Semolei
16 Wörter, 101 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Semolei,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Semolei,
ital. Maler, s. Franco, Giov. Battista.
(ital.), frei, insbesondere bei Briefen, Paketen etc. portofrei, d. h. kostenfrei für den Empfänger, auf der Adresse derselben gewöhnlich mit fr. oder so bezeichnet; franco Kourtage, franco Provision bedeutet: ohne Anrechnung von Kourtage oder Provision (bei den betreffenden Rechnungsposten in den Büchern und auf Kontokorrenten bezeichnet mit »fco. C.« oder »fco. P.«);
franco tout bedeutet im Bankwesen: frei von Kourtage und Provision.
Franko- oder Frankierungszwang, die Verpflichtung zur Vorausbezahlung des Portos, besteht in Deutschland [* 3] für Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Postanweisungen und Postauftragsbriefe.
1) Giovanni Battista, genannt il Semolei, ital. Maler und Radierer, geb. 1510 zu Udine, bildete sich in Rom [* 4] nach Michelangelo, ohne jedoch seinen ursprünglich venezianischen Stil gänzlich aufzugeben. Er starb 1580 in Venedig. [* 5] Ein vielbeschäftigter Künstler, ist er im Dekorativen am glücklichsten, namentlich in Werken kleinern Umfanges; seine größern Bilder zeigen zu sehr manieristisches Gepräge. Franco hat auch eine große Zahl von Blättern radiert, von denen das Opfer Abrahams, Verkündigung Mariä, Anbetung der Hirten, Jesus im Tempel [* 6] unter den Schriftgelehrten, Geißelung Christi (nach Tizian), Auferstehung Christi, Amor und Psyche im Bad, [* 7] von Liebesgöttern bedient (nach Giulio Romano), die bedeutendsten sind.
2) Niccolò, ital. Dichter, wahrscheinlich 1505 zu Benevent geboren, lebte in Neapel [* 8] und später in Venedig, wo er anfangs in einem engen Freundschaftsverhältnis zu Pietro Aretino stand. Bald aber entzweiten sich beide und verfolgten sich von nun an gegenseitig mit Pasquillen. Franco lebte hierauf längere Zeit in Casale beim Gouverneur von Montferrat, Siegmund Franzino; später begab er sich nach Mantua [* 9] und endlich nach Rom, wo er, nachdem er mehrmals nur durch die Protektion des Kardinals Morone strenger Strafe wegen seiner anstößigen Schriften entgangen war, endlich wegen seiner satirischen Ausfälle auf Papst Pius V. 1569 gehenkt ward. Unter seinen Werken sind die »Pistole volgari« (Vened. 1538-41),
welche ihn zuerst mit P. Aretino entzweiten, und die »Priapea« (zuerst Turin [* 10] 1541) am berühmtesten geworden; letztere besteht aus ca. 200 obscönen Sonetten, denen er in einer spätern ¶
Ausgabe (1548; wieder abgedruckt mit dem »Vendemiatore« des Tansillo unter dem Druckort Peking, [* 12] Par. 1790) noch 257 gegen Aretino gerichtete hinzufügte.