Senf
(Sinapis L.), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 2] der Gattung Brassica sehr nahe stehend, meist einjährige Kräuter der Alten Welt, mit gelben Blüten und linealischen oder länglichen Schoten mit schwertförmigem oder zusammengedrückt viereckigem Schnabel und kugeligen Samen. [* 3] S. alba L. (weißer S.), einjährig, 30-60 cm hoch, ästig, nebst den Blättern kurzborstig, mit gefiederten oder tief fiederspaltigen Blättern, grob und ungleichbuchtig gezahnten, in langen Trauben stehenden Blüten, kurzen, steifhaarigen Schoten mit ebenso langem, schwertförmigem, vielnervigem Schnabel und 1-5 kugeligen, gelben, grubig punktierten Samen, wächst in Südeuropa und England, findet sich in Mitteleuropa verwildert häufig unter dem Getreide. [* 4]
Der Same ist geruchlos und gibt beim Zerreiben mit Wasser eine schwach gelbe, geruchlose Emulsion, welche sehr scharf schmeckt. Der scharf schmeckende Stoff entsteht durch Einwirkung eines fermentartig wirkenden Proteinkörpers (Myrosin) auf das im Samen enthaltene Sinalbin, welches durch siedenden Alkohol aus dem Samen ausgezogen werden kann, kristallisiert, indifferent ist und durch Myrosin in scharfes Schwefelcyanacrinyl, schwefelsaures Sinapin und Zucker [* 5] gespalten wird.
Senföl liefert weißer S. nie. Der
Same enthält auch 30-36 Proz. mildes fettes
Öl, welches dem besten Speiseöl gleichkommt.
Man kultiviert weißen
S. in
Deutschland,
[* 6]
England,
Holland und benutzt den
Samen zur Gewinnung von fettem
Öl und nach dem
Pressen
fein gepulvert als Speisesenf
(Mostrich), indem man ihn mit
Essig oder eingedampftem
Most (daher der
Name)
anrührt. Dabei werden
Mehl,
[* 7] Kurkuma und allerlei
Gewürze, auch
Zwiebeln,
Knoblauch,
Salz,
[* 8] je nach dem Lokalgeschmack, beigemischt.
Besonders beliebt ist in
Deutschland der als
Düsseldorfer bezeichnete
Mostrich, welcher indes in allen größern
Städten dargestellt
wird.
Landwirtschaftlich hat S. alba eine hervorragende Bedeutung erlangt durch seine Verwendung als Grünfutter.
S. arvensis L. (Ackersenf
), häufig als Unkraut auf Getreidefeldern, gehört chemisch zum weißen
S. S. nigra L.
(Brassica
nigra
Koch, schwarzer S.), einjährig, 0,5-1,5 m hoch, sparrig ästig,
an den untern Teilen zerstreut behaart, hat gestielte
Blätter, von denen die untern leierförmig, gezahnt, mit
großem, gelapptem Endlappen, die obern länglich bis lanzettlich, grob gesägt, die obersten ganzrandig sind.
Die end- und achselständigen Blütentrauben sind an der Spitze des Stengels doldentraubig vereinigt; die Fruchtstiele und Schoten stehen aufrecht, der Traubenachse angedrückt, die Schoten sind fast vierkantig, etwas holperig und enthalten in jedem Fach 4-6 kugelige, fein netzig grubige, schwärzliche oder braunrote Samen. Der schwarze S. wächst an Flußufern durch fast ganz Europa, [* 9] in Nordafrika, im Orient, in Südsibirien und China [* 10] und ist durch die Kultur weit verbreitet worden, auch vielfach verwildert. Der Same ist geruchlos, gibt ¶
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aber, zerrieben und mit Wasser angerührt, einen sehr scharf schmeckenden und riechenden Brei, indem sich durch Einwirkung
des Myrosins auf das im schwarzen S. enthaltene Myronsäuresalz Senföl (Schwefelcyanallyl, saures schwefelsaures Kali und Zucker)
bildet. Der Same enthält auch 18-24 Proz. mildes fettes Öl, welches daraus durch Pressen gewonnen und als
Speise- und Brennöl benutzt wird. Außerdem dienen die Samen zu Senfpflastern, Fußbädern, zur Darstellung von ätherischem
Senföl, als Zusatz zum Speisesenf.
Man kultiviert schwarzen S. besonders im Elsaß, in Böhmen,
[* 12] Holland, England, Italien,
[* 13] Griechenland,
[* 14] Kalifornien etc. S. juncea
L. (Brassica juncea Hook, fil. et Thoms.), in Südrußland, in den Steppen nordöstlich vom Kaspischen Meer,
wird im großen bei Sarepta im russischen Gouvernement Saratow, auch in Indien, Zentralafrika und andern warmen Ländern kultiviert.
Die Samen gleichen denen des schwarzen Senfs
auch in chemischer Beziehung, werden besonders in Rußland auf Speiseöl und
Senf
pulver verarbeitet und gelangen auch in großer Menge in den europäischen Handel, wo das Mehl (Sareptasenf
)
mit zu Speisesenf
und arzneilich benutzt wird. - Levantinischer S., s. Cleome.