Seidenspinner.
[* 2] Mit dem in Nordchina heimischen Eichenseidenspinner
(Attacus Pernyi, s. Tafel
»Seidenspinner«
, Bd.
14,
[* 1]
Fig. 3) sind in den letzten
Jahren auf Veranlassung des preußischen landwirtschaftlichen
Ministeriums mit gutem Erfolg
gekrönte
Versuche angestellt worden, denselben bei uns zu züchten. Das
Ministerium hatte dem
Seidenzüchter
Buchwald in
Reichenbach
[* 3] vor sechs
Jahren 40
Morgen Eichenwald aus den Staatsforsten überlassen, und es hat sich gezeigt, daß
der
Zucht bei uns keine elementaren oder klimatischen Schwierigkeiten im Wege stehen. Es ist nur dafür Sorge zu tragen,
daß der
Schmetterling
[* 4] nicht zu früh auskommt.
Der Spinner überwintert in seinem festen, gelbbräunlichen Kokon sehr gut, und dieser muß in einem kalten Raume aufbewahrt werden, da der Schmetterling im Frühling nur auf eine günstige Gelegenheit wartet, um auszuschlüpfen. Schon bei 18° Wärme [* 5] kommt er hervor, und da diese Temperatur im Mai bei uns ziemlich häufig eintritt, wenn seine Futterpflanze, die Eiche, noch keine Blätter getrieben, so muß man das Ausschlüpfen gegebenen Falls zu verzögern wissen.
Die Paarung vollzieht sich sehr bald nach dem Ausschlüpfen (in etwa 24-36 Stunden), worauf die Eier [* 6] in 3 Tagen abgelegt werden und nach 8-10 Tagen die schwarzen dornigen Räupchen auskommen, die nach mehreren Häutungen schön hellgrün mit fleischigen Kegeln und gelblichem Kopfe werden. Sie spinnen sich Ende August ein und liefern schon nach drei Wochen eine zweite Generation, so daß sich vielleicht in günstigen Strichen, wo die Eiche früher ausschlägt, zwei Bruten würden erziehen lassen; in Norddeutschland gelang dies indessen nicht.
Die gewonnene
Seide
[* 7] wurde in
Krefeld
[* 8] verarbeitet und zeigte sich der besten
Mailänder
Seide ebenbürtig.
Ebenso hat
man in
Frankreich
Versuche mit der
Zucht des
Ailanthus-Spinners aus
Japan
[* 9] gemacht, dessen Gespinst früher nur der
Mikado
tragen durfte, weshalb
Todesstrafe auf die Ausfuhr der
Eier gesetzt war. Auch diese
Versuche haben guten Erfolg gegeben,
da aber die
Futterpflanzen desselben bei uns erst angepflanzt werden müßten, ebenso wie dies bei dem gewöhnlichen S. der
Fall war, so dürfte der Eichenseidenspin
nerzucht, wenn die Ergebnisse fortdauernd befriedigen, eine günstige Aussicht
sich eröffnen. Die Freizucht indischer S. ist für die afrikanischen
Kolonien in Aussicht genommen worden.