Sicilien
8 Seiten, 10'374 Wörter, 71'817 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Sicilien,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Sicilien,
die größte, fruchtbarste, bevölkertste Insel des Mittelmeers, [* 4] von der Halbinsel Calabrien durch die Straße von Messina [* 5] getrennt und nur 120 km von dem nächsten Küstenpunkte Afrikas entfernt, hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen Spitzen Kap Faro oder Peloro (Promontorium Pelorum) im NO., Kap Boeo (Lilybaeum) im W. und Kap Passero (Pachynum) im S. bilden. Die Insel hat nach einer neuen Ausmessung der Generaldirektion der Statistik 25461 km, mit den zu ihr gerechneten Liparischen und Ägadischen Inseln sowie den Eilanden Ustica, Pantelleria, Linosa und Lampedusa 25740 qkm. 1881 betrug die Bevölkerung 2927901 (1468104 männl., 1459797 weibl.) E. Für Dez. 1893 wurden 3404665 E. berechnet, also 132 auf 1 qkm. (S. Karte: Unteritalien, Bd. 9, S. 741.)
Oberflächengestaltung. Die 320 km lange Nordküste hat die Golfe von Palermo [* 6] und Castellammare, die 215 km lange Ostküste die Golfe von Messina, Catania, Augusta und Siracusa, die 285 km lange Südküste keinen einzigen tiefer eingeschnittenen Meerbusen aufzuweisen. Die Insel ist sehr gebirgig; große Tiefebenen sind nicht vorhanden. Nur südwärts von Catania breitet sich, zwischen den Flüssen Simeto und Gornalunga, die gepriesene Ebene von Catania (Ager Leontinus) aus.
Noch beschränktern Umfangs sind die Küstenebenen von Milazzo im NO., von Palermo im NW., von Terranova und Licata im S. Abgesehen von der jüngsten Gebirgsbildung, [* 7] dem Vulkan Ätna [* 8] (s. d.), der ein selbständiges System bildet, sind zwei Gebirgskomplexe zu unterscheiden. Die längs der Nordküste sich hinstreckende Gebirgskette beginnt mit den Monti Pelloritani, die sich vom Kap Faro an der Ostküste bis an das Thal [* 9] des Alcantara und nach Taormina hinziehen und bis 1374 m ansteigen. Es ist dies ein von tiefen Thälern durchfurchter, teils kahler, teils mit reicher Vegetation bedeckter Rücken, der durch seine Zusammensetzung aus Granit und Gneis mit dem calabrischen Apennin übereinstimmt.
Westlich von Taormina wendet sich das Gebirge unter dem Namen Monti Nebrodi (Neurodes Montes) gegen Westen und erreicht südlich von Cefalu seine größte Höhe im Pico Antenna (1975 m) in der Gruppe Le [* 10] Madonie. Weiter westlich von Termini ist es sehr durchbrochen und löst sich in einzelne Rücken und Berge auf. Dieser nördl. Gebirgszug fällt unmittelbar zur Meeresküste ab, steiler als das Südgehänge, dessen Fuß 3-400 m über der Meeresfläche bleibt. Es legt sich nämlich der Südseite ein Plateau mit tertiären und vulkanischen Bildungen an, das sich südwärts allmählich abdacht und im Innern inselartige Bergpartien trägt, die auf einen ehemaligen Zusammenhang deuten.
Wichtig ist als zweiter Gebirgskomplex der mit dem ersten zusammenhängende der Südostspitze der Insel, dessen Berge (Montes Heraei) in dem Monte-Lauro 985 m erreichen. In der Südabdachung der Insel befinden sich die berühmten Schwefellager in einem Gebiete, dessen Grenzen [* 11] durch die Städte Girgenti, Lercara, Centuripe, Caltanissetta und Terranova bezeichnet werden. Infolge der fast gänzlichen Entwaldung herrscht große Wasserarmut. Flüsse [* 12] sind zwar in Menge vorhanden, aber die meisten liegen im Sommer trocken, während sie im Winter und Frühjahr plötzlich als wilde Bergströme Verwüstung anrichten und überdies die Herstellung und Erhaltung der ¶
Verkehrswege erschweren. Die bedeutendsten Flüsse sind im O. der Alcantara, Simeto (Giaretta) mit Salso, Dittaino und Gornalunga, im S. der Salso, Platani und Belice. Der größte See S.s ist der Lago di Lentini, im Thale des im S. des Simeto mündenden Lionardo, der im Sommer die Umgegend durch seine Ausdünstungen verpestet. Mineralquellen und Bäder, größtenteils Schwefelthermen, schon im Altertum berühmt, sind die von Ali, südlich von Messina, Sciacca, Termini Imerese, Termini bei Barcellona, Acireale u. s. w. Der Reichtum an Schwefel und Schwefelthermen, die Schlammvulkane bei Girgenti und Caltanissetta, die Naphthaquellen bei Mistretta, die Steinölquellen bei Caltanissetta, die nicht seltenen Erdbeben [* 14] und andern Erscheinungen kennzeichnen, auch abgesehen vom Ätna, die Insel als ein größtenteils vulkanisches Revier, zu welchem auch die Liparen gehören. Der Sommer, vor allem Juli, ist regenlos, der Winter ist Regenzeit, selten sinkt das Thermometer [* 15] unter den Gefrierpunkt. Oktober bis März herrscht Westsüdwestwind, Mai bis August Nordostwind vor; häufig weht der Sirocco.
Erwerbszweige. Infolge des Wassermangels ist die einst so bedeutende Fruchtbarkeit der Insel, die ihr den Namen der Kornkammer Italiens [* 16] verschafft hatte, zurückgegangen, doch ist sie noch immer groß. Die Hauptkultur ist wie früher die des Weizens, dann Gerste [* 17] und Bohnen. Ein Hindernis des rationellen Anbaues besteht darin, daß die großen Grundeigentümer ihr Land in kleinen Stücken auf kurze Zeit vergeben, wodurch es dem Pachter sehr schwer wird, Verbesserungen einzuführen. Wo dagegen der Grundbesitz mehr geteilt ist, haben auch die neuern Methoden der Landwirtschaft Eingang gefunden.
Mit dem großen Grundbesitz hängt es auch zusammen, daß es in S. so wenige Dörfer giebt. Die Landarbeiter wohnen in den Städten zusammengedrängt, welche deshalb auch meistens einen keineswegs ihrer Einwohnerzahl entsprechenden städtischen Charakter haben, überdies bedienen sich die Großgrundbesitzer in der Regel der Hilfe von Vermittlern, wodurch die Lage der Pächter, die somit Afterpächter sind, schlechter wird. Die Viehzucht [* 18] wird weniger von den Grundbesitzern als von Spekulanten betrieben, welche das Vieh von einem gemieteten Weideplatze zum andern treiben.
Mehr und mehr verbreitet sich in S., zum Vorteil des Landes, die Baumkultur. Etwa 160000 ha werden von Weinpflanzungcn eingenommen und die Insel liefert ausgezeichnete Weine (s. Sicilische Weine), unter denen der Marsala der bekannteste ist. Außer den althergebrachten Mittelmeer-Kulturpflanzen sind besonders die Agrumen verbreitet (Orangen und Citronen), welche in der Umgegend von Palermo, Milazzo, Messina, Catania den landwirtschaftlichen Charakter bilden.
Die Kastanienwälder reichen am Ätna noch bis 1300 m Höhe. Südfrüchte, Wein, Olivenöl, Kapern, Nüsse, ferner Wolle und Kanthariden kommen zur Ausfuhr. Die Seidenkultur, schon seit dem 12. Jahrh. eingeführt und von hier aus in Italien [* 19] verbreitet, ist nur bei Messina belangreich. Bienenzucht [* 20] wird viel getrieben und guter Honig zur Ausfuhr gebracht. Sehr bedeutend ist der Thunfisch- und Sardellenfang, und an der Westküste gewinnt man schöne Korallen. [* 21] In der Landfauna treten einige afrik.
Elemente auf, z. B. Stachelschwein, Ginsterkatze, Purpurhuhn (Porphyrio haycinthinus Temm.), Laufhühner (Turnix sylvatica Desfont.) u. a. m. Das Mineralreich bietet Silber, Kupfer [* 22] und Blei, [* 23] aber Bergbau [* 24] auf diese Metalle wird nicht getrieben. Dagegen liefert die Insel Stein- und Seesalz in großer Menge, Marmor in vielen Arten, Chalcedone und die schönsten Achate, besonders aber Schwefel. In Betrieb sind über 300 Gruben, dem jedesmaligen Grundeigentümer gehörig, die jährlich etwa 2,4 Mill. Doppelcentner liefern.
Die Betriebsweise ist Raubbau, Maschinen sind noch unbekannt, Kinder schleppen das Gestein an das Tageslicht. Zwei Drittel sämtlicher Gruben befinden sich in den Provinzen Girgenti und Caltanissetta, von denen die letztere die Hälfte alles Schwefels liefert. Der Manufaktur- und Fabrikbetrieb ist unbedeutend. Der Seehandel, dessen Mittelpunkte Messina, Palermo und Catania sind, wozu noch für Schwefel (außer den beiden erstern) Girgenti, Licata, Terranova, für Wein Marsala kommen, befand sich bis in die neueste Zeit in den Händen ausländischer Kaufleute. Der Binnenhandel ist durch den Mangel an Straßen sehr erschwert. Die Zahl der Chausseen nimmt in letzter Zeit bedeutend zu; doch hat die Südküste noch immer großen Mangel daran. Über die Eisenbahnen s. Italienische Eisenbahnen. Submarine Kabel verbinden S. mit Reggio, mit Sardinien, [* 25] den Liparischen Inseln, mit Tunis [* 26] und Malta.
Verwaltung. Nach der historischen, aus der Zeit der Sarazenenherrschaft stammenden Einteilung zerfiel die Insel in die 3 Bezirke: Val di Demone im NO., Val di Noto im SO., Val di Mazzara im NW. Jetzt umfaßt S. 7 Provinzen:
Provinzen | Flächenraum in qkm offiziell | nach Strelbitskij | Einwohner 1881 | Einw. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Caltanissetta | 3769 | 3289 | 266379 | 71 |
Catania | 5102 | 4984 | 563457 | 110 |
Girgenti | 3862 | 3019 | 312487 | 81 |
Messina | 4579 | 3227 | 460924 | 101 |
Palermo | 5087 | 5142 | 699151 | 137 |
Siracusa | 3697 | 3729 | 341526 | 92 |
Trapani | 3146 | 2408 | 283977 | 90 |
Sicilien |
29242 | 25798 | 2927901 | 100 |
Die oberste Gerichtsbehörde ist der Kassationshof zu Palermo. Unter ihm stehen die Appellationshöfe von Palermo, Messina und Catania. In den Hauptstädten der Provinzen bestehen Bezirksgerichte. Palermo ist Sitz des Kommandanten des sicil. Armeekorps. Das Unterrichtswesen umfaßt Volksschulen, technische und Realschulen, Gymnasien oder königl. Kollegien, Lyceen, Seminarien, Akademien; Universitäten sind in Palermo, Messina und Catania.
Geschichte. (S. Karte: Das Alte Italien, Bd. 9, S. 742.) Die ältesten Bewohner S.s waren Sikaner, vielleicht iber. Stammes, die durch die vom ital. Festlande eingewanderten Sikeler nach dem Westen der Insel gedrängt wurden, wo noch in geschichtlicher Zeit Hyklara (Carini im Westen von Palermo) eine freie Sikanerstadt war. Nach anderer neuerdings aufgestellter Meinung sind die Sikaner und Sikeler nur verschiedene Namen eines Volks. Die Sikeler gründeten eine Menge Städte und kleine Fürstentümer, die sich noch in späterer Zeit von der mittlern Nordküste tief in das Innere der Insel ausbreiteten, wo sie besonders das Symäthosthal und die Gegend um den Monte-Lauro innehatten. Frühzeitig hatten die Phöniker auf den Landspitzen der Küste und den vorliegenden Inselchen Handelsstationen gegründet und ihre Kulte ¶
verbreitet. Aber erst die Griechen traten erobernd, Kolonien gründend und civilisatorisch auf, zunächst auf der Ost-, später an der Süd- und Nordküste. 735 gründete angeblich Theokles aus Athen [* 28] mit Euböern von Chalcis die Kolonie Naxus an der Mündung des jetzigen Alcantara. Dann wurde 734 (alle ältern Gründungsdaten können höchstens angenähert gelten) Syrakus [* 29] von Doriern aus Korinth, [* 30] 732 Messana-Zankle (Messina) von Chalcis und Kyme, 730 Leontini und Catana von Theokles, 728 Megara-Hybläa (am Busen von Agosta) von Megara, 690 Gela (Terranova) von Rhodus und Kreta aus, 664 Acrä (Palazzolo) und (vielleicht) Henna (Castrogiovanni) von Syrakus, 648 Himera (bei Termini) von Messana, 644 Casmenä (Scicli südwestlich von Modica), 628 Selinus von Megara-Hybläa, 599 Camarina (südlich von Vittoria) von Syrakus, 582 Akragas oder Agrigentum (Girgenti) von Gela aus angelegt.
Der Nordosten geriet so unter chalkidischen, der Süden unter dor. Einfluß. Die Sikeler und Sikaner wurden zum Teil den Griechen, den Sikelioten, zinspflichtig und bebauten ihre Äcker als Halbfreie, während in den Städten der griech. Adel als Grundbesitzer (in Syrakus Gamoren genannt) herrschte. Andere Teile der ältern Bevölkerung [* 31] zogen sich in das bergige Innere zurück. Die Phöniker wichen an die Westküste, wo sie Panormos (Palermo), Soloeis (Solanto), Motye (Isola di San Pantaleo) u. a. hielten.
Aber um die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. stockte die Hellenisierung der Insel und des Westens überhaupt, wohl infolge des engern Bündnisses, in welches die Italiker mit den Karthagern getreten waren. Gleichzeitig erschütterten Verfassungskämpfe die griech. Kolonien. Um 500 herrschten in den bedeutendsten Städten Tyrannen, von denen Gelon von Syrakus und Theron von Agrigent, verschwägert und verbündet, die griech. Herrschaft vor dem ihr drohenden Untergange bewahrten, als gleichzeitig mit dem zweiten Perserkriege die Karthager, wahrscheinlich im Einverständnis mit Xerxes, über die Hellenen des Westens herfielen.
Die Schlacht bei Himera 480 rettete nicht bloß diese Städte, sondern das ganze Hellenentum S.s vor dem Barbarentum der Karthager. Es begann die kurze Blütezeit, nur getrübt durch die Vernichtung der chalkidischen Städte der Ostküste durch Gelon und Hiero I. Doch Verfassungskämpfe der einzelnen Stadtgemeinden, deren wachsende Demokratisierung, dazu der sich stets geltend machende Gegensatz dorischer und ionisch-achäischer Städte mußten eine Katastrophe herbeiführen; der große athenische Feldzug gegen Syrakus (415-413) beschleunigte sie noch.
Nach der Niederlage Athens strebte Syrakus als erste griech. Seemacht nach der Herrschaft über ganz S. und über Unteritalien. Die Karthager brachen von ihren alten westl. Besitzungen nach dem Osten vor. Selinus und Himera wurden 409 zerstört, 406 Agrigent genommen, 405 Gela und Camarina besetzt und tributpflichtig gemacht, 396 Messana geschleift. Diese Ereignisse brachten Dionysius I. zur Herrschaft von Syrakus (s. d.). An die Geschichte dieser Stadt knüpfen sich fortan die Geschicke von ganz S., auch nach der Invasion des Epirotenkönigs Pyrrhus und nach dem ersten Punischen Kriege.
Nach Roms Sieg 241 teilten Rom und [* 32] Syrakus die Herrschaft, wobei freilich Rom den Löwenanteil erhielt. Im zweiten Punischen Kriege wurde sodann 212 auch Syrakus und 210 Agrigent von den Römern erobert. Die ganze Insel war nun eine römische Provinz, unter einem Prätor, später Proprätor, sie zerfiel in die zwei Quästuren von Lilybäum und Syrakus. Anfänglich suchten die Römer [* 33] den während der langen Kriege heruntergekommenen Ackerbau S.s zu heben, aber nur um die Insel desto mehr ausbeuten zu können.
Die von den Karthagern entlehnte Plantagenwirtschaft machte S. zwar zur Kornkammer Italiens, aber auch zum Schauplatz der Sklavenkriege (s. d.), die den Wohlstand der Insel arg schädigten. S. kam unter den röm. Statthaltern immer mehr herunter. M. Ämilius Lepidus (82) wurde noch durch Verres (s. d.) überboten, der (73-71) die Insel sogar ihrer kostbarsten Statuen und Bildwerke beraubte. Auch die Bürgerkriege zwischen Sextus Pompejus und Octavianus beschleunigten den Verfall, so daß Octavian als Kaiser der Insel durch Kolonien, Gründung und Wiederherstellung von Städten aufhelfen mußte. Doch die Kraft [* 34] des Landes blieb gebrochen. Das Christentum scheint von Rom aus nach S. gekommen zu sein.
Seit Augustus' Reichsreform (27 v. Chr.) bildete die Insel S. die erste der zehn senatorischen Provinzen, dann nach der Einteilung Diocletians eine Provinz der Diöcese Italien. 395 n. Chr. wurde sie bei der Reichsteilung zum Weströmischen Reiche geschlagen. Des Westgoten Alarich Versuch, nach S. überzusetzen, scheiterte nur an dem Untergang seiner Schiffe [* 35] im sicil. Sunde (410). Der Vandale Genserich belagerte von Afrika [* 36] aus 440 Palermo und eroberte Lilybäum (Marsala).
Der Ostgote Theodorich bemächtigte sich 493 der ganzen Insel. Zwar wurde sie 535 durch Belisar dem Byzantinischen Reiche einverleibt und Kaiser Constans II. verlegte sogar die Residenz des Ostreichs 663 nach Syrakus, wurde aber 668 hier ermordet, worauf Araber 669 die Stadt plünderten. Danach landeten 827 die Sarazenen, vom byzant. Statthalter Euphemius herbeigerufen, unter Ased ibn Forrât bei Mazzara; 831 fiel Palermo in ihre Hände, das von nun an die Hauptstadt der Insel wurde und blieb. Die Sarazenen breiteten sich inzwischen immer mehr aus, und 878 bezwang Ibrahim ibn Ahmed auch Syrakus. Die Christen behaupteten sich zuletzt nur noch in der Nordostecke der Insel, wo jedoch 901 Taormina und endlich 965 auch Rametta (südwestlich von Messina) genommen wurde.
Obschon seit 878 die ganze Insel im Besitz der Sarazenen war, gelangte sie doch zu keinem wirklichen Frieden, da der Gegensatz zwischen den Arabern und den afrik. Berbern, aus welchen die Eroberer bestanden, fortwährend zu blutigen Fehden unter denselben führte. Dazu kam noch der Wechsel der Dynastien. Zuerst herrschten die Aglabiden von Kairwan (Tunis). Dann wurde S. unter den Fâtimiden Ägyptens ein selbständiges Emirat. Später pflanzte sich von Afrika, wo die Ziriten zur Herrschaft gelangt waren, der blutige Kampf zwischen den Sunniten und Schiiten nach der Insel herüber, und der Aufstand verschiedener Städte beschleunigte den Untergang der mohammed. Herrschaft. Doch hatte sich der Wohlstand der Insel während derselben bedeutend gehoben. Ackerbau, Industrie und Handel waren von neuem erblüht, so daß, als im 11. Jahrh. die Normannen (s. d.) S. eroberten, diese die reichste Beute fanden. 1061 schritt Robert Guiscard, Herzog von Apulien, mit seinem Bruder Roger zur Eroberung der Insel, nachdem Ibn Thimna von Syrakus schon einmal um ihre Hilfe ¶