Seine
(spr. ssähn, bei den Alten
Sequana), einer der vier Hauptströme
Frankreichs, entspringt 471 m ü. M.
im
Departement
Côte d'Or auf dem
Plateau von
Langres am
Fuß des
Mont Tasselot bei Chanceaux, durchströmt in nordwestlicher Hauptrichtung
die
Departements
Côte d'Or,
Aube, Seine
-et-Marne, Seine-et-Oise, Seine,
Eure und
Niederseine, macht sehr viele
Krümmungen und
mündet nach 776 km langem
Lauf zwischen Le
[* 3]
Havre
[* 4] und
Honfleur in 10 km breiter, einem
Meerbusen ähnlicher
Mündung in den
Kanal
[* 5]
(La Manche).
Die S., der kleinste, aber nächst dem
Rhône wichtigste unter den vier großen
Flüssen
Frankreichs, wird bei Marcilly (von der
Mündung der
Aube an) schiffbar
, von
Rouen
[* 6] an auch für die Seeschiffahrt zugänglich und hat sehr lebhafte
Dampfschiffahrt. Ihr Stromgebiet, welches ausschließlich
Frankreich angehört, beläuft sich auf 77,769 qkm (1412 QM.); den
natürlichen
Mittelpunkt des ganzen Seine
beckens bildet
Paris.
[* 7]
Dort mündet der größte Nebenfluß, die
Marne, wenig unterhalb
die
Oise, in ihren
Thälern konvergieren zahlreiche Land- und Wasserstraßen auf
Paris, von wo an der
Fluß
zahlreiche
Kurven beschreibt, somit langsamer fließt und höhere Schiffbarkeit
erlangt.
Nur Rouen hat außerdem noch höhere Bedeutung. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse sind neben den genannten rechts noch die Aube, links die Yonne, Loing und Eure. Ihr Becken ist nur von wenigen Bergen [* 8] umgeben, und oft läuft die Wasserscheide über niedrige Hügel hin. Durch ein treffliches Kanalsystem ist sie mit der Somme, Schelde, Maas, dem Rhein, Rhône, der Saône und Loire in Verbindung. Nach der S. sind vier französische Departements genannt (s. unten).
Vgl. Préaudeau, Manuel hydrologique du bassin de la S. (Par. 1884);
Lavoinne, La S. maritime et son estuaire (das. 1885);
Lennier, L'estuaire de la S. (das. 1885, 2 Bde.).
Das
Departement Seine
, ein Teil der ehemaligen
Landschaft
Isle de France, ganz eingeschlossen von dem
Departement Seine
-et-Oise,
ist das kleinste
Departement
Frankreichs, mit einem
Areal von 479 qkm (8,69 QM.), aber durch die darin liegende
Stadt
Paris zugleich das volkreichste. Seine
Bevölkerung
[* 9] betrug:
1801: 631,600 | 1841: 1,194,600 | 1881: 2,799,329 |
1821: 822,200 | 1861: 1,953,660 | 1886: 2,961,089 |
Das Land ist meist eben; die einzigen
Höhen sind am rechten
Ufer der Seine
Montmartre und
Buttes
Chaumont, am linken
Ufer der
Mont
Valérien und
Bicêtre (169 m).
Flüsse
[* 10] sind außer der Seine
die
Marne und
Bièvre. Der
Boden ist zwar
leicht und dürr, aber doch durch trefflichen Anbau sehr ergiebig.
Produkte sind:
Weizen,
Hafer,
[* 11]
Kartoffeln,
Hülsenfrüchte,
Gemüse,
Wein,
Obst etc., dann die gewöhnlichen
Haustiere (darunter 76,674
Pferde),
[* 12]
Milch,
Butter etc., doch alles für die ungeheure
Bevölkerung bei weitem nicht ausreichend. Bemerkenswert sind noch die zahlreichen
Stein- und Gipsbrüche
sowie die
Mineralquellen von
Passy. Von höchster Bedeutung sind
Industrie und
Handel, welche sich beinahe vollständig in
Paris
konzentrieren (näheres s.
Paris, S. 723 f.). Das
Departement wird eingeteilt in die drei
Arrondissements:
Paris,
St.-Denis und
Sceaux. Hauptstadt ist
Paris.
Das
Departement Seine
-Inférieure
(Niederseine), gebildet aus der obern
Normandie und zwar aus den
Landschaften
Bray,
Caux und Teilen von Vexin und Roumois, wird östlich von den
Departements
Somme und
Oise, südlich von
Eure, westlich und
nördlich vom
Kanal
(La Manche) begrenzt und hat einen Flächenraum von 6036 qkm (109,62 QM.).
Die
Küste wird von Kreidefelsen von ansehnlicher
Höhe gebildet, hat außer der Seine
mündung keine
Buchten
und außer dem
Cap de la
Hève keine Vorsprünge.
Das Land besteht aus fruchtbaren
Thälern und bewaldeten
Hügeln und gehört zu den reichsten, bestangebauten, bevölkertsten
und industriellsten von ganz
Frankreich. Der Hauptfluß ist die Seine
, welche den Südwesten des
Departements
durchfließt, aus demselben nur noch kleine Zuflüsse aufnimmt und hier mündet; außerdem wird dasselbe noch durch zahlreiche
Küstenflüsse bewässert, von welchen die Bresle,
Arques mit
Béthune,
Saane und Durdent die bedeutendsten sind.
Das Klima [* 13] ist ziemlich veränderlich. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 833,386 Einw. Von der Oberfläche kommen 366,752 Hektar auf Äcker, 73,837 auf Wiesen, 92,470 auf Waldungen, 39,705 Hektar auf Baumpflanzungen. Produkte sind: Getreide, [* 14] vorzüglich Weizen und Hafer (je 2½ Mill. hl) nebst Roggen und Gerste, [* 15] außerdem Kartoffeln, Gemüse, Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, Flachs, Raps (über 4 Mill. kg Ölertrag), Obst (Äpfel und Birnen, woraus Cider, das Hauptgetränk der Bewohner, bereitet wird), viel Vieh (77,606 Pferde, 246,635 Stück Rindvieh, 85,197 Schweine, [* 16] 261,667 Schafe), [* 17] Geflügel, Fische [* 18] und Bienen sowie mannigfaltige Steinarten.
Unter den Mineralquellen sind die zu Forges les Eaux am meisten besucht. So wie Ackerbau und Viehzucht, [* 19] steht auch die Industrie auf sehr hoher Stufe. Ihre hauptsächlichsten Zweige sind: die Baumwollspinnerei (1,5 Mill. Spindeln) und -Weberei (14,000 mechanische Webstühle, [* 20] welche Kalikos, Sacktücher und sogen. Rouenneries liefern), die Schafwollspinnerei (80,000 Spindeln), die Tuch- und Modewarenfabrikation (860 Kraft- und 3640 Handstühle), die Leinenspinnerei und -Weberei, die Erzeugung von Tüll, Blonden und Ledertuch, die Druckerei, Färberei und Appretur.
Außer der Textilindustrie werden die Verhüttung von
Eisen,
[* 21]
Kupfer
[* 22] und
Blei,
[* 23] die Fabrikation von
Weißblech,
Maschinen u. Metallwaren,
Glas,
[* 24] chemischen
Produkten,
Papier,
Branntwein,
Rübenzucker,
Schokolade,
Leder etc. und der
Schiffbau im
Departement betrieben. Von der größten Wichtigkeit ist der
Handel, welcher zur
See, auf der Seine
und zu Land (mit
Hilfe
der
Eisenbahn
Paris-Rouen-Havre und deren Zweigbahnen nach
Fécamp, St.-Valéry,
Dieppe,
[* 25]
Tréport und Abancourt) betrieben wird.
Außer dem
Hafen von Le
Havre (nach
Marseille
[* 26] dem bedeutendsten von ganz
¶
mehr
Frankreich) hat das Departement noch zehn Hafenplätze (Rouen, Eu, Tréport, Dieppe, St.-Valéry en Caux, Fécamp, Harfleur, Caudebec, Duclair, Croisset). Administrativ zerfällt es in fünf Arrondissements: Dieppe, Havre, Neufchâtel, Rouen und Yvetot, und hat Rouen zur Hauptstadt.
Vgl. Corneille, La Seine
-Inférieure industrielle et commercielle (Rouen 1873);
Bunel, Géographie du département
de la Seine
-Inférieure (das. 1879).
Das Department Seine
-et-Marne, gebildet aus Teilen von Isle de France, der Champagne, Brie und Gâtinais, grenzt nördlich an
die Departements Oise und Aisne, östlich an Marne und Aube, südlich an Yonne und Loiret, westlich an Seine
-et-Oise und hat einen
Flächenraum von 5736 qkm (104,18 QM.). Das
Land ist ziemlich eben, nur hier und da etwas hügelig, hat fruchtbaren
Boden, wird vortrefflich angebaut und von der Seine
(mit Yonne, Loing und Yères) und der Marne (mit Ourcq, Petit-Morin und Grand-Morin) bewässert.
Das Klima ist angenehm und gesund. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 355,136 Einw. Von der Oberfläche kommen 416,281 Hektar auf Äcker, 26,317 auf Wiesen, 8819 auf Weinberge, 105,105 Hektar auf Waldungen (darunter der Wald von Fontainebleau mit gegen 17,000 Hektar). Produkte sind: Getreide und zwar Weizen (fast 3 Mill. hl), Hafer (über 3 Mill. hl), dann Roggen und Gerste, Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben (5 Mill. metr. Ztr.), Futterrüben, Flachs und Hanf, Wein (150,000 hl), Obst, Holz [* 28] und die gewöhnlichen Haustiere, insbesondere Schafe (525,568 Stück).
Wichtig sind die Steinbrüche, in denen namentlich Bau- und Mühlsteine
[* 29] bearbeitet werden. Kalte Mineralquellen finden sich zu
Provins. Die Industrie ist vorzugsweise durch Fabrikation von Papier, Rübenzucker, Porzellan und Fayence,
[* 30] Glas, Schokolade,
Leder, Handschuhen, Kerzen etc., durch Druckerei, Brauerei und Branntweinbrennerei vertreten. Der Handel vertreibt vorzüglich
Getreide, Mehl,
[* 31] Wein und Obst, Holz, Mühlsteine und die Erzeugnisse der Viehzucht (berühmte Käse, fromages de Brie). Das Departement
wird von vier aus Paris auslaufenden Eisenbahnen (in der Richtung nach Soissons, Châlons und Troyes, dann über
Fontainebleau einerseits nach Dijon,
[* 32] anderseits nach Nevers) durchzogen, von welchen noch mehrere Zweigbahnen ausgehen. Von
schiffbaren
Kanälen enthält das Departement den Loing- und den Ourcqkanal. Es zerfällt in fünf Arrondissements: Coulommiers,
Fontainebleau, Meaux, Melun und Provins;
Hauptstadt ist Melun.
Das Departement Seine
-et-Oise, ebenfalls aus einem Teil von Isle de France (Hurepoix, Mantais, Vexin Français)
gebildet, wird nördlich vom Departement Oise, östlich von Seine-et-Marne, südlich von Loiret und westlich von Eure-et-Loir
und Eure begrenzt, umschließt das Departement S. und umfaßt einen Flächenraum von 5604 qkm (107,77 QM.).
Das Departement ist völlig von Paris abhängig; mit der Entfernung von der Hauptstadt wird auch die Bevölkerung
dünner.
Namentlich gilt dies vom Vexin im N. und der Beauce im Süden, obwohl der meist ebene Boden gut angebaut und fruchtbar
ist.
Seine, Oise, Marne und Essonne sind die Hauptflüsse. Das Klima ist mild und gesund. Mineralquellen befinden sich zu Enghien, St.-Germain
und Abbécourt. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 618,089 Einw. Von der Oberfläche kommen 384,601
Hektar auf Äcker, 16,985 auf Wiesen, 6614 auf Weinberge, 105,978 Hektar auf Waldungen. Die wichtigsten Produkte liefert der Ackerbau,
insbesondere Weizen (über 2 Mill. hl), Hafer (über 3 Mill. hl), Roggen
und Gerste, dann Kartoffeln, Gemüse, Zucker- und Futterrüben
(4½ Mill. metr. Ztr.), Wein (144,000 hl), Obst, Holz, Torf, die gewöhnlichen Haustiere (insbesondere 351,572 Schafe, darunter
ausgezeichnete, aus der Musterschäferei zu Rambouillet stammende Merinoschafe).
Von Belang sind auch die Fischerei [* 33] und die Bienenzucht. [* 34] Neben Ackerbau und Viehzucht sind auch mehrere Industriezweige, namentlich die Fabrikation von Papier, Rübenzucker, die Baumwoll-, Schafwoll- und Leinenspinnerei, die Wirkerei [* 35] und Posamentierwarenerzeugung, die Eisengießerei [* 36] und Weißblecherzeugung, die Fabrikation von Maschinen, Lampen, [* 37] Zündhütchen, Kerzen, chemischen Produkten, Glas, Branntwein etc., sowie der Handel von Bedeutung. Die zahlreichen Eisenbahnen, die von Paris ausgehen, durchschneiden das Departement nach allen Richtungen. Es zerfällt in sechs Arrondissements: Corbeil, Etampes, Mantes, Pontoise, Rambouillet und Versailles, [* 38] und hat Versailles zur Hauptstadt.