarischen Oberhoheit. Nach dem Tod Kaiser Ruprechts von der Pfalz (1410) bewarb er sich um die Kaiserkrone; sein Nebenbuhler war Jobst von Mähren.
Siegmund

* 14
Seite 14.954.Zwar erhielten beide bei der Wahl gleiche Stimmen, allein der Tod Jobsts gewann S. auch die übrigen Stimmen, und nachdem er Wenzel zum Verzicht bewogen, ward er von neuem gewählt. Als König von Ungarn 1411-13 in einen Krieg mit Venedig [* 8] verwickelt, erschien er erst 1414 in Deutschland [* 9] und wurde 8. Nov. zu Aachen [* 10] gekrönt. Zur Beseitigung der Kirchenspaltung veranstaltete er das Konzil zu Konstanz [* 11] (s. d.), auf welchem er als Haupt der Christenheit, namentlich im Anfang, eine höchst wichtige und einflußreiche Rolle spielte. Er setzte den Verzicht des Papstes Johann XXIII. und, als dieser floh, seine Absetzung durch, demütigte dessen Bundesgenossen Friedrich von Österreich [* 12] und unterstützte die Reformbestrebungen der Mehrheit des Konzils. Allerdings opferte er den Plänen der Union und der Reformation der Kirche Johann Huß, dem er freies Geleit versprochen hatte, dessen Verurteilung und Hinrichtung er aber zuließ. Auf dem gleichzeitig 1415 versammelten Reichstag verlieh er das Kurfürstentum Brandenburg dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, [* 13] der es schon bis 1411 ¶
mehr
als Statthalter verwaltet hatte; die feierliche Belehnung erfolgte 1417. Um die spanischen Könige für den Anschluß an das Konzil zu gewinnen und zwischen Frankreich und England Frieden zu stiften, unternahm er 1415-17 eine lange Reise nach Südfrankreich, Burgund und England, auf der er nur den ersten Zweck erreichte, dagegen durch den kläglichen Mangel an Geld die kaiserliche Würde auf beschämende Weise erniedrigte, während in seiner Abwesenheit die papistische Partei auf dem Konzil so die Oberhand gewann, daß er nach seiner Rückkehr die Wahl eines neuen Papstes vor der Reform der Kirche nicht hindern konnte.
Italien

* 16
Italien.Auch die erstrebte Reichsreform scheiterte. Die Erhebung der Hussiten nach Wenzels Tod 1419 verwickelte ihn in einen langen, aufreibenden und unglücklichen Krieg, der ihn an der Vollendung seiner Pläne hinderte (s. Hussiten). 1423 belehnte er Friedrich den Streitbaren von Meißen [* 15] mit Kursachsen. Noch während des Hussitenkriegs zog er 1431 nach Italien, [* 16] ward in Mailand [* 17] mit der lombardischen, in Rom [* 18] mit der Kaiserkrone gekrönt, stiftete darauf zwischen dem Papst und dem Baseler Konzil einen kurzen Frieden und erlangte 1436 endlich seine Anerkennung als König von Böhmen.
Nachdem er noch vergeblich eine Reichsreform versucht, starb er in Znaim. Er war in zweiter Ehe mit Barbara von Cilli vermählt und hatte von dieser eine Tochter, Elisabeth. Sein Äußeres zeigte Majestät, verbunden mit Anmut. Er redete sechs Sprachen geläufig; er war leutselig, ritterlichen Sinnes und freigebig. Auch fehlte es ihm nicht an Verständnis für die hohen Aufgaben seiner Stellung, Thätigkeit und gutem Willen, aber durchaus an stetiger Ausdauer und Beharrlichkeit.
In den wichtigsten Augenblicken vergaß er seine kaiserliche Pflicht über sittenlosen Ausschweifungen, und in steter Geldverlegenheit,
verschmähte er die niedrigsten Mittel nicht, um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen oder seine Kasse wieder zu füllen.
Mit ihm erlosch das Haus der Luxemburger. Erbe der Länder Siegmunds
sowie der Kaiserwürde war sein Schwiegersohn
Albrecht, Erzherzog von Österreich, als Kaiser Albrecht H.
Vgl. als gleichzeitige Quelle:
[* 19] »Das Leben König Siegmunds«
von E. Windecke
(übersetzt von Hagen,
[* 20] Leipz. 1886);
ferner: Aschbach, Geschichte Kaiser Siegmunds
(Hamb. 1838-45, 4 Bde.);
Bezold, König S. und die Reichskriege gegen die Hussiten (Münch. 1872-75);
Schroller, Die Wahl Siegmunds
zum römischen König (Bresl. 1875);
Lenz, König S. und Heinrich V. von England (Berl. 1874);
Finke, König Siegmunds
reichsstädtische
Politik 1410 bis 1418 (Bocholt 1880);
»Deutsche [* 21] Reichstagsakten unter Kaiser S.« (hrsg. von Kerler, Münch. u. Gotha [* 22] 1878-86, Bd. 1-3).
Thrombus - Thugut

* 23
Thron.[Könige von Polen.]
2) S. (Zygmunt) I., der Alte oder der Große, aus dem Jagellonischen Haus, jüngster Sohn Kasimirs IV., geb. 1466, folgte durch Wahl seinem Bruder Alexander (1506) auf dem Thron [* 23] von Polen und Litauen. Er löste viele der verpfändeten königlichen Einkünfte und Güter wieder ein, führte mit den Russen, welche 1508 in Polen einfielen, einen glücklichen Krieg, schlug die Walachen (1509), die sich empört hatten, sowie die Tataren (1512) gänzlich und ebenso (1514) nochmals die Russen bei Beresow, verlor aber 1519 eine Schlacht gegen die Tataren.
Infolge davon drangen die Russen aufs neue ins Land ein, und der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, verweigerte die Lehnshuldigung und kehrte ebenfalls die Waffen [* 24] gegen Polen. Der Krieg wurde mit wechselndem Erfolg geführt, bis Albrecht in dem Vertrag zu Krakau [* 25] das dem Orden [* 26] gebliebene Ostpreußen [* 27] als der Krone Polen lehnspflichtiges Herzogtum für seine männlichen Nachkommen empfing. Mit den Russen schloß S. einen Waffenstillstand; ein Bündnis mit der Pforte nötigte die Tataren, Frieden zu halten. Nachdem Polen 1520 nach dem Erlöschen des piastischen Stammes in Masovien einen bedeutenden Zuwachs an Gebiet gewonnen hatte, ward 1533 der Krieg mit Rußland erneuert und 1534 ein glänzender Sieg bei Starodup erfochten. Für Förderung des Ackerbaues und der Gewerbe sowie der Wissenschaften hat S. viel gethan. Er starb
3) S. II. August, der letzte Jagellone, Sohn des vorigen, hieß August wegen seines Geburtstags, wurde bereits zum Großfürsten von Litauen und 18. Dez. zum künftigen König von Polen erwählt. 1544 trat ihm sein Vater die Regierung von Litauen förmlich ab. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin, Isabella von Österreich, vermählte er sich gegen des Vaters Wunsch insgeheim 1546 mit Barbara Radziwill, der Witwe des Woiwoden von Trocki. Um ihn von ihr abzuziehen, rief ihn der Vater nach Polen zurück und überließ ihm 1547 Masovien und 1548 Westpreußen.
Wilmanstrand - Wilna (
![Bild 66.754: Wilmanstrand - Wilna (Generalgouvernement und Stadt) [unkorrigiert] Bild 66.754: Wilmanstrand - Wilna (Generalgouvernement und Stadt) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/66/66_0754.jpeg)
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Wilna.Nach dem Tod seines Vaters ward er König von Polen und erwirkte bei den Großen und Landboten die Genehmigung seiner Heirat und die Krönung seiner Gemahlin. Unter ihm drang die Reformation in Polen ein. Der Heermeister des Schwertbrüderordens, Gotthard Kettler, überließ durch den Vertrag zu Wilna [* 28] (1561) Livland, [* 29] das er nicht länger gegen Rußland verteidigen konnte, an Polen gegen die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum Kurland und Semgallen. Zur Abwehr der Einfälle der Russen und Tataren errichtete S. 1561 einen stehenden Truppenkordon, der aus dem vierten Teil der königlichen Einkünfte besoldet und daher Quartianer genannt wurde.
Doch nahm Zar Iwan Wasiljewitsch Polozk und erzwang 1568 einen Waffenstillstand. Um die Scheidung von seiner kinderlosen Gemahlin zu erlangen, schmeichelte S. wieder den Katholiken, nahm 1564 die Beschlüsse des tridentinischen Konzils an und vertrieb die Socinianer. Unter S. wurde auf dem Reichstag zu Lublin 1567 Litauen völlig mit Polen vereinigt und Westpreußen zur polnischen Provinz gemacht. S. starb nachdem er sich in dritter Ehe mit der verwitweten Herzogin von Mantua, [* 30] Katharina, vermählt hatte, ohne Erben zu hinterlassen.
Schweden und Norwegen

* 31
Schweden. 4) S. III., König von Polen und Schweden,
[* 31] Sohn des Königs Johann III. von Schweden und der polnischen Prinzessin
Katharina, einer Schwester Siegmunds
II. August, geb. im Gefängnis zu Gripsholm, wurde in der katholischen Religion
erzogen und nach dem Tod Stephan Báthoris durch den Einfluß der Zamojskis zum König von Polen erwählt
und in Krakau gekrönt (27. Dez.). Er entließ sofort alle bewährten Räte der Krone und beschränkte die Gewalt des Kronfeldherrn
Zamojski. Eidbrüchig, verfolgte er die Protestanten und zerstörte ihre Kirchen. Durch den Tod seines Vaters erbte
er den schwedischen Thron und ward dort gekrönt. Nach Polen zurückgekehrt, führte er ohne
Schonung deutsche Sitten bei Hof
[* 32] ein und machte sich dadurch noch mehr bei den Polen verhaßt, während in Schweden sich der Statthalter
Herzog Karl von Södermanland Eingriffe in die königlichen Rechte erlaubte. Daher ging
¶
Siegwurz - Siemens

* 33
Seite 14.955.mehr
S. 1598 mit einem in Polen geworbenen Heer zum zweitenmal nach Schweden, um Karl die Regierung zu entreißen, wurde aber geschlagen und mußte unverrichteter Sache zurückkehren, worauf er von den Schweden abgesetzt und Karl 1604 zum König erwählt wurde. In Polen fuhr S. indessen in seinem eigenmächtigen Verfahren gegen die Großen fort, was 1606 einen gefährlichen Aufruhr erregte;
doch rettete ihm der Feldherr Chodkjewicz die Krone. 1609 geriet S. wegen seiner Unterstützung zweier falscher Demetrius mit Rußland in Krieg, der glücklich geführt wurde;
doch erreichte S. sein Ziel, Rußland mit Polen unter seiner Herrschaft zu vereinigen, nicht. Um einen Waffenstillstand von Schweden zu erlangen, erkannte er seinen Neffen Gustav Adolf als König von Schweden an;
Warschau (Stadt)

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Warschau.indes gingen in einem folgenden Krieg mit Schweden Samogitien, Kurland und Polnisch-Preußen verloren, und nur durch Richelieus Politik kam endlich 1629 ein Vertrag zwischen beiden Mächten auf sechs Jahre zu stande, welcher vorteilhaft für Schweden war. S. starb in Warschau, [* 34] wohin er zuerst seine Residenz verlegt hatte;
ihm folgte sein Sohn Wladislaw IV. Er war in erster Ehe mit Anna von Österreich, in zweiter mit deren Schwester Konstanze vermählt.