Titel
Elemente zu
Seckendorff:
1) Veit Ludwig von, Gelehrter und Staatsmann
2) Friedrich Heinrich. Reichsgraf von
3) Karl Siegmund von, Dichter
4) Christian Adolf, Freiherr von
5) Leo, Freiherr von, Dichter
6) Gustav Anton, Freiherr von, Bruder von S. 4)
7) August Heinrich Eduard Friedrich
8) Arthur, Freiherr von S.-Gudent, Forstmann
[14.795] Seckendorff altes Adelsgeschlecht
Erlaf - Erlangen
* 5
Erlangen .
1)
Veit
Ludwig von , Gelehrter und Staatsmann, geb. 20. Dez. 1626 zu
Herzogenaurach bei
Erlangen ,
[* 5 ] Sohn des von
den
Schweden
[* 6 ] wegen
Verrats 1642 enthaupteten Obersten
Joachim
Ludwig
v . S., studierte zu
Straßburg
[* 7 ] die
Rechte ,
daneben
Philosophie , Geschichte und
Theologie , trat dann in die
Dienste
[* 8 ]
Ernsts des
Frommen , ward 1651 gothaischer
Hof - und
Justizrat , 1656
Geheimer
Hof
[* 9 ] und Kammerrat sowie Hofrichter in
Jena
[* 10 ] und 1663
Wirklicher
Geheimer Rat und
Kanzler . 1664 trat er als Geheimrat,
Kanzler und
Konsistorialpräsident in die
Dienste des
Herzogs
Moritz von
Sachsen-Zeitz .
Nachdem er seit 1681 auf seinem
Gut
Meuselwitz bei
Altenburg
[* 11 ] gelebt, folgte er 1691 einem
Ruf als Geheimrat nach
Berlin
[* 12 ] und wurde
noch in demselben Jahr zum
Kanzler bei der neugegründeten
Universität zu
Halle
[* 13 ] ernannt, starb aber schon 18. Dez. 1692.
Sein Hauptwerk
ist der »Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo«
(Gotha
[* 14 ] 1688, 3 Bde.; vollendet, Frankf. u.
Leipz. 1692),
eine Entgegnung auf
Maimbourgs
»Histoire du Luthéranisme« . Er schrieb außerdem: »Der deutsche Fürstenstaat«
(Gotha 1655);
»Der Christenstaat« (Leipz. 1685) u. a.
Vgl.
Schreber ,
Historia vitae
Viti
Lud . a S. (Leipz. 1733);
Nasemann,
Veit
Ludw .
v .
S . (in den »Preußischen
Jahrbüchern « ,
Bd. 12).
Königsberg
* 15
Königsberg .
2)
Friedrich
Heinrich .
Reichsgraf von, kaiserlicher
Feldmarschall und
Diplomat ,
Neffe des vorigen, geb. 5. Juli 1673 zu
Königsberg
[* 15 ] in
Franken , studierte zu
Jena ,
Leipzig
[* 16 ] und
Leiden
[* 17 ] die
Rechte und trat 1693 in gothaische und ansbachische, 1697 in kaiserliche
Militärdienste, in denen er unter dem
Prinzen
Eugen im Türkenkrieg 1698 focht. Im spanischen
Erbfolgekrieg
führte er das
Ansbacher
Regiment und eroberte in der
Schlacht bei
Höchstädt
[* 18 ] an der
Spitze seiner
Dragoner 16 feindliche
Fahnen .
Zum Obersten ernannt, focht er bei
Ramillies und
Oudenaarde und wirkte mit zur Belagerung von
Lille .
[* 19 ] Hierauf trat er als
Generalmajor
in die
Dienste
Augusts II. von
Polen und befehligte in
Flandern die sächsischen
Hilfstruppen . Als polnischer
Gesandter im
Haag
[* 20 ] nahm er 1713 an den
Verhandlungen des
Utrechter
Friedens teil, half als Befehlshaber sächsischer
Truppen 1715 zur
Eroberung
Stralsunds mit und ward 1717 zum kaiserlichen
Feldmarschallleutnant ernannt. Unter dem Oberbefehl
Eugens befehligte
er bei
Belgrad
[* 21 ] zwei
Ansbacher
Regimenter ,
focht 1718 mit Erfolg in
Sizilien
[* 22 ] gegen die
Spanier und nötigte
dieselben 1720 zum Evakuationsvertrag.
Berlin-Dresdener Eisen
* 23
Berliner .
Seiner
Erhebung zum
Reichsgrafen 1719 folgte 1721 die zum
Feldzeugmeister . Seit 1726 kaiserlicher Gesandter am
Berliner
[* 23 ]
Hof , wo
er, mit dem einflußreichen
Grumbkow verbündet, die
Gunst
Friedrich
Wilhelms I. gewann und in schlauester
Weise zu gunsten
Österreichs ausbeutete, brachte er die Verlobung des
Kronprinzen
Friedrich mit der
Prinzessin
Elisabeth
Christine
von
Braunschweig-Wolfenbüttel zu stande und erwirkte von mehreren deutschen
Höfen sowie von
Dänemark
[* 24 ] und
Holland die
Anerkennung
der
Pragmatischen Sanktion .
Als Reichsgeneral der
Kavallerie rückte er im polnischen
Erbfolgekrieg mit 30,000 Mann über den
Hunsrück
und schlug 20. Okt. 1735 die
Franzosen bei
Klausen . Im neu ausbrechenden Türkenkrieg auf des sterbenden
Eugen
Empfehlung als österreichischer
Feldmarschall mit dem Oberbefehl über das bei
Belgrad stehende
Heer betraut, war er anfangs glücklich, mußte sich nachher
aber hinter die
Save zurückziehen und ward deshalb auf Anstiften seiner Feinde angeklagt und auf der
Festung
[* 25 ]
Graz
[* 26 ] gefangen gesetzt.
München
* 27
München .
Von
Maria Theresia freigelassen, trat er in bayrische
Dienste , wurde Oberbefehlshaber des bayrischen
Heers , entsetzte
München
[* 27 ] und warf nach mehreren Wechselfällen die
Österreicher 1744 nach
Böhmen
[* 28 ] zurück, worauf er sein
Kommando niederlegte. Nach
dem
Tod
Karls VII. wirkte er zur
Versöhnung zwischen
Österreich
[* 29 ] und
Bayern
[* 30 ] im
Frieden zu
Füssen (22. April 1745)
mit. Von
Kaiser Franz I. in allen seinen Ehrenstellen bestätigt, lebte er zurückgezogen auf seinem
Gut
Meuselwitz bei
Altenburg ,
bis er von dort im
Dezember 1758 auf Befehl
Friedrichs II. unter dem
Verdacht , daß er mit
Österreich einen
für
Preußen
[* 31 ] nachteiligen Briefwechsel unterhalten habe, verhaftet und ein halbes Jahr zu
Magdeburg
[* 32 ] festgehalten wurde. S.
starb 23. Nov. 1763 in
Meuselwitz .
Sein
Leben beschrieb Theresius
v . S. (Leipz. 1792-94, 4 Bde.).
Vgl.
Seeländer ,
Graf
S . und die Publizistik zum
Frieden von
Füssen (Gotha 1883).
Weilburg - Weimar
* 33
Weimar .
3)
Karl
Siegmund von, Dichter, geb. 26. Nov. 1744 zu
Erlangen als Sohn des markgräflich baireuthischen
Ministers
v. Seckendorff , stand bis 1763 in österreichischen, dann in preußischen Militärdiensten, wurde 1775
Kammerherr in
Weimar ,
[* 33 ] wo er zum
Kreis
[* 34 ] der Herzogin
Amalia gehörte, 1784 preußischer Gesandter beim fränkischen
Kreise ;
[* 35 ] starb 26. April 1785 in
Ansbach .
[* 36 ] Er schrieb: »Superba« ,
Singspiel (Weim. 1779),
»Das
Rad des
Schicksals , oder die Geschichte des Thoangesis«
(Dessau
[* 37 ] 1783),
»Kalliste« ,
Trauerspiel (das. 1783), und gab
Kompositionen von
Volks - und andern Liedern (Weim. 1779 bis 1782, 3 Sammlungen)
heraus.
4)
Christian
Adolf ,
Freiherr von, dramat. Dichter und kameralistischer Schriftsteller, geb. 4. Okt. 1767 zu
Meuselwitz bei
Altenburg , stand 1786-94 erst in mecklenburgischen, darauf in sächsischen Militärdiensten,
privatisierte seitdem auf seinem
Gut
Zingst bei
Querfurt und starb 29. Aug. 1833 in Luzern .
[* 38 ] Er veröffentlichte: »Forstrügen« (Leipz. 1799 bis
1804, 10 Bde.);
»Briefe an einen
Prinzen von seinem Begleiter auf
Reisen « (das. 1805);
»Dramatische
Arbeiten « (das.
1822-24, 3 Bde.);
»Almanach dramatischer
Spiele « (das. 1825) u. a. Seine »Sämtlichen
Schriften « erschienen in 7
Bänden (Leipz. 1816-23).
Seckenheim - Secundus
* 39
Seite 14.796.
5)
Leo ,
Freiherr von, Dichter, geb. 1773 zu Wohnfurth bei
Haßfurt , studierte in
Jena
Philologie , kam 1798 als Regierungsassessor
nach
Weimar , wo
¶
mehr
sein poetisches Talent durch den Umgang mit Goethe , Schiller und Wieland weiter ausgebildet wurde, und 1802 als Regierungsrat nach
Stuttgart ,
[* 40 ] wurde aber hier wegen eines angeblichen Majestätsverbrechens in eine Untersuchung verwickelt und als Staatsgefangener
erst auf dem Schlosse Solitüde , dann auf dem Hohenasperg gefangen gesetzt. 1805 wieder freigegeben, ging er
nach Wien ,
[* 41 ] wo er mit J. L. ^[Joseph Ludwig ] Stoll seit 1808 das Journal »Prometheus « herausgab. Beim Ausbruch des Kriegs von 1809 trat
er als Hauptmann in die Wiener Landwehr ein, folgte dann der Hillerschen Heeresabteilung und fand 6. Mai 1809 bei Ebersberg an der
Traun den Tod , indem er schwerverwundet in einer Scheune verbrannte. Er veröffentlichte: »Blüten griechischer
Dichter« (Weim. 1800);
»Neujahrstaschenbuch von Weimar für 1801« ;
»Taschenbuch für Weimar auf das Jahr 1805« und »Musenalmanach «
(Regensb. 1806 u. 1807).
Witteboom - Wittenberg
* 42
Wittenberg .
6) Gustav Anton , Freiherr von, Bruder von S. 4), ebenfalls Dichter und Schriftsteller, geb. 26. Nov. 1775 zu Meuselwitz , studierte
in Leipzig und Wittenberg ,
[* 42 ] verweilte 1796-98 in Nordamerika ,
[* 43 ] trat dann in kursächsische Dienste , wurde 1807 Kammerdirektor in
Hildburghausen ,
[* 44 ] nahm aber schon nach sieben Monaten seine Entlassung und machte 1808-1811 unter dem Namen Patrick Paale als Deklamator
Kunstreisen. Nachdem er 1811 in Göttingen
[* 45 ] promoviert, hielt er hier, dann in Berlin und andern Orten Vorlesungen,
wurde 1814 zum Professor am Carolinum in Braunschweig
[* 46 ] ernannt und ging schließlich (1821) wieder nach Amerika ,
[* 47 ] wo er 1823 in
Alexandria (Louisiana ) in Armut und Elend starb.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die Trauerspiele »Otto III., der gutgeartete Jüngling « (Torgau
[* 48 ] 1805) und »Orsina« , ein
Folgestück aus Lessings »Emilia Galotti« (Braunschw. 1804);
ferner »Kritik der Kunst « (Götting . 1812);
»Aphorismen «
(Berl. 1812);
»Beiträge zur Philosophie des Herzens « (das. 1814);
»Vorlesungen über bildende Kunst etc.« (Aarau
[* 49 ] 1814);
»Vorlesungen
über Deklamation und Mimik «
[* 50 ] (Braunschw. 1816);
»Grundzüge der philosophischen Politik « (Leipz. 1817);
»Des Vaters Bild « , Trauerspiel
(das. 1822), u. a.
Bonn
* 51
Bonn .
7) August Heinrich Eduard Friedrich , Freiherr von (aus der Rinhofer Hauptlinie), Jurist , geb. 13. Febr. 1807, studierte
in Bonn ,
[* 51 ] trat 1830 in den preußischen Staatsdienst , war lange Jahre als rheinischer Jurist unter anderm beim Justizamt in Ehrenbreitstein
und beim Appellationsgericht zu Köln
[* 52 ] als Richter thätig, wurde dann Staatsprokurator zu Trier ,
[* 53 ] später Oberprokurator zu
Köln , 1856 Mitglied des Obertribunals zu Berlin und 1871 Generalprokurator am Appellationsgericht zu Köln . 1849-1851 vertrat
er einen rheinischen Wahlbezirk in der Zweiten Kammer des preußischen Landtags . Mit Errichtung des Reichsgerichts (1. Okt. 1879)
wurde er als Oberreichsanwalt an die Spitze der Reichsanwaltschaft berufen. Er starb 30. Dez. 1885 in Leipzig .
8) Arthur , Freiherr von S.-Gudent, Forstmann, geb. 1. Juli 1845 zu Schweizerhall bei Basel ,
[* 54 ] studierte Forstwissenschaft in Gießen ,
[* 55 ] wurde 1868 Privatdozent
der Forstwissenschaft in Zürich ,
[* 56 ] 1870 Professor an der Forstakademie Mariabrunn , 1873 k. k. Regierungsrat , 1874 Leiter des forstlichen
Versuchswesens in Österreich , 1875 Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und starb 29. Nov. 1886 daselbst.
Er schrieb unter anderm: »Die forstlichen Verhältnisse Frankreichs « (Leipz. 1879);
»Beiträge zur Kenntnis der Schwarzföhre«
(Wien 1881);
»Das forstliche Versuchswesen« (das. 1881);
»Verbauung der
Wildbäche, Aufforstung und Berasung der Gebirgsgründe« (das. 1884).
Auch gab er die »Mitteilungen aus dem
forstlichen Versuchswesen Österreichs « und das »Zentralblatt für das gesamte Forstwesen« heraus und übersetzte
Demontzeys »Studien über die Arbeiten der Wiederbewaldung und Berasung der Gebirge « (Wien 1880).
Vgl. Böhmerle, Arthur , Freiherr
v . S. (Wien 1887).