Siebenjähriger
Krieg (auch Dritter Schlesischer Krieg genannt, 1756-63). Die Kaiserin Maria Theresia hatte den Verlust Schlesiens (s. Schlesische Kriege) nicht verschmerzen können und strebte nach einer Wiedereroberung dieses Landes; ja Preußen [* 2] sollte nach Kaunitz' Plänen auch einen großen Teil seiner übrigen Provinzen verlieren, um dauernd unschädlich gemacht zu werden. Wiewohl Österreich [* 3] (seit 1746) mit Rußland bereits eng verbündet war, so glaubte man doch einen neuen Krieg gegen Preußen erst dann mit Aussicht auf Erfolg unternehmen zu können, wenn es gelang, die preuß.-franz. Allianz zu lösen und Frankreich zur Neutralität oder gar zur Verbindung mit Österreich zu bewegen.
Dieser Gedanke wurde vor allem von dem leitenden Minister der Kaiserin, dem Grafen Kaunitz, vertreten. Eine Gelegenheit, dem Ziel näher zu kommen, bot sich, als 1755 der Konflikt in Amerika [* 4] zwischen England und Frankreich ausbrach. Die Aufforderung der franz. Regierung, Hannover [* 5] anzugreifen, lehnte Friedrich II. ab, weil er fürchtete, durch ein Unternehmen gegen Hannover einen allgemeinen europ. Krieg zu entfachen. Um die Russen, die mit den Engländern zum Schutze Hannovers einen Subsidienvertrag eingegangen waren von Preußens [* 6] und von Deutschlands [* 7] Grenzen [* 8] fern zu halten, verstand sich der König zu einer Neutralitätskonvention mit England.
Sie wurde in Westminster unterzeichnet. Friedrich dachte bei Abschluß dieses Vertrags nicht an eine Lossagung von dem franz. Bündnis; dennoch fühlte sich die franz. Regierung schwer gekränkt, und Ludwig XV. schloß jetzt mit Maria Theresia das Schutzbündnis von Versailles. [* 9] Nicht ganz ohne Einfluß war hierbei neben den polit. Motiven auch das religiöse Interesse: in Wien [* 10] wie in Versailles hoffte man durch die Verbindung beider Höfe der gemeinsamen kath. Sache nützen zu können.
Friedrich erkannte die Gefahren, die seinen
Staat bedrohten; doch erst als die Rüstungen
[* 11] der
Russen nahe der ostpreuß. Grenze
einen immer größern
Umfang annahmen, entschloß er sich im Juni 1756 zu einigen Gegenmaßregeln gegen
Rußland.
Als er erfuhr,
daß auch in
Böhmen
[* 12] und Mähren, ja selbst in
Ungarn
[* 13] Krieg
svorkehrungen getroffen würden, richtete
Friedrich
eine darauf bezügliche Anfrage an Maria
Theresia. Noch ehe der
Bescheid des
Wiener
Hofs einlief, empfing der König aus dem
Haag
[* 14] Nachrichten, die ihm sofort das ganze
Komplott der Gegner enthüllten.
Auf Grund von authentischen Berichten des holländ. Gesandten Swart in Petersburg [* 15] erfuhr Friedrich, daß Rußland und Österreich über einen gemeinsamen Angriff auf Preußen übereingekommen seien, jedoch, da ihre Rüstungen noch nicht genügend fortgeschritten, den geplanten Angriff auf das J. 1757 verschoben hätten. Nicht, wie oft angenommen wird, die Verrätereien des sächs. Kanzlisten Menzel, noch auch angebliche geheime Mitteilungen des Großfürsten Peter sind es gewesen, die den König von den Absichten der Gegner unterrichtet und zum Kriege bewogen haben; vielmehr auf Grund der Gesandtschaftsberichte aus Holland hat Friedrich den Entschluß gefaßt, dem gemeinsamen Angriff Österreichs und Rußlands zuvorzukommen durch einen Angriff auf Österreich noch im J. 1756. Die Bitte des Königs um Aufklärung über die österr.
Rüstungen und ebenso ein zweites Gesuch, in welchem Friedrich das Versprechen, ihn nicht anzugreifen, forderte, wurden vom Wiener Hofe ausweichend, mit unbestimmten, unklaren Ausdrücken beantwortet. Aus den von Menzel ihm zukommenden Berichten ersah der König, welche Gesinnungen am Kaiserhofe und ebenso in Dresden [* 16] gegen ihn herrschten. Die üblen Erfahrungen, die er 1744 und 1745 mit den Sachsen [* 17] gemacht hatte, und die Notwendigkeit, eine größere Operationsbasis an der Elbe zu gewinnen, bewogen ihn, sich in erster Linie Sachsens zu versichern. Ehe er aber gegen Maria Theresia das Schwert zog, stellte Friedrich in Wien ein Ultimatum, mit der Zusage, sich zurückzuziehen, falls man ihm für den Frieden Sicherheit bieten würde. Doch auch hierauf erfolgte eine ablehnende Antwort.
Am überschritt die preuß.
Armee in drei
Abteilungen die Grenzen
Sachsens. Am 10. Sept. wurde
Dresden besetzt; in
Torgau
[* 18] wurde ein Feldkrieg
skommissariat unter Minister von Borcke eingerichtet, das die
Landes- und Finanzverwaltung
Sachsens für die Zeit des
Krieges übernahm. Während das sächs.
Heer in dem Lager
[* 19] von Pirna
[* 20] eingeschlossen wurde, drang Feldmarschall
Schwerin
[* 21] von
Schlesien
[* 22] her, Feldmarschall
Keith von
Sachsen aus in
Böhmen ein. Unter
Friedrichs
Führung kam es 1. Okt. zu der
Schlacht
bei Lobositz (s. d.), die mit dem
Siege der
Preußen endete.
Dessenungeachtet suchte Feldmarschall Browne durch einen Vorstoß nach Pirna die bedrängten Sachsen zu entsetzen, die indes 16. Okt. zur Kapitulation genötigt wurden; Browne zog sich mit Verlust nach Böhmen zurück. Wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit verzichtete Friedrich auf seine Absicht, noch in diesem Jahre Nordböhmen zu occupieren. Der zähe Widerstand der Sachsen verschaffte der Kaiserin Maria Theresia Zeit, ihre Rüstungen zu vollenden. ¶
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Auch gewann sie nunmehr auf allen Seiten schnell Bundesgenossen gegen das allenthalben mit Eifer- sucht angesehene Preußen. Am wurde auf dem Reichstage zu Regensburg [* 24] gegen Preußen die Reichsexekution beschlossen; Frankreich machte sich durch einen neuen Versailler Vertrag vom anheischig, ein Heer nach Deutschland [* 25] zu schicken; Schweden, [* 26] dessen leitende Adelshäupter im franz. Solde standen, erklärte im Mai 1757 den Krieg an Preußen: auch Elisabeth von Rußland, durch eine neue Allianz mit Österreich vereinigt, sammelte ihre Truppen zu einem Einbruch in Ostpreußen. [* 27]
Dem- gegenüber war König Friedrich auf die sehr unsichere Hilfe der Engländer und Hannoveraner sowie auf die Unterstützung einiger norddeutschen Fürsten an- gewiesen, welche für brit, Geld Truppen unterhielten. Nackdem das preuß. Heer in den Winterquar- tieren in Sachsen und Schlesien ergänzt war, drang es in vier Kolonnen, unter dem Konig, unter Prinz Moritz von Dessau, [* 28] unter Vevern und unter Schwe- rin, von der Elbe, vom westl. Sachsen, von der Lausitz und von Schlesien her in Vöbmen ein.
Die Überraschung gelang vollständig: mit Verlust der großen Magazine zogen sich die zerstreuten österr. Heerhaufen gegen Prag [* 29] zurück; das Korps des Grafen Königsegg wurde von dem Herzog von Ve- vern 21. April bei Reichcnberg ereilt und geschla- gen. Vor Prag vereinigten sich die preuß. Heere, schlugen 6. Mai die Österreicher und schlössen sie zum größten Teil in der Festung [* 30] Prag ein. Fried- rich begann nun mit der Hauptmasse seiner Truppen die Belagerung, während ein Korps unter Bevern und Zieten dem zum Entsatz heranrückenden Feld- marschall Daun entgegengesandt wurde.
Als Ve- vern die weit überlegenen Österreicher nickt anzu- greifen wagte, kam der König selbst mit Verstärkun- gen herbei, wurde aber 18. Juni bei Kolin [* 31] (s.d.) mit großem Verlust zurückgeworfen. Die nächste Folge der Schlacht war die Aufhebung der Belagerung von Prag. Von den vereinigten Heeren Daune^ und des Prinzen Karl von Lothringen gedrängt, zogen sich die Preußen nach Nordböhmen zurück. Links der Elbe befehligte der König, das Heer auf dem rechten Ufer führte Prinz August Wilhelm von Preußen.
Dieser operierte so unglücklich und zeigte einen solchen Mangel an Entschlossenheit und Über- legung, daß die Armee in die gefahroetste Lage ge- riet, ihrer völligen Auflösung nahe kam, und die Österreicher vor den Preußen die Hauptpässe nach der Lausitz gewannen. Friedrich mußte sich infolge- dessen schon Ende Juli nach Sachsen zurückziehen. Er wandte sich nach der Lausitz, um den Österrei- chern eine Schlacht anzubieten oder sie wenigstens am weitern Vordringen zu hindern.
Seine Lage gestaltete sich sehr bedenklich, da nunmehr auch die Russen und Schweden sowie die Franzosen und Reichs- truppen im Felde erschienen waren. Am 30. Aug. wurde Feldmarschall Lehwaldt von den Russen unter Aprarin bei Großjägerndorf (s. d.) geschlagen; die Provinz Ostpreußen fiel in die Hand [* 32] des Feindes. Durch den Versailler Vertrag vom hatte sich Frankreich verpflichtet, jährlich 12 Mill.Fl. Subsidien an Österreich zu zahlen, ein Hilfskorps von 24000 franz. Soldaten und 10000 deutschen Mietstruppen zu stellen, außerdem mit 105000 Mann selbständig gegen Hannover und gegen die westl. Provinzen Preußens vorzugehen. - In Aus- führung dieses Vertrages überschritt im März 1757 die franz. Armee unter Marschall d'Estre'es die deutschen Grenzen und eroberte Hessen-Cassel und die preuß. Besitzungen am Rhein und in Westfalen. [* 33]
Die Hannoveraner waren bereit, wenn ihnen selbst Neutralität zugesichert würde, das franz. Heer un- gehindert an die Elbe vorrücken zu lassen. König Georgs zweiter Sohn, der Herzog von Cumber- land, zog sich nach dem unentschiedenen Gefecht bei Hastenbeck (s. d.) 26. Juli unablässig zurück und unterwarf sich 8. ^ept. mit seinem Heere in der schimpflichen Konvention von Kloster Zeven. Dar- auf drang ein zweites franz. Korps unter dem Prin- zen Soubife, in Verbindung mit der Reichsarmee, die der Prinz von Hildburghaufen führte, durch Thüringen vor.
Ihnen zu begegnen, trennte sich König Friedrich mit einem Teil seiner Truppen von dem gegen die Österreicher operierenden Heere,
dessen Kommando er an den Herzog von Vevern und an Winterfeldt übergab. Die Franzofen und Reichs- truppen wurden im
September von der Saale bis
über Gotha
[* 34] hinaus zurückgedrängt; Gotha felbst wurde von Seydlitz eingenommen. Doch der Streif-
zug der Österreicher unter Hadik gegen Verlin rief den König im Oktober nach den Marken zurück.
Auch die Schweden waren von Pommern [* 35] her in die Ukermark eingebrochen. Die Bedrängnis des Kö- nigs stieg auf das höchste. Eine erste Besserung er- ! folgte, als Verlin, das Hadik 17. Okt. eingenommen hatte, durch den Prinzen Moritz von Dessau schnell befreit wurde und als die Russen unter Apraxin wegen Mangel an Verpflegung Ostpreußenrüunien mußten. Lehwaldts Armee wurde setzt nach Pommern gegen die Schweden beordert. Der König wandte sich nun wieder gegen die Franzosen und wußte sie 5. Nov. bei Roßback (s. d.) endlich zu einer Schlacht zu be- wegen, die ihm durch den glänzenden Reiterangriff unter Sendlitz einen entscheidenden Sieg brachte.
Während Prinz Ferdinand von Vraunschweig nun den Befehl über die Hannoveraner, Hessen [* 36] und Braunschweiger übernahm, eilte der König mit dem Hauptheere nach Schlesien, wo die Österreicher in- zwiscken erhebliche Erfolge errungen hatten. Nach- dem Ninterfeldt 7. Sept. in dem Treffen bei Moys gefallen war, hatte sich derHerzog von Bevern nach Schlesien gezogen; die Österreicher waren ihm ge- solgt, hatten Schwcidnitz erobert, 22. Nov. den Her- zog vor den Thoren von Vreslau geschlagen und darauf auch die Hauptstadt Schlesiens eingenom- men.
Der große Sieg bei Leuthen [* 37] (s. d.) 5. Dez., den Friedrich errang, wandte mit einem Schlag die Entscheidung wieder zu seinen Gunsten; ganz Schle- sien außer Echweidnitz wurde zurückerobert. Im Frühjahr 1758 verjagte Prinz Ferdinand von Braunschweig [* 38] an der Spitze der verbündeten Armee und eines kleinen preuß. Korps die Franzosen aus Hannover, aus ganz Niedersachsen und West- ! falen, überfchritt den Rhein und schlug 23. Juni den ^ Grafen Clermont bei Krefeld. [* 39] Als jedoch der Mar- schall von Contades den Oberbefehl erhielt und Soubise von Hessen hervordrang, mußte Ferdinand über den Rhein zurückgehen und sich auf die Ver- teidigung von Westfalen beschränken. Auch engl. Truppen erschienen jetzt bei seinem Heere. König Friedrich eröffnete seinerseits 1758 den Feldzug mit der Belagerung von Schweidnitz, [* 40] das er 16. April zurückgewann. Während der Belagerung schloß er nach längerm Zögern 11. April mit England einen ersten Eubsidienvertrag, nach welchem die Londoner Regierung auf Veranlassung des Ministers William Pitt für das nächste Jahr 4 Mill. Thlr. Subsidien 60* ¶
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zu zahlen verhieß. Von Jahr zu Jahr wurde der Vertrag dann erneuert. Nun brach der König von Oberschlesien her überraschend schnell in Mähren ein und umschloß die Feste Olmütz, [* 42] wäbrend Prinz Heinrich von Sachsen aus einen Vorstoß nach Thü- ringen und nach Franken machte, Vamberg zur Ka- pitulation nötigte und die Magazine der Reichs- truppen zerstörte. Schon vorher, noch während der Wintermonate, hatte das von Lehwaldt, dann von Graf Dohna befehligte ostprcuß.
Korps die Schwe- den zurückgedrängt, Vorpommern und Mecklenburg besetzt und Stralsund
[* 43] blockiert. Das Unterneh- men Friedrichs
in Mähren mißglückte, Olmütz leistete zähen Widerstand; Daun rückte aus Böhmen heran, vermied aber
eine Schlacht, und so mußte, nachdem Laudon bei Domstädtl einen großen preuß. Trans- port überfallen hatte (30. Juni), die
Belagerung von Olmütz aufgehoben werden. Der König wandte sich nun zur Überraschung des Feindes in schnellen Märschen nach
dem östl. Böhmen, wo er bei König- grätz eine feste Stellung bezog, aus der ihn die Österreicher nicht
zu verdrängen vermochten, bis
ihn der Einbruch der Russen in die Neumark Ende Juli nötigte, Böhmen zu räumen. Er überließ
das Kom- mando in Schlesien dem Markgrafen Karl, eilte mit den übrigen Truppen nach Küstrin,
[* 44] vereinigte sich mit dem Korps
Dohnas und schlug die Nüssen 25. Aug. bei Zorndorf ls. d.), worauf diefe die Mar- ken und Pommern räumten;
nur Kolberg
[* 45] wurde noch im Kerbst, doch vergeblich, belagert. In Gewalt- märschen rückte Friedrich jetzt nach Sachsen, um
seinem Bruder Heinrich, der inzwischen von Daun und von der Reichsarmee hart bedrängt wurde, Hilfe zu
bringen.
Daun bezog ein festes Lager bei Stolpen, wo er nicht anzugreifen war. Infolge- dessen wandte sich Friedrich nach der Lausitz,
wurde aber von Daun verfolgt und in der Nacht zum 14. Okt. im Lager bei Hochkirch
[* 46] (s. d.)
überfallen. Trotz fchwerer Verluste setzte Friedrich seinen Marsch nach Schlesien fort, entfetzte Neisse,
[* 47] kehrte dann eilends nach Sachsen zurück und nötigte Daun, die Belagerung von Dresden aufzuheben. Aber durch die Niederlage
bei Hochkirch wurde Frankreich, das schon nahe daran war, sich vom Kriege zurück- zuziehen, von neuem für Osterreich gewonnen.
Im Febr. 1759 wurde General Wobersnow nach Posen
[* 48] entsandt, wo er die russ. Magazine zerstörte, während
Prinz Heinrich im April von Sachsen aus in das nördl. Böhmen einfiel und alsdann im Mai von neuem gegen Thüringen, Hessen
und bis
tief nach Franken hinein Vorstöße unternahm; allent- halben wurden die bereits angesammelten Kriegs- vorräte vernichtet,
große Massen von Getreide
[* 49] er- beutet und starke Kontributionen ausgeschrieben.
Friedrich beobachtete indessen an dem schles.-böhm. Gebirge, erst bei Landeshut, dann seit Anfang Juli im Lager von Schmottfeifen die österr. Hauptarmee, die unter Daun in Böhmen stand und sich später gegen die Lausitz vorschob. Wobersnow sollte durch einen Marsch auf Thorn [* 50] den Russen in den Rücken kommen und sie zur Räumung von Posen zwingen. Doch der Plan scheiterte. Friedrich ernannte nun den General von Wedell zum Oberbefehlshaber mit der Vollmacht eines «röm. Diktators»; allein auch dieser vermochte nichts auszurichten, er wurde 23. Juli bei Kay geschlagen und fand hier seinen Tod.
Darauf erhielt Prinz Heinrich in Schmottseifen den Oberbefehl; der König felbst eilte mit Teilen der Armee des Prinzen nach Frankfurt. Schon aber war ihm General Laudon mit einem kleinen österr. Korps zuvorgekommen und hatte sich rechts der Oder mit den Russen unter Soltikoff vereinigt. Am 12. Aug. griff Friedrich bei Kunersoorf (s. d.) die bedeutend überlegenen Gegner an, erlitt aber schließ- lich eine furchtbare Niederlage. Kurze Zeit wurde der Oberbefehl an General Finck übergeben; bald jedoch gewann Friedrich die alte Festigkeit, [* 51] zog die Versprengten an sich und brachte bald, da Soltikoff den Sieg nicht auszubeuten wagte, ein neues Heer von 20000 Mann zusammen. Am 4. Sept. ergab sich das starke Dresden der Reichsarmee unter dem Herzog von Zweibrücken. [* 52]
Ende August und An- fang September führte der König einen trefflichen Defensivkrieg
in der Niederlausitz gegen die Russen,
während Prinz Heinrich in der Oberlausitz Daun im Schach hielt. Die russ. und österr. Generale hader- ten miteinander; Daun
war zu einem thatkräftigen Vorgehen nicht zu bewegen. So verstrich die gün- stige Gelegenheit, um Preußen
gänzlich niederzu- werfen. Die preuß. Generale Wunsch und Finck bedrängten die Reichsarmee und die mit ihr ope- rierenden
Österreicher in Sachsen, der König folgte den Russen an die Oder nach Glogau,
[* 53] Prinz Hem- rich dagegen zog
hinter Daun her an die Elbe.
Nachdem Friedrich im Oktober Glogau gedeckt und die Russen sowie Laudon zum Rückzüge nach Polen genötigt hatte, wandte auch er sich nach Sachsen, um durch Rückeroberung von Dresden den Feldzug zu beendigen. Doch infolge der Kapitulation des Generals Finck bei Maxen (s.d.) 20. Nov. blieb ein großer Teil von Sachfen nebst der Hauptstadt in der Hand der Österreicher.- Im Westen war Prinz Ferdinand zunächst bei dem Versuch, die Franzosen aus Hessen zu vertreiben und die Mainlinie wieder- zugewinnen, 13. April bei Frankfurt [* 54] zurückgeworfen worden, gewann aber 1. Aug. bei Minden [* 55] einen glänzenden Sieg über die Franzofen.
Auch Hessen und Westfalen wurden den Franzofen wieder ent- rissen. Vergebens hatte Friedrich den Versuch ge- macht, die Türkei [* 56] zum Kampfe gegen Ruhland und Österreich zu bewegen; die Saumseligkeit der Eng- länder vereitelte die mit der Pforte geführten Unter- handlungen. Um Friedensverhandlungen einzu- leiten , ließen die engl. und die preuh. Regierung dem Regenten Hollands, dem Prinzen Ludwig von Braunschweig, eine Deklaration zugehen, die diefer zu Ryswijk den Gesandten Frank- reichs, Österreichs und Ruhlands überreichte; aber Kaunitz setzte es durch, daß sie abgelehnt wurde. Im Dez. 1759 kamen die sog. Schuwalowschen Verträge zu stände, die den Wiener und Petersburger Hof [* 57] noch enger verbanden und den Russen die Erwer- bung von Ostpreußen in Aussicht stellten.
Auch der erste Teil des 1.1760 verlief unglücklich für die Preußen. Am 23. Juni wurde Fouque' bei Landeshut in Schlesien von Laudon angegriffen und gefangen. Darauf trat Friedrich, von Daun gefolgt, den Marsch nach Schlesien an, wandte sich aber plötz- lich nach Dresden zurück, schloß die Stadt ein und begann eine verheerende Beschießung. Doch neue Unglücksfälle riefen ihn wieder nach Schlesien. Am 26. Juli hatte Laudon Glatz [* 58] gestürmt, war dann vor Vreslau gerückt, das von Tauentzien verteidigt wurde. Die Russen waren an der Oder entlang gleichfalls im Marsch gegen Vreslau; Prinz Hein- rich zog ihnen nach. Friedrich eilte nach Schlesien, ihm folgten zwei österr. Heere unter Daun und Lacy, während die Russen und Laudon ihm ¶