Seifenwurzel
(Radix Saponariae rubrae); ein Artikel des Droguenhandels, kommt vom gemeinen Seifenkraut (Saponaria officinalis), einer ausdauernden, durch das ganze mittlere und südliche Europa auf Wiesen, in Gebüsch, besonders gern auf Sandboden in der Nähe von Wasser wachsenden Pflanze, die zur Familie der nelkenartigen Gewächse (Caryophylleen) gehört und mit gefüllten Blüten auch in Gärten gehalten wird. Die Wurzeln oder Ausläufer werden im Herbst oder Frühjahr von nicht zu jungen Pflanzen gesammelt. Sie sind strohhalm- bis federkieldick, außen braunrot, innen gelblich weiß. Die Wurzel schmeckt beim Kauen süßlich schleimig und dann kratzend; der wäßrige Auszug der Wurzel ist dickflüssig und schäumt beim Schütteln ganz wie eine Seifenlösung.
Der hauptsächlich schaumgebende und kratzend schmeckende Stoff heißt Saponin, eine eigenartige, zu den Glucosiden gehörige Substanz, die sich mit Weingeist ausziehen läßt und dann eine weiße unkristallinische Masse bildet, die gepulvert stark zum Niesen reizt. Auch das Kraut der Pflanze enthält diesen Stoff, aber in geringerer Menge. Die Wurzel hat einige medizinische Verwendung. Technisch und in der Hauswirtschaft benutzt man Absude der S. wie eine milde Seifenlösung in Fällen, wo wirkliche Seife den Farben schaden würde, für Seidenwaren, Spitzen, Shawls und andre zarte Gewebe. Die Handelsware für Mitteldeutschland kommt hauptsächlich aus Thüringen, wo sie stark angebaut wird. Man verkauft das Kilo getrockneter Wurzel mit 1 Mk.
Wohlfeiler und daher eines stärkern technischen Verbrauchs als Waschmittel, namentlich für Woll- und Schafwäsche fähiger, bietet sich das Saponin in zwei ausländischen Waren dar, der Quillajarinde (s. d.) und der levantischen oder ägyptischen S. (radix saponariae levanticae), die daher auch in neurer Zeit, namentlich die erste, in verstärktem Maße zugeführt werden. Diese letztere Wurzel, von bedeutender Dicke, kommt von Gypsophila Struthium, auch einer Caryophyllee, die in der Levante und wie es scheint auch in Ungarn wächst oder hier gezogen wird.
Die levantische Ware wird hauptsächlich in der Gegend von Smyrna gesammelt und über Triest eingeführt; ein andrer Teil kommt von Ungarn. Sie bildet 3-4½ dm lange Stücke, außen graugelb oder bräunlich, stark längsrunzlig und furchig; die innere Farbe ist gelblichweiß. Öfter ist die Ware schon in Scheiben geschnitten. Die ungarische Wurzel ist nur fingerdick oder in dünne Scheiben geschnitten, weiß und sehr leicht; sie hat vielleicht auch einen andern Ursprung als die levantische. Die ungarischen und levantischen Wurzeln haben wie die Quillajarinde nur technische Verwendung; man pflegt sie im Handel auch, der roten gegenüber, als weiße zu bezeichnen. Früher wurden unter dem Namen weiße S. auch die Wurzeln von Lychnis diurna und L. vespertina verkauft; sie haben nur einen geringen Saponingehalt und sind jetzt außer Gebrauch. - Zollfrei.