Sedletz
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Ort, s. Kuttenberg.
Sedletz
4 Wörter, 29 Zeichen
Sedletz,
Ort, s. Kuttenberg.
(tschech. Kutná Hora), Stadt im mittlern Böhmen, [* 3] an der Österreichischen Nordwestbahn, zu welcher von der Stadt eine Lokalbahn führt, und am Kuttenberger Bach, 253 m ü. M. gelegen, hat 4 Vorstädte und bildet eine reiche Stätte monumentaler Bauwerke aus verschiedenen Epochen sowie auch wichtiger historischer Ereignisse. Unter den Bauwerken nimmt die auf dominierender Höhe sich erhebende Barbarakirche, ein herrlicher Bau in gotischem Stil mit prachtvollen Details, welcher in der Mitte des 14. Jahrh. begonnen und im 15. Jahrh. fortgesetzt, jedoch nicht vollendet wurde und gegenwärtig einer Restaurierung unterzogen wird, den ersten Rang ein; sie enthält mehrere wertvolle Kunstschätze, namentlich Fresken aus dem 15. Jahrh. Außerdem besitzt noch 5 schöne alte Kirchen, darunter die große Erzdekaneikirche mit hohem Turm und [* 4] die Marienkirche, beide in gotischem Stil erbaut, mit bedeutenden Kunstwerken.
Das älteste Gebäude der Stadt ist der stark verfallene »welsche Hof«, [* 5] die ehemalige königliche Burg und Münzstätte, im 13. Jahrh. von Wenzel II. erbaut, mit schöner Burgkapelle, welche der hier 1471 zum König von Böhmen gewählte Wladislaw der Jagellone stiftete. Andre bemerkenswerte Bauwerke sind: das »steinerne Haus« (jetzt Rathaus, das reiche Stadtarchiv und die Sammlungen des Archäologischen Vereins enthaltend) mit reichverziertem Giebel und prächtigem Erker, die alte Burg Hradek (jetzt Lehrerbildungsanstalt), das riesige ehemalige Jesuitenkollegium (jetzt Kaserne), der schöne steinerne Brunnen [* 6] in gotischem Stil und zahllose kleinere Baureste.
Auch die Umgebung von Kuttenberg ist reich an Kunstdenkmälern, vor allem der nahe Ort Sedletz mit der ehemaligen Cistercienserabtei, jetzt bedeutender ärarischer Tabaksfabrik (über 2000 Arbeiter) und schöner, großer Klosterkirche gotischen Stils, welche wertvolle Bilder und eine schöne gotische Monstranz enthält. Kuttenberg zählt (1880) 13,154 Einw. und besitzt viele industrielle Etablissements, darunter Fabriken für Zucker, [* 7] Spiritus, [* 8] Stärke, [* 9] Spodium, 3 Kunstmühlen, eine Brauerei, Likörfabrik und Kattundruckerei.
Die ehemals ergiebigen Silberminen sind seit 1874 vom Staat wieder in Betrieb gesetzt worden, liefern aber gegenwärtig nur ein geringes Erträgnis. Kuttenberg besitzt eine Oberrealschule, eine höhere Mädchenschule mit Pensionat der Ursulinerinnen, eine Lehrerbildungsanstalt, eine gewerbliche Fortbildungsschule, ein städtisches und Bergarchiv mit zahlreichen historischen Dokumenten und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und eines Revierbergamtes. - Die Gründung der Stadt hängt mit der Entdeckung des Silbererzes zusammen; im 13. Jahrh. stand der Bergbau [* 10] schon in voller Blüte. [* 11]
Die Stadt nahm raschen Aufschwung, hatte aber in den Hussitenkriegen viel zu leiden. Eine zweite Blüteperiode war die Zeit Georgs von Podiebrad und Wladislaws II. zu Ende des 15. Jahrh., aus welcher Zeit die meisten Kunstdenkmäler stammen. Kuttenberg war Residenz mehrerer böhmischer Könige, welche hier wiederholt Landtage abhielten, und Sitz hervorragender Adels- und Patrizierfamilien. Seit dem 16. Jahrh. und noch mehr seit dem Dreißigjährigen Kriege geriet die Stadt und der Bergbau in Verfall.