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zu zahlen verhieß. Von Jahr zu Jahr wurde der Vertrag dann erneuert. Nun brach der König von Oberschlesien her überraschend schnell in Mähren [* 3] ein und umschloß die Feste Olmütz, [* 4] wäbrend Prinz Heinrich von Sachsen [* 5] aus einen Vorstoß nach Thü- ringen und nach Franken machte, Vamberg zur Ka- pitulation nötigte und die Magazine der Reichs- truppen zerstörte. Schon vorher, noch während der Wintermonate, hatte das von Lehwaldt, dann von Graf Dohna befehligte ostprcuß.
Korps die Schwe- den zurückgedrängt, Vorpommern und Mecklenburg [* 6] besetzt und Stralsund [* 7] blockiert. Das Unterneh- men Friedrichs in Mähren mißglückte, Olmütz leistete zähen Widerstand; Daun rückte aus Böhmen heran, vermied aber eine Schlacht, und so mußte, nachdem Laudon bei Domstädtl einen großen preuß. Trans- port überfallen hatte (30. Juni), die Belagerung von Olmütz aufgehoben werden. Der König wandte sich nun zur Überraschung des Feindes in schnellen Märschen nach dem östl. Böhmen, wo er bei König- grätz eine feste Stellung bezog, aus der ihn die Österreicher nicht zu verdrängen vermochten, bis ihn der Einbruch der Russen in die Neumark Ende Juli nötigte, Böhmen zu räumen. Er überließ das Kom- mando in Schlesien [* 8] dem Markgrafen Karl, eilte mit den übrigen Truppen nach Küstrin, [* 9] vereinigte sich mit dem Korps Dohnas und schlug die Nüssen 25. Aug. bei Zorndorf ls. d.), worauf diefe die Mar- ken und Pommern [* 10] räumten; nur Kolberg [* 11] wurde noch im Kerbst, doch vergeblich, belagert. In Gewalt- märschen rückte Friedrich jetzt nach Sachsen, um seinem Bruder Heinrich, der inzwischen von Daun und von der Reichsarmee hart bedrängt wurde, Hilfe zu bringen.
Daun bezog ein festes Lager [* 12] bei Stolpen, wo er nicht anzugreifen war. Infolge- dessen wandte sich Friedrich nach der Lausitz, wurde aber von Daun verfolgt und in der Nacht zum 14. Okt. im Lager bei Hochkirch [* 13] (s. d.) überfallen. Trotz fchwerer Verluste setzte Friedrich seinen Marsch nach Schlesien fort, entfetzte Neisse, [* 14] kehrte dann eilends nach Sachsen zurück und nötigte Daun, die Belagerung von Dresden [* 15] aufzuheben. Aber durch die Niederlage bei Hochkirch wurde Frankreich, das schon nahe daran war, sich vom Kriege zurück- zuziehen, von neuem für Osterreich gewonnen. Im Febr. 1759 wurde General Wobersnow nach Posen [* 16] entsandt, wo er die russ. Magazine zerstörte, während Prinz Heinrich im April von Sachsen aus in das nördl. Böhmen einfiel und alsdann im Mai von neuem gegen Thüringen, Hessen [* 17] und bis tief nach Franken hinein Vorstöße unternahm; allent- halben wurden die bereits angesammelten Kriegs- vorräte vernichtet, große Massen von Getreide [* 18] er- beutet und starke Kontributionen ausgeschrieben.
Friedrich beobachtete indessen an dem schles.-böhm. Gebirge, erst bei Landeshut, dann seit Anfang Juli im Lager von Schmottfeifen die österr. Hauptarmee, die unter Daun in Böhmen stand und sich später gegen die Lausitz vorschob. Wobersnow sollte durch einen Marsch auf Thorn [* 19] den Russen in den Rücken kommen und sie zur Räumung von Posen zwingen. Doch der Plan scheiterte. Friedrich ernannte nun den General von Wedell zum Oberbefehlshaber mit der Vollmacht eines «röm. Diktators»; allein auch dieser vermochte nichts auszurichten, er wurde 23. Juli bei Kay geschlagen und fand hier seinen Tod.
Darauf erhielt Prinz Heinrich in Schmottseifen den Oberbefehl; der König felbst eilte mit Teilen der Armee des Prinzen nach Frankfurt. Schon aber war ihm General Laudon mit einem kleinen österr. Korps zuvorgekommen und hatte sich rechts der Oder mit den Russen unter Soltikoff vereinigt. Am 12. Aug. griff Friedrich bei Kunersoorf (s. d.) die bedeutend überlegenen Gegner an, erlitt aber schließ- lich eine furchtbare Niederlage. Kurze Zeit wurde der Oberbefehl an General Finck übergeben; bald jedoch gewann Friedrich die alte Festigkeit, [* 20] zog die Versprengten an sich und brachte bald, da Soltikoff den Sieg nicht auszubeuten wagte, ein neues Heer von 20000 Mann zusammen. Am 4. Sept. ergab sich das starke Dresden der Reichsarmee unter dem Herzog von Zweibrücken. [* 21]
Ende
August und An- fang September führte der König einen trefflichen Defensivkrieg
in der Niederlausitz gegen die
Russen,
während Prinz
Heinrich in der Oberlausitz Daun im
Schach hielt. Die russ. und österr.
Generale hader- ten miteinander; Daun
war zu einem thatkräftigen Vorgehen nicht zu bewegen. So verstrich die gün- stige Gelegenheit, um
Preußen
[* 22] gänzlich niederzu- werfen. Die preuß.
Generale Wunsch und Finck bedrängten die Reichsarmee und die mit ihr ope- rierenden
Österreicher in
Sachsen, der König folgte den
Russen an die Oder nach
Glogau,
[* 23] Prinz Hem- rich dagegen zog
hinter Daun her an die
Elbe.
Nachdem Friedrich im Oktober Glogau gedeckt und die Russen sowie Laudon zum Rückzüge nach Polen genötigt hatte, wandte auch er sich nach Sachsen, um durch Rückeroberung von Dresden den Feldzug zu beendigen. Doch infolge der Kapitulation des Generals Finck bei Maxen (s.d.) 20. Nov. blieb ein großer Teil von Sachfen nebst der Hauptstadt in der Hand [* 24] der Österreicher.- Im Westen war Prinz Ferdinand zunächst bei dem Versuch, die Franzosen aus Hessen zu vertreiben und die Mainlinie wieder- zugewinnen, 13. April bei Frankfurt [* 25] zurückgeworfen worden, gewann aber 1. Aug. bei Minden [* 26] einen glänzenden Sieg über die Franzofen.
Auch Hessen und Westfalen [* 27] wurden den Franzofen wieder ent- rissen. Vergebens hatte Friedrich den Versuch ge- macht, die Türkei [* 28] zum Kampfe gegen Ruhland und Österreich [* 29] zu bewegen; die Saumseligkeit der Eng- länder vereitelte die mit der Pforte geführten Unter- handlungen. Um Friedensverhandlungen einzu- leiten , ließen die engl. und die preuh. Regierung dem Regenten Hollands, dem Prinzen Ludwig von Braunschweig, [* 30] eine Deklaration zugehen, die diefer zu Ryswijk den Gesandten Frank- reichs, Österreichs und Ruhlands überreichte; aber Kaunitz setzte es durch, daß sie abgelehnt wurde. Im Dez. 1759 kamen die sog. Schuwalowschen Verträge zu stände, die den Wiener und Petersburger Hof [* 31] noch enger verbanden und den Russen die Erwer- bung von Ostpreußen [* 32] in Aussicht stellten.
Auch der erste Teil des 1.1760 verlief unglücklich für die Preußen. Am 23. Juni wurde Fouque' bei Landeshut in Schlesien von Laudon angegriffen und gefangen. Darauf trat Friedrich, von Daun gefolgt, den Marsch nach Schlesien an, wandte sich aber plötz- lich nach Dresden zurück, schloß die Stadt ein und begann eine verheerende Beschießung. Doch neue Unglücksfälle riefen ihn wieder nach Schlesien. Am 26. Juli hatte Laudon Glatz [* 33] gestürmt, war dann vor Vreslau gerückt, das von Tauentzien verteidigt wurde. Die Russen waren an der Oder entlang gleichfalls im Marsch gegen Vreslau; Prinz Hein- rich zog ihnen nach. Friedrich eilte nach Schlesien, ihm folgten zwei österr. Heere unter Daun und Lacy, während die Russen und Laudon ihm ¶
mehr
kamen. Friedrich befand sich in der gefährdetsten Lage des ganzen Krieges, bis er 15. Aug. durch den Sieg bei Liegnitz [* 35] über das Heer Laudons das ihm gestellte Netz zerriß. Jetzt vermochte Friedrich wochenlang die Gegner hinzuhalten. Das Vordringen der Reichstruppen in Sachsen sowie die Einnahme von Berlin [* 36] (9. Okt.) durch ein russ.-österr. Streifkorps unter Totleben und Lacy nötigten ihn, sich nach Brandenburg [* 37] zu wenden. Von dort marschierte er an die Elbe, wo er Daun 3. Nov. bei Torgau [* 38] schlug. Der Feldzug von 1761 spielte sich vornehmlich in Schlesien ab. Die Österreicher unter Laudon und die russ. Armee unter Buturlin suchten das zwischen ihnen stehende königl. Heer aufzureiben. Friedrich wich geschickt aus und bezog im August und September das feste Lager von Bunzelwitz (s. d.). Durch plötzlichen Überfall eroberte Laudon 1. Okt. Schweidnitz. [* 39] Im Nordosten wurde Kolberg von den Russen zum drittenmal belagert, und mußte kapitulieren. – Im Westen hatten 1760 die Franzosen Hessen erobert; der Erbprinz von Braunschweig hatte vergebens Wesel [* 40] belagert und nach dem Treffen von Kloster Camp (16. Okt.) über den Rhein zurückgehen müssen. Anfang 1761 beschloß Prinz Ferdinand, die franz. Winterquartiere in Hessen zu überfallen; allein bald mußten die Verbündeten, nach Georgs II. Tode (gest. von der engl. Regierung nur noch lau unterstützt, der Übermacht Soubises und Broglies weichen.
Der Erbprinz wurde bei Atzenhain (21. März) geschlagen, die Belagerung von Cassel wurde aufgegeben; nach wechselnden Kämpfen drang Broglie über die Weser vor und bestürmte im Oktober Wolfenbüttel [* 41] und Braunschweig. Gegen Ende des Jahres gewannen die Verbündeten von neuem die Oberhand; sie bezogen die Winterquartiere in Westfalen. – Der franz. Premierminister Choiseul hatte nach dem Feldzug von 1760 von neuem Friedensunterhandlungen aufzunehmen versucht. Der projektierte Friedenskongreß in Augsburg [* 42] kam 1761 nicht zu stande, und auch die Sonderverhandlungen, die Choiseul mit England anknüpfte, führten zu keinem Ergebnis. Frankreich und Spanien [* 43] schlossen den bourbonischen Familienvertrag. Unter dem neuen Könige Georg III. von England lockerten sich auch die preuß.-engl. Beziehungen. Der Subsidienvertrag wurde nicht erneuert; ja Lord Bute scheute sich nicht, Preußen entgegen zu arbeiten und zum Kriege gegen Friedrich zu ermuntern.
Am starb die erbitterte Feindin des Königs, die Kaiserin Elisabeth von Rußland. Ihr Nachfolger, Zar Peter III., beeilte sich, mit Preußen Frieden (5. Mai) zu schließen. Am 22. Mai folgte in Hamburg [* 44] der Friede mit Schweden [* 45] und darauf (19. Juni) der russ.-preuß. Allianzvertrag, auf Grund dessen ein Hilfskorps von 20000 Russen unter General Tschernytschew zu der preuß. Armee stieß. Katharina II., die nach der Ermordung Peters III. (14. Juli) den russ. Thron [* 46] bestieg, rief zwar ihre Truppen zurück, bestätigte aber den Vertrag vom 5. Mai hielt sich neutral. Am 21. Juli stürmten die Preußen die Höhen von Burkersdorf (s. d.) und siegten dann nochmals über Daun 16. Aug. bei Reichenbach. [* 47] Am 9. Okt. wurde Schweidnitz zurückerobert. Auch in Sachsen wurden bedeutende Erfolge errungen: 29. Okt. gewannen Prinz Heinrich und Seydlitz bei Freiberg [* 48] eine Schlacht über die Österreicher und Reichstruppen; die Husarengenerale Belling und Kleist drangen von neuem nach Franken. Prinz Ferdinand schlug die Franzosen 24. Juni bei Wilhelmsthal, 23. Juli bei Lutternberg, befreite Hessen und eroberte Cassel zurück.
Die Finanznot des Wiener Hofs war so groß, daß man sich schon vor dem letzten Feldzug zu einer Verminderung des Heers um 20000 Mann hatte entschließen müssen. Eine Fortführung des Krieges konnte die Bedrängnis Maria Theresias nur noch vermehren, und an Erfolge war für sie nicht mehr zu denken, zumal da jetzt auch Frankreich sich von ihr trennte und einen Sonderfrieden mit England einging. (S. Pariser Friede.) Nach dem Einmarsch des Generals Kleist in Süddeutschland hatten auch die dortigen Reichsstände Bayern, [* 49] Kurpfalz, Bamberg, [* 50] Würzburg [* 51] u. a. sich beeilt, im Dezember und Januar Neutralitätskonventionen mit Preußen abzuschließen; die Reichsarmee begann sich aufzulösen.
Für einen zwischen Preußen und Österreich zu vereinbarenden Frieden bot die Kaiserin von Rußland ihre Vermittelung an, Friedrich aber lehnte diese Vermittelung ab;
bereits im November war in Schlesien und Sachsen ein Waffenstillstand abgeschlossen worden;
30. Dez. wurden die Friedensverhandlungen zu Hubertusburg eröffnet;
Friedrich lehnte alle Forderungen Österreichs ab;
er bestand darauf, daß in jeder Beziehung der Zustand von 1756 wiederbergestellt würde.
Daraufhin erfolgte der Friede zwischen den drei deutschen Staaten zu Hubertusburg (s. d.). (S. auch Deutschland [* 52] und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 182a.)
Vgl. Friedrich d. Gr., Histoire de la guerre de sept ans (beste Ausgabe in den «Œuvres de Frédéric le Grand», Bd. 4 u. 5, Berl. 1847);
Lloyd, Geschichte des S. K. (aus dem Englischen von Tempelhoff, 2. Ausg., 6 Bde., ebd. 1783–1801);
Archenholtz, Geschichte des S. K. (ebd. 1793; 13. Aufl. 1892);
Schäfer, Geschichte des S. K. (3 Bde., ebd. 1867–74);
Westphalen, Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig (6 Bde., ebd. 1859–72);
Ranke, Zur Geschichte von Österreich und Preußen zwischen den Friedensschlüssen zu Aachen [* 53] und Hubertusburg (in den «Sämtlichen Werken», Bd. 30, Lpz. 1875);
Th. von Bernhardi, Friedrich d. Gr. als Feldherr (2 Bde., Berl. 1881);
Politische Korrespondenz Friedrichs d. Gr., hg. von Naudé, Bd. 12-19 (ebd. 1885–91);
Naudé, Friedrich d. Gr. vor dem Ausbruch des S. K. (in Sybels «Histor. Zeitschrift», 1885 u. 1886);
Maßlowski, Der S. K. nach russ. Darstellung (deutsch von Drygalski, 3 Tle., Berl. 1889–93);
M. Lehmann, Friedrich d. Gr. Und der Ursprung des S. K. (Lpz. 1894);
A. Rambaud, Russes et Prussiens.
Guerre de sept ans (Par. 1895).