Siegel
(lat. sigillum, secretum, signetum oder signum), der
Abdruck eines
Stempels in eine weichere
Masse. Hierzu gebrauchte
man schon früh, je nach dem Unterschiede der
Stände, verschiedene
Stoffe. Des
Goldes und
Silbers bedienten
sich die byzant.
Kaiser, des
Bleies die Päpste und die Großmeister der geistlichen Ritterorden. Später siegelten
Kaiser und
Könige mit rotem
Wachs und verliehen dieses
Recht auch andern Fürsten und Herren, später auch Privatpersonen;
grünes Wachs
gebrauchten geistliche
Stifter, Klöster u. s. w., weißes
Wachs die
Freien Reichsstädte, schwarzes
Wachs
der
Patriarch von
Jerusalem
[* 2] und die Großmeister der geistlichen Ritterorden in weniger wichtigen Angelegenheiten.
Noch später trat die Oblate (s. d.) an
Stelle des
Wachses und im 16. Jahrh. der Siegellack
(s. d.).
Ursprünglich setzte man auf die S. meist den
Kopf dessen, der es führte; so in den S. der deutschen
Kaiser im frühen Mittelalter. Im 11. Jahrh. wurde gebräuchlich, Wappen
[* 3] in die S. zu
setzen, wobei später die nicht zu Wappen Berechtigten ideelle Wappen gebrauchten. Die
Kaiser und Könige bedienten sich seit
dem 10. Jahrh. größerer S., sog. Majestäts- oder
Thronsiegel, auf denen die ganze
[* 1]
Figur sitzend dargestellt
ist. Solche wurden auch bald von Fürsten,
Bischöfen u. a. gebraucht. Von großer Schönheit sind oft die sog.
Reitersiegel
, mit der
Person des Siegel
führers zu
Pferde.
[* 4]
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