Sertigthal
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). 2700-1509 m. Schönstes und reizendstes der Seitenthäler der Landschaft Davos. Es verläuft parallel zum Dischma- und Flüelathal, öffnet sich aber bei Frauenkirch, während die beiden andern nahe beieinander sich bei Davos Dorf mit dem Hauptthal vereinigen. Das Sertigthal steigt mit mässiger Steilheit etwa 7,5 km nach SO. an und teilt sich dann in zwei Arme, das Kühalpthal und das Ducanthal, von denen jenes in einem Bogen sö. zum Sertigpass, dieses sw. zum Ducanpass hinaufreicht. Der Abschluss dieser Thalarme und damit des Sertigthales überhaupt ist ein grossartig-herrlicher. Prächtig präsentieren sich vor allem die drei mächtigen Kalkfelspyramiden des Mittaghorns, Plattenhorns und Hoch Ducan mit ihren stolzen Wänden und ungeheuern Schutthalden, die nur da und dort von kleinen Schnee- und Eisfetzen unterbrochen werden. Die Ducankette setzt sich dann als.
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gewaltige Zinnenmauer noch fort bis zum eisgepanzerten Gletscher-Ducan. Ein prächtiges Gegenstück dieses letztern bildet in der SO.-Ecke des Kühalpthales das ebenfalls vergletscherte Kühalphorn, dem nach N. das Augstenhörnli, Bocktenhorn und Sattelhorn vorgelagert sind, hübsche Felshörner aus Gneis und kristallinen Schiefern, denen auch der Schmuck kleiner Gletscher nicht fehlt. Zwischen Ducankette und Kühalphorn zeigt der Kamm eine Depression, über welche einerseits die Bergüner Furka (2812 m) sw. ins Val Tuors und nach Bergün, andrerseits der Sertigpass (2762 m) s. ins Val Fontauna-Sulsanna und damit ins Engadin führt. Weiter vorn finden wir auf der linken Seite des Sertigthals das Aelplihorn (3010 m), einen der schönsten Aussichtspunkte von Davos, der dem berühmten Schwarzhorn am Flüelapass kaum nachsteht. Flankiert wird dasselbe links von dem vielzackigen Strehl, rechts von der wildzerrissenen Masse des Leidbachhorns. Weniger hoch und sanfter gestaltet ist die rechtsseitige Thalwand des Sertig wo nur noch das Gefrorenhorn und das Wuosthorn rauhere Formen aufweisen, der von da weiter nach NW. streichende Kamm aber meist bis zu oberst berast ist. Das Sertigthal erscheint von seiner Mündung bis zu seiner Gabelung hinter Sertig Dörfli als ein Trogthal mit flacher, wenn auch nicht breiter Thalsohle, die rechts und links von steilen Waldhängen eingefasst ist, während über der Waldgrenze, etwa von 2000 m an aufwärts, sanfter ansteigende Weideflächen bis an den Fuss der Gipfelregion oder auch bis auf die gerundeten Kammrücken sich ausbreiten. Der den Thalboden durchschlängelnde Sertigbach entsteht aus dem Kühalpbach und dem Ducanbach, die sich etwa 1,5 km hinter Sertig Dörfli vereinigen. Das Kühalpthal ist nach Richtung und Charakter die eigentliche Fortsetzung des Sertigthals, hauptsächlich in kristalline Gesteine eingeschnitten und von Alpweiden erfüllt. Das Ducanthal dagegen ist davon völlig verschieden, auf beiden Seiten von Kalkgebirgen eingeschlossen und fast völlig mit Gesteinsschutt ausgekleidet, der namentlich auf der rechten Seite in ungeheuern, absolut kahlen Halden und Kegeln vom Bach bis an und auf die Gipfel hinauf reicht. Magere Alpweiden finden sich nur auf der linken Seite und auch hier nur spärlich. Auf dieser Seite führt auch ein mehr oder weniger ausgetretener Pfad hinauf zum Ducanpass und hinüber in das dem Ducanthal ähnliche Stulserthal und nach Bergün. Das Ducanthal ist nach seiner ganzen Beschaffenheit ein richtiges Kar, eines der grössten und charakteristischsten der Bündneralpen. Als solches fällt es auch mit einer Steilstufe ins Sertigthal ab, in welcher sich der Ducanbach eine enge Schlucht eingegraben hat, die er dann mit einem hübschen Wasserfall verlässt. Der grüne Wiesengrund des Sertigthales selber ist mit zahlreichen Hütten überstreut, die da und dort zu kleinern Gruppen vereinigt sind. Deren grösste ist Sertig Dörfli (1860 m), ein Sommerdörfchen mit zwei kleinen Gasthäusern und einem Kirchlein, das von Frauenkirch aus pastoriert wird. Draussen am Ausgang des Thales liegt auf schöner Terrasse der freundliche Sommerkurort Clavadel (1664 m) mit einigen Hotels und einem Schwefelbad. Ein hübsches Strässchen führt von Davos Platz über Clavadel ins Thal hinein bis zum Wasserfall hinter Sertig Dörfli. Ein anderes kommt von Frauenkirch durch eine schattige Waldschlucht und vereinigt sich mit dem vorigen bei der Säge hinter Clavadel. Von Davos Platz sind es 2½-3 Stunden Anstieg bis Sertig Dörfli. Die eben erwähnte Waldschlucht ist durch den Sertigbach in eine schöne Terrassenlandschaft eingeschnitten, die von diesem Bach ins Hauptthal hinaus gebaut worden ist. Jetzt liefert der Sertigbach durch ein an ihm erstelltes Elektrizitätswerk Licht und Kraft nach Davos. Bei seiner Höhenlage (1660 m bei Clavadel, 1860 m bei Sertig Dörfli) ist das Sertigthal natürlich ausschliesslich auf Viehzucht und Alpwirtschaft angewiesen und, wenigstens im hintern Teil, auch nur im Sommer bewohnt. Aelplihorn, Hoch Ducan, Kühalphorn und der zwar nicht mehr zum Sertigthal gehörende, aber von hier aus über den Sertigpass zugängliche Piz Kesch ziehen allsommerlich natürlich auch eine beträchtliche Zahl von Touristen an.