Sesvenna
(Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis Untertasna, Gem. Schuls).
2093 m. Alpweide, am rechtsseitigen Gehänge des Val Sesvenna und am S.-Hang der Paraits Sesvenna;
9 km sö. Schuhs.
SESVENNA
851 Wörter, 5'797 Zeichen
Sesvenna
(Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis Untertasna, Gem. Schuls).
2093 m. Alpweide, am rechtsseitigen Gehänge des Val Sesvenna und am S.-Hang der Paraits Sesvenna;
9 km sö. Schuhs.
Sesvenna
(Fuorcla) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). Etwa 2830 m. Passübergang 2 km nnö. vom stark vergletscherten Piz Sesvenna in der Ofenpassgruppe. Leitet von Scarl durch Val Sesvenna in nö. und n. Richtung nach der Schlinigeralp über der schweizerischen Landesgrenze, nach Sursass und auf den Munt Schlingia ¶
auf Schweizer Gebiet, oder direkt nach NO. zur Pforzheimerhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (2250 m) im österreichischen Schlinigthal und von da in sö. Richtung hinunter nach Schleis, Laatsch und Glurns oder Mals.
Aufstieg von Scarl bis zur Passhöhe etwa 3 Stunden und von da hinüber nach der Pforzheimerhütte eine weitere Stunde.
Die Passhöhe liegt in Sesvenna
granit.
Sesvenna
(Paraits) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
Etwa 3000 m. NO.-Grat des Piz Madlain in der Sesvenna
gruppe, die sich nö. vom Scarl- und Avignathal
ausbreitet. Im O. liegt das wilde Felsentobel des Val dell' Aua, das zwischen den Gletschern des Piz Lischanna und Piz Cornet
seinen Ursprung nimmt, sich nach S. wendet und auf der Alp Sesvenna
zum Sesvennathal
sich öffnet. Die 2 km langen, wilden
Gratwände der Paraits Sesvenna
kehren ihren Steilabfall der Alp Sesvenna
zu und weisen zwischen ihren Felsgesimsen einzelne
Grasbänder auf. Sie bestehen aus Hauptdolomit und ganz in der Höhe aus Steinsberg- oder Liaskalk und
dunkeln Liasschiefern.
Sesvenna
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3221 m (nach der neuesten Karte 3207 m).
Gipfel auf der Landesgrenze gegen Oesterreich, zwischen dem Scarl- und dem österreichischen Avignathal;
w. vom Montpitschen oder Maipitsch (3162 m), sw. vom Tollerkopf (2892 m), s. der Fuorcla Sesvenna und n. der Cruschetta (oder Scarljöchl).
Stark vergletscherter Bergstock, dessen Gipfel entweder von Scarl her oder von der Pforzheimerhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (2250 m) im Hintergrund des österreichischen Schlinigthales (in 3½ Stunden) erstiegen werden kann.
Der Aufstieg vom Alpendörfchen Scarl
aus durch die Alp Sesvenna
und dann über Geröll und ein Schneefeld ist in 4 Stunden leicht zu bewerkstelligen.
Grossartige Fernsicht.
Seltene Alpenpflanzen, wie z. B. Primula glutinosa, die hier ganze Wiesen bildet.
Der Sesvenna
stock
besteht aus Granit und Granitgneis.
Jener überwiegt bei weitem, ist weisslichgrau gefärbt und enthält Feldspatkristalle von bis zu 5 cm Länge. Im Gneis sind diese Kristalle infolge des Gebirgsdruckes zu grossen Linsen gequetscht worden (Augengneis).
Die Gneisgesteine des Sesvennamassives erscheinen durch komplizierte Faltung und Ueberschiebung noch als kleine Kappen auf den hintern Spitzen des Piz S. Jon und Piz Lischanna, wo sie in spärlichen Resten verkehrt auf den Kalksedimenten ruhen.
(Vadret) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 3200-2700 m. 1,6 km langer und im Maximum 2,2 km breiter Gletscher am N.- und NW.-Hang des Piz Sesvenna. Er bildet zusammen mit dem Vadret Lischanna das grösste Eisfeld der rechtsseitigen Gebirge des Unter Engadin und übertrifft ihn zwar an Breite, erreicht ihn jedoch nicht an Länge. Die stärkste Böschung liegt ungefähr in der Mitte, wo von S. her Granitriffe aus dem Eise hervorstechen.
(Val) (Kt. Graubünden, Bez. Inn). 2800-1813 m. Oestl. Seitenthal des Scarlbaches; entspringt am Gletscher des Piz Sesvenna und wendet sich zuerst nach W., dann nach SW., um bei Scarl (1813) ins Hauptthal auszumünden. Der w. verlaufende obere Teil ist 3,5 km, der sw. gewendete untere Abschnitt 2,8 km lang. Das Gesamtgefälle beträgt 11,4%. In der Mitte verbreitert und verflacht sich das Thal zur Schulser Alp Sesvenna (2093 m), zu welcher auch die Alp Marangun (2351 m) im obern, neuerdings verbreiterten Thalkessel gehört.
Auf der Zwischenstrecke reichen von N. her die Hänge des mächtigen und wilden Felsenplateaus des Cornet, der Vorstufe des 3033 m hohen Piz Cornet, herab, während im Hintergrund auf der N.-Seite des Thales der Piz Cristannes (3120 m) emporragt. Der Vordergrund zeigt noch auf beiden Seiten Waldbekleidung, die dann am rechtsseitigen Thalgehänge bald ganz aufhört, während sie links bis unter die Alp Sesvenna heraufreicht. Die letzten kleinen Waldreste auf dieser Seite und im Thälchen überhaupt sind bei Marangun zu treffen.
Auf der Alp Sesvenna mündet das an der W.-Seite des Piz Cornet entstehende und von N. kommende Val dell' Aua, durch dessen felsige und schattige Furche man auf den obersten Rand des Lischannagletschers hinaufsteigen kann. Durch eine von diesem Tobel nach O. abzweigende Furche gelangt man auf die Fuorcla Cornet (2849 m), während die Fuorcla Sesvenna von Scarl her in nö. und n. Richtung zur Schlinigeralp oder zur Pforzheimerhütte hinüberleitet. Das landschaftlich, botanisch und geologisch hochinteressante Sesvennathal verläuft in Sesvennagranit und -gneis (Augengneis), die im obern Teil und auf der linken Seite des Ausgangs zum Scarlbach verbreitet sind, während dazwischen Verrucano und alpiner Muschelkalk über den Bach setzen.
Die höhern Gehänge am Cornet, Mot und Piz Madlain bestehen aus Triaskalken und -dolomiten (alpinem Muschelkalk, Arlbergdolomit, Oberer Rauhwacke oder Raiblerschichten und Hauptdolomit), die zu oberst teilweise von Juraschichten überfaltet und überschoben sind. Die Spitze des Piz Cornet endlich ist aus Gneis und grünem Quarzporphyr aufgebaut, die von O. herübergeschoben erscheinen. Das Val Sesvenna sah einst Bergbau auf silberhaltigen Bleiglanz. Reste alter Gruben sind hinter der Sesvennaalp s. vom Cornet erhalten, und das Grubenhaus ö. vom Wasserfall von Cornet wurde zuletzt noch bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts benutzt.