Titel
Senf
(Sinapis Tourn.), Familie der Kreuzblütler, Gruppe Brassiceen, engl. Mustard, frz. moutarde, holl. mostaard, mosterd, ital. senapa, mostarda, Pflanzengattung, welche in den kultivierten Arten zu den Küchenkräutern, Öl-, Gewürz-, Arznei- und Futterpflanzen, gehört, Man unterscheidet:
1) weißen (gelben) S., (Garten-, englischen, Schnabelsenf
, Ranken, Rockhelen, Rockheit) Sinapis alba L., einjährig, 60 bis 120 cm
hoch, Blumenkrone gelb, Stengel wenig behaart, Schoten steifhaarig, Samen kugelig, hellgelb, selten rötlichbraun, wild (30-50
cm hoch) und angebaut in England, Holland, in Mittel- und Süddeutschland, besonders in Thüringen, Württemberg und am Rhein,
in Rußland und in Kleinasien;
2) der schwarze S. oder braune S., S. nigra L. und Brassica nigra koch., bis 1,5 m hoch, mit kurzen, dünn geschnäbelten zweifächrigen Schoten und 4-6 Samen in jedem Fach, geruchlos, rundlich, oval, rotbraun, wild in Europa und Vorderasien, angebaut im Elsaß, in Böhmen, seltner im sonstigen Deutschland, in Holland, Belgien, England, Italien, Griechenland und auch in Amerika (Kalifornien etc.);
3) S. juncea L., mit Samen ähnlich denen des schwarzen S., wird in Innerafrika bis Ägypten, in Südrußland,
China und Indien
angebaut und liefert den Sareptasenf;
4) Ackersenf
, Ackerkohl, Feldsenf
, falscher Hederich, gelber Trill etc., S. arvensis
L., einjährig, Ackerunkraut.
Der weiße S. wird als Ölpflanze auch vielfach mit Dotter zusammen gebaut, am liebsten auf Neubruch und Schlammboden, aber auch noch auf trocknen Bodenarten, im April breitwürfig und in Reihen (20-30 l Saatgut). Er ist unempfindlicher gegen Kälte als Raps, leidet aber sehr stark von Erdflöhen und von allen sonstigen Feinden der Kruziferen und besonders der Rapsarten, aber in geringerem Grade. Ertrag 14 bis 24 hl Körner und 10-15 m. Ztr. Stroh; als Grünfutter liefert er einen guten Schnitt und geschätztes Futter für Milchvieh, besonders im Gemenge; auch dient er als Düngungspflanze.
Der schwarze S. lohnt geringer, etwa zu 75% der Samen- und Strohernte, zu Futter und Gründünger gar
nicht. Er leidet leicht durch Samenausfall. Er dient nur zu
Öl, als Zuthat zu weißem S. bei der Senf
bereitung, zu
Senföl
und zu medizinischen Zwecken.
Der
Senfsame,
Semen Sinapis, wird zn ^[richtig: zu] Senfmehl
, Sarepta- und schwarzer S. am meisten zu Senfpflaster und Senfpapier
(Moutarde
en feuilles, Mustard paper) benutzt, während das
Mehl des weißen S., minder scharf und beißend,
vorzugsweise zur Bereitung des Speisesenfs
(Mostrich) dient, und Sarepta- und schwarzer S. nur als Zuthat dazu benutzt werden,
außerdem aber zur Darstellung des ätherischen
Senföls, welches im weißen S. sich nicht durch das Myrosin bilden kann,
diesem also fehlt. -
Deutschland baut etwa 1500 ha S. zum Körnergewinn, an 160 ha zur Heugewinnung und 114000 ha als Nebenfrucht. Die Körnerernte
ist 30600 Ztr., Rußland führt etwa 5300 Pud aus, halb nach Deutschland und halb nach Frankreich.
Holländischer S. wird in Säcken à 1 Mud oder 68 kg zum Preise von 38-48 Mk.
verkauft, Puglieser, via Triest, zu 56-60 Mk. Zur Samenzucht verkaufen die Händler braunen holländischen
zu 1 Mk., gelben holländischen zu 0,7 Mk., reingelb englischen zu 0,8 Mk.
pro kg, im großen für 100 kg zu 80, 55, 70 Mk. Der gemahlene S. wird in Blasen, Büchsen, Krügen,
Staniol etc. verpackt, der S. zum Speisen mit Weinmost (süßer S.), oder mit
Essig angemacht und mit
Mehl, Kurkuma,
Zwiebeln,
Knoblauch,
Salz etc., je nach lokalem Geschmacksbedürfnis, gemischt und gut verschlossen, meist in
Steintöpfen oder Gläsern verkauft. In Deutschland ist der Düsseldorfer das beliebteste Fabrikat; er geht in Glastönnchen
zu 50 und 75 und in Steintöpfen zu 40 und 75 Pfund, pro Pfund zu 0,5 Mk., ausgewogen
zu 0,6 Mk., Rheinischer Weinmostsenf
in Glastönnchen zu 1 Mk., engl.
Mustard, Crosse & Blackwell, in Porzellanvasen zu 1,25 Mk., Batty & Co. zu 1,8 und 2 Mk.,
englisch Senf
pulver in Paketchen zu 40 Pf., in Blechdosen zu 75 Pf., in Gläsern zu 2 Mk.,
Pariser S. in weißen Krügen zu 1,50 Mk. Moutarde de Maille à l'estragon, à la Ravigette, Capres
et
Anchovis und fines herbes zu 1,2 Mk. pro
Glas. - Zoll s.
Senfsamen.