s. v. w.
Meer (die S.), daher offene S., Seebrise und
Seewind;
auch s. v. w.
Wellen,
[* 2] daher hohe S., Kreuzsee und
ruhige
S.;
in dieser Bedeutung braucht man auch die Bezeichnung Seegang;
dann (der S.) Landsee, mehr oder weniger große,
mit
Wasser angefüllte, ringsum von Land umgebene Bodenvertiefung, welche größere Wassermengen, sei
es durch Zuflüsse oder unmittelbar durch die atmosphärischen
Niederschläge, empfängt und durch Abflüsse oder
Verdunstung
wieder abgibt.
Die Seen
¶
mehr
gehören mit den Teichen, Sümpfen, Weihern, Pfuhlen etc. zu den sogen. stehenden Gewässern.
Man unterscheidet Seen mit Zufluß und Abfluß;
ferner Seen ohne Zufluß, aber mit Abfluß, so daß sie den Ursprung eines
Flusses darstellen;
dann Seen mit Zuflüssen, aber ohne Abfluß;
endlich Seen, die weder den einen, noch den
andern besitzen.
Nach ihrer höhern oder tiefern Lage kann man die Seen auch in Gebirgsseen und in Seen des ebenen Landes einteilen.
Die erstern liegen oft in bedeutender Höhe über der Meeresfläche. Der höchste S., der Titicacasee (8300 qkm oder 151 QM.
groß), liegt z. B. 3824 m ü. M., während das
Kaspische Meer, seiner Fläche nach der größte Landsee, ohne die Inseln 439,418 qkm (7981 QM.) groß,
mit seinem Wasserspiegeln 25 m unter dem des SchwarzenMeers und das Tote Meer sogar 393 m unter dem Spiegel
[* 4] des Mittelmeers
[* 5] liegt.
Die Seen sind entweder Wasseransammlungen in beckenartigen Vertiefungen des Bodens, dann nähern sie sich
der Kreisgestalt, oder sie sind Ausfüllungen des tiefer gelegenen Teils eines Längen- oder Querthals, in welchem Fall sie
in der Regel schmäler und langgestreckt sind. Da Seen, die durch Flüsse,
[* 6] Quellen oder Schneeschmelze gespeist werden, mit
dem Wasser in der Regel auch viele feste Bestandteile zugeführt erhalten, welche sich auf dem Boden ablagern,
so muß sich ihr Wasserspiegel nach und nach erhöhen, und infolge hiervon muß bei nicht senkrecht abfallendem Ufer ihre
Oberfläche größer werden; während aber zugleich proportional zum Wachsen der Oberfläche die Verdunstung zunimmt, wird
das Steigen geringer sein, als es im Vergleich zu dem abgelagerten Bodensatz sein müßte.
Das durch die Ablagerung auf dem Boden bewirkte Steigen wird also in beständig abnehmendem Maß vor sich gehen, bis es sich
mit der durch die Verdunstung herbeigeführten Verminderung ausgleicht, worauf das Niveau ein konstantes werden wird. Da sich
aber in vielen Seen fort und fort noch beträchtliche Quantitäten fester Bestandteile ablagern, so muß
eine beständige Abnahme des Wassers stattfinden, welche endlich zu einer Umwandlung der Seen in Sümpfe führen kann.
Hat ein S. Zu- und Abfluß, so wird in ihm eine Strömung wahrnehmbar sein, welche auf die Ablagerung einen Einfluß ausübt,
insofern letztere an den ruhigen Stellen in größerm, da aber, wo das Wasser in Bewegung begriffen ist,
in geringerm Maße stattfinden muß. Erweitert sich allmählich die Abflußstelle eines Sees, während sein Zufluß derselbe
bleibt, so wird das Niveau des Wassers sinken, wenn auch nicht im Verhältnis der Erweiterung des Abflusses, da mit dem Sinken
des Wasserspiegels auch dessen Fläche kleiner und mithin durch die Verdunstung dem S. ein geringeres Wasserquantum
entzogen wird als vorher. Es gibt auch Seen, welche früher einen Abfluß gehabt, im Lauf der Zeit aber solche Veränderungen
erlitten haben, daß kein Abfluß mehr stattfindet; ferner Seen, welche ohne Zweifel einen unterirdischen Abfluß haben,
wie der Lac deJoux im Jura und der Cepitschsee am Fuß des MonteMaggiore in Istrien,
[* 7] beide in höhlenreichem Kalkstein befindlich.
Zu dieser Kategorie von Seen gehören auch die intermittierenden Seen oder solche Wasserbecken, in welchen das Wasser zuzeiten
in unterirdische Höhlen und Abzugskanäle zurückweicht, zu andern Zeiten, namentlich bei nassem, stürmischem
Wetter,
[* 8] aus jenen Höhlen mit Gewalt wieder hervorbricht und von neuem das Seebecken füllt, so z. B. der Zirknitzer S. Reliktenseen
heißen Wasserbecken, deren Fauna auf eine ehemalige Verbindung
mit benachbarten Meeren hinweist.
Man kennt eine derartige Reliktenfauna von den südschwedischen und großen russischen Seen, von den kanadischen
Seen, vom Nicaragua-, Titicacasee und Tanganjika, im ganzen von 84 Süßwasserseen. Der mediterrane Muschelkrebs des Genfer und
die Reliktenfauna des Gardasees sprechen für das hohe Alter dieser Becken, das jedenfalls über die Diluvialzeit hinausreicht.
Nach Credner (»Die Reliktenseen«, Gotha
[* 9] 1883) ist indes die Beschaffenheit der Fauna eines Sees nicht maßgebend
für die Beurteilung desselben als Reliktensee.
Die Anwesenheit mariner Formen wird sehr oft auf aktive oder passive Wanderung zurückzuführen sein, und vielleicht haben
besondere hydrographische Verhältnisse früherer Zeiten solche Wanderungen begünstigt. Die große Mehrzahl der Reliktenseen
enthält nur Krustentiere, Fische
[* 10] und Säugetiere, und in Seen von unzweifelhaft binnenländischem Ursprung hat
man ebenfalls marine Formen gefunden. Eine sichere Entscheidung in dieser Frage kann also nur die geologische Untersuchung geben.
oder Seebezirk, französisch District duLac. Bezirk des Kantons Freiburg.
Liegt im Mittelland
und bildet den nördlichsten Abschnitt des
Kantons. Grenzt im N. und O. an den Kanton Bern
und im W. an den Kanton Waadt.
Im einzelnen stösst er im N. an die bernischen
Amtsbezirke Erlach und Aarberg,
im O. an den bernischen Amtsbezirk Laupen, im SO. an den Freiburger Bezirk Sense,
im S. an den Saanebezirk, im
W. an den Saanebezirk und den Waadtländer Bezirk Avenches.
Im Seebezirk sind die Berner Exklaven Münchenwiler (Villars les Moines)
und Clavaleyres eingeschlossen, während andrerseits seine Gemeinde Wallenbuch eine Enklave im Bernbiet bildet. Seine Gesamtfläche
von 13185,36 ha (ohne den Murtensee) verteilt sich auf
Dank seiner topographischen Lage, der Natur
seines Bodens und den klimatischen Bedingungen ist der Seebezirk eine sehr fruchtbare
Gegend. Man baut Futterkräuter, Getreide, die Weinrebe, Tabak, Obstbäume, Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse mit gleich
vorzüglichem Erfolge an. In physischer Hinsicht zerfällt der Kreis in drei verschiedene Teile:
1) Das reizende Hügelland des Wistenlacherberges (Mont Vully) mit seinen saubern und schmucken Dörfern, den am Berghang stehenden
Weinreben und den Wiesen, Aeckern und Waldungen auf dem Bergrücken, von dem aus man eine prachtvolle Rundsicht auf den Jura,
die Alpen, das Thal der Broye,
die Ebene des Seelandes und die drei Seen von Murten, Neuenburg
und Biel
geniesst.
2) Das Grosse Moos, das einst unter Wasser gestanden, nun aber seit der Juragewässerkorrektion zum grössten Teil trocken
gelegt und dem Bodenbau (Gemüse, Kartoffeln, Zuckerrüben, Futterkräuter) zurückgewonnen ist. Es finden sich in ihm ausgedehnte
Gutswirtschaften, wie z. B. diejenige der Korrektionsanstalt Bellechasse.
3) Das fruchtbare und von schönen Waldungen gekrönte Hügelland zwischen der Biberen, der Saane und dem Murtensee.
In politischer Beziehung umfasst der Seebezirk das sog. Murtenbiet, d. h. die ehemalige HerrschaftMurten mit dem Gebiet zwischen
dem Chandon, der Biberen und der Einmündung der Broye,
sowie die Friedensgerichtskreise Gurmels und Cournillens.
Der höchste Punkt des Bezirkes liegt mit 671 m über Breille bei Barberèche, der tiefste mit 435 m bei La Sauge an der Mündung
des Broyekanals in den Neuenburgersee. Mittlere Höhe des Bezirkes 547 m.
Bezirkshauptort ist Murten. Diese Gemeinden bilden den vierten freiburgischen Gerichtsbezirk (Murten) und teilen sich in die
fünf Friedensgerichtskreise Cournillens, Murten, Kerzers, Praz und Gurmels. Zweiter Schulbezirk, sämtliche reformierte Schulen
des Kantons umfassend, mit. 33 Schulkreisen und 60 Schulen. Die französischen katholischen Schulen des
Bezirkes gehören zum 4. Schulbezirk, Abteilung B, und die deutschen katholischen Schulen zum 3. Schulbezirk.
Der Bezirk hat eine Sekundarschule,
drei Kreisschulen, mehrere Knaben- und Mädchenpensionnate, ein Kranken- und Waisenhaus in Burg, sowie ein Krankenhaus in
Merlach.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft. Getreide und Obst werden im ganzen Bezirk gebaut,
während die Weinrebe namentlich im Wistenlach (Vully) gedeiht und sich auch noch in Murten, Galmiz, Kerzers und Fräschels findet.
Tabakpflanzungen ziehen sich von Greng bis Fräschels, während die Zuckerrübe namentlich in der Umgebung des Grossen Mooses¶
mehr
eingeführt worden ist. Auch Viehzucht und Käserei sind von einer gewissen Bedeutung. Die auf etwa 16 Mill. Liter sich belaufende
Milchproduktion dient zum grössern Teil zur Herstellung von Käse, während der Rest in die Fabriken kondensierter Milch
wandert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
Die Geschichte des Bezirkes deckt sich mit derjenigen der HerrschaftMurten (s. diesen Art.). Bis 1476 gehörte die
Herrschaft den Grafen von Savoyen, worauf sie bis 1798 eine gemeinsame Vogtei der Republiken Bern
und Freiburg
war. Unter der Helvetik bildete
Murten eine Unterpräfektur, um dann von 1803 an zu einem Bezirk des Kantons Freiburg
und als solcher durch die Verfassungen von 1831,
1848, 1857 und die Teilrevision von 1874 näher umgrenzt und eingeteilt zu werden. Historisch bekannte
Orte des Bezirkes sind namentlich Murten, Merlach (Obelisk zum Andenken an die Schlacht bei Murten), Grissach (Cressier), Kerzers,
Viviers und der Wistenlacherberg.
Der Bezirk hat einen Umfang von 66,1 km. Er umfasst die breit ausladende und sanft gewellte S.-Flanke
der gegen 1400 m hohen Kette Regelstein-Kreuzegg-Schnebelhorn, die fünf Ausläufer gegen SW. aussendet und sich gegen die
Linthebene und den Zürichsee hin zu sanft geformten Reihen von Molassehügeln auflöst, um schliesslich mit der 410 m hoch
gelegenen Ebene zu verschmelzen. Der obere gebirgige Abschnitt des Bezirkes hat Voralpencharakter und trägt Wald und Weiden,
der mittlere Abschnitt ist mit Wald und Wiesen bedeckt, und der untere Abschnitt bildet ein reiches Obst- und Weingelände,
in das saftige Matten und kleine Waldparzellen eingestreut sind.
Die Kette Regelstein-Kreuzegg weist im Kicken eine tiefe Depression auf, die von der Strasse Uznach-Wattwil
überschritten und vom neuen Rickentunnel der Linie Bodensee-Zürichsee unterfahren wird. Von dieser Kette laufen folgende
südwestl. Seitenarme aus: Im O. die das Gigenbachtobel einschliessenden zwei Höhenzüge, von denen der westliche sich über
Berg Sion an den Zürichsee hinzieht, während sich der Rotensteinarm im S. gabelt und das Hochthälchen
und Bergdörfchen Wäldi einschliesst. Vom Kreuzeggstock (1347 m), der das Goldingerthal in zwei obere Arme teilt, zweigt
ein sw. Hauptarm nach der Neuschwand und längs der W.-Grenze des Bezirkes nach dem Hittenberg bei Wald ab, worauf er sich
zu dem von der Poststrasse Uznach-Wald überschrittenen Passeinschnitt senkt, um dann mit drei parallelen
Hügelreihen in die EbeneJona-Rapperswil-Kempraten am Zürichsee¶
mehr
auszustrahlen. Ein NW.-Arm der Kreuzegg-Schnebelhornkette sendet noch zwei kurze Seitenzweige nach SW. aus, zwischen denen
das Quellthal der Hintern Töss liegt. Der weiter südwärts stehende Tössstock umschliesst zusammen mit dem sw. Hauptausläufer
der Kreuzegg den Quellbezirk der Vordern Töss und bildet mit der inselartig ins Zürchergebiet vorgeschobenen Anhöhe des
Kirchdörfchens Oberholz den am weitesten gegen W. reichenden Gebirgsstock des St. Gallerlandes. Von der
Kreuzegg an senkt sich nach S. das Doppelhochthal von Hinter Goldingen, das beim Pfarrdorf Goldingen mit der untern Hügellandschaft
verschmilzt.
Zwischen diese Verzweigungen der Hauptkette haben sich eine Reihe von Bächen ihre Thäler eingeschnitten. Im O. fliesst
der Gigenbach, der zusammen mit andern östlichen Bächen durch einen dem Linthkanal parallel ziehenden Seitenkanal unterhalb
Uznach in jenen geleitet wird. Weiter gegen W. entspringen ebenfalls dem Regelstein die Bäche, die w. und ö. an den DörfernGauen und Ernetswil vorbeiziehen und unterhalb Uznach im Mühlebachkanal dem Linthkanal zugeführt werden.
Der mit mehreren Quellarmen vom Rickenpass und Rotenstein herkommende Ranzachbach vereinigt sich mit dem an der Kreuzegg entspringenden
und das Goldingerthal durchfliessenden Mühlebach zum Aabach, der in den Zürichsee mündet. Im ebenen SW. des Bezirkes durchzieht
die aus dem Kanton Zürich
kommende Jona den Industrieort Jona, um dann bei Busskirch den See zu erreichen, der oberhalb
der durch einen Damm miteinander verbundenen Landzungen Rapperswil und Hurden den Namen Obersee trägt. In der Niederung am
Seeufer liegen die Ortschaften Schmerikon, Bollingen, Kloster Wurmsbach, Busskirch, Rapperswil und Kempraten, in der von Rapperswil
landeinwärts gegen O. ziehenden breiten Thalsohle die DörferJona, Wagen und Eschenbach, im ansteigenden
Hügelgelände der Mittellandschaft das Städtchen Uznach und die Pfarrdörfer Gauen und Ernetswil, dazwischen das die ganze
Gegend überschauende burgähnliche Kloster Berg Sion und weiterhin, gegen den den Seebezirk mit dem Toggenburg verbindenden
Rickenpass, das Pfarrdorf St. Gallenkappel, das mit dem noch höher gelegenen Pfarrdörfchen Wäldi und
dem WeilerRueterswil über romantischen Schluchten auf sonnigen Bergterrassen tront.
Die Weiler und Höfe des Goldingerthales gehören schon einer richtigen Gebirgslandschaft an. Die grössten Alpen finden sich
im NO. des Bezirkes in der grossen Gemeinde Gommiswald an der S.-Flanke des Regelsteines, nämlich die AlpenKlosterberg (1000-1200
m) mit 104 ha, Egg (1100-1300 m) mit 91 ha und Rittmarren (1000-1200 m) mit 100 ha Fläche. Diejenigen
der BerggemeindenGoldingen und St. Gallenkappel halten sich unter 50 ha Areal und sind beinahe ganz Weidefläche, während
zu den grossen Alpen von Gommiswald noch ausgedehnte Waldkomplexe (Unteroder Bannwald mit etwa 6 km2 und die
nahezu ebenso umfangreichen Kolentoni- und Klosterbergwaldungen) gehören.
Bedeutend sind auch der Uznacher Burgerwald mit annähernd 3 km2 Fläche, sowie der Asper- und Jonenwald und die Bergwaldungen
des Nordens (im Goldingerthal und n. Wäldi). Im Uebrigen weist der Bezirk mit Ausnahme der Rebberge der Niederung vorherrschend
Wiesland auf. Grössere Flächen Streuland finden sich nur noch im Linthgelände bis zum Zürichsee, speziell
im UznacherRied. Obstbaum wuchs dehnt sich über das gesamte niedere und mittlere Hügelland aus.
Das bloss 39,38 ha umfassende Rebland verteilt sich auf die Gemeinden Uznach (0,18 ha), Schmerikon (1,33 ha), Rapperswil (0,61
ha), Jona (34,13 ha) und Eschenbach (3,13 ha). Der vor den N.-Winden geschützte Bezirk erfreut sich im
Ganzen eines gemässigten Klimas. Er bildet eine schöne Terrassenlandschaft mit prachtvoller Aussicht auf die Linth- und
Zürichseegegend, sowie die Schwyzer-, Glarner- und Sarganserberge. Im W. des Bezirkes tront auf einem in den Kanton Zürich
vorgeschobenen
Bergsporn das Kirchdörfchen Oberholz mit weitem Ausblick ins Zürcherland.
Der Bezirk ist nach allen Seiten von Verkehrslinien durchzogen. Im S. quert ihn längs des Zürichsees und der Linth die Bahnlinie
Rapperswil-Weesen mit den Stationen Rapperswil, Schmerikon und Uznach, in welche in Bälde auch die
Bodensee-Toggenburgbahn einmünden
wird, die bei Kaltbrunn aus dem Rickentunnel tritt. In Rapperswil vereinigen sich die von Zürich
über Wallisellen,
Uster und Rüti kommende Linie, die rechtsufrige Zürichseebahn und die über den Seedamm führende Verbindungslinie mit der
linksufrigen Zürichseebahn und der Südostbahn.
Der Bezirk zählt 14700 Ew., wovon 12594 Katholiken, 2075 Reformierte und 23 Israeliten; 14425 Ew. deutscher, 34 französischer, 196 italienischer
und 18 rätoromanischer Zunge; 5519 Gemeindebürger, 4699 Bürger anderer Gemeinden des Kantons, 3506 Bürger
anderer Kantone und 976 Ausländer. 7019 Ew. männlichen und 7681 weiblichen Geschlechtes. 3366 Haushaltungen in 2240 Wohnhäusern.
Am dichtesten besiedelt sind Rapperswil und Umgebung, sowie der Landstrich von Uznach bis Schmerikon.
Die Mittellandschaft weist weniger starke und hauptsächlich in Dörfern gruppierte Besiedelung auf, und die höhere Gebirgsgegend
zeigt mehr nur Weiler und Einzelhöfe, so besonders im Goldingerthal, das von der Rossfalle in zwei Abschnitte
geteilt wird. Der Volkscharakter ist ähnlich dem der Nachbarn über der Linth und dem Zürichsee in den Kantonen Zürich
und Schwyz
und zeichnet
sich in erster Linie durch lebhaftes Temperament aus. Gemäss den natürlichen und geschichtlichen Verbindungen
gravitierten die Interessen des Bezirkes bisher mehr nach den Kantonen Zürich
und Schwyz,
doch wird die Rickenbahn in Bälde einen nähern und
direktern Anschluss an St. Gallen
bringen. Die Beschäftigung der Bewohner ist vorzüglich Landwirtschaft und Viehzucht, sowie Wein-
und Obstbau in den tiefern Lagen, höher oben dagegen Viehzucht und Alpwirtschaft. Die Viehstatistik
ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
5596
6528
7145
Pferde
156
199
236
Schweine
991
1735
1966
Schafe
40
99
34
Ziegen
1458
1484
1323
Bienenstöcke
1115
1776
1273
Industrie, vorab Seidenindustrie in Uznach, Rapperswil, Jona und Umgebung (hier auch Baumwollspinnerei), sowie zwischen
Uznach, Schmerikon und Eschenbach. Die Bewohner von Goldingen arbeiten auch in das Industriegebiet von Wald. Zwischen Uznach und
Gauen liegen die Braunkohlenlager, in denen dortige Bewohner Arbeit finden. Die Leute am Rickenpass beteiligen sich auch
an der Industrie des Toggenburgs (Stickerei und Weberei). Für den Seebezirk ergab die eidg. Betriebszählung
von 1905 die Zahl von 1230 industriellen, 1159 landwirtschaftlichen und 315 Hausbetrieben.
Bierbrauereien gibt es in Uznach und Rapperswil. In Schmerikon, wo früher die Schiffahrt nicht unbedeutend war, ist die Ausfuhr
von Sandsteinen aus dortigen Brüchen zu erwähnen. An Geldinstituten finden wir die Leih- und Sparkasse vom Seebezirk in
Uznach, die Filiale der Toggenburgerbank in Rapperswil, sowie die Spar- und Leihkassen in Schmerikon und
Eschenbach. In Uznach hat der Staat St. Gallen
ein Krankenhaus für die Bezirke See und Gaster eingerichtet. Höher organisierte Sekundarschulen
mit Progymnasien haben die Städte Rapperswil und Uznach. Vielbesuchte höhere Töchterschule mit Internat im FrauenklosterWurmsbach. Gewerbliche und kaufmännische Fortbildungsschule in Rapperswil. Das Vereinswesen ist auch im
Seebezirk stark ausgebildet: es finden sich in jeder Gemeinde religiöse, wohltätige und politische, Gesang- und Musik-,
landwirtschaftliche und gemeinnützige, sowie Jahrgänger- und Berufsvereine;
¶
Bezirk des Kantons Freiburg.
Die Viehzählung von 1906 hat folgende Resultate ergeben:
1906
Rindvieh
11830
Pferde
1360
Schweine
6514
Schafe
1445
Ziegen
1857
Bienenstöcke
-
Der Flächeninhalt des Bezirks, wie er neulich durch die Katastrierung der Ufer des Murtensees und des Gebietes des Grossen
Mooses festgestellt wurde, beträgt 15233 ha, wovon
Der Wert der Grundstücke beträgt 24,7 Millionen, der der Gebäude 32,9 Millionen; die Gebäulichkeiten
sind für 26,2 Millionen gegen Brandschaden versichert, die Mobilien für 24,2 Millionen. Die Hypothekarschulden erreichen
22,2 Millionen. Die Vermögenssteuer ergibt auf den einzelnen Steuerpflichtigen Fr. 16,57, die Steuer auf Handel und Industrie
Fr. 28,81. Die Gemeindefonds machen 3,9 Millionen aus, die Armenfonds Fr. 690000, die Schulfonds Fr. 832000.
Die Kosten der öffentlichen Unterstützung steigen auf Fr. 5,60 per Kopf der Bevölkerung. Im Bezirk existieren drei Banken
und vier
¶
mehr
Sparkassen. Ein in Burg errichtetes Greisenasyl ist zu den früher schon erwähnten philanthropischen Institutionen hinzugekommen.
Der Bezirk besitzt die Strafkolonie Belle-Chasse im Grossen Moos, deren Grundbesitz 390 ha einnimmt. Sonst ist in diesem Bezirk
der kleine Grundbesitz am stärksten vertreten. 61% der bäuerlichen Betriebe haben eine Ausdehnung von weniger
als 5 ha;
die durchschnittliche Grösse eines Betriebes ist 7 ha. Er ist zudem, nach dem Bezirk Broye,
derjenige, wo die Zerstückelung
in zerstreute Parzellen am weitesten geht;
die mittlere Anzahl Parzellen auf den landwirtschaftlichen Betrieb beträgt 15 (der
allgemeine Durchschnitt im Kanton: 8);
durchschnittliche Grösse einer Parzelle: ½ ha.
Dieser Zustand
hemmt den Fortschritt in der Landwirtschaft und besonders in der Viehzucht, welche einer gewissen Ausdehnung der Bodenfläche
bedarf;
deshalb suchen auch zwei Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe ihr Verhältnis durch zugepachteten Boden zu verbessern.
In 45% der Betriebe sind landwirtschaftliche Maschinen in Gebrauch;
die Verwendung von Motoren dagegen ist
wenig verbreitet.
Die Betriebszählung von 1905 hat 1764 landwirtschaftliche Betriebe aufgewiesen und 618 andere, deren wichtigste
sind: Bekleidungsindustrie: 201 Unternehmungen, Bau und Mobiliar: 166, Maschinen- und Werkzeugfabrikation: 93, Nahrung: 66. Zur
gleichen Zeit bestanden 308 Handelsgeschäfte, worunter 114 für Nahrungsmittel, 88 Hôtels, Cafés etc. Monatsmärkte werden
in Murten und Kerzers abgehalten. Das Elektrizitätswerk Hauterive liefert dem Bezirk Kraft und Licht. Die
Eisenbahn Freiburg-Murten-Ins wird mittelst Elektrizität betrieben. Diese hat einer neuen Industrie gerufen: dem Stahlwerk
von Courtepin, wo man einen besondern Stahl für Kriegsschiffe herstellt. Den schon genannten Hauptverkehrswegen ist die
Strasse Murten-Schiffenenbrücke-Düdingen beizufügen, die über die Saane
hinweg den See- mit dem Sensebezirk
und der Linie Freiburg-Bern verbindet. An der Sensethalbahn (Flamatt-Gümmenen) sind die Gemeinden an der NO.-Grenze des Bezirks
interessiert.
1437 m. Einer der höchst gelegenen Weiler der Gemeinde Lauenen;
2,5 km oberhalb dieses Dorfes, auf einer Terrasse am linken Thalabhang und 9 km s. der Station Gstad der Montreux-Oberlandbahn. 7 Häuser, 29 reform.
Ew. Kirchgemeinde Lauenen.