Seehund
(Phoca L.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Robben
[* 2] und der
Familie der Seehunde
(Phocina),
Robben mit normalen Eckzähnen, ohne äußeres
Ohr,
[* 3] mit verkürzten, den
Körper nicht tragenden
Gliedmaßen, von innen nach
außen an
Größe abnehmenden Vorderzehen, Hinterzehen, von denen die innere und äußere am größten, die mittlern klein
sind, und behaarter
Sohle und
Schwimmhaut. Der gemeine S.
(Phoca vitulina
L., s. Tafel
»Robben«) wird bis
1,9 m lang (die Weibchen sind größer als die Männchen), mit eirundem
Kopf, kurzer Schnauze, kahler,
zwischen den Nasenlöchern
tief gefurchter Schnauzenspitze, mit steifen
Borsten besetzter Oberlippe, großem
Auge,
[* 4] kurzem, dickem
Hals, sehr kurzem Vorderfuß,
breitem, wohl entwickeltem Hinterfuß und stummelhaftem
Schwanz, ist gelblichgrau, oberseits bräunlich
bis schwarz gesackt. Er bewohnt alle atlantischen
Küsten
Europas, die Ostseeküsten und die des
Weißen
Meers,
Spitzbergens,
Grönlands,
Nordamerikas, erreicht bisweilen selbst
Südamerika,
[* 5] geht meilenweit in die
Flüsse
[* 6] und macht wenigstens im
Norden,
[* 7] wo er sich am häufigsten findet, größere
Wanderungen. Im allgemeinen entfernt er sich nur 30
Seemeilen
von der
Küste. Er schwimmt und taucht vortrefflich, verweilt aber nicht länger als etwa 8
Minuten unter
Wasser. Er schläft
im
Wasser, rutscht aber gewöhnlich, um zu ruhen, sich zu sonnen oder zu schlafen, aufs Land, wo er sehr unbeholfen ist,
aber doch recht schnell vorwärts kommt.
Auch auf Eisschollen ruht er gern in der
Sonne,
[* 8] und im
Winter hält jeder einzelne
S. ein oder mehrere Atemlöcher
in der Eisdecke offen. Seine
Stimme ist ein heiseres Gebell. Seine
Sinne sind gut und gleichmäßig entwickelt. Er nährt sich
von
Fischen,
Weichtieren und
Krebsen. Das Weibchen wirft an öden, unbewohnten
Stellen ein, selten zwei
Junge,
welche von den Alten mit großer Zärtlichkeit behandelt, auch tapfer verteidigt werden. Man stellt den Seehunden
eifrig
nach und benutzt das
Fell, das
Fleisch und
Fett.
Für die Grönländer ist der S. die Basis ihrer Existenz; sie verwerten auch die Därme, Knochen [* 9] und Sehnen zu Geräten, Kleidungsstücken, Werkzeugen etc. Der grönländische S. (Sattelrobbe, P. groenlandica Nilss.), meist kleiner als der vorige, mit länglicher, kahler Schnauze, flacher Stirn, schwankt in der Färbung nach Alter und Geschlecht sehr stark; das erwachsene Männchen ist oberseits heller oder dunkler braungrau, unterseits heller, mit schwarzbraunem Gesicht [* 10] und leierförmiger Rückenzeichnung. Letztere fehlt dem Weibchen, welches stark in der Färbung abweicht und viel kleiner ist. Die Sattelrobbe findet sich nur jenseit des 67.° nördl. Br. im Atlantischen Ozean und im Eismeer, geht aber auch durch die Beringsstraße in den Stillen Ozean. Sie meidet das feste Land, lagert sich nur auf Eisschollen und ist daher zu großen Wanderungen genötigt. Man jagt sie namentlich des Thrans halber.