Seward
(spr. ssjuh-erd), William Henry, nordamerikan. Staatsmann, geb. zu Florida im Staat New York, studierte die Rechte und ließ sich 1823 zu Auburn als Rechtsanwalt nieder. Er ward 1830 als Senator in die Legislatur und 1838 zum Gouverneur des Staats New York gewählt und führte eine Reform des Volksschul- und des wissenschaftlichen Unterrichtswesens ein. Seine Wiederwahl 1843 ablehnend, kehrte er zu der juristischen Praxis zurück. 1849 wie auch wieder 1855 als Senator in den Kongreß gewählt, galt er dort als der Führer der Freiboden- oder Antisklavereipartei und als einer der ausgezeichnetsten Redner und tüchtigsten Politiker; 1860 war er einer der republikanischen Kandidaten für die Präsidentenwahl, ward aber, obwohl er im ersten Wahlgang der Konvention siegreich war, durch Greeleys Einfluß zurückgedrängt und vom Präsidenten Lincoln zum Staatssekretär ernannt, in welcher Stellung er während des Bürgerkriegs eine ungemeine Thätigkeit und Energie entwickelte.
Gleichzeitig mit der Ermordung Lincolns durch Booth im Theater [* 2] zu Washington [* 3] ward S., welcher gerade krank daniederlag, samt seinem Sohn durch Lewis Payne schwer verwundet. Letzterer starb einige Tage nachher, S. der Vater aber genas bald wieder und führte auch unter Johnson sein Amt weiter, machte sich indessen durch die Unterstützung der Politik desselben höchst unpopulär. Am legte er sein Amt nieder und machte eine zweijährige Reise nach Südamerika, [* 4] Asien [* 5] und Europa, [* 6] deren Beschreibung in dem von seiner Adoptivtochter Olive Risley S. herausgegebenen Buch »S.'s travels around the world« (New York 1873) enthalten ist. Er starb in Auburn. Er schrieb: »Life of John Quincy Adams« (Auburn 1849). Veröffentlicht wurden auch seine »Speeches, state papers and miscellaneous works« (New York 1853-62, 4 Bde.) und sein Kriegstagebuch (»Diplomatie history of war for the Union 1861-65«, Boston [* 7] 1883). Gesammelt wurden seine Werke von Baker herausgegeben (Boston 1883, 5 Bde.). Seine »Autobiography« (bis 1834 reichend, bis 1846 fortgeführt von seinem Sohn Frederick W. S.) erschien New York 1877.
Vgl. Ch. F. Adams, The life, character and services of William Henry S. (Albany 1873).