Servet
,
Michael (eigentlich
Miguel Serveto
y
Reves), gelehrter
Arzt und
Antitrinitarier, geb. 1511 zu
Tudela im Gebiet von
Navarra, studierte in
Toulouse
[* 2] die
Rechte und kam im
Gefolge
Karls V., dessen Kaiserkrönung er beiwohnte,
nach
Deutschland
[* 3] und stand hier in
Diensten des kaiserlichen
Beichtvaters
Quintana. Als es ihm um 1530 nicht gelang, den
Ökolampadius
für seine von der Kirchenlehre abweichenden spekulativen
Ansichten von der
Trinität zu gewinnen, wandte er sich im
Oktober
d. J. nach
Straßburg,
[* 4] wo ihm
Capito und
Bucer bekannt waren, und veröffentlichte in
Hagenau
[* 5] sein Werk
»De
trinitatis erroribus« (1531),
von dem der Rat zu Basel [* 6] viele Exemplare vernichten ließ, und von dessen Verfasser Bucer urteilte, er »sei würdig, daß man ihm die Eingeweide [* 7] aus dem Leibe reiße«. Dagegen suchte S. seine Ansichten in den am gleichen Ort erschienenen »Dialogi de trinitate« (1532) weiter zu begründen. Dann kehrte er nach Frankreich zurück, lebte meist in Paris [* 8] oder Lyon, [* 9] studierte Astrologie, [* 10] Mathematik und Medizin und erwarb sich durch seine Herausgabe des Ptolemäos einen ebenso geachteten Namen als Geograph, wie er als Arzt und Physiolog sich namentlich durch seine bahnbrechenden Ausführungen über den Blutumlauf hervorthat.
Seit 1540 zu Vienne lebend, geriet er durch seine 1553 in Lyon herausgegebene theosophische Schrift »Christianismi restitutio« mit der katholischen und protestantischen Theologie in Zwiespalt. Zwar entkam er aus dem Gefängnis in Lyon im April 1553, ward aber in Genf [* 11] auf Calvins Anzeige abermals festgenommen, vergebens zum Widerruf ermahnt und, nachdem sich die vier evangelischen Ministerien von Zürich, [* 12] Bern, [* 13] Basel und Schaffhausen [* 14] gutachtlich gegen ihn ausgesprochen hatten, vom Rat zu Genf, besonders auf Calvins (s. d.) Andringen, zum Feuertod verurteilt, den er, standhaft bei seiner Lehre [* 15] beharrend, erlitt.
Vgl. Trechsel, Michael S. und seine Vorgänger (Heidelb. 1839);
Rilliet, Relation du procès criminel intenté contre M. S. (Genf 1844);
Brunnemann, Michel S., eine aktenmäßige Darstellung des 1553 in Genf gegen ihn geführten Kriminalprozesses (Berl. 1865);
die Werke von Tollin: Das Lehrsystem Servets
(Gütersl. 1876 bis 1878, 3 Bde.),
Dr.
Martin
Luther und
M. S. (Berl. 1875),
Phil.
Melanchthon und
M. S. (das. 1876),
S. und M. Butzer (das. 1879)
und zahlreiche andre Abhandlungen Tollins über S.;
Willis, Servetus
and
Calvin (Lond. 1876).