Servĭus
Tullius, der als sechster röm. König 578–534 v. Chr. regiert haben soll, war nach der gewöhnlichen Sage der Sohn eines Gottes und einer Sklavin des Tarquinius Priscus, Ocrisia, und von früh auf durch Wunderzeichen verherrlicht. Nach etrusk. Chroniken dagegen wäre er ein Etrusker gewesen, der mit seinem heimischen Namen Mastarna geheißen und mit einer Schar Landsleute in Rom [* 2] sich festgesetzt hätte. Zum Eidam des Tarquinius erhoben, wurde er nach dessen Tode König mit Hilfe der Gemahlin des Verstorbenen, Tanaquil.
Seiner Regierung wurden glückliche Kriege mit den Vejentern, hauptsächlich aber eine großartige Verfassungsreform zugeschrieben, die aus Patriciern und Plebejern ein einheitliches, nach lokalen Tribus geteiltes und danach wieder in bestimmte Steuer- und Heeresklassen (Centurien) gegliedertes Volk schuf. Doch wird bezweifelt, daß diese Einteilung schon in die Königszeit gehört. Sicher fällt dagegen noch in diese die ebenfalls dem S. T. zugeschriebene Herstellung einer noch in den Resten erhaltenen gewaltigen Stadtmauer (Servianische Mauer, s. Rom, Bd. 13, S. 941a.).
Endlich wird der der Diana auf dem Aventin in Rom als ein zweites gemeinsames Heiligtum des Latinischen Bundes geweihte Tempel [* 3] als das Werk des S. T. bezeichnet. Außerdem soll S. T. nach der Tradition geprägtes Barrengeld eingeführt haben. S. T. hatte, wie erzählt wird, seine beiden Töchter mit den Söhnen des Tarquinius Priscus verheiratet. Die eine, des Aruns Gattin, trat in ein ehebrecherisches Verhältnis zu dessen Bruder Lucius und heiratete ihn, nachdem er seine Gattin und sie ihren Gemahl gemordet. Dann reizte sie ihren neuen Gemahl zur Verschwörung gegen ihren Vater. S.T. wurde erschlagen. Über die blutige Leiche fuhr die entartete Tochter mit ihrem Wagen. –