das Vermögen, auf der Netzhaut entstandene, scharf begrenzte Bilder von einer gewissen Größe zu erkennen.
Je kleiner diese sind, um so größer ist die S. Zur Prüfung des Auges auf seine S. benutzt man die von
Snellen angegebenen quadratischen Buchstaben und Zeichen, deren einzelne Teile eine Dicke von ⅓ ihrer Höhe haben. Die S. eines
Auges wird im Mittel als eine normale angesehen, wenn es diese unterscheiden kann, sobald sie unter einem Gesichtswinkel von 5 Minuten
erscheinen. Die über jedem Schriftzeichen befindliche Zahl zeigt die Entfernung in Metern an, in welcher
sie gesehen werden soll. Wird z. B. Nr. 6 in 6 m Entfernung erkannt, so ist die S. = 6/6 = 1. Sieht der Untersuchte in dieser
Entfernung jedoch nur Nr. 12, so ist die S. = 6/12 = ½.
die Fähigkeit des Auges, feine Objekte zu erkennen; man bestimmt sie durch das Minimum des Distinktionswinkels,
d. h. des kleinsten Sehwinkels AcB alpha c beta (s. Fig. 3 des Artikels Sehen), unter dem ein auf der Netzhaut sich scharf abbildendes
Objekt eben noch erkannt wird. Dieser Winkel beträgt unter besonders günstigen Bedingungen in Bezug auf
Beleuchtung, Kontrast u. s. w. etwa eine halbe Minute. In der augenärztlichen Praxis
bedient man sich zur Bestimmung der S. nach dem Vorgange von Snellen fettgedruckter quadratischer Buchstaben (oder Zahlen),
von denen eine Anzahl von allmählich abnehmender Größe zu sog. Schriftproben zusammengestellt sind,
und betrachtet als normale (volle) S. für diese Buchstaben einen Distinktionswinkel von fünf Minuten.
Eine Nummer, mit der jede Schriftprobe bezeichnet ist, giebt die Distanz in Metern an, in der die Probe unter diesem Winkel
sich abbildet, also Nr. 6 in 6 m, Nr. 36 in 36 m u. s. w.
Wird Nr. 6 in 6 m erkannt, so besteht volle S. 1 = 6/6. Ist dagegen
die kleinste in 6 m Abstand erkennbare Probe die 6 mal so große Nr. 36, so ist der Distinktionswinkel 6 mal so groß, und
die S. nur der sechste Teil der normalen = 6/36. Es ist üblich, diese Sehprüfungen in etwas größerer
Distanz, gewöhnlich in 6 m, vorzunehmen, und das Auge muß jedesmal für diese Entfernung eingestellt, event. durch Gläser
korrigiert werden. Für manche Zwecke (beim Militär, im Seedienst u. s. w.) ist es wichtig,
auch die S. des nicht korrigierten Auges beim Fernsehen zu wissen, die man als Sehleistung bezeichnet.