Selim III.,
Sultan der Osmanen (1789–1807), geb. als Sohn Mustaphas III., folgte 1789 seinem Oheim Abd ul-Hamid I. Von der Notwendigkeit umfassender Reformen überzeugt, schloß er zunächst 1791 mit Österreich den Frieden von Sistova, dem wenige Mouatc später der Frieden zu Jassy mit Rußland folgte. Durch den Einfall Bonapartes in Ägypten (s. Ägyptische Expedition der Franzosen) wurde S. wider seine Neigung 1798 in das russ.-engl. Bündnis gegen Frankreich hineingezogen. 1802 schloß er Frieden mit Frankreich und begann dann unter dem Beirat des franz. Gesandten Sebastiani eine Ära der Reformen. S. gründete einen neuen Staatsrat, an dessen Spitze er den Minister des Äußern mit dem Titel Reis-Efendi stellte, richtete eine eigene Kriegskasse ein, legte eine Militärschule und Stückgießerei nach franz. Muster an und ließ die großartige Kaserne Selimieh auf dem anatol.
Ufer der Hauptstadt bauen. Seine militär. Reformpläne, die Errichtung eines aus der türk. Jugend berufenen, nach den Regeln der europ. Taktik einexerzierten Heers, das den Namen Nizami Dschedid (neue Ordnung) führte, erregten den Haß der in ihren Privilegien bedrohten Janitscharen, die sich empörten und die Hauptstadt in ihre Gewalt brachten. Von allen Seiten umstellt, suchte S. sich umsonst durch Auflösung der Nizam den Thron zu retten. Ein Fetwa des Großmufti entkleidete ihn 31. Mai seiner Würde und berief seinen Vetter Mustapha IV. zur Regierung. S. wurde in die Prinzenhaft gebracht, wo er sich mit seines Nachfolgers jüngerm Bruder, dem spätern Sultan Mahmud II. (s. d.), zusammenfand, den er in seine Reformideen eingeweiht haben soll. Als im folgenden Jahre ein begeisterter Anhänger S.s, Mustapha Bairaktar (s. d.), sich für ihn erhob und von Rustschuk mit einer Armee nach der Hauptstadt vorrückte, ließ Mustapha IV. S. Mai 1808 erdrosseln. Bairaktar rächte seinen Tod, indem er Mustapha IV. absetzte und Mahmud II. als Sultan proklamierte.