Selbstverbrennung,
angeblich durch Annäherung einer Flamme an die ausgeatmete Luft erfolgende Entzündung und Verbrennung des menschlichen Körpers, namentlich von Säufern. Am häufigsten will man derartige S. in Frankreich, seltener in Italien, Dänemark, England, Nordamerika, Rußland, am seltensten in Deutschland beobachtet haben. Der Verbrennungsprozeß soll schnell und ohne Vorboten ausgebrochen sein und den Körper teils ohne, teils mit bläulicher, lebhaft bewegter Flamme und unter Entwickelung eines äußerst widerwärtigen Geruchs in wenigen Stunden eingeäschert haben.
Die Räume, in denen die S. stattgefunden, sollen mit dickem, stinkendem Qualm erfüllt, die Wände mit schwarzem Ruß oder mit einer klebrigen, höchst übel riechenden Substanz überzogen gewesen sein. Als Rückstände der Verbrennung will man nur einen formlosen Haufen Asche oder Kohle, einzelne Stücke des Kopfes, namentlich der Schädeldecke und des Gehirns, und einzelne Teile der Extremitäten gefunden haben. Es wird angegeben, daß meist Feuer, glühende Kohle,
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ein Licht etc. in der Nähe der Selbstverbrannten vorfanden und nur in einigen Fällen keine derartige äußere Ursache der S. zu erkennen gewesen sei. Eine derartige S. ist bei dem großen Wassergehalt des Körpers unmöglich. Als durch das tragische Ende der Gräfin Görlitz zu Darmstadt 1847 die Augen der Sachverständigen von neuem auf den rätselhaften Prozeß der S. gerichtet wurden, sprach sich die Mehrzahl der Experten, unter ihnen Liebig und Bischoff, gegen die Wirklichkeit eines solchen Prozesses aus.
Vgl. Liebig, Zur Verurteilung der S. des menschlichen Körpers (2. Aufl., Heidelb. 1850);
Graff, Über die Todesart der Gräfin Görlitz, nebst Gegenbeweis von Bischoff (beide in Henkes »Zeitschrift für die Staatsarzneikunde« 1850);
Gorup-Besanez in Schmidts »Jahrbüchern« 1850, Bd. 68.