[* 2] auch Mene, Phoibe, lat. Luna genannt, der griech. Name für den weiblich aufgefaßten Mond
[* 16] und gleichzeitig für
die Mondgöttin. Man dachte sich S. als eine fackeltragende, auf einem Wagen fahrende, durch große, schöne, alles sehende
Augen, überhaupt durch Schönheit des Antlitzes ausgezeichnete Göttin, welche auf dem Haupte entweder
eine Strahlenkrone oder eine Mondsichel (Stierhörner) trägt. Letztere erscheint anf Bildwerken auch nicht selten hinter
den Schultern der Göttin.
Wenn S. auf einem Wagen fährt, so ziehen diesen entweder Stiere oder Rosse, auch wird sie nicht selten auf einem Stier, oder
Roß, oder Maultier reitend dargestellt. Gleich ihrem Bruder Helios (s. d.) taucht sie bei ihrem Aufgange
aus dem Okeanosauf und sinkt in denselben hinab, oder verbirgt sich in einer Höhle. S. ist Spenderin des namentlich in mondhellen
Nächten fallenden Taues, sodann eine Göttin der Menstruation und Entbindung (vgl. Juno und Hera),
[* 17] da beides nach allgemeiner
Vorstellung des Altertums dem Wirken des Mondes zugeschrieben wurde; sie hat großen Einfluß auf das Wachsen
und Gedeihen von Pflanzen sowie auf die Gesundheit und Krankheit von Menschen und Tieren; insbesondere faßte man die Epilepsie
als eine verderbliche Wirkung der S. auf. Endlich ist S. auch eine Göttin der Liebe, namentlich des in
stillen Mondnächten geübten Liebeszaubers und überhaupt der Magie geworden, ebenso wie die ihr nahe verwandte Hekate
[* 18] (s. d.).
S. galt nach der gewöhnlichen Sage als Tochter des Hyperion und der Theia (oder Euryphaessa) und als Schwester des Helios
und der Eos, seltener als Tochter des Helios oder des Pallas. Als ihr Ehegatte gilt der Sonnengott, oder
Zeus, oder Endymion (s. d.). -
Vgl. Röscher S. und Verwandtes (Lpz. 1890; Nachträge 1895).