Sieben
weisen
Meister, die
, deutsches Volksbuch, eine Sammlung von 15 kleinen
Erzählungen folgenden
Inhalts. Der römische
Kaiser
Pontianus läßt seinen Sohn aus erster
Ehe,
Diocletianus, von sieben weisen
Meistern in den sieben
freien
Künsten unterrichten. Nach seiner Rückkehr an den
Hof
[* 2] findet die
zweite Gemahlin des
Kaisers
Gefallen an ihm; da er
ihre Liebesanträge aber zurückweist, so verleumdet sie ihn beim
Vater, der siebenmal
durch bezugvolle
Erzählungen
seines
Weibes vermocht wird, den Sohn zum
Galgen führen zu lassen, aber auch siebenmal
sich durch die
Gegenerzählung eines
der sieben
Meister zum
Aufschub der
Hinrichtung bewegen läßt, bis endlich der Sohn, der durch ein eigentümliches Verhängnis
sieben
Tage hat schweigen müssen, den
Vater von der
Falschheit seiner
Gattin überzeugt, die
dann verbrannt
wird. Der Ursprung des Werkes reicht nach
Indien zurück, von wo es in die
arabische, persische und
hebräische Sprache, dann
in die
griechische unter dem
Namen »Syntipas« (hrsg. von
Boissonade, Par. 1828) übergegangen ist. Durch lateinische Umbildungen
kam es in die abendländische nationale Litteratur.
Französische Bearbeitungen, deren eine A.
Keller nach
einer
Pariser
Handschrift
(»Li romans des sept sages«,
Tübing. 1836),
eine andre (»Dolopathos«) Österley (Straßb. 1873) herausgegeben hat, beginnen zu Anfang des 13. Jahrh. In Deutschland, [* 3] wohin einzelne Geschichten schon im 14. Jahrh. Eingang gefunden, wurde das Buch 1412 von Hans v. Bühel in poetischer Form bearbeitet; sein Werk »Diocletianus' Leben« hat A. Keller (Quedlinb. 1841) herausgegeben. Eine zweite anonyme poetische Bearbeitung findet sich in Kellers »Altdeutschen Gedichten« (Tübing. 1846). Das deutsche prosaische Volksbuch ward zuerst im 15. Jahrh. gedruckt, ohne Ort und Jahr, dann zu Augsburg [* 4] (1473),
Ingolstadt, [* 5] Straßburg [* 6] und öfter. Simrock hat es in seiner Sammlung deutscher Volksbücher wieder erneuert. Von italienischen Bearbeitungen sind die »Storia d'una crudele matrigna« (hrsg. von Romagnoli, Bologna 1862) und der »Libro dei sette savi di Roma« [* 7] (das. 1865) zu nennen. Eine hebräische Bearbeitung (»Mischle Sendebar«) erschien ins Deutsche [* 8] übersetzt von H. Sengelmann (Halle [* 9] 1842); eine türkische deutsch von Behrnauer (Leipz. 1851); eine syrische (»Sindban«) mit deutscher Übersetzung von Bäthgen (das. 1879).