Sieben
weise Meister, eine durch eine Rahmenerzählung zusammengehaltene, sehr verbreitete mittelalterliche Novellensammlung. Das Rahmenschema ist in den meisten Versionen folgendes. Ein von einem Weisen erzogener Königssohn wird vom Vater heim befohlen. Da die Sterne ihm während eines bestimmten Zeitraums Todesgefahr verkünden, legt ihm der Lehrer während dieser 7 (10, 40) Tage Schweigen auf. Seine Stiefmutter, deren Liebesanträge er zurückweist, verleumdet ihn beim König. Er soll sterben; aber 7 (10, 40) am Hof [* 2] versammelte Weise ziehen die Hinrichtung während der kritischen Zeit durch je ein an je einem Tage erzähltes Beispiel von Frauentücke und Übereilung hin, während die Königin durch je eine Gegenerzählung die Hinrichtung durchzusetzen sucht.
Nach Ablauf [* 3] dieser Zeit beweist der Prinz seine Unschuld und die Frau wird getötet. Als Heimat des Werkes, das in den orient. Fassungen als Geschichte des Philosophen Sindbad, Sindibad, Sindabad, Sendabad, Sandebar, Sendabar, grch. Syntipas, auftritt, wird allgemein Indien angenommen. Das ind. Original ist verloren. Es wurde in Persien [* 4] ins Pehlevi übersetzt, von da ins Arabische, aus dem Arabischen ins Syrische, Altspanische und Hebräische; aus dem Syrischen durch einen gewissen Michael Andreopulos ins Griechische. Ins Abendland gelangte das Werk spätestens im 12. Jahrh.; 1184 oder 1185 bearbeitete es der Mönch Joannes von Alta Silva (Haute-Seille bei Nancy) [* 5] ins Lateinische u. d. T. «Historia de rege et septem sapientibus» oder «Dolopathos» (hg. von Österley, Straßb. 1873). Diese Bearbeitung brachte Anfang des 13. Jahrh. Herbert in franz. ¶