Seismometer
(Seismograph, griech., Erdbebenmesser), ein Apparat, welcher bei Erdbeben teils die Richtung des Stoßes, teils die Eintrittszeit desselben registriert. Staatlich eingerichtete Beobachtungsstationen (Vesuvobservatorium unter Palmieris Leitung, die Stationen in Japan etc.) sind mit komplizierten elektrischen Registrierapparaten ausgerüstet. Von einfachen Instrumenten, zunächst zur Registrierung der Stoßrichtung, nennen wir das Malletsche S. Etwa 30 cm hohe Säulen, aus Stein, Eisen oder Holz, verschieden im Durchmesser, werden auf trocknem Sand in zwei rechtwinkelig zu einander stehenden Richtungen in solcher Entfernung voneinander aufgestellt, daß sie sich bei eintretendem Fall nicht gegenseitig umstürzen können. Die Eindrücke im Sand geben beim Umstürzen die Richtung des Stoßes, das Umstürzen selbst der verschieden labilen Säulchen den ungefähren Grad des Stoßes an. Das von Lepsius verbesserte, zuerst von Cacciatore erfundene S. besteht aus einem runden, etwa 20 cm großen Gefäß aus Glas oder Thon, in dessen Mitten sich eine größere, mit Quecksilber vollkommen ausgefüllte Vertiefung befindet, umgeben von 16 kleinen peripherisch angeordneten Vertiefungen. Beim Eintritt eines Stoßes fließt ein Teil des Quecksilbers durch die Neigung in eins oder auch (bei einem Stoß mittlerer Richtung) zwei der peripherischen Näpfchen. Ferner hat man schon lange das Eintreten von Schwingungen im Ruhezustand aufgehängter Pendel benutzt, indem man einer etwa durch die Torsion veranlaßten Drehung der Schwingungsebene bei längerm, unbeobachtetem Schwingen durch ein Abkehren untergestreuten Sandes vermittelst eines Pinsels oder Stiftes am Pendel zu begegnen suchte. Lang verbesserte diesen Pendelapparat sehr wesentlich
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dadurch, daß er das Pendel mit drei aus lauter kleinen Segmenten zusammengesetzten hölzernen Kreisen umgab. Das durch den Stoß in Schwingungen versetzte Pendel wirft je nach der Stärke des Stoßes einander gegenüberliegende Segmente des engsten, zweier oder aller dreier Kreise von der Unterlage herab, und die Holzstückchen werden, um die Reihenfolge des Wegdrückens zu bestimmen, in einem unter dem Apparat befindlichen Trichter, resp. dessen Röhre aufgefangen. Behufs einer exakten Zeitbestimmung des Eintritts eines Stoßes konstruierte Knop eine Erdbebenuhr mit horizontalem Zifferblatt. Der Zeiger, eine kleine aufgeschlitzte Rinne, mit feinstem Quarzsand gefüllt, steht im Gegensatz zu den gewöhnlichen Uhren fest, während sich zwei konzentrische, mit der Stunden- und Minuteneinteilung versehene Kreise unter ihm hindurch mit entsprechend verschiedener Geschwindigkeit bewegen. Durch das Schütteln bei einem Stoß stäubt aus dem Zeiger eine kleine Sandlinie über beide konzentrische Ringe, für welche die Zeit des Zusammenfallens beider Teile in eine Richtung auch bei nachträglicher Beobachtung eruiert werden kann. Lasaulx' Seismochronograph arretiert bei eintretendem Stoß eine Pendeluhr. Zu dem Zweck wird ein kleiner, ausgelöst senkrecht zur Uhrwand stehender und das Pendel am Weiterschwingen verhindernder Hebel durch ein kleines, der Empfindlichkeit wegen halb aus Holz, halb aus Blei konstruiertes Gewicht angedrückt zur Uhrfläche erhalten; wird das Gewicht durch einen Stoß herabgeworfen, so springt der Hebel vor, und die Uhr wird arretiert. Das kleine Instrument war jahrelang an vielen Telegraphenuhren des Deutschen Reichs offiziell angebracht, wurde aber 1887 wieder entfernt, weil es sich zu wenig empfindlich erwies.