einer der drei schweizer. Urkantone und der vier Waldstätte, grenzt östlich an den Kanton Glarus,
südlich
an Uri
und (durch den Vierwaldstätter See) an Unterwalden, westlich an Luzern
und Zug,
nördlich an Zürich
und St. Gallen und hat einen Flächenraum
von 908 qkm (16,4 QM.). Der Kanton ist Voralpenland, zur einen Hälfte, nämlich im sogen. Inner-S., Reußgebiet, zur
andern Hälfte, in Außer-S., Limmatgebiet, so daß die Thäler von Inner-S. zum Vierwaldstätter und Zuger, diejenigen von
Außer-S. zum Zürichsee sich öffnen.
Die Wasserscheide zwischen beiden Hälften bildet ein alpiner Bergzug, der vom wilden Wiggis (2284 m), mit dem Muttriberg
beginnend, über den Drusberg (2281 m) und die beiden Mythen (1903 und 1815 m) zum Hochstock, Morgarten,
Kaiserstock, Roßberg (1582 m) zieht, im Zuger Berg zahm ausläuft und so den Zentralkörper der Schwyzer Alpen darstellt. Zentrum
von Inner-S. ist das Thal von S., wo sich von der einen Seite das Thal des Goldau-Lowerzer Sees, von der andern das Muotathal
öffnet und in sanftem Abfall zum Seeufer sich senkt.
Dieses Thalganze wird vom Wäggiser und Gersauer Becken des Vierwaldstätter Sees durch die Nagelfluhpyramide des Rigi (1800 m),
vom urnerischen Schächenthal durch die Kette des Kinzigkulm (Windgelle 2759 m) getrennt. Außer-S. zerfällt in zwei getrennte
Thalsysteme durch den Bergzug des Fluhbrig (2095 m) und Aubrig (1702 m), der erst am Hochetzel (1102 m),
wo ihn die Pässe des Etzel (960 m) und der Schindellegi (832 m) überschreiten, mildere Formen annimmt. Zwischen diesem Zug
und den
Glarner Bergen ist das von der Aa durchflossene Wäggithal eingebettet, dem am Zürichsee zunächst die breite Ebene
der March, weiterhin das enge Halbthal der Höfe vorliegt.
Das andre Thalsystem ist Sihlgebiet, aus mehreren Quellthälern in das Plateau von Einsiedeln (909 m) auslaufend, um sich sofort,
am Hochrohnen (1232 m) vorbei, zur langen Waldschlucht des untern Sihllaufs zu verengern. Eine fahrbare Verbindung von Außer-
und Inner-S. führt über den Sattel (900 m), während der 1393 m hohe Haken (Einsiedeln-Schwyz) nur Fußpfad
ist. Ein holperiger Übergang ist der 1543 m hohe Pragel, der das Muotathal mit dem Glarner Klönthal verbindet. Das Klima ist
im allgemeinen dasjenige des Schweizer Voralpenlandes, milder in den tiefen Flußthälern und an den Seeufern, wo
z. B. Gersau im Jahresmittel 10° erreicht, rauh in den höhern Berggemeinden, wie in Iberg (1126 m) und noch in Einsiedeln
(5,2° Jahresmittel).
Die Bevölkerung, (1888) 50,396 Köpfe stark, ist ein echt alemannischer Schlag. Die Schwyzer haben sich oft als die Führer der
Urschweiz bewiesen. Diesen Vorrang verdanken sie ihrer »unbedingten Freiheitsliebe,
Energie und ihrem historisch gefärbten Patriotismus«. Die Patrizier erwarben sich in fremdem Kriegsdienst Vermögen; durchschnittlich
aber ist der Wohlstand gering, in einigen Thälern herrscht wirkliche Armut. Das Volk ist lebhaft und sehr bildungsfähig. Die
Schwyzer sind durchaus katholisch und zwar der Diözese Chur zugeteilt; außer dem berühmten Benediktinerstift Einsiedeln
gibt es noch 2 Kapuziner- und 4 Frauenklöster mit über 600 Ordensmitgliedern. Entsprechend der voralpinen Natur des
mehr
Landes, bildet die Viehzucht, voraus die eines trefflichen und zahlreichen Rinderschlags, den Haupterwerb durch Sennerei und
Viehausfuhr. Auch unterhält das Stift Einsiedeln ein Gestüt zur Reinhaltung der Pferderasse. Starke Schweinezucht findet in der
March statt. Schafe und Ziegen sind in Menge vorhanden. Auf wenige Thalgründe beschränkt, deckt der Feldbau den
Getreidebedarf nicht; Zürich
ist der Fruchtmarkt des Landes. Die March pflanzt viel Hanf und Ziegerkraut und setzt letzteres an die
Glarner ab. Nur in Außer-S. treibt man etwas Weinbau.
Die March ist ein wahrer Obstwald (auch in Kernobst), der bis weit an die Berge hinanreicht; der innerschwyzerische Thalarm
von Schwyz
bis Küßnacht ist ein Hauptproduzent von Kirschwasser. Die Waldungen, noch immer übel bewirtschaftet,
unterhalten starke Ausfuhr von Nadel- und Laubholz. In den Höfen, bei Bäch, liefert ein Bruch treffliche Sandsteine, die nach
Zürich
eine Wasserstraße haben. Das Thal von S. besitzt roten, grauen und schwarzen Marmor, das hintere Wäggithal reiche
und wohlgelegene Lager von Wetzstein, Kalk, Gips und Thon.
Ergiebige Torfmoore finden sich um Einsiedeln. Baumwollspinnereien und -Webereien, fast sämtlich im Besitz von Züricher Fabrikanten,
arbeiten in der March und den Höfen, weniger in den Bezirken Einsiedeln und Schwyz.
Ebenfalls von Zürich
aus hat sich das Seidenweben bis in
die einsamsten Thal- und Bergdörfer verbreitet; gewöhnlich sind 1200 Webstühle im Gang. Die Gersauer Seidenspinnereien
zählen 4000 Spindeln. Örtlich bedeutsam ist die Einsiedler Industrie (s. Einsiedeln).
Einen wichtigen Erwerbszweig bringt wie längst die Wallfahrt nach Einsiedeln, so seit neuerer Zeit der allsommerliche Touristenzug,
hauptsächlich zum Rigi (s. d.), von dessen Hotels Kulm, Staffel und Klösterli sowie Scheideck auf schwyzerischem
Boden liegen. Im September 1875 wurde die rechtsuferige Zürichseebahn, 1. Mai 1877 die Bahn Wädenswyl-Einsiedeln eröffnet; in
Arth (richtiger Goldau) vereinigen sich zwei Zufahrtslinien zum St. Gotthard, um durch das Thal von Schwyz
an den Vierwaldstätter See
zu gelangen.
Die höhern Lehranstalten in Schwyz
(Aktienunternehmen) und Einsiedeln (Unternehmen des Stifts) haben erfreulichen
Aufschwung genommen. Die Stiftsbibliothek Einsiedeln zählt 33,000 Bände, die öffentlichen Bibliotheken des Kantons zusammen
55,000 Bände. Dagegen besitzt der Kanton weder Blinden- und Taubstummen- noch Rettungs- und Zwangsarbeitsanstalten. Das Lehrerseminar
in Rickenbach sowie die auf luzernischem Boden befindliche Rettungsanstalt Sonnenberg sind wesentlich unter
Mitwirkung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft entstanden. Ein Lehrerinnenseminar besteht unter den Theodosianischen
Lehrschwestern zu Ingenbohl.
Was die Verfassung anlangt, so hat das Land S., einer der althergebrachten Landsgemeindekantone, nach dem Sonderbundskrieg
(1848) die reine Demokratie mit dem Repräsentativsystem vertauscht, ist aber mit der neuen Verfassung zum Referendum übergegangen.
Die jetzt gültige Verfassung wurde 11. Juni 1876 und 23. Sept. 1877 vom Volk angenommen und 10. Jan. 1884 partiell revidiert. Sie unterstellt
der obligatorischen Volksabstimmung alle Gesetze und Verträge, alle einmaligen Ausgaben von über 50,000, alle wiederkehrenden
von jährlich über 10,000 Frank, dem fakultativen Referendum, d. h. auf Begehren von 2000 Bürgern, alle
Staatsverträge sowie gewisse Dekrete und Verordnungen des Kantonsrats.
Die
Legislative ist einem Kantonsrat übertragen, der auf vier Jahre vom Volke gewählt wird, je ein Mitglied auf 600 Seelen.
Die Exekutive übt der vom Kantonsrat und zwar aus seiner Mitte auf vier Jahre ernannte Regierungsrat, der aus sieben
Mitgliedern besteht und vom Landammann präsidiert wird. Die oberste richterliche Instanz bildet das bezirksweise auf sechs
Jahre gewählte Kantonsgericht von neun Mitgliedern. Erste Instanz für Kriminalfälle ist das Kriminalgericht aus fünf Mitgliedern.
In den Bezirken ist die Exekutive einem Bezirksammann übertragen, dem ein Kollegium für Waisensachen etc. zur Seite steht
(Bezirksrat); die untere richterliche Instanz ist das Bezirksgericht. In den Gemeinden wirken ein Gemeinderat und ein Vermittler.
Die Staatsrechnung für 1886 zeigt an Einnahmen 369,092 Fr. (darunter 182,458 Fr. Vermögens- und Kopfsteuer), an Ausgaben 366,361
Fr. Das Erziehungswesen erforderte bloß 18,513 Fr., da die Volksschule Sache der einzelnen Gemeinden, resp.
Kreise ist, das Lehrerseminar zum Teil aus dem Jützschen Legat unterhalten wird und das höhere Schulwesen (s. oben) nicht Staatsunternehmung
ist. Die Passiven des Staatsvermögens betrugen Ende 1886: 1,495,775 Fr., während die Aktiven 129,110 Fr. ausmachten, mithin
ein Passivenüberschuß von 1,366,666 Fr. Dazu kommen jedoch noch zehn Spezialfonds im Betrag von nahezu
300,000 Fr.
Der gleichnamige Hauptflecken des Kantons liegt auf grünen Matten in einem von den Mythen, dem Rigi und dem Fronalpstock umstandenen,
sanft zum Vierwaldstätter See geneigten Thalkessel, in welchen einerseits das Muotathal, anderseits das Thal des Lowerzer Sees
ausmünden. Rings um den Flecken schimmern Häuser und Kapellen aus Baumgruppen hervor; über demselben thront
das Kollegium Mariahilf, eine höhere Erziehungs- und Lehranstalt. S., mit Seewen eine Station der Gotthardbahn, zählt (1888) 6624 Einw.
Geschichte. Das alte S., welches 970 zum erstenmal erwähnt wird, erscheint von Anfang an als eine Gemeinde meist freier Bauern
mit einheimischen Ammännern an der Spitze; doch waren die Habsburger als Grafen vom Zürichgau, zu dem
es gehörte, seine Gerichtsherren. Im Dezember 1240 erhielt es von Friedrich II. zum Dank für geleisteten Zuzug einen Freiheitsbrief,
der es der Gerichtshoheit der Habsburger entzog; allein diese erkannten denselben nicht an, und nach langer Fehde mußte S.
unter ihre Botmäßigkeit zurückkehren.
Nachdem es 1291 das ewige Bündnis mit Uri
und Unterwalden geschlossen, erlangte es 1309 von Heinrich VIII. die rechtskräftige
Bestätigung seiner Reichsfreiheit und sicherte diese durch den glorreichen Sieg am Morgarten 15. Nov. 1315. Die zähe Energie
und der wilde Heldenmut, den die Schwyzer bei jeder Gelegenheit an den Tag legten, gab ihnen eine Art Hegemonie
unter den Landkantonen, so daß ihr Name von den Fremden bald auf die gesamten Waldstätte und seit dem Sempacher Krieg auf die
ganze Eidgenossenschaft angewendet wurde.
Teils durch Eroberung, teils durch Kauf brachte S. die Österreich zustehende Gerichtshoheit und Schirmherrschaft über
Einsiedeln, die March und Küßnacht an sich. Der Reformation wehrte es den Eingang mit Feuer und Schwert und stand mit Eifer zu
den katholischen Sonderbestrebungen. Der helvetischen Einheitsrepublik von 1798 fügte es sich erst, als es nach den heldenmütigen
Kämpfen an der Schindellegi und am Morgarten (2. Mai) die Nutzlosigkeit fernern Widerstandes
mehr
erkannte, und ward hierauf dem Kanton Waldstätten einverleibt, blieb aber unter der Führung Aloys Redings der Herd des Föderalismus.
Die Mediationsakte stellte 1803 die kantonale Selbständigkeit von S. wieder her, zugleich wurde Gersau, welches 1332-1798
ein unabhängiger, mit den Waldstätten verbündeter Freistaat gewesen war, damit vereinigt. Bei der Reaktion von 1814 zwang
Altschwyz seine ehemaligen Unterthanen March, Einsiedeln, Küßnacht zu einem Vergleich, wonach es ⅔, diese aber nur ⅓ des
Landrats zu bestellen hatten. 1830 verlangten die äußern Bezirke die Wiederherstellung der Rechtsgleichheit und konstituierten
sich, da Altschwyz sich weigerte, als selbständiger Kanton »S. äußeres Land« (Mai 1832). Als hierauf
S. die abgefallenen Landschaften mit Waffengewalt zu unterwerfen Miene machte (31. Juli 1833), wurde es von der Tagsatzung militärisch
besetzt, bis eine neue Verfassung (13. Okt.) die beiden Landesteile auf dem Fuß der Rechtsgleichheit wieder vereinte. Auch in der
Folge blieb S. der klerikalen Politik treu und bewies sich als eifriges Glied des Sonderbundes. Durch die
Verfassungsrevisionen von 1848 und 1855 trat S. aus der Reihe der Landsgemeindekantone in die der Repräsentativdemokratien
über.
Vgl. Meyer v. Konau, Der Kanton S., historisch, geographisch und statistisch (St. Gallen 1835);
Faßbind, Geschichte
des Kantons S. bis 1798 (Schwyz
1832-39, 5 Bde.);
Steinauer, Geschichte des Freistaats S. (von 1798 an, Einsiedeln
1861, 2 Bde.);
Blumer, Staats- und Rechtsgeschichte der schweizerischen Demokratien (St. Gallen 1850-1859, 2 Tle.).
Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft, in der offiziellen Reihenfolge der Kantone
deren fünfter. Von ihm hat die Schweiz Namen und Wappen angenommen.
I. Lage, Grenzen, Grösse.
Der Kanton Schwyz
liegt im mittlern Teil der Schweiz zwischen 46° 53' bis 47° 13' nördl. Breite und 6° 3' bis 6° 40' östl. Länge
von Paris (oder 8°23' bis 9° östl. Länge von Greenwich). Seine grösste Länge von Merlischachen an
der Luzernergrenze im W. bis zum Grieset an der Glarnergrenze im O. beträgt 45 km, die grösste Breite vom Glatten an der
Urnergrenze im S. bis zum Dreiländerstein im Zürichsee bei Rapperswil im N. 38 km. Mit einem Flächeninhalt
von 908,5 km2 nimmt er unter den 22 Kantonen den 13. Rang ein, bezüglich der Bevölkerung steht er mit 55385 Ew. im 17 Rang.
Von der Gesamtfläche entfallen 660 km2 auf bebautes Land (Wald, Weiden, Wiesen, Aecker, Gärten und Reben) und 248,5 km2
auf nicht bebautes Land (Gletscher, Seen, Flüsse, Bäche, Gebäude, Felsen, Schutthalden, Strassen etc.).
Die Grenze zieht sich im O. von der Linthmündung am obern Zürichsee (409 m), dem tiefsten Punkt des Kantons, der Linth entlang
bis Grinau, durchquert dann das Tuggener Ried (ehedem Gebiet des Lacus Tucconia) bis Buttikon und wendet sich wieder an den
Linthkanal, um hierauf nach Bestreichung des st. gallischen Gaster die Glarnergrenze ö. Reichenburg zu gewinnen. Von hier erstreckt
sie sich über den Grat der Wäggithalerberge südwärts bis zur Brüschalp, um sich von da ins Klönthal niederzusenken, das
sie bei Richisau durchzieht, um den Silbernalpen entlang bei 2804 m den Grieset, den höchsten Punkt des
Kantons, und darnach die Eckstöcke und den Ortstock zu erreichen.
Von da berührt sie nun in sw. Richtung bei den Jägernstöcken und Märenbergen urnerisches Gebiet. Dieses greift weit ins
schwyzerische Bisi- und Hürithal hinab und drängt die schwyzerische Grenze nordwärts bis Dürrenboden, zu den Wasserbergen,
Lipplisbühl, an den Blümberg und den Kaiserstock. Vom Rossstock, nahe dem durch Suwarows Zug
bekannten Kinzigkulm,
geht die Grenze nordwärts an den Riemenstaldenbach hinunter und diesem entlang gegen W. bis an den Urnersee.
Quer über diesen bleibt Uri
der s. Nachbar bis zwischen Treib und Kindlismord, von wo dann westwärts bis
zur Obern Nase, in der Nähe von Vitznau, Nidwalden
anstösst. Ueber Vitznauerstock, Scheidegg, Dossen, First und Rotstock grenzt bis auf
den Rigi der Kanton Luzern
an. Zwischen Greppen und Küssnacht setzt die Grenze über den Vierwaldstättersee und wendet sich dann zwischen
Meggen und Merlischachen nö. zum Kiemen an den Zugersee, den sie bis St. Adrian durchquert. Ueber den Rufiberg,
Rossberg, Kaiserstock, Morgarten und der Biber entlang bis auf den Hohen Rhon bildet der Kanton Zug
die W.-Grenze. Von da streicht die
Grenze nordwärts am Hüttnersee vorbei gegen Bäch hinunter und umzieht im Zürichsee die Halbinsel Bächau, sowie die Inseln
Ufenau und Lützelau. In deren Nähe steht im See ein grosser Obelisk, der sog.
mehr
Dreiländerstein, der die Kantone Schwyz,
Zürich
und St. Gallen
voneinander scheidet. Dann wendet sie sich wieder zur Linthmündung. Natürliche Grenzen
bilden demnach im O. die Linth, sowie die Wäggi- und Bisithalerberge, im S. die Muotathalerberge, im W. der Vierwaldstättersee,
Rigi und Zugersee, sowie die Kette Rossberg-Hoher Rhon, im N. der Zürichsee.
II. Bodengestaltung.
Der Kanton Schwyz
hat vorwiegend Voralpencharakter. Im S., gegen Uri
und Glarus,
liegt ein aus Juragesteinen aufgebautes weites Gebiet, dem sich
vom Vierwaldstättersee bis zum Linththal ein grosses Kreidegebiet vorlagert, während sich ein breites Eozängebiet vom Rigi
ins Wäggithal zieht und der ganze n. Kantonsteil dem Miozän angehört. Diese geologisch verschiedenen
Landschaften lassen sich am besten nach den Flussgebieten der Reuss, Sihl und Linth einteilen.
1. Zum Gebiet der Reuss gehören, im Süden des Kantons, zunächst die zwischen der Urner- und Glarnergrenze und dem Bisi-
und Starzlenthal eingeschlossenen Bisithalerberge. Deren höchste Erhebung, der Grieset (2804 m), schaut
mit breitem Kamm weit ins Flachland, in den Jura und in den Schwarzwald hinaus. Von ihm ziehen sich in der Richtung nach dem
Tödi der Ortstock (2715 m), die Jägernstöcke und die Märenberge, welche teils scharfzackig, teils turmartig aufragend mit
nackten Felswänden, gewaltigen Festungswerken ähnlich, zum Urnerboden und am Glatten zum Klausenpass abfallen.
Grieset und Ortstock tragen wie ihre westlichen Nachbarn Kirchberg (2672 m) und Pfannenstock (2572 m) kleine Gletscher. Zwischen
die w. Ausläufer der letztgenannten Gipfel schieben sich die drei Hochthäler der Glattalp (mit See), der auf grossen Strecken
mit tief ausgewaschenen und wild zerklüfteten Karrenfeldern überzogenen Karrenalp und des Rätschthales,
welches wie die nordwärts gelegene Silbern (mit kleinem See) und Bödmern ausgedehnte Alpweiden aufweist und von gewaltigen
Höhlen (Höllloch) durchzogen ist.
Vom Bisithal westwärts erstrecken sich mit n. Ausläufern, zwischen denen das
Hürithal sich vom Kinzig (1690 m) zur Muota
hinabsenkt, die Muotathalerberge bis zum Axen: Windgälle (2752 m), Wasserberge (2341 m), Rossstock (2463
m) und der Rophaien. Davon wird durch das Längsthal von Riemenstalden und die Goldplangg die Frohnalpstockgruppe abgetrennt,
die parallel zu der vorgenannten mit scharfem Südgrat vom Dreiangel (1731 m) über den Hengst (1880 m), Klingenstock (1929
m) und Hauserstock (1900 m) nach W. zum Frohnalpstock (1922 m) zieht.
Dieser fällt mit mächtigen, gewölbten Felsschichten fast senkrecht zur Terrasse von Morschach-Axenstein und von da in den
Urnersee ab, von dem aus gesehen er einen riesigen Wall bildet, während er sich gegen N. mit Fels, Wald und Weiden zu Thal
senkt. Auf der sanften ö. Abdachung trägt er eine Menge der schönsten Alpen, sowie den Kurort Stooss,
von dem aus er steil zur Schlucht der Muota abstürzt. Diese tritt hier ins fruchtbare Thal von Schwyz
ein, an das nordwestlich der
Gebirgsstock des Rigi anstösst.
Dessen ö. Ausläufer, der aus Seewerkalk aufgebaute Urmiberg, ist an seinem S.-Hang fruchtbar, während
von seinem Grat mächtige Felsstürze drohen und die steile Zinggelenfluh die N.-Seite bildet. Der Urmiberg hat drei Kammeinschnitte
mit Pässen. Sein höchster Punkt ist die Hochfluh (1696 m). Zwischen den Gräten, welche von dieser aus südwärts über den
Föhnenberg an den Vierwaldstättersee, nordwestwärts zur Scheidegg (1665 m) und von letzterer südwestwärts
über den Vitznauerstock zur Obern Nase sich ziehen, liegt die vor den N.-Winden geschützte Mulde von Gersau.
Der Kamm des Rigi zieht von der Scheidegg über Dossen (1689 m) und Schild (1551 m) gegen NW. zum Rotstock (1662 m), von wo er
sich einerseits sw. abwärts nach Kaltbad-Känzeli-Weggis und andrerseits nö. über Staffel (1570 m) aufwärts
zum Kulm (1800 m) wendet. Im Bergkessel zwischen Kulm, Rotstock und Schild liegt Klösterli (1315 m) eingebettet. Hier entspringt
die Rigi Aa, die bei Arth in den Zugersee mündet. Die vom Kulm nach Goldau und Ober Arth sich senkenden Nagelfluhschichten
durchqueren das Artherthal, um dann in nö.
mehr
Richtung zum Rufiberg (1063 m), Rossberg (1583 m) und Kaiserstock (1428 m) wieder anzusteigen.
2. Das Sihlgebiet hat seine höchste Erhebung im vielfach verzweigten Drusberg (2283 m), der durch den Pragelpass von dem 10 km
weiter gegen SO. sich erhebenden Grieset getrennt wird. Von ihm zieht ein Kamm über Forstberg (2219 m),
Spirstock (1773), Schyen (1375 m) zum Mythen (1903 m). Dieser sendet bei der Nätschbodenhöhe (1529 m) einen w. Seitenzweig
zum Hochstuckli (1566 m) aus, während der Hauptkamm seine Richtung fortsetzt, bis er bei Biberegg (950 m) westwärts auf den
Morgarten (1242 m) übergreift. Von diesem wiederum erstreckt sich ein meist bewaldeter Bergzug,
der die W.-Seite des Biberthales einschliesst, zuerst in n. und dann in ö. Richtung zum Hohen Rhon (1209 m), der steil zur
Sihl abfällt. Der Hauptkamm des Mythen verläuft dagegen in stetsfort n. Richtung dem Alpthal entlang und w. an Einsiedeln vorüber
bis nach Biberbrücke.
Eine andere Kette zweigt beim Brünnelistock (1596 m), zwischen Schyen und Mythen, parallel zur erstgenannten nach N. ab und
schliesst mit jener das Alpthal ein. Ihre Höhen sind: der Furggelenstock (1659 m), der Stock (1604 m), die Amselspitze (1494
m), der Freiherrenberg (1113 m) und dessen Ausläufer, die sich bis zum Zusammenfluss von Alp und Sihl
hinziehen. Diese Kette begrenzt mit dem vom Stock gegen NO. auszweigenden Bergzug Regenegg (1533 m)-Spital (1577 m)-Hummel (1421
m) das Amselthal. Der ö. Ausläufer des Spital, die Schräh (1480 m), bildet mit jenem und dem Hummel das Einzugsgebiet des
künstlich verbauten Steinbaches. Vom Spirstock (1773 m) erstreckt sich über Lauchern (1732 m) und Hessisbohl
(1713 m) bis zum Roggenstock (1781 m) ein geologisch hochinteressantes Alpweidengebiet, das in der Guggern (1281 m) seinen
letzten Ausläufer hat.
Vom Drusberg zieht sich eine fernere Gruppe nordwärts über Twäriberg (2119 m), Käsernalpen (1800 m), Schülberg (1932 m),
Fidersberg (1919 m), Biet (1968 m) und Karrenstock (1292 m), um sich dann gegen Studen im Sihlthal zu senken.
Den ö. Ausläufer des Drusberges bildet die Kette der Miesern, die scharf nach N. und NW. zum Etzel umbiegt und als bedeutendste
Höhen den Fläschberg (2074 m), Fluhberg (2095 m) und Auberg (1698 m) trägt.
3. Linthgebiet. Oestl. der Etzelkette liegt das Wäggithal, das im S. von der Oberalp (1572 m), einer Abzweigung des Fläschberges,
begrenzt wird. Beim Ochsenkopf (2181 m), Muttriberg (2295 m) und Rädertenstock (2214 m) biegt es nach N. um und erreicht über
Lachenstock (2028 m), Zindlenspitz (2098 m), Brünnelistock (2150 m), Hohfläsch (2080 m), Schienberg (2046
m), Thierberg (1992 m), Köpflen (1823 m) und Melchterlistock (1385 m) die Linthebene. Zwischen dieser und dem obern Zürichsee
erhebt sich noch inselartig der Untere Buchberg (614 m).
Die von den genannten Berggruppen umgrenzten oder eingeschlossenen Thäler sind: im N. am Ufer des Zürichsees
die fruchtbare March, mit den w. angrenzenden wein- und obstreichen «Höfen»;
zwischen Etzel, Mythen und Fluhberg die Hochebene
von Einsiedeln, w. derselben an der Biber die Altmatt, um den Lowerzersee das Thal von Steinen, am Zugersee das Thal von Arth, am
NW.-Fuss des Rigi das gesegnete Seethal von Küssnacht, vom Mythen zum Vierwaldstättersee das prachtvolle
Thal von Schwyz,
in welches das bergumkränzte Muotathal mit
seinen Seitenthälern (Hüri-, Bisi- und Starzlenthal) mündet, und endlich
das aus der Marchebene südwärts ansteigende einsame Wäggithal, dessen Umgebung Hochgebirgscharakter hat.
Während die Thäler meist gutgründige Wiesen tragen, treffen wir in der Bergregion schöne Wälder und
Weiden, sowie noch höher oben viele und grosse Alpen. Aussichtsreich, mit gesunder und würziger Luft umgeben und darum vielbesucht
sind die Kurorte Rigi, Morschach, Stooss, Illgau, Iberg, sowie die Berge des Muota- und Wäggithales, der Drusberg, Mythen, Etzel etc.
III. Hydrographie.
Der Kanton Schwyz
sendet, wie bereits bemerkt, seine Gewässer in die Reuss, Sihl und Linth.
1. Reussgebiet. An der Ruosalp im Bisithal entspringt die Muota. Sie nimmt von O. her den Abfluss des Glattalpsees, von der
Silbern das Schleichende Wasser und den Hölllochbach und vom Pragel den Starzlenbach auf, während von N. her in schäumenden
Fällen der Mettel- und Bettbach niederstürzen und von S. her vom Kinzig der Hüri-, von der Goldplangg
der Bürgeli- und vom Klingenstock der Stoossbach sich in sie ergiessen. Nachdem die Muota dann durch eine wilde Schlucht in
die Ebene von Schwyz
eingetreten ist, nimmt sie vom Mythen her den Tobelbach, vom Haggen den Uetenbach und vom Hochstuckli
her die Steiner Aa auf, die den Lowerzersee speist und nach dessen Verlassen Seewern heisst.
Die Muota mündet bei Brunnen in den Vierwaldstättersee. Sie treibt zahlreiche Sägemühlen, sowie je eine Baumwollen- und
Zementfabrik, und wird von 12 Brücken überschritten. Reissende Bäche des Reussgebietes sind ferner:
der bei Sisikon mündende Riemenstaldenbach, der mit südlichem Sturze von der Rigi Hochfluh herabkommende Fallenbach, die von
der Rigi Scheidegg strömenden und 7 mechanische Werke treibenden Dorfbäche von Gersau, ferner der Giessen, der Gesslers Burgruine
zu Küssnacht umspült und zwei Mühlen treibt, sowie endlich die Rigi Aa, die ihre Wasser im Gebirgsbecken
von Rigi Klösterli sammelt, an Goldau vorbeigeht und bei Arth in den Zugersee mündet.
2. Die Sihl hat ihre Quellen an der Miesern und nimmt bei ihrem Laufe durch Studen, Euthal, Gross, Willerzell, Egg und Schindellegi
auf: von rechts den Weisstannenbach von der Fläschlihöhe, den Eubach vom Aubrig, den Rickenbach von der
Mies- und Hirzegg, den Sulzbach vom Sonnberg und den Kniewegbach von der Grubhöhe;
von links die Waag vom Drusberg (mit der Minster
vom Schyen), den Steinbach vom Spital, den Grossbach vom Stock (durchs Amselthal) und den Alpbach von den Mythen (durchs Alpthal),
in welch letzteren sich vom Biberstock und von Biberegg her über die Altmatt die Biber ergiesst.
Diese
Bäche treiben 31 Sägemühlen und noch viele andere mechanische Werke. 30 grosse Brücken vermitteln den Verkehr.
3. Linthgebiet. An der Oberalp entspringt die Wäggithaler Aa, die von links den Schlierenbach vom Tannstoffel und den Kratzerlibach
vom Aubrig, von rechts den Trebsenbach vom Köpfenstock aufnimmt und nach einem langen Laufe durch eine
waldige Schlucht die March durchzieht, um beim Lachnerhorn in den Zürichsee zu münden. Sie treibt mehrere Sägemühlen im
Wäggithal, einige grosse Fabriken und andere mechanische Werke in Siebnen, Lachen und Nuolen. Vom Rinderweidhorn fliesst der
Spreitenbach, der eine Baumwollenfabrik treibt, nach Lachen, wo er als «Kleine Aa» in den
(Kanton). Seite 454. Plan von Schwyz.
Massstab 0... 250 M. statt 0... 50 M. Ergebnisse der eidg. Betriebszählung von 1905. Der Kanton Schwyz
ist nicht, wie man etwa meinen könnte, überwiegend Landwirtschaftskanton. Die Industrie (Textilindustrie) ist sehr stark
vertreten. Es waren beschäftigt im Jahr 1905 in
Betriebe
%
Personen
%
davon weibl.
Urproduktion
4711
40.6
13598
44.9
4426
Industrie
4612
39.7
10304
34.0
5385
Handel
1816
15.3
4701
15.5
3113
Verkehr
307
2.7
1302
4.3
173
Kunst und Wissenschaft
175
1.7
389
1.3
130
Total
11621
100.0
30294
100.0
13227
mehr
Die Prozentzahlen der Verteilung der Betriebe kommen dem schweizerischen Durchschnitt nahe. Es entfielen von je 100 Betrieben
in der Schweiz: auf Urproduktion 45,4, Industrie 35,1, Handel 14,5, Verkehr 2,5, liberale Berufe 2,5.
Urproduktion.
Betriebe
Personen
Landwirtschaft im allgemeinen
2933
7852
… mit Alpwirtschaft
597
2167
… mit Pferde- u. Viehzucht
399
1240
Forstwirtschaft
78
505
Alpwirtschaft allein
133
289
Landwirtschaft mit Weinbau
81
262
Käserei und Molkerei
98
196
Steinbrüche etc.
29
391
Uebrige Betriebsarten
363
696
4711
13598
Industrie.
Betriebe
Personen
davon weibl.
Textilindustrie
2338
4907
4031
Baugewerbe
771
2124
47
Kleidung und Putz
1003
1390
909
Graphische Gewerbe
36
674
185
Nahrungsmittel
245
613
143
Maschinen und Metalle
179
364
17
Uebrige Gruppen
40
232
53
4612
10304
5385
Die Textilindustrie umfasst vor allem Seidenstoffweberei und Seidenspinnerei und -zwirnerei, Baumwollweberei und Stickerei.
Viel fällt davon auf die Heimarbeit. Es wurden im Jahr 1905 gezählt:
Seidenstoffweberei.
Personen
Fabriken
10
1057
Heimarbeitsbetriebe
2064
2195
Seidenspinnerei und -Zwirnerei.
Fabrikbetriebe
2
352
Heimarbeitsbetriebe
99
106
Baumwollweberei.
Fabrikbetriebe
3
336
Baumwollspinnerei und -zwirnerei.
Fakrikbetriebe
8
354
Heimarbeitsbetriebe
11
12
Stickerei.
Fabrikbetriebe
7
190
Heimarbeitsbetriebe
95
138
Das sind lauter Exportindustrien, die dem Lande Geld hereinbringen. Die Heimarbeit in der Seidenstoffweberei
leidet allerdings unter geringem Verdienst und geht auch sehr stark zurück. Die Zahlen von 1905 mögen daher nur noch Wirtschafts-historischen
Wert haben.
Im Baugewerbe finden wir die üblichen Betriebsgruppen in folgender Stärke vertreten:
Betriebe
Personen
Schreinerei und Zimmerei
315
691
Hochbau und Baugeschäfte
31
439
Sägerei
78
192
Maurerei
34
103
Malerei
48
106
Ziegel- und Backsteinfabriken
11
100
usw.
Kleidung und Putz. Es entfallen auf:
Betriebe
Personen
Damenschneiderei
327
441
Schuhmacherei
202
249
Herrenschneiderei
125
193
Wäscherei und Glätterei
104
204
Weissnäherei
94
108
usw.
Graphisches Gewerbe. Die Anstalten von Einsiedeln sind bekannt; diese Gruppe ist daher stark besetzt.
Wir finden: Buch- und Zeitungsdruck etc. 16 Betriebe mit 630 Personen;
übrige Arten: 34 Personen.
Im Nahrungsmittelgewerbe waren tätig:
Personen
in 74 Metzgereien
193
in 128 Bäckereien und Konditoreien
325
Die Maschinenfabrikation und Metallindustrie weist keine hervorragende grosse Betriebe auf: Die Schmiederei
beschäftigt 93, die Wagnerei 83, Messer- und Sensenfabrikation 39 Personen usw.
In Kraftwerken und Elektrizitätszentralen waren 49 Personen tätig.
Handel.
Betriebe
Personen
Wirtschaftswesen
759
3080
Lebensmittel
432
626
Holz- und Papierwaren (Devotionalien)
111
244
Merceriewaren
123
231
Rohproduktion, Baumaterialien
99
131
Getränke
58
115
usw.
Zum Wirtschaftswesen noch folgende Details:
Betriebe
Personen
davon weibl.
Gasthöfe
278
2184
1504
(darunter mit Restaurant)
241
1725
1206
Restaurants
459
858
673
Verkehr. Diese Gruppe ist ziemlich stark besetzt.
Es beschäftigen
in
Betriebe
Personen
Eisenbahn
20
651
Post
55
220
Spedition, Fuhrhalterei
157
217
Bergbahnen
5
85
Telegraph und Telephon
39
75
Schiffsvermietung
17
28
Dampfschiffahrt
4
10
Liberale Berufe, soweit damit Erwerb beabsichtigt wird:
Betriebe
Personen
Gesundheitspflege
108
127
Unterricht und Erziehung
6
159
Künste
24
45
Rechtspflege
20
25
Im Kanton Schwyz
gab es noch 2322 Heimarbeitsbetriebe mit 2508 Heimarbeitern.
Unter der Gruppe Textilindustrie sind die wichtigsten Branchen, denen sie angehören, genannt. Es kommen
dazu noch Handschuhmacherei (32 Personen), Strohflechterei (12 Personen) und einige andre sehr schwach besetzte Betriebsarten.
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Hausierbetriebe bestanden 49 mit 54 Personen. Allgemeines. Auf 100 Ew. entfielen im Jahr 1905 tätige Personen in Betrieben: