Fluß im nordamerikan.
StaatNew York, entsteht im 60 km langen, 166 qkm großen Senecasee, durchströmt das
Nordende des 58 km langen Cayugasees, empfängt aus W. den aus dem Canandaiguasee kommenden
Clyde, weiterhin den Abfluß des
Onondagasees u. vereinigt sich schließlich mit dem Oneida zumOswego, der in den
Ontariosee mündet.
1)
MarcusAnnäus, der
Rhetor, geboren zu Corduba in
Spanien,
[* 2] studierte unter
Augustus zu
Rom,
[* 3] wo er mit den berühmtesten
Rednern und
Rhetoren verkehrte, kehrte dann nach
Spanien zurück und starb hier in hohem
Alter um 37
n. Chr. Als
Greis verfaßte
er für seine
Söhne, allein auf sein wunderbares
Gedächtnis gestützt, eine Sammlung von Schulthemen,
wie sie in seiner Studienzeit von den namhaftesten
Rhetoren in
Rom behandelt worden waren, unter dem
Titel: »Oratorum et rhetorum
sententiae, divisiones, colores«, enthaltend 7 sogen. Suasoriae
in einem
Buch und 35 Controversiae in 10
Büchern, von denen
wir jedoch nur noch Bd. 1-2, 7-10 und einen
Auszug des Ganzen aus dem 4. oder 5. Jahrh. besitzen.
Ausgaben liegen vor von
Gronov
(Leiden
[* 4] 1649, 3 Bde.; Amsterd.
1672),
Bursian (Leipz. 1857), Kießling (das. 1872) und H. J.
^[HermannJohannes]
Müller
(Prag
[* 5] 1887).
Nach der Thronbesteigung seines Zöglings (54) blieb er in der nächsten Umgebung desselben und übte einen heilsamen Einfluß
auf den jungen
Fürsten aus, der ihn außer andern Bezeigungen seiner Dankbarkeit durch die
Übertragung
des
Konsulats (57) auszeichnete.
Intrigen seiner Gegner zerstörten das gute Einvernehmen mit
Nero und bewogen ihn, sich vom
Hof
[* 7] und der
Öffentlichkeit ganz zurückzuziehen (62). Unter dem Vorgeben der
Teilnahme an der
Verschwörung des
Piso verurteilt,
ließ er sich, da ihm die Todesart freigestellt war, die
Adern öffnen und, da dieses
Mittel nicht schnell
genug wirkte, in einem
Dampfbad ersticken (65). Er ist nach
Cicero der bedeutendste philosophische und überhaupt einer der
geistreichsten und originellsten Schriftsteller der
Römer.
[* 8]
Von seinen zahlreichen prosaischen
Schriften sind erhalten:
1) eine unter dem
Namen »Dialogi« überlieferte Sammlung, enthaltend die Abhandlungen:
»De providentia«,
»De constantia sapientis«,
»De ira« (3
Bücher),
»Ad Marciam de consolatione«,
»De vita beata«,
»De otio«,
»De tranquillitate animi«,
»De brevitate vitae«,
»Ad Polybium de consolatione«,
»Ad Helviam matrem de consolatione«
(Ausg. von
Koch-Vahlen, Berl. 1878; von Gertz, Kopenh. 1886);
2)
»De clementia«, 2
Bücher (an
Nero gerichtet bald nach seinem Regierungsantritt);
4) »Epistulae morales ad Lucilium«, 124
Briefe über philosophische Gegenstände verschiedener Art (hrsg. in 20
Büchern von
Schweighäuser, Straßb. 1809);
5) »Quaestiones naturales«, 7
Bücher über naturwissenschaftliche Gegenstände, das erste und einzige physikalische Lehrbuch
der römischen Litteratur, hauptsächlich aus stoischen
Quellen geschöpft, im
Mittelalter lange als Hauptquelle
der
Physik benutzt;
eine bittere
Satire auf den verstorbenen
KaiserClaudius (hrsg. von
Bücheler, Berl. 1882),
nach Art der Menippeischen
Satire des
VarroProsa mit
Versen wechselnd. Neuere Gesamtausgaben der prosaischenSchriften
lieferten Fickert (Leipz. 1842-45, 3 Bde.),
Haase (das. 1852-53, 3 Bde.);
Übersetzungen:
Moser, Pauly und Haakh (Stuttg. 1828, 17 Bde.)
sowie
Forbiger (Auswahl, das. 1867, 4 Bde.).
S. zeigt in seinen
Schriften lebhafte
Einbildungskraft, gebildetes
Urteil, edles
Gefühl und eine tiefe Kenntnis des menschlichen
Herzens. Die
Darstellung ist eindringlich und beredt, aber bisweilen etwas gesucht, dabei voll von
Antithesen.
Als
Philosoph ist
S. ein eklektischer
Stoiker zu nennen; bisweilen verrät er eine
Tendenz, den
Stoizismus und Epikureismus in
höherer
Einheit zu vermitteln.
¶
»Phaedra«,
»Oedipus«, »Troades«,
»Medea«, »Agamemno«, »Hercules Oetaus« und die Prätexta »Octavia« (hrsg. von Peiper und Richter, Leipz. 1867; von Leo, Berl. 1878-79, 2 Bde.;
übersetzt von Swoboda, Prag 1828-30, 3 Bde.), von denen die letzte ihm sicher nicht
angehört, die Echtheit der übrigen jedoch zu bezweifeln, wie vielfach geschehen ist, kein Grund vorliegt. Stoff und Form
derselben sind griechisch; in der Form gibt sich selbst ein Bestreben kund, die Griechen zu überbieten, daher oft Schwulst
und Überladung, oft gesuchte Kürze und Dunkelheit, oft geradezu Unnatur.
der Name einer span.-röm. Familie, aus welcher zwei Mitglieder in der ersten röm.
Kaiserzeit als Schriftsteller sich bekannt gemacht haben. M. Annäus S., der Ältere (der Rhetor), war um das J. 54 v. Chr.
in Corduba (Cordova) in Spanien geboren und kam als Knabe nach Rom, wo er sich besonders unter der Leitung
des Rhetors Marillus rhetorischen Studien widmete. In seine Heimat zurückgekehrt, verheiratete er sich mit Helvia, die ihm
drei Söhne gebar: Novatus, LuciusS. und Mela, den Vater des Dichters Lucanus. Um das J. 3 n. Chr. kam er
wieder nach Rom, wo er wahrscheinlich bis zu seinem 38 oder 39 n. Chr. erfolgten Tode lebte. In hohem Alter verfaßte er auf
Bitten seiner Söhne eine Sammlung von Sentenzen und glänzenden Stellen aus den Deklamationen (Übungsreden) von Rhetoren,
die er selbst gehört hatte.
Das Werk trägt den Titel «Oratorum et rhetorum sententiae, divisiones, colores» und zerfällt
in zwei Hauptteile von sehr verschiedenem Umfang: zehn Bücher «Controversiae», von denen das erste, zweite, siebente, neunte
und zehnte vollständig, die übrigen im
Auszug erhalten sind, und ein Buch «Suasoriae», dem jetzt der Anfang und der Schluß
fehlt. Die erste kritische Ausgabe des Werkes besorgte Bursian (Lpz. 1857), eine neuere Kießling (ebd.
1872), die neueste H. J. ^[HermannJohannes] Müller (Prag 1887). Außerdem verfaßte S. verschiedene (jetzt verlorene) Schriften,
darunter ein Geschichtswerk (Historiae), vom Anfang der Bürgerkriege bis auf die letzten Tage seines Lebens. -
Vgl. Koerber,
Über den Rhetor S. und die röm. Rhetorik seiner Zeit (Cass. 1864);
Gercke, Seneca-Studien (Lpz. 1893).
Sein zweiter Sohn Lucius Annäus S. (der Philosoph) war um 4 v. Chr. in Corduba geboren, erhielt in Rom unter Leitung seines
Vaters, der ihn zum Redner bilden wollte, eine sorgfältige Erziehung, wandte sich aber später von der Redekunst
ab der Philosophie zu, in welcher er sich zu den Ansichten der Stoischen Schule, wenn auch nicht ohne einen gewissen Eklekticismus,
bekannte. Er wurde 41 n. Chr. vom KaiserClaudius wegen seines vertrauten Verhältnisses zu der Nichte desselben, Julia, auf
Betrieb der Messalina nach Corsica verbannt; nach acht Jahren durch den Einfluß der Agrippina zurückberufen,
bekleidete er die Prätur und wurde zum Erzieher des spätern Kaisers Nero ernannt.
Nach dessen Thronbesteigung (54 n. Chr.) wurde er einer seiner vertrautesten Ratgeber.
Doch ward dem Kaiser sein Mentor, so gut derselbe auch sich in die Rolle eines Hofmanns zu finden wußte, allmählich unbequem.
Um der drohenden Gefahr zuvorzukommen, zog S. sich freiwillig vom Hofe zurück. Dennoch wurde er beschuldigt,
an der Verschwörung des Piso teilgenommen zu haben, und zum Tode verurteilt; als besondere Vergünstigung gestattete ihm der
Kaiser, sich selbst den Tod zu geben. S. ließ sich in Gegenwart einiger Freunde die Adern öffnen, und
da dieses Mittel nicht schnell genug wirkte, in einem heißen Bade ersticken. Mit ihm gab sich seine Gattin Pompeja Paulina
freiwillig den Tod (65 n. Chr.).
Von S. sind eine bedeutende Anzahl philos. Abhandlungen erhalten: zehn «Dialogi», ferner die Abhandlung«De clementia», die
Schrift«De beneficiis» und die nur teilweise erhaltene Abhandlung«De remediis fortuitorum», dazu die «Quaestiones
naturales», 124 Briefe philos. Inhalts, an seinen Freund Lucilius gerichtet, und seine beißende Satire in der prosaisch-poet.
Form des Menippus auf den Tod des KaisersClaudius u. d. T. «Apocolocyntosis»
(d. i. «Verkürbsung», spöttisch für «Vergötterung»).
Der Stil aller dieser Schriften ist ein sehr gekünstelter, feuilletonartiger. Unter den Gesamtausgaben
seiner prosaischen Schriften sind die von Fickert (3 Bde., Lpz.
1842-45) und von Haase (3 Bde., ebd. 1872-74) hervorzuheben. Eine neue kritische
Bearbeitung der «Dialogi» vonKoch hat Vahlen (Jena
[* 10] 1879) herausgegeben, ebenso Gertz (Kopenh. 1886),
eine solche der «Epistolae
morales» Hilgenfeld (Lpz. 1890),
der «Apocolocyntosis» Bücheler (in den «Symbola philologorum Bonnensium»,
ebd. 1864 fg., sowie in seiner Ausgabe des Petronius Arbiter, Berl. 1871). Eine vollständige deutsche Übersetzung haben Moser
und Pauly geliefert (17 Bdchn., Stuttg. 1828-55).
Vgl. Kreyher, L. A. S. und seine Beziehungen zum Urchristentum (Berl. 1886);
Ribbeck, L. A. S. und sein Verhältnis zu Epikur, Plato und dem Christentum (Hannov. 1887). -
Noch sind unter S.sNamen, außer den «Phoenissae» (zwei in Wirklichkeit kaum zusammengehörigen
¶
mehr
855 Scenen aus dem thebanischen Sagenkreise),
neun Tragödien vollständig erhalten. Von diesen werden sieben («Hercules [furens]»,
«Thyestes», «Phaedra», «Oedipus»,
«Troades», «Medea» und «Agamemnon») jetzt allgemein S. zugeschrieben, der sie wohl in jüngern Jahren, vielleicht wahrend seiner
Verbannungszeit auf Corsica verfaßte; eine achte («Hercules Oetaeus»)
wird wenigstens in ihrem zweiten Teile ihm abgesprochen; die neunte, «Octavia», ist erst nach Neros
Tode verfaßt, kann also schon deswegen nicht von S. sein. Sie behandelt das Ende der Gemahlin Neros, die diesen Namen trägt.
Eine kritische Ausgabe der Tragödien lieferten Peiper und Richter (Lpz. 1867), eine neue Leo (2 Bde., Berl. 1878–79),
eine vollständige deutsche Übersetzung Swoboda (3 Bde., Wien
[* 12] 1828–30).