Senancour
(Sénancourt
, beides spr. ssenangkuhr),
Etienne Pivert de, franz. Schriftsteller, geb. 1770 zu
Paris,
[* 2] hatte
viel unter seiner kränklichen u. schwächlichen
Konstitution zu leiden und entfloh, da er zum geistlichen
Stand keine Lust verspürte, nach Genf,
[* 3] heiratete dort ein blutjunges, armes Mädchen und geriet bald in Nahrungssorgen. Nach
dem frühen
Tod seiner
Frau kehrte er nach
Paris zurück, um sein
Glück mit der
Feder zu versuchen, erhielt unter der
Regierung
des Bürgerkönigs eine
Pension und starb im
Januar 1846.
Sein Hauptwerk ist: »Obermann« (1804, 2 Bde.;
zuletzt hrsg. von G.
Sand, 1863),
eine Art Reisebeschreibung oder Selbstbiographie in Briefen, in der Manier der »Werther« und »René«, von einer Überspanntheit des Gefühls und einem Lebensüberdruß, daß der Gesamteindruck ein ungesunder, abstoßender ist. Trotzdem erregte dasselbe, wenn auch nicht sogleich, großes Aufsehen und zwar zum guten Teil infolge des glänzenden, originellen Stils. Ähnlichen Erfolg hatte die philosophische Studie »De l'amour considéré dans les lois réelles et dans les formes sociales de l'union des deux sexes« (1805, 1834, 2 Bde.),
eine minutiöse Analyse der Beziehungen der Geschlechter zu einander, mit feinen und treffenden, oft paradoxen Behauptungen untermischt. Von andern Werken erwähnen wir noch: »Rêveries sur la nature primitive de l'homme« (1798-99), mit Anklängen an J. J. Rousseau.