Serpentin
(Schlangenstein), eine eigentümliche Felsart, welche in der Hauptsache aus kieselsaurer Talkerde mit 12-13% Wasser besteht und durch Eisen und etwas Chromoxyd gefärbt ist. Die Färbung ist gewöhnlich schwarzgrün oder schwärzlich, zuweilen rotbraun, mit mannigfach wechselnden Flammen, verschlängelten Adern und Flecken, die an die Tigerung mancher Schlangenhäute erinnern, häufig aber auch ohne solche, in ganz gleichmäßigen Nüancen. Die Zeichnungen des Gesteins beruhen meistens auf den zahlreichen Einschlüssen fremder Mineralien, welche in der Grundmasse desselben enthalten sein können; die interessantesten Liniaturen bildet, wo er vorkommt, der Asbest. S. kommt nicht selten vor und findet sich entweder in Schichten zwischen anderm Gestein oder bildet für sich Hügel und kleine Berge, ist aber in vielen Fällen sehr zerklüftet oder bildet ein Haufwerk einzelner Blöcke.
Das Mineral wurde schon im Altertum zu Säulen und andern architektonischen Werken benutzt; in England, wo dasselbe sehr schön und in großen Blöcken bricht, ist dies noch jetzt der Fall und es werden daraus Bauornamente, Taufsteine, große Vasen, Obelisken und andre Luxusartikel gefertigt. In Italien, besonders zu Pisa, benutzt man das Material zu ähnlichen Zwecken, namentlich auch zur Nachbildung antiker Vasen, zu Tiergruppen und manchen andern Bildnereien.
In Deutschland ist Zöblitz bei Marienberg in Sachsen derjenige Fundort, welcher schon seit dem Anfange des 17. Jahrhunderts
das Material zu den bekannten überall verbreiteten wohlfeilen Serpentin
waren liefert. Man fertigte hier früher nur Reibschalen
und Mörser für Apotheker, Leuchter, Urnen, Vasen, Becher, Teller, Dosen, Schreibzeuge, Briefbeschwerer, Würfel, Wärmsteine
etc.; größere Gegenstände, wie Grabsteine und Platten, Simse u.
dgl., die anfänglich hier auch geliefert wurden, waren eine Zeitlang nicht mehr
zu beschaffen, da die hierzu tauglichen größern Massen nur noch in solcher Tiefe lagen, daß sie wegen
Wasserandrang nicht mit den zu Gebote stehenden Mitteln erreichbar waren. Seit einer Reihe von Jahren hat aber die Zöblitzer
Industrie eine ganz andre Gestalt angenommen durch das Eintreten einer mit bessern Kräften arbeitenden Aktiengesellschaft,
welche die bergmännischen Schwierigkeiten bewältigt und mit mechanischen Arbeitsmaschinen noch viel größere Warenmassen
und wohlfeiler aus schönerm Material herstellt und absetzt.
Schönheit wie Massenhaftigkeit des Gesteins nehmen mit der Tiefe zu und es gibt nun wieder Grabplatten und Kreuze, Säulen, große Würfel zu Postamenten u. dgl. Erst an solchen fein geschliffenen und polierten Stücken wird die Schönheit des Materials recht ersichtlich, das noch ein besonderes Interesse hat durch die überall eingesprengten Granaten, für welche der S. das Muttergestein bildet. Das Zöblitzer Warensortiment ist jetzt bedeutend erweitert und geschmackvoller geworden; man fertigt unter andern auch Mosaikplatten für Fußboden und Wandbeleg und verwendet dazu die Steine mit hellen Grundfarben, gelb, weiß, grün, rot, welche sich in der dunkeln Masse nesterweise vorfinden, ebenso eine dunkelschwarze Varietät. Es werden alle bestellten Ornamente und andre Kunstsachen wie größere Bildwerke geliefert.
Man kennt noch Serpentin
lager bei Waldenburg, Limbach und Waldheim in Sachsen und bei Hof im Fichtelgebirge; sie sollen aber
wegen größerer Härte schwerer zu bearbeiten sein und nur das Waldheimer Lager wird ausgebeutet. Der
S. im allgemeinen und der Zöblitzer insbesondere hat die Eigenheit, frisch aus der
Erde genommen, sehr weich und mit scharfen
Instrumenten leicht bearbeitbar zu sein, während er doch an der Luft mit der Zeit sehr hart wird. - Zoll: Serpentins
teine
und rohe Platten sind zollfrei. Waren aus S. werden gem. Tarif Nr. 33 d 1 und 2 verzollt.