Scirocco
(spr. schi-, Sirokko), im Mittelmeer allgemein der Südostwind, dann speziell ein vorzugsweise in Italien [* 2] wehender heißer Wind, von welchem früher angenommen wurde, daß er seinen Ursprung in der Sahara habe und über das Atlasgebirge und das Mittelmeer gehe, wo er seine außerordentliche Trockenheit verliert, aber seine Hitze beibehält. Daß dieser Wind im nördlichen Italien als Nordwind auftritt, wurde dadurch erklärt, daß er als Süd- oder Südwestwind die Alpen [* 3] trifft und von diesen als Nordwind reflektiert werden sollte.
Durch Dove und Hann ist nachgewiesen, daß diese Ansicht unhaltbar ist. Letzterer hat gezeigt, daß die heißen Winde [* 4] im nördlichen Italien auf der Südseite der Alpen ebenso entstehen wie der Föhn (s. d.) auf der Nordseite derselben in den Thälern der Schweiz, [* 5] und daß derartige Winde unter bestimmten Verhältnissen bei jedem Gebirge vorkommen können, während Dove behauptete, daß der S. nicht aus der Sahara stamme, sondern dem zur Erdoberfläche herabsinkenden Äquatorialstrom seine Entstehung verdanke und oft als letzter Ausläufer der in Westindien [* 6] auftretenden Hurrikans (s. d.) anzusehen sei.
Vgl. Dove, Eiszeit, [* 7] Fön und S. (Berl. 1867), dazu als Nachtrag »Der schweizerische Fön« (das. 1868).