der unbetonte Taktteil des deutschen Verses. Im altdeutschen Verse durfte, wohl infolge der deutschen Auslautgesetze,
die S. fehlen, konnte aber auch aufgelöst werden, also zweisilbig sein, namentlich im ersten
Takte. (S.
auch
Hebung.)
[* 2]
Über S. bei der Gebirgsbildung
[* 3] s.
Hebungen und Senkungen.
Weit häufiger aber vollziehen sie sich äußerst langsam und für kurze Beobachtungsperioden unmerklich
(säkulare Hebungen und Senkungen). Aus dem Umstand, daß die letztern fast ausschließlich nur für Küstengegenden nachweisbar
sind, ist nicht zu schließen, daß das Innere der Kontinente solchen Bewegungen überhaupt nicht unterworfen ist, sondern nur,
daß an den Küsten der Meeresspiegel als ein sicherer Indikator
[* 8] wirkt. AlteStrandlinien, oft mit den Gehäusen
verstorbener Meerestiere (so namentlich Balanen) besetzt, hoch über dem heutigen Meeres-
niveau zeigen Hebungen, Ausdehnung
[* 11] des Meers über früher kartographisch als Festland fixierte Teile der Erdoberfläche Senkungen
an. Daß derartige Bewegungen auf das Festland entfallen und nicht auf Niveauänderungen des Meeresspiegels im entgegengesetzten
Sinn zurückzuführen sind, beweist das Ungleichförmige der Bewegung an benachbarten Punkten. Wo mehrere alte Strandlinien übereinander
beobachtet werden können, da konvergieren und divergieren sie meist untereinander und bilden nur selten
Parallellinien, wie sie doch allein entstehen könnten, wenn ein Zurücktreten des Meers die Erscheinung bedingte.
Eins der am häufigsten citierten Beispiele, an welchem sich zudem u. Senkung gleichzeitig nachweisen lassen, sind die Ruinen
des Serapistempels bei Pozzuoli am Meerbusen von Bajä. Der Grundriß des 1750 ausgegrabenen Tempels zeigt 46 Säulen,
von denen aber nur 3 aus Marmor noch aufrecht stehen, während die übrigen, teils ebenfalls aus Marmor, teils aus Granit, umgestürzt
und zerbrochen sind. Die aufrecht stehenden, Monolithen von 12 m Höhe, sind etwas geneigt und lassen von
ihrem Fußpunkt nach oben zuerst einen Gürtel
[* 12] von 3,6 m Höhe erkennen, dessen Oberfläche wohl erhalten, glatt und poliert
ist; dann aber sind in einer Zone von 2,7 m im Durchmesser die Spuren von Bohrmuscheln nachweisbar: frühere Beobachter konnten
die Schalen derselben noch den von ihnen eingefressenen Löchern entnehmen
[* 10]
(Fig.
1). Ebenso sind die Bruchflächen der umgestürzten Säulen, soweit sie aus Marmor sind, zernagt, während die granitenen durch
ihre Härte vor den Eingriffen der Muscheltiere geschützt blieben.
Das Niveau, in welchem heute der Tempel
[* 13] liegt, ist sicher tiefer als das ursprüngliche, denn bei anhaltendem Meerwind wird
der Fußboden von den Wellen
[* 14] bespült. Daß aber das Niveau vorübergehend ein noch tieferes, im Maximum
6,3 m unter der heutigen Meeresoberfläche war, beweisen die Einwirkungen der Bohrmuscheln, so daß also der Erbauung des Tempels
eine Periode der Senkung und später wieder eine solche der Hebung gefolgt sein muß. Über die Zeit der Erbauung
weiß man nur, daß der Tempel 105 v. Chr. schon stand; bald nachher haben sich aber Senkungserscheinungen, jedenfalls noch
während der heidnischen Zeit, eingestellt, das beweist ein unterhalb des die Säulen tragenden Fußbodens aufgefundenes Mosaikpflaster,
offenbar das ursprüngliche, später wegen Überschwemmung durch die Meereswogen verlassene und durch einen höher gelegenen
Fußboden ersetzte.
Ein Wechsel von Schichten marinen Ursprungs, von Quellabsätzen und von vulkanischen Tuffen und Aschen wurde bei der Ausgrabung
innerhalb des Tempels nachgewiesen und schützte offenbar den untern Teil der Säulenvor der Einwirkung der Bohrmuscheln
[* 10]
(Fig.
2). Die Epoche der Hebung des Tempels und seiner Umgebung wird gewöhnlich, aber ohne zwingenden Beweis, zeitlich
mit derjenigen der Eruption, durch welche der benachbarte Monte Nuovo 1538 aufgebaut wurde, identifiziert
[* 10]
(Fig. 3); die Erhaltung
einer Mehrzahl von Säulen in aufrechtem Zustand läßt viel eher an eine stetige und langsame, also säkulare, als an eine
instantane Hebung denken.
Ein besonderes Interesse knüpft sich weiter an den Nachweis einer säkularen Hebung der skandinavischen
Küsten. Schon 1743 von Celsius behauptet (freilich in dem Sinn einer Senkung des Meeresspiegels), wurden die Niveauveränderungen 1802 von
Playfair und unabhängig von ihm (da die NapoleonischeKontinentalsperre auch den Austausch geistiger Produkte zwischen England
und Deutschland
[* 15] verhinderte) 1807 vonL. v. Buch als Hebung des Festlandes gedeutet, eine Ansicht, welche durch
eine große Anzahl von Wassermarken, die 1820 und 1821 der Revision unterworfen wurden und für verschiedene Punkte verschiedene
Grade der Hebung ergaben, bestätigt wurde. Im Mittel soll die Hebung etwa 1 m in 100 Jahren betragen.
Als Beweis säkularer Senkungen werden gewöhnlich die mitunter mehrere Hunderte von Metern mächtigen Korallenriffe
[* 16] angeführt. Da diese riffbauenden Polypen nur bis 30 m Tiefe unter dem Meeresspiegel lebensfähig sind, so müssen sich einst
auch die tiefern, jetzt ausgestorbenen Teile des Stockes in dieser Lebenszone befunden haben, später aber der Senkung unterlegen
sein, und zwar muß der Prozeß auch hier sehr langsam und stetig verlaufen sein, da die Polypengenerationen
Zeit fanden, den Abgang nach unten durch Weiterbau nach oben zu ersetzen: eine plötzliche Senkung würde das Absterben des ganzen
Stockes zur Folge gehabt haben. Über wichtige Einwände gegen diese von Darwin herrührende Theorie vgl.
Koralleninseln.
Die Ursache aller dieser Niveauänderungen fand die ältere Geologie (Elie de Beaumont, L. v. Buch etc.) ganz ausnahmslos im Vulkanismus.
Während Senkungen, angeblich viel seltener als Hebungen, gewissermaßen nur die Kehrseite der Hebungen darstellen sollten,
wurden diese durch Volumvergrößerung der
vorhandenen Gesteinsmassen infolge von unterirdischen Eruptionen und von Lavainjektionen erklärt. Von andrer Seite (Volger,
Vogt) wurde die Volumvermehrung und ihre Konsequenz, die Hebung, auf Wasseraufnahme hydratisierungsfähiger Gesteinsgemengteile
(Umwandlung von Anhydrit in Gips,
[* 18] Zeolithisierung von Feldspaten) zurückgeführt. Auch das bewegliche Element nicht im Festland,
sondern im Meer zu finden, hat man versucht (Adhémar, Schmitz) und von säkularen Meeresverschiebungen
mit lokal wechselnden Kumulierungen gesprochen.
Neuerdings unterscheidet Süß horizontale (faltende und schiebende) und vertikale, aber nur senkende Bewegungen, leugnet also
die Existenz von Hebungen, die für ihn nur lokaler Ausdruck der erstgenannten Bewegung sind. Der Tangentialschub ist Folge der
Zusammenziehung der Erde durch Abkühlung (vgl. Gebirge), die Senkung ausschließlich Folge der Schwerkraft.
Immerhin ließe sich auch unter Annahme der Süßschen Ansichten der Begriff der Hebung, wenn auch nicht als Ausdruck der letzten
Ursache der relativen Niveauveränderung, so doch als Fixierung des direkt vorgefundenen Thatbestandes beibehalten.