Seife
,
das Produkt der Einwirkung von ätzenden Alkalien und Wasser auf Fette. Letztere bestehen aus Glyceriden der Stearinsäure, Palmitinsäure und Ölsäure (Stearin, Palmitin, Olein) und werden durch Ätzkali oder Ätznatron zersetzt (verseift), indem sich stearin-, palmitin- und ölsaures Alkali, deren Gemisch die gewöhnliche S. bildet, und Glycerin abscheidet. Je reicher das Fett an Stearin und Palmitin ist, um so ¶
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härter wird die S., während die oleinreichen Öle
[* 3] weichere S. liefern. Von größerm Einfluß auf die Konsistenz der Seifen
ist aber die Natur des Alkalis. Mit Ätzkali bereitete Seifen
sind stets weich, schmierig, hygroskopisch (Schmierseifen
), während
die Natronseifen
(Sodaseifen
) hart, fest, luftbeständig sind. Wenn man die Lösung einer Kaliseife
mit
Kochsalz (Chlornatrium) behandelt, so entstehen Natronseife
und Chlorkalium. Man benutzt zur Seife
nbereitung Talg, Palmöl, Palmkernöl,
Kokosöl, Baumöl, Sesamöl, Erdnußöl, Baumwollsamenöl, Thran, Leinöl, Hanföl, seltener Rüböl, Schmalz, Pferdefett, Illipe- oder
Bassiaöl, Galambutter, Vateria-, Mafurratalg etc. Ferner wird die in Stearinfabriken abfallende Ölsäure auf S. verarbeitet
und zur Darstellung der Harzseifen das Fichtenharz, stets aber nur in Verbindung mit Fetten, da die Seifen
aus reinem Harz niemals fest werden und auch als Schmierseifen
nicht verwendbar sind.
Die Alkalien werden in der Form von Laugen, Lösungen von Ätzkali oder Ätznatron, angewandt. Früher bereitete der Seife
nsieder
diese selbst aus Holzasche oder Pottasche (kohlensaures Kali), gegenwärtig meist aus Soda (kohlensaures
Natron) mit Hilfe von Ätzkalk, welcher dem Alkalisalz die Kohlensäure entzieht, so daß aus kohlensaurem Kali, resp. Natron Ätzkali,
bez. Ätznatron wird. Sehr häufig verwenden aber die Seife
nfabrikanten fertiges Ätznatron aus den Sodafabriken. Da nun mit 40 Teilen
Ätznatron dasselbe erreicht wird wie mit 56 Teilen Ätzkali, und da überdies die Natronverbindungen erheblich
billiger sind als die entsprechenden Kaliverbindungen, so werden letztere fast nur noch zu Schmierseifen
benutzt, während
man früher, als Pottasche billiger war als die Soda, Kaliseifen
darstellte und diese durch Kochsalz (Chlornatrium) in Natronseife
verwandelte. Die Konzentration der Laugen richtet sich teils nach dem einzuschlagenden Verfahren bei der
Seife
nbereitung, teils nach der Natur des zu verarbeitenden Fettes. Talg erfordert z. B. schwache, Kokosöl sehr starke Laugen.
Die zur Verseifung der Fette erforderliche Menge Alkali läßt sich nicht im allgemeinen angeben, da die Zusammensetzung der
Fette erheblich schwankt. Dagegen läßt sich genau berechnen, daß zur Verseifung von
Ätznatron | Ätzkali | ||
---|---|---|---|
100 Teilen | Palmitin erforderlich sind | 14.9 | 20.8 Teile |
100 " | Stearin " " | 13.5 | 18.9 " |
100 " | Olein " " | 13.6 | 19.1 " |
Dies gilt jedoch nur für Kernseifen
, welche bei der Bereitung durch Kochsalz von der überschüssigen Lauge, dem Wasser und
dem darin gelösten Glycerin geschieden werden. Bei den Leimseifen, welche überschüssige Lauge und Glycerin eingeschlossen
enthalten und durch einfaches Erstarren des Seifenleims entstehen, sowie bei den Schmierseifen, welche dickliche Lösungen
von S. in Lauge darstellen, liegen die Verhältnisse wesentlich anders. Bei der Fabrikation billiger Seifen wird auch Wasserglas
in großer Menge angewandt, und in Nordamerika
[* 4] benutzt man zur Verseifung aus Kryolith erhaltenes Natronaluminat.
Die Verseifung der Fette erfolgt nicht augenblicklich beim Zusammentreffen mit Ätzkali; vielmehr bildet sich zuerst eine emulsionsähnliche Mischung des Fettes mit der Lauge, es entstehen saure fettsaure Salze, welche die übrige Fettsubstanz suspendiert enthalten, diese wird dann allmählich auch verseift, und die sauren Salze werden in neutrale, in S., übergeführt. Die Verseifung führt man in großen, stumpf kegelförmigen, schmiedeeisernen Kesseln aus, welche durch direktes Feuer geheizt und mit einem Aufsatz (Sturz) aus Holz [* 5] oder Mauerwerk versehen werden, um das Übersteigen der schäumenden Masse zu verhindern.
Die Anwendung von Dampf [* 6] ist nur vorteilhaft, wenn man denselben auf 150-160° überhitzt und direkt in die zu verseifende Masse leitet. Neuerdings leitet man wohl die Verseifung mit Hilfe des Dampfes ein und kocht die S. auf direktem Feuer fertig. Zur Darstellung von Talgkernseife kocht man das Fett unter allmählichem Zusatz von starker Lauge, bis eine Probe des entstandenen Seifenleims auf Glas [* 7] vollkommen klar erscheint. Dann fügt man 10-12 Proz. Kochsalz zu und erreicht dadurch bei der Unlöslichkeit der S. in Kochsalzlösung eine vollständige Gerinnung des Seifenleims zu weißlichen Flocken, zwischen welchen klare Salzlösung steht.
Durch das Klarsieden in dem bedeckten Kessel, bis der Schaum verschwunden ist und nur noch große durchsichtige Blasen aufsteigen, kernt die S., zieht sich mehr und mehr zu rundlichen Körnern zusammen und erreicht endlich die erforderliche Beschaffenheit, um in Formen geschöpft werden zu können, in welchen sie erstarrt. Häufig wird die Kernseife geschliffen und zwar von oben, indem man nach dem Klarsieden ganz schwache Lauge oder Wasser hinzufügt, oder bei sehr unreinen Materialien von unten, indem man die Unterlauge abzieht und Lauge mit etwas Salz [* 8] zusetzt.
Bei starkem Kochen wird die S. dann wasserhaltiger. Die nicht geschliffene S. erstarrt zu einer gleichmäßigen weißlichen oder grauweißen Masse, in der etwas wasserhaltigen aber scheidet sich bei langsamem Erkalten die Stearin- und Palmitinseife kristallinisch von der Oleinseife, welche alle färbenden Verunreinigungen (Eisenseife, Schwefeleisen) einschließt. So entsteht die Kern- und Flußbildung der marmorierten S., welche noch verstärkt wird, wenn man Eisenvitriol, Bolus oder Frankfurter Schwarz bei der Verseifung zusetzt.
Läßt man möglichst dünn geschliffene S. längere Zeit ruhig stehen und schöpft sie dann vom Bodensatz ab, so erhält man reine weiße Kernseife, welche aber mehr Wasser enthält als die marmorierte. Die Marmorierung bietet also die beste Garantie, daß der Wassergehalt eine gewisse Grenze nicht überschreitet. Wird nicht geschliffene S. nach dem Klarsieden in Formen geschöpft, so durchzieht man sie mit einem Rührstab der Breite, [* 9] dann der Länge nach in geraden Linien.
Derartig gerührte S. zeigt nach dem Erstarren die sogen. Mandeln oder Blumen, nämlich Reihen von dunklern mandelförmigen Stellen in hellerm Grund. 100 Teile Talg geben 155 Teile auf Mandeln gerührte Kernseife und etwa 5 Proz. mehr geschliffene marmorierte S. In Frankreich wird Olivenöl, auch Erdnuß-, Sesam- und raffiniertes Baumwollsamenöl, in England Palmöl auf Kernseife versotten. Oft wird auch Palmöl in Verbindung mit Ölsäure verarbeitet. Die Ölsäure neutralisiert man mit einem Gemisch von kohlensaurem und ätzendem Alkali.
Man setzt die Ölsäure zu der siedenden Lauge, kocht unter weiterm Zusatz von Lauge, bis die S. fertig ist, salzt dann aus etc. Diese S. ist weicher und leichter löslich als Talgkernseife, wird aber härter, wenn man mit der Ölsäure etwas Talg verarbeitet. Die sogen. Wachsseife (Bleichseife) wird aus einem Gemisch von Talg, Kokosöl und Palmöl dargestellt, ist sehr rein und vollkommen neutral, schäumt besser als Talgseife und eignet sich auch für Färbereien. Sie wird häufig mit Nitrobenzol parfümiert (Mandelseife). Kernseife wird auch mit Harz dargestellt, indem man entweder fertige Kernseife mit fertiger Harzseife mischt, oder eine Mischung von Fetten mit Harz verseift, dann ¶
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die S. aussalzt, klar siedet, in Formen füllt und so stark mit heißem Wasser schleift, daß ein flüssiger Leim entsteht.
Die Leimseifen werden stets mit Kokosöl dargestellt, welches sich zwar sehr leicht, aber nur mit starken Laugen verseifen läßt und eine S. liefert, die unbeschadet ihrer Härte 50-60, selbst 75 Proz. Wasser, auch schwache Lauge bindet, niemals marmoriert, sondern stets weiß, alabasterartig durchscheinend ist, sehr stark schäumt und sich nur mit Hilfe von sehr viel Kochsalz aussalzen läßt. Rührt man Kokosöl bei 80° mit starker Lauge zusammen, so wird es sehr schnell verseift, und die S. kann alsbald in Formen gefüllt werden.
Meist wird reine Kokosseife und besonders Toilettenseife auf kaltem Weg dargestellt, indem man das geschmolzene Fett in die Form bringt, die Lauge unter beständigem Rühren zusetzt und, wenn die Masse hinreichend verdickt ist, Farbstoffe und Parfüme beimischt. Gemische von Kokosöl mit andern Fetten werden wie gewöhnlich gekocht, aber auch diese Seifen binden sehr viel Wasser und Salzlösung, erscheinen dabei vollkommen hart, schrumpfen aber beim Aufbewahren stark ein und überziehen sich, wenn sie freies Alkali enthalten, mit feinen weißen Kristallen.
Diese Seifen werden vielfach mit Stärke, [* 11] Leim, Kreide, [* 12] Thon etc. verfälscht, auch mit Wasserglas gefällt. Sehr verbreitet sind die nach ihrem Ursprungsort benannten Eschweger Seifen (künstliche Kernseifen), welche gute Marmorierung zeigen, fest und trocken sind, aber ziemlich viel Wasser enthalten. Zu ihrer Darstellung verseift man Talg oder Palmöl oder eine Mischung von beiden mit Sodalauge, salzt aus, schöpft den Kern in eine Kühlbütte und mischt ihn mit einer mit Kali- und Natronlauge bereiteten Kokosseife und kocht unter Zusatz von Lauge und etwas Salzwasser, um größere Ausbeute zu erzielen. Die S. wird dann in Formen gefüllt und die Flußbildung durch gutes Zudecken befördert. 100 Teile Fett liefern 200 Teile S. und mehr.
Harzseifen werden aus Kokosöl, Palmöl, Talg und Harz dargestellt, und zwar nimmt man auf 100 Teile Fett 30-100 Teile Harz und mischt entweder die für sich bereiteten Seifen, oder mischt das Harz mit dem Fett und verseift dies Gemisch direkt. Diese Seifen pflegen stark mit Salzwasser gefüllt zu sein, enthalten freies Alkali, lösen sich leicht in Wasser und schäumen sehr gut. Man erhält 300 Proz. Ausbeute und mehr. Aus ungebleichtem Palmöl und wenig Harz erhält man gelbe, bei sehr hohem Harzgehalt braune Seifen.
Schmierseife wird aus Leinöl, Hanföl, Thran, Rüböl, Ölsäure und Kalilauge dargestellt. Man setzt indes stets etwas Natronlauge zu, weil dieselbe billiger ist und natronhaltige S. mehr Wasser bindet, ohne zu weich zu werden. Das Fett wird zuerst mit schwacher Lauge, dann unter Zusatz von stärkerer Lauge gekocht und schließlich die S. mit sehr starker Lauge abgerichtet. Die richtige Beschaffenheit erkennt man an einer auf Glas getropften Probe oder mit der Zunge. 100 Teile Fett liefern 240-250 Teile Schmierseife, doch werden häufig bis 400 Teile dargestellt, indem man die S. mit Stärkemehl, Thon, Speckstein verfälscht oder mit Wasserglas versetzt.
Auch wird die Schmierseife mit Harzseife vermischt, indem man das Harz für sich verseift, oder indem man es der Schmierseife zusetzt und dann mit Lauge bis zur Verseifung kocht. Man unterscheidet im Handel Ölseife (Kronseife, braune, schwarze, grüne S.), eine dicke, durchscheinende, braune bis schwarze, auch grüne, penetrant riechende Masse mit 50 Proz. Wassergehalt, welche aus Hanföl, Leinöl, Rüböl, Thran, Ölsäure dargestellt und mit Indigo [* 13] grün, mit Galläpfelabkochung und Eisenvitriol schwarz gefärbt wird, und glatte Elain- oder Silberseife, welche gewöhnlich aus Palmöl und Ölsäure oder aus Ölen unter Zusatz von Sodalauge dargestellt wird und gelblichweiß mit silberartigem Schein ist. An manchen Orten wird eine klare Schmierseife mit gröbern, körnig kristallinischen Ausscheidungen von stearin- und palmitinsaurem Kali dargestellt, indem man das Öl mit Palmöl oder Talg versetzt, eine möglichst sodafreie Lauge anwendet und die S. bei 9-12° langsam erkalten läßt.
Bisweilen wird das Korn durch Beimischung von Stärke-, Thon- und Kalkkörnchen nachgeahmt. Die Toilettenseifen, wie Mandelseife etc., werden sorgfältig aus sehr reinen Materialien dargestellt, gefärbt und parfümiert; transparente S. erhält man durch Auflösen trockner Talgseife in Alkohol und Eingießen der klaren, gefärbten und parfümierten S. in Blechformen, in welchen sie in einigen Wochen erstarrt; Glycerinseife wird in ähnlicher Weise durch Lösen von Glycerin in S. bereitet.
Die Bimssteinseife wird durch Einrühren von Bimssteinpulver in geschmolzene S. dargestellt und von Handarbeitern benutzt. Während die mit Alkalien hergestellten Seifen in Wasser löslich sind, bilden die alkalischen Erden, die Erden und die Metalloxyde mit den Säuren der Fette unlösliche Verbindungen. Von diesen unlöslichen Seifen entsteht Kalkseife beim Waschen mit hartem Wasser; daher bildet letzteres mit S. keinen Schaum und eignet sich überhaupt nicht zum Waschen.
Kalkseife entsteht auch in Dampfkesseln, wenn mit kalkhaltigem Speisewasser Schmieröl hinein gelangt. Auch spielt sie eine Rolle bei der Darstellung von Stearinsäure. Thonerdeseife kommt beim Wasserdichtmachen der Gewebe, [* 14] beim Avivieren mit Thonerdesalzen gebeizter Gewebe, beim Leimen des Papiers zur Anwendung;
Manganseife dient als Sikkatif;
Bleiseife ist Bleipflaster;
ein Gemenge von Kupfer- und Eisenseife dient zum Bronzieren von Gipsabgüssen;
Arsenikseife ist ein Gemisch von S., arseniger Säure, Pottasche, Kalk und Kampfer und wird zum Konservieren von Tierbälgen benutzt. Zu medizinischen Zwecken bereitet man eine Kaliseife (Sapo kalinus) aus Ätzkali, Leinöl und Wasser unter Zusatz von Spiritus, [* 15] eine Natronseife (Sapo medicatus) aus Ätznatron, Schmalz, Olivenöl und Wasser unter Zusatz von Spiritus und Aussalzen mit Kochsalz und etwas Soda.
Jalappenseife (Sapo jalapinus) besteht aus gleichen Teilen Natronseife u. Jalappenharz, die man unter Zusatz von Spiritus miteinander verbindet. Die Kaliseife dient als Einreibung zur Aufsaugung chronischer Lymphdrüsenanschwellungen, von Ausschwitzungen in Herzbeutel und Bauchfell, die Natronseife wird auf Pillen, zu Seifenpflaster und Seifenspiritus verarbeitet, Jalappenseife dient als abführendes Mittel. - Die gewöhnliche S. löst sich in Alkohol und in wenig Wasser.
Verdünnt man aber die wässerige Lösung sehr stark, so zersetzt sich die S. unter Abscheidung von unlöslichem sauren, stearin- und palmitinsauren Alkali, während basisches Salz gelöst bleibt. Dies wirkt lösend auf den Schmutz, welcher der Haut [* 16] oder den Geweben meist durch Vermittelung von Fett anhaftet, das Fett wird von der alkalischen Lösung aufgenommen, und so wird der Staub etc. beweglich und haftet an den Flocken des unlöslichen sauren Salzes, welche also für die Reinigung nicht bedeutungslos sind. Bei der Wirkung der S. kommt auch die große Benetzbarkeit aller Körper durch ¶
Seife
(lat. sapo, franz. savon, engl. soap). - Im allgemeinen versteht man unter diesem Namen diejenigen Fabrikate, welche aus einer Verbindung irgend einer anorganischen Basis mit fetten Säuren bestehen. Je nach Art dieser Basen sind die Seifen verschieden in ihren Eigenschaften. Diejenigen, welche man im gewöhnlichen Leben Seifen nennt, sind in Wasser löslich und enthalten als Basis Natron, die weichen oder Schmierseifen dagegen Kali. Die Seifen, welche Kalk, Magnesia, Bleioxyd, Thonerde, etc. enthalten, sind in Wasser unlöslich und werden niemals zum Waschen, sondern zu anderen Zwecken verwendet; so ist z. B. das Bleipflaster der Apotheken eine Bleiseife. -
Die Fettstoffe, welche zur Darstellung der Seifen dienen, sind entweder tierischen oder pflanzlichen Ursprungs. Von den erstern sind besonders zu nennen der Talg von Schafen, Rindvieh, Ziegen, das Fett von Pferden, Schweinen, Walfisch, Robben und Fischthran überhaupt. Von Pflanzenfetten werden Olivenöl, Palm- und Kokosnußöl, Sesam-, Rüb-, Hanf-, Leinöl, sowie viele andre Öle, namentlich auch Ölsäure aus den Stearinfabriken verwendet. Als Basen für die gewöhnlichen Seifen dienen Kali oder Natron, und zwar im ätzenden Zustande, daher das erste Stadium zur Seifenbereitung die Herstellung von Ätzlaugen aus Soda oder Pottasche (oder an deren statt Holzasche) ist. Indem man diese Stoffe mit Ätzkalk mengt, das Gemenge erhitzt und mit Wasser auszieht, erhält man die verlangten Laugen, da die Soda (kohlensaures Natron) und die Pottasche (kohlensaures Kali) durch den Kalk ¶
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ihrer Kohlensäure beraubt und somit ätzend geworden sind. Übrigens sind Ätzlaugen jetzt käuflich und Fabrikartikel. Zu Talgseife wird der Talg von unreiner Beschaffenheit erst mit Dampf geschmolzen und durch Stehenlassen geläutert. Das Sieden der S. geschieht in Kesseln, die einen hohen Randaufsatz haben, weil die siedende Masse hoch aufsteigt, entweder über freiem Feuer oder neuerdings in Fabriken vorteilhafter durch einströmenden Dampf. Das Sieden unter fortwährendem Rühren ist eine langwierige, viele Stunden dauernde Arbeit, weil sich die Fette und Alkalien nur sehr allmählich mit einander verbinden. Die Lauge wird in verschiednen Portionen allmählich zugesetzt. Schließlich hat sich der Kesselinhalt in eine gallertartige, dünne Masse, den Seifenleim, verwandelt. Es macht nun aber einen Unterschied, ob mit Kali- oder Natronlauge gearbeitet wird. Die Natronseifen sind die gewöhnlichen harten Seifen, während das Kali nur Schmierseifen gibt.
Wenn gleichwohl seit alten Zeiten immer mit Holz- oder Pottasche gearbeitet und doch harte S. erhalten wurden, so geschah dies, weil man immer Kochsalz mit in Anwendung brachte. Das Salz, welches nach und nach der verkochten Masse zugegeben wird, hat die Wirkung, daß Lauge und S. sich trennen und letztere in einer Schicht oben aufschwimmt, weil S. in einer salzhaltigen Lauge nicht löslich ist. Neben dieser sichtbaren Wirkung geht aber noch eine unsichtbare her; das Kochsalz (Chlornatrium) tritt seinen Natriumgehalt an die S. ab und nimmt dafür Kalium auf, wird also zu Chlorkalium, das in der Lauge bleibt. Die Kaliseife wird also nachträglich in Natronseife verwandelt. Wird direkt mit Natronlauge gesotten, wie dies jetzt ganz gewöhnlich ist, so hat das Aussalzen (hier mit weniger Salz) nur den Zweck der Trennung von S. und Lauge.
Diese Lauge hat den Namen Unterlauge; sie bildet jetzt einen Handelsartikel und wird von Fabrikanten behufs Gewinnung des darin enthaltenen Glycerins aufgekauft. Die infolge des Aussalzens im Kessel emporgetretene und eine Decke bildende S. heißt der Kern; um eine wirkliche reine Kernseife darzustellen, wird das Aussalzen zweimal und nach Umständen mehrmals vorgenommen, also nach dem ersten Mal die unreine Lauge unter der Seifenmasse abgelassen, frische gegeben und die S. wieder zu Leim aufgesotten, wieder gesalzen u. s. f. Das Salzen ist daher auch das Mittel, um die S. zu reinigen und von überschüssigen Laugenteilen zu befreien. Schließlich wird die Masse nur noch mit etwas Wasser wieder gelöst und gesotten, bis die verlangte Konzentration, also der gehörige Wassergehalt vorhanden ist.
Diese Verrichtung, wobei einströmender Dampf nicht gebraucht werden kann, heißt das Klar- oder Kernsieden; die S., die bisher eine klümperig schaumige Beschaffenheit hatte, kommt dabei in ruhigen klaren Fluß, wird endlich zäh und bildet eine sich plattenartig übereinander schiebende Masse. Diese wird noch heiß zum Abkühlen und Festwerden auf die Formen gefüllt, große, zum Auseinandernehmen eingerichtete hölzerne Kästen mit durchlöchertem Boden, über welchen ein Tuch gebreitet ist. Es ziehen sich hier die Reste von Flüssigkeit durch und in acht bis zehn Tagen ist die Masse zu einem großen Block erhärtet, der nach Wegnahme des Holzwerks erst in horizontale Platten und dann weiter zerschnitten wird.
Während des langsamen Abkühlens bildet sich in der Masse die bekannte Marmorierung (Fluß oder Flaser), ungefärbt oder gefärbt, das letztere infolge von Unreinheiten, die sich in dies Geäder hineinziehen. Man betrachtet dieselbe als ein Zeichen von Güte und mit Recht, wenn sie echt ist, denn sie bildet sich nur in S. mit nicht zu viel Wassergehalt und die marmorierten S. sind daher in der Regel die härtern. Freilich gibt es auch unechten oder künstlichen Marmor, indem man gefärbte Seifenmasse in kleinen Portionen unter schlechte S. einrührt, wenn sie halb erkaltet ist, was also höchstens als eine Verzierung der Ware, wenn nicht als ein Täuschungsversuch anzusehen ist. Bei Verarbeitung auf Kernseife geben 100 kg Talg 150-155 kg Ware. Diese Menge kann um 15-20 kg vermehrt werden, wenn man der S. so viel mehr Wasser oder schwache Lauge beläßt oder schließlich wieder hinzurührt, wodurch sie die Fähigkeit, Marmorierung anzunehmen, verliert. Solche schlechtere S. nennt man geschliffene.
Eine Hauptrolle bei der Seifenbereitung spielen jetzt das Palmöl und Palmkernöl;
sie liefern gute Seifen;
das Kokosnußöl dagegen wird nur noch in betrügerischer Weise in der Seifensiederei benutzt;
es verbindet sich nämlich leicht mit starker Natronlauge zu sehr harten und stark schäumenden Seifen, die einen unangenehmen, lang anhaftenden Geruch und das Eigne haben, daß sie eine große Menge Wasser oder Lauge (70-100%) binden können und dabei doch ungewöhnlich hart und trocken sind.
Auch wenn dieses Fett nur zu einem kleinern Teil in einer S. mit verwendet wird, erhält das Ganze die Fähigkeit, reichlich Wasser zu binden. Es ist sogar thunlich, ohne auszusalzen, gleich den ganzen Kesselinhalt, also S. und Lauge mit allen ihren Unreinheiten im Gemenge, erstarren zu lassen. S. aus bloßem Kokosöl oder solche, in welcher dasselbe einen Bestandteil bildet, kann gar nicht durch Aussalzen gereinigt werden, da sie auch in Salzwasser löslich ist; man hat also in solcher stets den ganzen erhärteten Kesselinhalt.
Man nennt solche S. gefüllte Seifen; es sind solche noch häufig an den Markt kommende Produkte oft sehr wohlfeil, aber doch immer über ihren wahren Wert bezahlt. Es kommen S. vor, die 50-75% Wasser, daneben noch Soda und Kochsalz enthalten und dennoch sehr hart sind und gut aussehen. Gute Kernseife soll nicht mehr als 30% Wasser enthalten. Die jetzige raschere Fabrikationsweise, nach welcher man sich das Aussalzen ganz oder größtenteils erspart, bringt es mit sich, daß die S. jetzt zuweilen Überschuß an Ätznatron haben, am meisten gerade die Toiletteseifen, weil diese weich und stark schäumend sein sollen. Um sie weicher zu machen, setzt man ihnen auch wohl etwas Kalilauge zu. Diese und wohl auch andre Sorten werden gar nicht mehr eigentlich ¶
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gesotten, sondern Fett und Ätzlauge in bestimmten Verhältnissen werden bei etwa 80° C. Hitze nur zusammengerührt, bis eine zähe Masse entsteht, sodaß sich also gar keine Unterlauge mehr bildet. Man nennt daher dergleichen Ware auch gerührte S. Ein wohlfeiles Mittel zur Massevermehrung ist Harz, gewöhnlich nordamerikanisches. Derartige Harze oder Kolophone verhalten sich ebenfalls wie schwache Säuren und lassen sich mit ätzenden Alkalien zu seifenartigen Massen zusammenkochen. Es sind aber solche Harzseifen für sich nicht wohl brauchbar, sondern dienen nur als Zusatz für solche, in denen Palm- und Kokosöl die Hauptbestandteile sind. Man verseift Harz und Fette gesondert und mischt dann beides zusammen. S. mit Harzzusatz sehen braun oder gelb aus. -
Wasserglas ist auch ein gebräuchlicher Zusatzartikel; man rührt es unter die S., bevor dieselbe in die Formen gefüllt wird. Obschon es durch seinen Überschuß an Ätznatron kein unpassender Bestandteil und eigentlich selbst schon eine Art S. ist, so bezweckt seine Anwendung doch nur einen Fabrikvorteil; es macht nämlich die schlechteste S. ebenfalls sehr hart und durch seinen Kieselsäuregehalt bedeutend ins Gewicht fallend. Gröbere Verfälschungen sind Zusätze von Kartoffelmehl, Pfeifenthon, Kreide, Kleie u. dgl. -
Je wasserhaltiger eine S. ist, um so mehr verliert sie natürlich an Gewicht und Volumen bei längerm Liegen; sind viel Laugenteile und Salze mit eingearbeitet worden, so verrät sich dies hierbei durch kristallinische Ausblühungen. Der Wassergehalt einer S. ist zu ermitteln durch Austrocknen einer geschabten und abgewogenen Probe an einem mäßig warmen Orte durch ein paar Tage mit nachheriger Wiederholung des Wägens. Die S. hat dann noch 3¼% Wasser, welches sie fester gebunden hat und in mäßiger Wärme nicht fahren läßt.
Das Auflösen geschabter S. in 6-8 Gewichtsteilen starkem Spiritus in der Wärme kann über das Vorhandensein der meisten ungehörigen Zusätze belehren. Die Lösung darf sich nur trüben oder einen sehr geringen Absatz geben; jemehr Bodensatz, desto weniger wirkliche S. ist vorhanden. Da der wirkliche Wert einer Seife nur von ihrem Fettgehalt abhängt, so ist sie um so besser, jemehr Fettsäure sich aus einer Probe ziehen läßt. Wird eine abgewogene Probe Seifenspäne in destilliertem Wasser in der Wärme völlig gelöst und etwas Säure (Salz- oder verdünnte Schwefelsäure) zugemischt, so wird die S. zersetzt und die Fettsäure bildet eine obere Schicht, die aber nach dem Erkalten zu weich bleiben würde, um sie handhaben zu können.
Man schmilzt daher noch eine gewisse, gewöhnlich der angewendeten S. gleiche Quantität Wachs hinzu und erhält nach dem Erkalten eine abnehmbare Scheibe, die man abtrocknet oder besser noch einmal bis zur Verjagung aller Feuchtigkeit in einem Schälchen schmilzt. Nach Abzug des Gewichtes für das Wachs erhält man dann den Fettgehalt, aber etwas zu hoch, daher man zur Korrektur noch 1/10 zurückrechnen soll. Der Fettgehalt guter echter Kernseife ist 66-70%; häufig gibt die Ware nur ca. 50; es gibt aber S. genug mit einem Fettgehalt von noch nicht 34%. -
Kaliseifen erlangen, wie schon bemerkt, keine Festigkeit, sondern bleiben weiche, wasseranziehende Massen, sog. Schmierseifen. Es ist thunlich, in dieser S. ⅓ des Kali durch Natron zu ersetzen, das aber kein Kochsalz enthalten darf. Talg wird zu dieser Seifengattung in der Regel nicht mit verwendet, außer etwa, wenn man sie im Sommer etwas konsistenter haben will. Die gewöhnlichen Fettstoffe zur Kali-S. sind Leinöl, Hanföl, Fischthran, Olein aus Stearinfabriken.
Die Hanfölseife ist dunkelgrünlich, die übrigen sind hellbraun, meist übelriechend, am meisten die Thranseifen. Die Bereitung solcher S. ist sehr einfach, da Öl und Lauge bloß zusammengekocht werden, bis die Verbindung erfolgt und der verlangte Konzentrationsgrad erreicht ist. Man läßt dann die Masse erkalten und füllt sie in kleine Fässer. In solchen sog. schwarzen, grünen oder Schmierseifen bleibt also alles beisammen, Glycerin, Laugenüberschuß und Unreinheiten. Man braucht dergleichen S. in Walkereien, zur Wollwäsche, Leinwandbleicherei, beim Kattundruck, zum Färben von Rotgarn etc. Die Elainseife dient besonders auch zum Entschälen der Seide. -
In den südeuropäischen Ländern hat von jeher zu harten S. das Olivenöl geringerer Qualität die Stelle eingenommen wie bei uns der Talg; man verarbeitet aber daneben und dazwischen viel Sesamöl. Die Fabrikation der Ölseifen im Süden für Selbstverbrauch und Export ist sehr beträchtlich. Man gibt solcher S. den Namen venetianische, spanische, Marseiller; sie kommt teils aus Italien, teils aus Frankreich, wird aber jetzt auch viel bei uns fabriziert. Im Süden hat die Pottasche bei der Seifenbereitung nie gedient, sondern es ist immer direkt Ätznatronlauge gebraucht worden, früher aus Meerpflanzenasche, jetzt aus künstlicher Soda gezogen. -
Die feineren S., Toilettenseifen genannt, erhalten verschiedne Zusätze, die man der fertigen noch warmem Ware einverleibt. Solche Zusätze sind Farbstoffe und Parfümerien, Mandelkleie, Glycerin, Galle, Bimsstein etc. Das Parfümieren feinerer S. geschieht jetzt durch das sog. Filieren mittels der Piliermaschine, durch welche das ätherische Öl mit der fertigen S. durcheinander gearbeitet wird, oder auch indem man die S. bei möglichst niedriger Temperatur schmilzt und dann das ätherische Öl zusetzt.
Gallseifen schätzt man zur Wäsche feiner Woll- und Seidenzeuge; sie enthalten aber meist nur wenig und öfter gar keine Galle. Die Marseiller S. hat einen alten Ruf wegen ihrer, der Haut wohlthuenden Milde. Sie verdankt diese Eigenschaft nur der Liegezeit, die man sie durchmachen läßt, bevor sie in den Handel kommt. Zum Apothekergebrauch dient entweder Marseiller oder selbstgefertigte medizinische S. aus Natron und gutem Provenceröl, welche nachgehends bei höherer Temperatur völlig ausgetrocknet und gepulvert wird. -
Schaumseife wird aus gewöhnlicher in der Art bereitet, daß man dieselbe wieder zu heißem Seifenleim auflöst, den man durch eine Flügelwelle so lange schlagen läßt, bis das Ganze in Schaum verwandelt ist. Diesen ¶