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Obersee mündet. Von der Stockeregg stürzt der Kessibach nach Altendorf hinunter, um nach Vereinigung mit dem Sommerholzbach als Mühlebach sich in den See zu ergiessen. Die Bezirksgrenze zwischen der March und den Höfen bildet der vom Schönboden kommende Lüssibach, der bei Lidwil, wo er noch eine Sägemühle treibt, in den Obersee mündet. An der Enzenau entspringt der Staldenbach, der eine Mühle treibt und beim Schloss Pfäffikon in den Frauenwinkel (Zürichsee) mündet. Vom Hüttnersee fliesst nach NO. der Krebsbach, der die Neu-, Theilers-, Ober- und Untermühle und zwei Fabriken treibt und beim Inselchen Schönenwerd (Hinterbäch) sich in den Zürichsee ergiesst.
Ganz oder teilweise eingedämmt und verbaut sind die Muota, Sihl, Alp, Wäggithaler, Steiner und Rigi Aa, sowie der Tobel-, Ueten-, Eu-, Stein-, Gross-, Schlieren-, Spreiten- und Kessibach.
Zum Kanton Schwyz gehören: vom Zürichsee 23 km2, vom Zugersee 9,7 km2, vom Vierwaldstättersee 17,5 km2 und der ganze Lowerzersee, sowie über ein Dutzend kleine Alpenseen, von denen das Glattalp-, Silbern- und Sihlseeli die bekanntesten sind. Die drei grossen Seen werden mit Dampf- und Ruderschiffen befahren. Während der Vierwaldstätter- und Zugersee auf Schwyzergebiet die grössten Tiefen aufweisen, ist der Lowerzersee nur 17 m tief und friert darum alljährlich zu. Er besitzt das schöne Felseneiland Schwanau mit Schlossruine und die buschige Lützelau. Auch die Inseln Ufenau und Lützelau im Zürichsee sind schwyzerisch.
Ausser den bereits genannten mechanischen Wasserwerken finden sich noch Baggermaschinen an der Bächau und am Lachnerhorn. Die grössern Ortschaften, wie z. B. Einsiedeln, Lachen, Wollerau, Küssnacht, Gersau, Brunnen etc., haben bedeutende Wasserversorgungsanlagen. In Siebnen, Lachen, Einsiedeln etc. sind viele kleinere private Elektrizitätswerke für Beleuchtungszwecke eingerichtet worden. Das grosse Elektrizitätswerk Schwyz an der Muota gibt an Schwyz, Brunnen, Axenstein, Gersau, Vitznau, Weggis, den Rigi, Goldau, Seewen etc. Kraft ab. Es lieferte im Jahr 1901 an Kraft im ganzen Betrieb 1610000 KW.-Stunden und gab ab: für Motoren ausser der Beleuchtungszeit 254 PS und während derselben 315 PS, an Lampen 10790 Watt und an andere Wärmeapparate 23 KW. für im ganzen 1333 Abonnenten.
Elektrisch wird auch betrieben die Bahn Brunnen-Morschach. Ferner hat man den Bau des Etzelwerkes mit einem im Sihlthal bei Willerzell gelegenen Stausee von 77 Mill. m3 Wasser und einer elektrischen Kraftanlage bei Pfäffikon geplant, welch letztere auf den Tag 600000 konstante PS hätte liefern können. Da aber mit Bezug auf diese Anlage zwischen den Kantonen Zürich und Schwyz eine Verständigung nicht erzielt zu werden vermochte, ist dieses Projekt, dessen Konzession bis 1910 läuft, bis auf weiteres ad acta gelegt worden.
[Meinrad Kælin.]
IV. Geologie.
Der Kanton Schwyz zerfällt geologisch in drei Hauptgebiete: a) Molasseland, b) Flyschgebiet, c) Kreidegebiet. Nur in den südöstlichsten Zipfel des Kantons reichen noch helvetische Jurabildungen in grösserer Ausdehnung hinein.
a) Molasseland. Das jüngste Gebilde, die tertiäre Molasse, nimmt den ganzen N. des Kantons ein bis etwa zur Linie Vitznau-Lowerz-Steinen-Willerzell-Vorder Wäggithal. Sie besteht aus einer mannigfaltigen Wechsellagerung von Sandstein-, Mergel- und Nagelfluhbänken, von denen letztere besonders im W., am Rigi und Rossberg, stark vertreten sind. Diese Molasseschichten, die bei Zürich horizontal liegen, sind hier, gegen den Alpenrand hin, stets aufgerichtet.
Ganz im N. des Kantons zeigen sie noch Nordfallen, längs der Linie Schmerikon-Pfäffikon-Feusisberg-Schindellegi stehen sie senkrecht und südl. dieser Linie, der sog. «nördlichen Molasse-Antiklinale» (des nördlichsten subalpinen Molassegewölbes, an das sich noch weitere südliche anzuschliessen scheinen) herrscht Südfallen vor. Dieser Südfall der Schichten ist in wunderbarer Regelmässigkeit an den Nagelfluhbänken des Rigi und des Rossberges zu beobachten, während der steile, treppenförmige Querabbruch dieser Berge nach N. gewendet ist.
Bei Bäch findet sich ein altbekanntes Lager mit marinen Petrefakten: marine Molasse. Die gesamte übrige (südliche) Molasse des Kantons wird zur sog. unteren Süsswassermolasse gerechnet. An verschiedenen Stellen sind dieser dünne Kohlenschichten eingelagert besonders bekannt sind die eine zeitlang abgebauten Kohlen vom N.-Abhang des Hohen Rhonen (allerdings grossenteils schon auf Zugergebiet), die in den begleitenden Mergeln eine Menge von Pflanzenabdrücken geliefert haben (vergl. Heer, Osw. Die Urwelt der schweiz. 1. Aufl. S. 446). Grosse Steinbrüche in Molassesandsteinen finden sich am Untern Buchberg, bei Altendorf und Pfäffikon (granitische Molasse), dann bei Bäch (marine Molasse). Die letztern haben eine Masse Baumaterial für Zürich geliefert.
b) Das Flyschgebiet ist nördl. des Rigi kaum entwickelt, verbreitert sich aber stark östl. des Lowerzersees: das obere Alpthal, die Gegend von Steinbach und Euthal, der grösste Teil des obern Wäggithales sind darin eingebettete Querthäler. Graue und schwarze Schiefer und Mergel, weissglimmerige Sandsteine, hie und da auch Konglomerate und Breccien setzen die ebenfalls gefalteten Schichten dieser Formation zusammen. Da die leicht verwitternden Mergel stark vorherrschen, ist der Flysch der Vegetation günstig und bedingt schöne Alpweiden und dichte Waldbestände, ebenso sanfte, wellige Bergformen.
Ferner ist bei der Wasser-Undurchlässigkeit dieser Mergel «Flyschnässe» sprichwörtlich geworden. Auch sind Rutschungen häufig. An manchen Orten sind den fossilarmen, nur etwa Fukoiden führenden Flyschmergeln Bänke von resistenten, fossilreichen Nummulitenkalken und Nummulitengrünsanden eingelagert; altberühmt sind die an Seeigeln reichen Nummulitenkalke von Plangg bei Iberg und die Phosphoritbank von Steinbach, die eine Menge von Parisian-Versteinerungen geliefert hat.
Merkwürdigerweise erheben sich mitten in diesem sanft-welligen Flyschgebiet einige ihm schon orographisch ganz fremde Bergformen: Mythen, Schyen, Laucheren-Stöckli-Mördergrube und Roggenstock bei Iberg. Auch die Gesteine, die diese Gipfel zusammensetzen, sind ganz fremdartige, meist triadische, jurassische und kretazische
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Sedimente, wie sie in ähnlicher Ausbildung nicht in den hinterliegenden Kreide- und Juraketten sich finden, sondern erst an der S.-Flanke der Alpen auftreten. Man glaubte früher, diese Berge ragen wie «Klippen» aus dem Flysch hervor; heute weiss man, dass die «Klippen» die letzten von der Erosion verschont gebliebenen Reste einer einst zusammenhängenden grossen, von S. her über die Zentralalpen geschobenen Ueberfaltungsdecke sind. Die alten Gesteine der «Klippen» stechen nicht von unten durch den Flysch, sondern liegen überall, wo der Kontakt entblösst ist, mit einer Rutschfläche ohne Wurzel auf dem jüngeren Flysch.
Wirklich aus dem Flysch hervor treten dagegen im Grossen und Kleinen Aubrig, im Gugelberg, Kalvarienberg und Köpfenstock die helvetischen Kreideschichten in Form eines nördl. überliegenden Gewölbes.
c) Kreidegebiet. Die Kreide dieser Gegend zerfällt von oben nach unten in den dünnschichtigen, gelbweiss anwitternden Seewerkalk, den wenig mächtigen, grünsandigen, leicht verwitternden und dunkle Rasenbänder erzeugenden Gault, den massigen, steile Felswände bildenden, weiss anwitternden Schrattenkalk und die in der Landschaft meist dunkel gefärbte, mergelreiche, zum Teil gut bewaldete, mächtige Serie Neokom-Valangien-Berrias, bei der besonders im mittleren Teil (Valangien) mächtige, äusserst regelmässig geschichtete, dunkle Kieselkalke auftreten.
Der Kreide gehören, abgesehen von den bereits erwähnten nördl. «Vorläufern» (Aubrig etc.), an: Vitznauerstock, Rigi Hochfluh, Frohnalpstock, Drusberg, Fluhbrig, Rädertenstock, Zindlenspitz, Wasserberg, Silbern. Ueberall ist die Kreide sehr kompliziert gefaltet. Der jüngere Flysch sollte normalerweise von N. her auf die ältere Kreide ansteigen. Das tut er auch zum Teil, und prachtvoll sieht man z. B. am Roggenstock, wie der helvetischen Kreide zuerst der Flysch und dann diesem die fremden Klippengesteine des Roggenstockgipfels aufruhen.
Der Flysch greift aber auch tief unter die Kreide ein. Auch diese ist eben, wie die Klippen, von S. her nach N. geschoben und zeigt daher an ihrem N.-Rand an vielen Stellen, so am Fluhbrig, am Tierberg, an den Silbern, prachtvolle Umbiegung aller Schichten mit Knie nach N.: das ist die liegende Gewölbestirn der Ueberfaltung. Die beiden Aubrige selbst sind, wie sich in ihrer streichenden Fortsetzung im Glarnerlande zeigt, bloss die wieder aufgestellte Stirn einer tiefern Ueberschiebungsdecke, auf deren Jüngstem, dem Flysch, die ganze Kreide von Frohnalpstock, Drusberg, Rädertenstock und oberem Wiggis schwimmt.
Dieser Flysch lässt sich fast lückenlos um die ganze Region, die er unterlagert, verfolgen: er streicht von Brunnen über Schwyz und über die Flyschzone des Kantons gegen Näfels, von hier am Abhang des Wiggis entlang, durch das Klönthal, über den Pragelpass und durch das Riemenstalderthal wieder an den Urnersee. Besonders deutlich trennt dieser Flysch auf der Pragelpasslinie das nördl. überlagernde Kreidegebiet von dem südl., das nun nach N. darunter sich einsenkt.
Nach S. steigt dieses letztere, vielfach gefaltet (Rosstock, Silbern), an, bis unter ihm, im südöstlichsten Teil des Kantons (östl. des Bisithales), noch Jura zu Tage tritt (Karrenalp, Faulen, Pfannenstock, Ortstock; über Ausbildung und Gliederung des Jura, vergl. den Art. Glarus, Band II des Lexikons, Seite 324). Aber auch dieser Jura mitsamt der ihn bedeckenden Kreide ist wurzellos; er liegt auf dem Flysch des Schächenthales und gehört zur grossen Glarner-Ueberfaltungsdecke, von der die Kreidefaltungen nördl. der Pragellinie nur obere Zweigdecken darstellen.
So ist nur die nördlichste Zone des Kantons, das Molassegebiet, autochthones Land, das, schwach gefaltet, an der nämlichen Stelle liegt, wo es ursprünglich abgelagert wurde. Ein grosser Teil des Flysch aber, ferner das gesamte Kreide- und Juragebiet, sowie die «Klippenberge» sind Teile von weit von S. her vorgestossenen und selbst wieder fast lauter nach N. überliegende Einzelfalten zeigenden, grossen Ueberschiebungsdecken.
Die Eiszeit hat in jeder der drei von uns unterschiedenen Zonen in Gestalt von Rundhöckern, erratischen Blöcken und Moränen ihre Spuren hinterlassen. In der Gegend von Schindellegi und des Etzel bilden die linksseitigen Moränenwälle des alten Linthgletschers eine typische Moränenlandschaft. Sie haben zugleich auch im Verein mit einer Sihl-Endmoräne nördl. Willerzell das obere Sihlthal abgedämmt, das hier infolgedessen als ein
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stark aufgeschüttetes Thal erscheint. Die letzte Folge der Stauung ist das grosse Torfmoor von Einsiedeln. Aehnlicher Entstehung ist das zweite grosse Torfmoor des Kantons, dasjenige von Rotenturm. Vielleicht ebenfalls glazialen Ursprungs sind alte Deltaflächen bei Hinter Ibach, die am Ausgang des Muotathales etwa 50 m über dem heutigen Spiegel des Vierwaldstättersees liegen. Noch zu erwähnen ist die mächtige Anhäufung erratischer kristalliner Blöcke aus dem obern Reussgebiete, welche unterhalb Steinerberg die Nagelfluhgehänge bedeckt.
Als Resultate der heute tätigen und ununterbrochen fortdauernden Gebirgsverwitterung sind besonders zwei Erscheinungen hervorzuheben:
1) Silbernalp (Schrattenkalk) und Karrenalp (jurassischer Hochgebirgskalk) als schönste und grösste Karrenfelder der Schweiz und wunderbare Beispiele der langsamen, aber stetigen chemischen Auslaugung durch Wasser im reinen Kalkstein.
2) Der Bergsturz von Goldau, der mehr ein Beispiel der physikalischen Verwitterung darstellt, wo infolge Durchnässung einer weichen Mergelschicht die gesamte überliegende Nagelfluhmasse des Rossberges zum plötzlichen Abrutschen Schicht auf Schicht gebracht wurde. Dieser Bergsturz ist ein typischer Felsschlipf (s. den Art. Goldau).
Die Quellen sind im Molasse- und Flyschgebiet zahlreich, aber klein. Im Kreide- und Juragebiet gibt es weniger, aber grosse Quellen, besonders solche aus Schrattenkalk und aus Hochgebirgskalk (Malm, Oberjura). Eine Folge der grossen Durchlässigkeit der Kreide- und Jurakalke ist auch die Armut an Wildbächen im ganzen Muotathalgebiet.
Bibliographie. Geologische Karte der Schweiz in 1:100000 (Blatt IX und XIV). - Gutzwiller, A. Geolog. Beschreibung der Molasse und der jüngeren Bildungen auf Blatt IX. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XIV, 1) 1877. - Kaufmann, F. J. Geolog. Beschreibung der Kalk- und Schiefergebirge der Kantone Schwyz, Zug..., mit einem paläontologischen Anhang über die Pariserstufe von Einsiedeln, von Karl Mayer. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XIV, 2), 1877. - Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XXV). 1891. - Quereau, E. Die Klippenregion von Iberg. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. Neue Folge III). 1893. - Burckhardt, C. Die Kreideketten zwischen Klönthal, Sihl und Linth. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. Neue Folge V). 1896. - Arbenz, P. Frohnalpstock. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. Neue Folge XVIII). 1905. - Heim, Arn. Zur Kenntnis der Glarner Ueberfaltungsdecken. (Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellsch. 1905).
[Dr Ernst Blumer.]
V. Klima.
Das Gebiet des voralpinen Kantons Schwyz zeigt bei seinem reichen Wechsel von Berg und Thal natürlich grössere klimatische Differenzen. Es reicht im S. und W. an die milden Gestade des Vierwaldstätter- und Zugersees, im N. an die Niederung am obern Zürichsee, in dem dazwischenliegenden Berglande sind eingebettet die von der Sihl und ihren Zuflüssen entwässerten Hochthäler, ferner das Wäggithal und das Muotathal.
Die jährlichen Regenmengen (1861-1903) betragen für
m | mm | m | mm | ||
---|---|---|---|---|---|
Lachen | 410 | 1390 | Küssnacht | 440 | 1297 |
Einsiedeln | 910 | 1597 | Gersau | 442 | 1585 |
Euthal | 895 | 1665 | Schwyz | 560 | 1880 |
Ober Iberg | 1126 | 1773 | Bisithal | etwa 900 | 2100 |
Vorder Wäggithal | 740 | 1825 | Sattel | 832 | 1650 |
Rigikulm | 1787 | 1730 |
Der Kanton gehört infolge seiner Lage an der NW.-Abdachung der Alpenkette zu den niederschlagreichsten Gebieten der Schweiz. Besonders erwähnenswert ist die für die geringe Meereshöhe enorme Niederschlagssumme im Thalkessel des Hauptortes Schwyz und diejenige im obern Muotathal.
Langjährige Temperaturbeobachtungen besitzen wir von den meteorologischen Stationen Schwyz, Gersau und Einsiedeln. Auch unsere älteste Gipfelstation, der Rigi, liegt auf Schwyzerboden.
Mittlere Monatstemperaturen (1864-1900).
Schwyz (560 m) | Gersau (442 m) | Einsiedeln (910 m) | Rigikulm (1787 m) | |
---|---|---|---|---|
Januar | -1,2 °C. | 0.2 °C. | -4,0 °C. | -4,5 °C. |
Februar | 0.9 | 1.9 | -1,9 | -4,0 |
März | 3.5 | 4.4 | 0.6 | -3,4 |
April | 8.2 | 9.1 | 5.2 | 0.2 |
Mai | 12.0 | 13.0 | 9.3 | 3.9 |
Juni | 15.4 | 16.5 | 13.0 | 7.5 |
Juli | 17.4 | 18.3 | 14.9 | 9.9 |
August | 16.5 | 17.6 | 14.0 | 9.4 |
September | 13.8 | 14.8 | 11.2 | 7.5 |
Oktober | 8.4 | 9.5 | 5.9 | 2.7 |
November | 3.8 | 4.9 | 1.3 | -0,8 |
Dezember | -0,4 | 14 | -3,2 | -3,9 |
Jahr | 8.2 °C. | 9.3 °C. | 5.5 °C. | 2.0 °C. |
Schwyz hat - sowohl wegen guter Luftdrainage überhaupt, als auch infolge Föhneinflusses - ziemlich milde Winter; die Sommermonate sind kühler als an Orten gleicher Meereshöhe im schweizerischen Mittelland. Ganz besonders mild ist das Gestade des Vierwaldstättersees bei Gersau (und auch noch weiter westwärts gegen Vitznau und Weggis). Südexposition, absoluter Schutz vor N.- und NO.-Winden und Seenähe sind die Faktoren, denen Gersau ein sehr gleichmässiges und extrem mildes Klima verdankt.
Namentlich die Temperaturen im Herbst und Winter, wo der Einfluss des bei Gersau intensiv wehenden Föhns noch hinzukommt, sind für den N.-Fuss der Alpen sehr hoch; mittlere Januartemperatur +0,2°, mittleres jährliches Minimum -8,9°. Die mittlere Anzahl der Tage mit Frost beträgt für Gersau nur 57 im Jahre (Zürich 102). Das im rauhen Hochthale der Alp gelegene Einsiedeln hat wegen Luftstagnation kalte Winter: mittlere Januartemperatur -4,0°, mittleres jährliches Minimum -19,1°. Noch kälter sind die grossen Hochmoorflächen des eigentlichen Sihlthales. Der Rigi dagegen zeigt als Gipfelstation relativ warme Winter und eine kleine Jahresschwankung der Temperatur; mittleres jährliches Minimum -18,8°, Maximum 20,5°.
Die folgende Tabelle enthält noch einige Mittelwerte für unsere Stationen:
Schwyz | Gersau | Einsiedeln | Rigikulm | |
---|---|---|---|---|
Jährliche Bewölkung | 6.3 | 5.8 | 5.8 | 5.8 |
Anzahl d. Tage m. Niederschl. | 155 | 140 | 152 | 144 |
Anzahl d. Tage m. Nebel | 18 | 0.6 | 66 | 127 |
Während die drei Thalstationen vom Juli bis September die geringste, im Winter die grösste Bewölkung haben, zeigt der Rigi neben einem Minimum im September auch ein solches im Januar. Gersau ist als nebelfrei zu bezeichnen; auch Schwyz hat sehr wenig Nebel und zwar nur vom Oktober bis Februar. Einsiedeln dagegen liegt schon in der Höhenzone mit Nebeln zu allen Jahreszeiten, wenn auch noch ein entschiedenes Novembermaximum zu konstatieren ist. Der Rigi hat das ganze Jahr viel Nebel, am meisten im Mai.
[Dr. Robert Billwiller jun.]
VI. Flora.
Trotz seiner geringen Flächenausdehnung weist der Kanton Schwyz, dank seinem abwechslungsreichen Bodenbau doch eine reiche Flora auf. Diese zählt nach Rhiner mehr als 1200 Arten, die sowohl den Hochalpen und den nördl. Voralpen, als auch den Torfmooren des Hochthales von Einsiedeln und den Uferzonen der Seen angehören. Im Ganzen genommen zeigt die Flora des Gebirgsgebietes Aehnlichkeit mit derjenigen des Berner Oberlandes. Verschieden ist sie von dieser nach H. Christ nur dadurch, dass die Anzahl der hochalpinen Arten sich unmerklich vermindert, um der Flora der Voralpen Platz zu machen. Am N.-Hang des Rigi steigt die alpine Flora sogar bis zum Lowerzersee herab.
Von charakteristischen Arten nennen wir u. a.: Viola lutea, Eryngium alpinum, Oxytropis Halleri, Pedicularis versicolor, Arabis pumila, Delphinium elatum. Unter den hochalpinen Pflanzen sind hervorzuheben die im Wäggithal die W.-Grenze ihrer Verbreitung erreichende Valeriana saxatilis, ferner Saxifraga stenopetala, Gentiana purpurea und endlich Linnaea borealis am Hackenpass (C. Schröter). Die so charakteristische Föhnflora, die im ganzen obern Thal der Reuss und an den Ufern des Vierwaldstättersees erscheint (vergl. die Art. St. Gotthard und Vierwaldstættersee), ist bis zum S.-Hang
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des Kleinen Mythen u. a. durch Hypericum Coris, eine interessante mediterrane Art, vertreten. Das Gebiet des Bergsturzes von Goldau zeichnet sich nach Schröter durch seine grosse Reichhaltigkeit an Orchideen aus.
Auch die Wasser- oder Sumpfflora weist einige bemerkenswerte Typen auf, so z. B. die an der Alten Linth bei Grinau sehr häufige (Schröter) Saggitaria sagittaefolia var. vallisneriifolia, die bei Tuggen im alten Linthdelta entdeckter Reste von Trapa natans (Wassernuss), die sonst seltenen, aber auf der Insel Ufenau in Menge wachsenden Acorus calamus und Naias major, denen sich hier noch Saxifraga tridactylites und Veronica scutellata beigesellen.
Das in Hinsicht auf die Flora interessanteste Gebiet des Kantons bilden aber die Torfmoore des Hochthales von Einsiedeln (s. diesen Art.) und der obere Abschnitt des Sihlthales, die kürzlich von Dr. Düggelin (Pflanzengeographische und wirtschaftl. Monographie des Sihlthales bei Einsiedeln in der Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich. 48, 1903) erschöpfend untersucht und bearbeitet worden sind. Vergl. ferner Gander, Martin. Flora Einsidlensis. Einsiedeln 1888. - Rhiner, J. Prodrom der Waldstätter Gefässpflanzen. Schwyz 1870; mit Nachträgen. Rhiner, J. Gefässpflanzen der Urkantone. St. Gallen 1894.
[Prof. Dr Paul Jaccard.]
VII. Fauna.
Die Tierwelt war ehedem reicher als jetzt. In der Höhle an der O.-Seite des Biet (ö. Ober Iberg) wurden allerlei Reste nunmehr verschwundener Tiere gefunden, z. B. solche des Höhlenbären, Braunbären, Wolfes, Luchses, der Wildkatze, des Steinbocks etc. Offenbar war bei der Altmatt auch der Biber heimisch, was die Ortsnamen Biber, Biberegg, Biberstock andeuten. Jetzt noch kommen im Kanton Schwyz wie in den sö. angrenzenden Kantonen vor: die Gemse (79 km2 umfassender Bannbezirk in den Bisithalerbergen bis Räderten), das Reh am Hohen Rhon und an der Etzelkette;
Fuchs, Hase, Dachs, Edel- und Steinmarder, Fischotter, rotes und braunes Eichhörnchen, Iltis, Murmeltier, Igel, Wiesel, viele Arten Hasel-, Spitz- und Fledermäuse.
Von Vögeln sind fast alle vertreten, die überhaupt in der Schweiz brüten oder sie besuchen: Taucher, Enten, Möven, Meerschwalben, Reiher, Strandläufer, Schnepfen, Wildgänse, Wachteln, Schnee-, Reh-, Hasel-, Birkhühner etc., Adler, Habichte, Sperber, Eulen, Spechte, Eisvögel, Rot- und Blaukehlchen, Kukuk, Raben, Krähen, Elster, Häher, Amsel, Kreuzschnabel, Gimpel, Finken, Meisen, Ammern, Drosseln, Stare, Lerchen, Schwalben und viele Sänger etc. Die im Jahr 1903 erteilten 250 Jagdpatente auf Feder-, Braun- und Hochwild brachten dem Kanton 3746 Fr. und die 122 Fischereipatente 2400 Fr. ein.
Von den drei kantonalen Fischbrutanstalten wurden 1902/03 an ausgebrüteten Fischchen geliefert: 14200 Seeforellen, 43100 Bachforellen, 7000 Rötel und 40000 Balchen. Bis in die Alpen hinauf trifft man Eidechsen, Molche, Salamander, Blindschleichen, Kröten und Frösche, in den untern Regionen auch Nattern, seltener dagegen die giftigen Vipern. Zu Berg und Thal sind sehr häufig: Flusskrebse, Grillen, Ameisen, Bienen, Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten.
VIII. Mineralprodukte.
Eine ergibige Ausbeute liefern die Torflager im Gebiete der Sihl, Alp und Biber. Auch die Lehmlager werden in vielen Ziegeleien und Töpfereien, die Kalksteine in den Kalkbrennereien ausgebeutet. Bei Wangen in der March steht ferner eine Braunkohlengrube in Betrieb. Bausteine gewinnt man aus den Nummulitenbänken bei Steinbach, aus der Molasse am Etzel, Rabennest, Hohen Rhon, bei Bäch, Altendorf und am Untern Buchberg, aus dem Seewerkalk und den erratischen Blöcken bei Morschach etc. Arm ist der Kanton Schwyz an Metallen. In einer Höhle am Diethelm finden sich noch Spuren eines Bergwerkes, in dem man einst - durchaus erfolglos - nach Gold gesucht hat. Im 2. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts trieben Italiener im Flyschschiefer von Obergross (am O.-Hang des Tritt) einen tiefen Stollen ein und zeigten Gold vor, das sie hier gefunden haben wollten. Schliesslich liessen aber auch sie alles im Stich. Weil das gute Eisenerz von Lowerz nicht in zusammenhängendem Lager, sondern bloss in isolierten Nestern gefunden wurde, zerfiel auch der dortige Schmelzofen. Von Mineralquellen sind bekannt und werden benutzt: die Eisenquellen von Seewen, die alaunhaltige Quelle von Nuolen, die Schwefelquellen von Iberg und Sulzthal, die Fläschenlochquelle von Inner Wäggithal.
IX. Landwirtschaft.
Der Kanton Schwyz gehört zu den waldreichsten Kantonen. Seine Waldungen bedecken eine Fläche von 170,38 km2 oder 25,8% der gesamten produktiven Fläche. Auf einen Einwohner entfallen 31 Aren Waldfläche. 144,88 km2 Wald sind Eigentum der Gemeinden und Korporationen, während 25,50 km2 in Privatbesitz sich befinden. Kantonale Staatswaldungen gibt es keine. Die Wälder enthalten mannigfaltige Laubholzarten, bestehen aber meist aus Nadelholz und reichen von den tiefsten Stellen bis 1600 m Höhe. Bei 1200 m verschwindet die Buche und bei 1400 m der Ahorn.
Seit dem Jahr 1815 verblieben die Waldungen und Alpen Eigentum der alten Landschaften, wurden aber nach und nach als Korporationsgüter erklärt. Das dem Volk vorgelegte Forstgesetz von 1857 wurde mit erdrückender Mehrheit verworfen, worauf während dreier Dezennien massenhaft Abholzung und Urbarisierung, d. h. Umwandlung von Waldboden in Weideland stattfanden. Mit der Anlage von Waldbaumschulen und Aufforstungen begannen einzelne Korporationen zu Anfang der 1860er Jahre.
Nach Inkrafttreten des eidgenössischen Forstgesetzes (1876) wurde dann am eine bezügliche kantonale Vollziehungsverordnung in Anwendung gebracht. Gemäss der Altersklassentabelle von 1878 nahmen die Kahlflächen 19%, bei einzelnen Korporationen sogar 50% der gesamten Waldfläche ein. Die 241 Aren Waldbaumschulen von 1877 wurden schon in 5 Jahren um die 3 ⅓ fache Fläche vermehrt und reichen für den ordentlichen Bedarf ziemlich aus. 1878-1902 gelangten durchschnittlich jährlich 30706 m3, d. h. auf je eine Hektare Waldung 2,12 m3 zum Schlag und wurden 15600000 Stück Pflanzen auf 322,9 ha Fläche aufgeforstet, Sumpfentwässerungsgräben von 444,9 km Länge angelegt und Holzabfuhrwege von 90,7 km Länge erstellt und dafür ausgegeben 192760 Franken. Die Waldungen sind nunmehr neu vermessen. Da die Privatwaldungen heute weit stärker von Holz
Landwirtschaftliche Karte des Kantons Schwyz
Lief. 215.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 20’ O; 47° 05’ N; 1:270000]
Stück Rindvieh auf 100 Einw.
░ 35-40
▒ 40-50
▓ 50-60
▐ 60-65
▴ 50 Pferde
● 200 Rinder
❙ 100 Schweine
v 100 Ziegen
⥾ 100 Schafe
^ 100 Bienenst.
⌂ Ziegelerde
▒ Weinbau
▓ Ackerland
▐ Bergackerbau
░ Wald
▒ Weide
▓ Torfmoos
▐ Unproduktiver Boden
Mce. BOREL & CIE. NEUENBURG.
Attinger, Sc.
LANDWIRTSCHAFTLICHE KARTE DES KANTONS SCHWYZ
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entblösst sind als zur Zeit vor der Forstverordnung, wacht das Kantonsforstamt strenge darüber, dass auch in ihnen alle Schlagflächen innert der vorgesehenen Frist wieder aufgeforstet werden.
Die sehr ausgedehnten Alpen im Kanton Schwyz sind Allmeinde. Man ist stets um deren Verbesserung besorgt. Mit Ausnahme der Höfe besitzt jeder Bezirk Alpen. Der Bezirk Schwyz verteilt sie auf die Ober- und Unterallmeind, von denen jene um das Fünffache grösser als diese ist und ihre grössten Alpen in den Gemeinden Muotathal, Ober Iberg, Illgau und Morschach hat. Der Unterallmeind gehören der Frohnalpstock, der Rigi etc. an. Im Oktober 1883 wurde der Teilungsentwurf angenommen, wonach für etwa 1500000 Fr. (der Wert aller Güter wird im Minimum auf 6 Mill. Fr. geschätzt) vorwiegend Boden- und niedrig gelegene Heimkuhallmeinden den Genossen in den Gemeinden des Bezirkes Schwyz als gemeinsames Eigentum abgetreten ward (Gemeinde-Genossamen zum Unterschied von der noch unverteilten Oberallmeind-Korporation).
Allein trotz dieser Amputation zu gunsten der Gemeinde-Genossamen ist die Oberallmeind immer noch die weitaus grösste Grundbesitzerin im Lande Schwyz und verfügt bei einem kantonalen Alpgebiet von 29770 ha allein über 13214 ha desselben, wovon freilich nur 6478 ha auf ausgesprochen guten Weideboden fallen. Die Korporationsgenossen sowohl der Ober- als der Unterallmeind rekrutieren sich meist aus den Geschlechtern (Familien) der seit Jahrhunderten im Lande ansässigen Bewohner.
Und zwar zählt die Oberallmeind bei 90 Geschlechtern wohl 5000, die Unterallmeind bei 20 Geschlechtern 600-700 Genossen. Geringer an Zahl sind die übrigen Korporationen oder Genossamen des Kantons Schwyz, so diejenigen von Küssnacht (Berg und Seeboden), Einsiedeln (Bennau, Dorf-Binzen, Egg, Euthal, Gross, Trachslau, Willerzell) und der March (Lachen, Wangen, Siebnen, Tuggen). Einen Genossenschaftsbesitz von nur einem einzigen Geschlecht bildet in der Gemeinde Reichenburg die nach diesem Geschlecht benannte Kistler-Alp.
Ueberhaupt gibt es in der March Genossenschaften, die meist aus nur wenigen Geschlechtern oder Familien bestehen. So gehört die Genossame Brunnen und Pfiffegg den Hegner und Düggelin in Galgenen, Sattelegg den Züger, Krieg und Fleischmann in Altendorf, die Genossamen Gelbberg und Rossweid nur gewissen Geschlechtern in Schübelbach, Hohleneich nur solchen in Tuggen etc. Die Allmeinden Einsiedelns verteilen sich seit 1849 auf 7 Genossamen; die March besitzt im Wäggithal 7 grosse Land- und 10 Privatalpen; die Alpen von Gersau liegen gegen Rigi Scheidegg und jene von Küssnacht am Seeboden, einer Terrasse am NW.-Hang des Rigi.
Die vielen und grossen Viehweiden sind meist Privatbesitz und sömmern auch sehr viel Jungvieh aus den Nachbarkantonen St. Gallen, Zürich, Zug und Aargau. Viele Viehweiden im tiefer gelegenen Land sind vor kurzer Zeit in Matten umgewandelt worden, wie denn infolge der ertragreichern Stallfütterung des Nutzviehes überhaupt allgemein eine rationellere Bewirtschaftung des Bodens Platz gegriffen hat. Der Kanton Schwyz besitzt 592,26 km2 land- und alpwirtschaftlich benutzten Boden.
Bund und Kanton leisteten an Bodenverbesserungen im Jahr 1903 je 5025 Fr. Wenn auch im Thale von Schwyz, in Steinen, Arth, Küssnacht, den Höfen und der March noch Feldbau betrieben wird, so ist er doch sehr zurückgegangen. In den tiefern Lagen werden Getreide und Mais gepflanzt, in höhern Lagen jedoch nur noch wenig Gerste, Hanf und Flachs, dagegen viel Kartoffeln, auch Rüben, Bohnen etc. angebaut. Feldgeräte sind Haue, Hacke, Karst und Schaufel; den Pflug kennt man nicht, trotzdem ehemals Aecker bis auf 1000 m über Meer zu finden waren, was die alten Urbarien (Grundbücher) beweisen.
Soweit der Obstbaum noch gedeihen kann, nimmt die Zahl der Bäume von Jahr zu Jahr zu. In den tiefern Gegenden und an der untern Hälfte der Berghänge erfreuen den Wanderer ganze Wälder von Obstbäumen. Kirschen, Zwetschgen, Aepfel, Birnen und sogar noch Nüsse gedeihen an sonnigen Halden bis zur Höhenlage von 1000 m über Meer. In obstreichen Gegenden wird viel Obst nach auswärts verkauft, anderes dagegen, teils gekellert, teils gedörrt, teils gemostet und der Trester zur Herstellung von Branntwein benutzt. Der echte Most erfreut sich eines guten Rufes, wie auch die gebrannten Wasser (aus Kirschen, Nüssen, Zwetschgen, Träsch und Enzianen). Kern- und Steinobst halten sich so ziemlich das Gleichgewicht.
Der Weinbau ist in den Höfen bedeutend. Von ausgezeichneter Qualität sind die Weine von Leutschen und Wilen, doch wächst ein guter Wein auch noch bei Wollerau, Stalden, Weingarten, Lugaten, Thal und Hurden. Der Wangener stammt von Klevnertrauben. Etwas Wein produzieren ferner noch Tuggen, Galgenen und Altendorf. Küssnacht hat seine Weinreben meist ausgerodet, desgleichen Schwyz, wo der Föhn und der Nordwind den Reben schaden. Im ganzen zählt der Kanton 43 ha Rebland.
X. Viehzucht und Milchwirtschaft.
Für Zucht der zahmen Tiere hat der Kanton Schwyz von alters her sehr viel getan. So erwähnt eine Klage an das kaiserliche Hofgericht, dass die Schwyzer zwischen den Jahren 1308 und 1311 auf einmal eine ganze Herde von 400 Pferden auf ein Gut des Stiftes Einsiedeln trieben. 1464 reiste der einsiedlische Abt Gerold von Hohensax mit einem Gefolge von 22 Pferden zum Papste.
Das Schwyzer Rindvieh gehört zu den besten Schlägen der Braunviehrassen. Im Jahr 1819 zählte man 23000 Stück Rindvieh. Die Schweinezucht der March hatte schon 1835 einen vorzüglichen Ruf, und ein streng gehandhabtes Gesetz zum Schutze der Rasse verbot die Ausfuhr unverschnittener Spanferkel. Im Alpengebiet, namentlich im Bezirk Schwyz, war auch die Schaf- und Ziegenzucht von jeher sehr bedeutend, ja da und dort wegen des vorkommenden Waldschadens nur zu stark.
Im Jahr 1901 verteilte sich der Viehstand nach Bezirken wie folgt:
Bezirk | Rindvieh | Pferde | Schweine | Schafe | Ziegen | Bienenstöcke |
---|---|---|---|---|---|---|
Einsiedeln | 4237 | 264 | 1030 | 441 | 1104 | 358 |
pro km2 | 40 | 2.42 | 10 | 4 | 10 | 3 |
Gersau | 699 | 13 | 212 | 5 | 72 | 89 |
pro km2 | 100 | 1.86 | 30 | 1 | 10 | 13 |
Höfe | 2619 | 91 | 483 | 57 | 123 | 661 |
pro km2 | 71 | 2.46 | 28 | 1.5 | 3 | 18 |
Küssnacht | 2247 | 72 | 1030 | 16 | 60 | 439 |
pro km2 | 77 | 2.48 | 17 | 0.5 | 2 | 15 |
March | 7540 | 306 | 3048 | 805 | 2749 | 1500 |
pro km2 | 43 | 1.76 | 16 | 5 | 16 | 9 |
Schwyz | 15244 | 558 | 3709 | 3522 | 3777 | 1913 |
pro km2 | 31 | 1.11 | 8 | 7 | 8 | 4 |
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Die Viehstatistik ergibt folgende Ziffern:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 30661 | 32277 | 32586 |
Pferde | 1026 | 1079 | 1304 |
Schweine | 6401 | 10623 | 9512 |
Schafe | 7438 | 6171 | 4846 |
Ziegen | 9484 | 10093 | 7885 |
Bienenstöcke | 3320 | 5282 | 4910. |
Die Pferde Einsiedelns, die schon im 16. Jahrhundert für die fürstlichen Marställe Deutschlands und Italiens gesucht waren, haben heute noch einen guten Ruf (vergl. das Landwirtschaftliche Jahrbuch der Schweiz für 1902). Das Stift Einsiedeln verkaufte 1878 zusammen 25 und 1892 zusammen 21 Pferde und besitzt eine wohlbesetzte Stuterei. Einsiedeln und Galgenen sind eidgenössische Beschälstationen. An den eidg. Fohlenschauen zu Schwyz und Einsiedeln wurden 1903 von 82 aufgeführten Tieren 53 Stück prämiert. Im selben Jahr leistete der Bund an Prämierung für Fohlenweiden 5333 Fr. Ein vom datiertes Schreiben der Direktion der eidg.
Pferde-Regieanstalt sagt: «Mit Ausnahme vielleicht von Trakehnen und den Hauptgestüten Europas habe ich nirgends so viele schöne und gleichmässig geformte Fohlen gesehen wie in Einsiedeln. Jeder Pferdekenner muss diesen edlen Produkten seine volle Bewunderung zollen, und die erzielten Resultate sind für unsere Landespferdezucht wirklich überraschend zu nennen.» Dies Urteil bestätigen auch die Pferde-Prämierungen an den Ausstellungen 1875 (Zürich), 1881 (Luzern), 1883 (Zürich), 1887 (Neuenburg), 1895 (Bern) und 1896 (Genf). Viel wird im Kanton Schwyz getan für Hebung der Braunviehrasse. Nicht nur hat man an den vielen Viehmärkten, z. B. in Einsiedeln, je bis zu 1500 und mehr Stück aufgeführt, sondern auch die jährlichen Viehschauen von Schwyz, Lachen, Einsiedeln und Arth waren im Jahr 1903 mit 2139 Stück befahren, für welche Prämien im Betrage von 10423 Fr. ausgerichtet wurden. Die 19 Viehzuchtgenossenschaften wurden mit 3349 Fr. subventioniert und mit noch fernern 800 Fr. unterstützt. Zudem tun hierin auch einzelne Bezirke noch ein Bedeutendes. So findet denn das Schwyzer Braunvieh Absatz nach Italien, Spanien und Frankreich, nach Deutschland, Oesterreich und Russland, ja bis nach Amerika und Japan. Im Kanton Schwyz werden auch jährlich einige tausend Stück Jungvieh aus den Kantonen St. Gallen, Zürich, Zug und Aargau gesömmert. An den Viehschauen wurden vom Bund und Kanton, sowie in der March ausserdem noch vom Bauernverein, auch Prämien für Schweine verabfolgt. Die Schaf- und Ziegenzucht geht laut Statistik rückwärts, die Bienenzucht dagegen vorwärts.
An die 150 Sennereien betreiben Milchwirtschaft und produzieren den beliebten Schwyzerkäse, sowie schmackhafte Butter und Zieger. Die Alpensennereien sind eher zurückgegangen, und infolge von intensiver Aufzucht von Jungvieh muss sogar Milch aus grössern Ortschaften in ehedem milchreiche Orte geführt werden. Die Thalsennereien werden rationeller und produktiver betrieben.
XI. Bevölkerung.
Statistik. Die Geschichte erzählt uns, wie das Volk (Kelten Helvetier, Römer, Alemannen) sich zuerst in den Niederungen an den milden Gestaden des Zürich-, Zuger- und Vierwaldstättersees ansiedelte, um dann nur sehr langsam und oft viele hundert Jahre später, wie dies speziell im Gebiet von Einsiedeln der Fall war auch die Gehänge der Berge und die höhern Gegenden zu bebauen und zu bewohnen. Infolge des Vordringens von N. und S. her entspann sich der Marchenstreit zwischen Einsiedeln und Schwyz, der 250 Jahre lang erbittert geführt wurde.
Doch sind auch heute noch weite Gebiete sehr unwirtlich und deshalb gar nicht oder nur zur Sommerszeit schwach bevölkert. Schwyz zählte im Jahr 1743 auf 900 km2 (Gersau gehörte noch nicht zum Kanton) 26695 Ew. Dann finden wir 1790: 30200, 1833: 38351 und 1900: 55385 Ew., also nunmehr 65 Ew. per km2, während die Schweiz durchschnittlich deren 82 zählt. Nur 5 Kantone sind verhältnismässig schwächer bevölkert. Verteilung der Bevölkerung nach den Bezirken:
Bezirk | 1743 | 1833 | 1900 | auf den km2 |
---|---|---|---|---|
Einsiedeln | 5156 | 5583 | 8496 | 78 |
Gersau | - | 1348 | 1887 | 157 |
Höfe | 2320 | 3353 | 5005 | 135 |
Küssnacht | 1505 | 2580 | 3562 | 122 |
March | 5404 | 9170 | 11473 | 66 |
Schwyz | 12310 | 16317 | 24976 | 50 |
Einzelverteilung 1900:
Bezirk | Geschlecht | Heimat | Sprache | Konfession | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Haushaltungen | männlich | weiblich | Schwyzer | andere Kantone | Ausländer | Deutsch | Französ. | Italien. | Roman. | Prot. | Kathol. | |
Einsiedeln | 1894 | 4132 | 4364 | 6978 | 1029 | 489 | 8385 | 46 | 42 | 18 | 75 | 8419 |
Gersau | 398 | 871 | 1016 | 1521 | 291 | 75 | 1843 | 4 | 39 | 1 | 52 | 1835 |
Höfe | 1134 | 2482 | 2523 | 3965 | 825 | 215 | 4942 | 7 | 47 | 9 | 330 | 4675 |
Küssnacht | 721 | 1966 | 1596 | 2014 | 1222 | 326 | 3294 | 94 | 138 | 11 | 92 | 3469 |
March | 2758 | 5593 | 5880 | 10015 | 1106 | 352 | 11369 | 2 | 81 | 18 | 481 | 10992 |
Schwyz | 5232 | 12368 | 12594 | 19483 | 3973 | 1506 | 24001 | 143 | 761 | 31 | 806 | 24147 |
Kanton | 12137 | 27412 | 27973 | 43976 | 8446 | 2963 | 53834 | 296 | 1108 | 88 | 1836 | 53537 |
% | 49.5 | 50.5 | 79.0 | 15.5 | 5.5 | 97 | 0.5 | 2 | 0.1 | 3.5 | 96.5 |
In jedem Bezirk, ausser Küssnacht, ist das weibliche Geschlecht dem männlichen an Zahl (in Summa 1%) etwas
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überlegen, welche Erscheinung in der Auswanderung begründet liegt. Schwyz ist auch nicht so abgeschlossen, wie man gewöhnlich annimmt, sondern hat sogar 21% sogenannte «Fremde». Fremdsprachige gibt es nur 3%, Reformierte 3½%. Wenn sich auch die Bevölkerung innert der letzten 150 Jahre verdoppelt hat, so ist diese Vermehrung doch weniger schnell vor sich gegangen als in andern Kantonen und beteiligen sich daran bloss die verkehrs- und industriereichen Orte. Wohl hat sich die auf die Bodenerzeugnisse angewiesene Bevölkerung am stärksten vermehrt; da aber diese Erzeugnisse nicht ausreichten, wanderten Hunderte, ja Tausende nach den Industriezentren und ins Ausland aus, wo sie durch Solidität und Energie ihrer alten Heimat meist Ehre machen.
Die Körpergestalt der Schwyzer des «alten Landes», d. h. des Bezirkes Schwyz zeichnet sich durch einen starken, kräftigen Bau aus, ist mehr untersetzt als schlank; das gewöhnlich blaue oder ins Graue spielende Auge ist heiter, die Stirne schön gewölbt und offen, das Haar stark und dunkelblond, die Brust breit, die Schenkel muskulös. Vieles von dem Gesagten dürfte auch für das Frauengeschlecht zutreffend sein. Es zeichnet die Frauen aus ein lebensfroher Blick, ein gesundes und glühendes Rot, eine stets freundliche Miene und eine ausdauernde, wenn auch nicht prangende Schönheit. Zarte, bleiche und schmächtige Wesen, wie wir sie in den Industriezentren so oft antreffen, sind im Bezirk Schwyz selten. Auch das Volk der übrigen Bezirke ist von gesundem, kräftigem Schlag; selbst bei den Armen, die meist Kartoffeln und Milchkaffee geniessen, ist das Aussehen immer noch gut, die Haltung rüstig und lebhaft.
Zur Zeit der alten Eidgenossenschaft offenbarte sich in den Volksverhältnissen eine grosse politische und bürgerliche Verschiedenheit. Der herrschende Teil, d. h. die Bürger des «altgefryten Landes Schwyz", , war als einer der auf seine Freiheit eifersüchtigsten Volksstämme bekannt. Die Bewohner der March, von Einsiedeln, Küssnacht und der Höfe wurden damals «Angehörige» genannt. Wohl besassen sie eigene Gerichte und Rechte, doch mussten sie jährlich Boten an die Landsgemeinde zu Schwyz senden, die die Bestätigung ihrer Freiheiten nachzusuchen hatten.
Zwei Abgeordnete von Schwyz, sog. Gesandte, prüften die Verwaltung dieser Landschaften, um das Volk vor deren Willkür zu schützen, «gar oft aber nahmen sie, weil keine Wolle mehr vorhanden war, noch das geschorene Fell». «Beisassen» nannte man diejenigen Einwohner, die teils schon seit vielen Jahrhunderten, teils erst in spätern Zeiten aus andern schweizerischen Gegenden sich hier niedergelassen hatten. Zu gewissen Kriegszeiten oder beim Mangel an Berufsleuten waren solche «Fremde» willkommen, während sie sonst gar oft geplagt und einer strengen und weitläufigen Beisassen-Verordnung unterstellt wurden. Obwohl gesagt werden muss, dass diese Verordnung von den Behörden meistens nicht streng gehandhabt ward, schwebte sie doch als scharfes Damoklesschwert stets über den Beisassen. Die französische Revolution brachte endlich den angehörigen Landschaften und 648 Beisassen von 73 Geschlechtern das volle Landrecht. Immerhin wird letzteren heute noch die Gleichberechtigung in Benutzung der Allmeinden nicht zugestanden.
Die verschiedene Abstammung lässt sich auch in der Mundart der einzelnen Landschaften erkennen. So ist eine scharfe Dialektgrenze zwischen Schwyz und Einsiedeln zu konstatieren und finden sich etwelche Differenzen in den einzelnen Thalschaften von Schwyz. Auch Arth, Küssnacht und Gersau weichen oft, wenn auch nicht sehr auffallend, ab. Die Einsiedler sprechen eine rasche, aber aussergewöhnlich rauhe Mundart, die sich vielfach als ein Konglomerat der schweizerischen, elsässischen und süddeutschen Dialekte darstellt, entsprechend der Herkunft der dortigen Einwohner. Der Dialekt der Bewohner der Höfe ähnelt dem der Zürcher, derjenige der Märchler dem der Leute im Gaster und Kanton Glarus.
Nahrung. Während in den grösseren Ortschaften mehr oder weniger moderner Luxus in der Ernährungsweise sich zeigt, ist man auf dem Lande meist beim alten Herkommen geblieben. Zur Winterzeit werden da täglich drei Mahlzeiten als genügend erachtet, während es zur Sommerzeit deren fünf bedarf. Zudem hat überall eine kräftigere Ernährung Platz gegriffen. Vor 4 Jahrzehnten waren noch Kartoffeln, Milch und Mehlbrühe die Hauptnahrungsmittel des ärmeren Volkes und war das Brot selten.
Heutzutage ist überall genügend Brot vorhanden. Fleisch kommt freilich selten auf den Tisch, wobei hohe Festtage und ausserordentlich strenge Arbeit in Feld und Wald Ausnahmen bilden. Das selbstgezüchtete Schwein wird geschlachtet, dessen Fleisch gedörrt und sukzessive verspeist. Ein Hauptübel ist leider, besonders in etlichen Alpenthälern, der mit Schnaps vermischte schwarze Kaffee. In Obstgegenden bildet ein vorzüglicher Apfelwein oder auch Birnenmost das Hauptgetränk. Zudem werden noch allerlei Getränke, hauptsächlich Bier, produziert und fremde Weine importiert.
Die alten Schwyzer waren einfach in ihrer Kleidung und bedienten sich gewöhnlich selbstverfertigter Zeuge aus Wolle, Flachs und Hanf. Doch erliess der Landrat wiederholt scharfe Verordnungen gegen Kleiderluxus. Kurze Beinkleider waren so allgemein, dass der Gebrauch der langen vom Volk verabscheut und von der Landsgemeinde verboten wurde. Selbst den Frauen erkannte man die «Tuppe» und hohen Hüte weg. Der Stoff der kurzen Hosen war gegerbtes schwarzes Kalbfell; dazu kamen eine zierliche Weste (Lender) von Scharlach, darüber eine lange braune oder blaue Jacke, ferner rote Strümpfe und Schnallenschuhe.
Diese Tracht erhielt sich da und dort bis 1848. Die Kantons- und Bezirksläufer, sowie die Weibel tragen heute noch eine höchst originelle Kleidung nach Art der Liktoren im alten Rom. Bei kirchlichen Feierlichkeiten tragen die Herren vom Rat und Gericht immer noch den langen schwarzen Kirchenmantel und hohen Zylinderhut; dagegen gehen die Leute des alten Landes vielfach heute noch hemdärmelig zur Kirche. Das beliebteste, weil bequemste Kleidungsstück der Bauern ist die dem Oberleibe angepasste, selbstverfertigte wollene Jacke.
Eigenartig war die ehedem niedere, dann hohe Kopfbedeckung der Frauen, die weder Kappe noch Haube darstellte. Zwei Flügel von Spitzen liefen vom Nacken aus in mässiger Entfernung parallel mitten über den Kopf bis zur Stirne, wo sie in einer Spitze zusammentrafen. Bei den Mädchen waren die Haare zwischen beiden Haubenflügeln in Zöpfe geflochten, aufgewunden und mit einer silbervergoldeten Haarnadel von Rosenknospenform befestigt. Bei den Frauen hingegen zeigte sich das aufgewundene Haar mit einer Gupfe von Seidenstickerei und Blumen bedeckt. Dieser Schmetterlingshut ist nun auch verschwunden, wie die sogenannten «Höfner-» und «Schwaben-» Hauben. Auch den selbstgewobenen wollenen Frauenrock sieht man immer seltener, indem jetzt selbst die Bauernmädchen eifrigst der neuen Mode huldigen.
Wohnung. Gesslers strenge Worte an Stauffacher: «Ich will nicht, dass die Bauern so schöne Häuser bauen», würden sich heute auf die Gasthöfe der Kurorte und Flecken, sowie auf einzelne Herrensitze beziehen lassen, weit weniger dagegen auf die höchst primitiven Häuser des Bauernstandes. Diese haben ausser dem gemauerten Erdgeschoss meist nur ein, da und dort auch zwei Stockwerke mit Holzwänden, welche mit Rundschindeln eingeschuppt sind. Das Ziegeldach, das nun fast überall die
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Schindeldächer verdrängt hat, ragt stark vor und bildet, bezw. deckt auf beiden Seiten luftige Vorlauben, die mit Brettern eingefestet sind. Unter einer der Vorlauben befindet sich das «Brüggli», auf welches vom Freien aus Treppen führen und das den vor Wind und Wetter geschützten Eingang ins Haus darstellt. In neuerer Zeit haben auch die gar zu viel Brennmaterial konsumierenden gewaltigen Kachelöfen und Rauchfänge modernen Heizeinrichtungen weichen müssen. Mehr und mehr verschwinden ferner die als Sitzbänke dienenden Wandkasten. Das alte Buffet, «Bofet» genannt, ein als Kommode, Glas- und Kleiderkasten dienender vielteiliger Schrank, weiss sich als zierliches und praktisches Möbel seinen Platz in einer Stubenecke und an zwei Wänden hin bis zu Türe und Fenster zu behaupten.
Der Kanton Schwyz zählt 7350 Wohnhäuser. Die grössten Ortschaften sind: Einsiedeln (1027 Häuser), Schwyz (854), Arth (514), Küssnacht (456), Lachen (250), Gersau (242), Steinen (224), Unter Iberg (223), Wollerau (183), Brunnen (157), Siebnen (134). Der Gesamteindruck der Ortschaften ist ein sehr verschiedener. Es imponiert das melancholisch in ödem Hochthal gelegene Einsiedeln mit seinem grossen Kloster, sowie den vielen Gasthöfen und Verkaufsläden als Wallfahrtsort und Sitz der grössten schweizerischen Buchdruckereien. Kantonshauptort ist der in einem der schönsten Thäler der Schweiz gelegene Flecken Schwyz mit seinen vielen Kirchen, Klöstern, Herrschaftssitzen und Villen. Brunnen, Gersau, Goldau sind Fremdenkurorte, Küssnacht, Lachen und Siebnen dagegen geschäftsreiche Industrieorte. Wollerau, Arth und Steinen liegen als wohlhabende Flecken in fruchtbarer Gegend, sowie Unter Iberg als aufblühendes Dorf am Fuss der Hochalpen etc.
Religion. Die statistischen Tabellen zeigen, dass 96,5% der Bevölkerung der römisch-katholischen und 3,5% der protestantischen Konfession angehören. Der Kanton Schwyz bildete früher einen Teil des Bistums Konstanz, ist nun aber seit des letztern Aufhebung dem Bistum Chur zugeteilt, in dessen Domkapitel je zwei Schwyzer gewählt werden. Die kirchliche Verwaltung teilt sich ins Kapitel Schwyz mit den Bezirken Schwyz, Gersau und Küssnacht und ins Kapitel March mit den Bezirken March, Einsiedeln und Höfe (sowie dem Kanton Glarus). Jedem Kapitel stehen neben dem bischöflichen Kommissar vor: 1 Dekan, 1 Kammerer, einige Sextare und 1 Sekretär. Die 31 Kirchgemeinden des Kantons werden pastorisiert von 78 Geistlichen, nämlich 31 Pfarrherren, 25 Kaplänen, 9 Pfarrhelfern, 6 Pfarrkuratoren und 7 Katecheten, von denen 65 der Weltgeistlichkeit angehören. Von Orden sind im Kanton niedergelassen: 1) die Benediktiner zu Einsiedeln (101 Kapitularen, von denen 26 als Professoren an der Stiftsschule, 13 auf kantonalen und viele auf ausserkantonalen und ausländischen Pfarreien, mehrere auch als Gutsverwalter wirken; das Stift zählt zudem 9 Kleriker und 34 Laienbrüder);
2) die Kapuzinerklöster in Schwyz, Arth und auf dem Rigi (zusammen 14 Patres, 7 Kleriker und 8 Laienbrüder);
3) das Dominikanerinnenkloster St. Peter in Schwyz (27 Chorfrauen und 10 Laienschwestern);
4) Frauenstift St. Joseph in Muotathal (23 Franziskanerinnen und 5 Novizinnen);
5) Frauenkloster Au bei Einsiedeln (44 Benediktinerinnen);
6) die «Schwestern vom h. Kreuz» zu Ingenbohl widmen sich der Kranken- und Waisenpflege, sowie der Volksschule; sie zählen zu Tausenden und haben Niederlassungen in aller Welt. Die katholischen Gotteshäuser sind zum Teil uralt, so der «Kerchel» in Schwyz, die Kapelle auf dem Etzel, die Wolfgangkapelle in Einsiedeln und viele andere. Viele der Kirchen sind auch in Stil und Architektur wahre Kunst- und Prachtbauten. An manchen Orten, vorab in Einsiedeln, wird in religiöser Musik und Gesang Hervorragendes geleistet. Die Protestanten haben eigene Kirchen und Pfarrer zu Arth, Brunnen und Siebnen; auch in Einsiedeln wird zeitweise reformierter Religionsunterricht erteilt und Gottesdienst gehalten.
Ein Hauptzug im Charakter der Schwyzer ist der tiefe Freiheitssinn und die grosse Vaterlandsliebe; Offenheit, Gutmütigkeit, Biederkeit, Munterkeit sind vorherrschend. Der Schwyzer besitzt auch viele natürliche Fähigkeiten. In den einzelnen abgeschiedenen Teilen dieser kleinen alten Landschaften zeigen sich bei besonderen Verhältnissen auch auffallende Eigentümlichkeiten, dort ein trotziger Mut, hier Neigung zur Bequemlichkeit, da schlaue Verschlossenheit, drüben Munterkeit und Gastlichkeit, vielfach das stolze Gefühl der Selbstherrlichkeit, gar oft ein ausgeprägter Kunstsinn und Geschäftstrieb.
XII. Industrie.
Was das Einst gegenüber dem Jetzt charakterisiert, ist der Partikularismus. Damals wurde gar oft auf die Einengung der Institutionen und Zustände mehr Scharfsinn verwendet als auf deren Entwicklung. Man lebte behaglich. Bei wenig Bedürfnissen war mit wenig Arbeit auszukommen. Ja man dachte ehedem kaum daran, dem Boden etwas abzugewinnen, was er nicht freiwillig geben wollte. So musste die Landsgemeinde 1514 gebieten, dass jedermann seine Güter des Jahres wenigstens einmal heuen solle.
Auch die Handwerke blieben in unserer Gegend auf einer Stufe stehen, auf der sie buchstäblich nur vom täglichen Brote lebten. Ihre Erzeugnisse dienten bloss lokalen Bedürfnissen. Immerhin herrschte Handels- und Gewerbefreiheit, indem von 1676 an die Protokolle den Grundsatz bestätigen, dass jedermann frei kaufen und verkaufen dürfe. Weil es in Einsiedeln nach einem bekannten Volkswitz «sechs Monate Winter und drei Monate kalt» ist, entwickelte sich dort die Hafnerei. 1724 befasste sich die Regierung mit der Einführung einer Wolltuchfabrik im Kloster Einsiedeln, dessen zu diesem Zweck eingerichtete Abteilung heute noch das «Wollenhaus» heisst. Im 16. Jahrhundert wird eine Glashütte in Rotenturm, 1666 eine solche in Iberg und 1757 eine dritte in Alpthal erwähnt. Schon 1501 wurden die Steinbrüche in Bäch bei Wollerau und 1522 der Wetzsteinbruch im Wäggithal ausgebeutet. 1724
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finden wir den Eisenschmelzofen zu Lowerz im Betrieb und 1766 wurde nördl. Steinerberg nach Kohlen gegraben. Um 1750 fand die Seidenspinnerei und -karderei im Lande Eingang. Verordnungen von 1694 nennen uns auch die Bereitung von Salpeter und Schiesspulver als Industriezweig. Rücken wir der heutigen Zeit bis auf ein halbes Jahrhundert nahe, so sehen wir in Freienbach und Wollerau 250 Mann, in der March 100 Mann mit Brechen von Bausteinen und Sandsteinplatten beschäftigt; der Kalkstein von Seewen wurde von Bildhauern, der Marmor von Schwyz, Brunnen und Einsiedeln für Bauten benutzt.
Eines industriellen Betriebes und zunehmender Ausbeute erfreuten sich die reichen Torflager von Einsiedeln und Altmatt. Ferner waren 22 Ziegelbrennereien und 8 Hafnerwerkstätten in Betrieb. Kalk und Zement wurden genügend produziert. Auch die Obstverwertung gestaltete sich industriemässig, indem man z. B. aus dem Bezirk Küssnacht jährlich etwa 300 hl Kirschwasser und 670 hl Obstbranntwein ausführte, sowie im Bezirk Schwyz 870 hl Kirschwasser und verhältnismässig ebensoviel in den Höfen und der March destillierte.
Bierbrauereien zählte der Kanton fünf. Die Glasindustrie zu Küssnacht umfasste acht Werkstätten. Während ehedem das Baumwollen- und Seidenspinnen Hausindustrien waren, kamen nun die mechanischen Spinnereien in Betrieb, sodass jene stockten und man die gute alte Zeit rühmte. Nun begann aber das Seidenweben: auf 1458 Handstühlen wurden jährlich 17496 Stück Seidenzeug geliefert, die einen Jahresverdienst von 313928 Fr. eintrugen. Wie damals, so gelten noch heute die Frauen des Sihlthales als die besten Weberinnen.
Von Glarus her bürgerte sich ferner die Strohweberei ein, die in der March und zu Einsiedeln bei 900 Personen beschäftigte. Auch das Pferdehaarflechten gab etwa 400 Personen der Bezirke Schwyz, March und Einsiedeln Verdienst. Mechanische Fabrikation in Seide und Baumwolle treffen wir zu Gersau, Brunnen, Ibach, Arth, Einsiedeln, Wollerau, Bäch, Siebnen, Wangen und Nuolen (zusammen 15 Fabriken). Eine Zündhölzchenfabrik existierte in Brunnen und drei Hammerschmieden in Steinen. Die Buchdruckereien Einsiedelns finden wir schon vor 50 Jahren mit Dampfkraft betrieben. Nebst lithographischen Produkten erzeugte Einsiedeln mancherlei Wallfahrtsartikel, wie z. B. farbige Bilder, Rosenkränze, Tafeln, Gips- und Wachswaren etc. Der Kanton zählte auch 11 Gerbereien, 4 Färbereien, 3 Hutmachereien, einige Schirmfabriken zu Einsiedeln und Tuggen, sowie eine Seifen- und Kerzenfabrik zu Küssnacht.
Heute nun hat sich die industrielle Tätigkeit etwas verschoben und sehr erweitert. Wie arm wären die Bewohner unserer Bergthäler ohne die Seidenindustrie! In jedem Bauernhause stehen nicht nur einer, sondern oft drei und mehr Webstühle in Betrieb, und die bedrohliche Krisis in der Handweberei scheint sich wieder zu heben. Daneben bestehen noch 4 Etablissemente mit je 200 bis 300 Webstühlen bei mechanischem Betrieb, sowie eine Seidenwinderei und -spinnerei (Floret).
Die Baumwollenindustrie ist vertreten durch 5 Spinnereien, eine Zwirnerei, 4 Webereien, eine Färberei und Appretur. Dem eidgenössischen Fabrikgesetz sind ferner unterstellt: eine Fabrik für Webereiutensilien, eine Maschinen- und Schifflistickerei, eine grosse Mühle (neben welcher noch viele kleinere im Betriebe sind), eine Konservenfabrik, eine Seifensiederei, eine Kerzenfabrik, ein Elektrizitätswerk (neben welchem Küssnacht, Einsiedeln und Lachen je über 10000 Kerzen elektrischer Beleuchtung verfügen), eine Kartonfabrik, 8 Buchdruckereien, Lithographien, Buchbindereien und verwandte Betriebe (Einsiedeln allein beschäftigt hierin über 750 Arbeiter).
Von den vielen Sägereien stehen 6, von den mechanischen Schreinereien 10 unter dem Fabrikgesetz, ferner eine Bürstenholzfabrik, ein Eisenhammerwerk, eine Messerfabrik (neben 4 kleineren Betrieben), drei mechanische Schlossereien, eine Zement- und eine Steinfabrik, 4 Ziegeleien (neben vielen kleineren), eine Glashütte, ein Petroldepot, eine Schiffswerfte und Kiesrüsterei. Ende 1903 waren dem eidg. Fabrikgesetz insgesamt 62 Etablissemente unterstellt, von denen auf die Bezirke Schwyz 23, Gersau 2, March 15, Einsiedeln 10, Küssnacht 4 und Höfe 8 entfielen. Seit Jahren ist auch der Fremdenverkehr im Zunehmen begriffen, so am Wallfahrtsort Einsiedeln und in den Kurorten um den Vierwaldstätter- und Zürichsee. Die Wirtschaftspatente ergaben in den letzten 6 Jahren (1898-1903), nach Bezirken geordnet, im Jahresdurchschnitt:
Pat. = | Fr. oder | Fr. auf je 1000 Ew. | |
---|---|---|---|
Schwyz | 393 | 34300 | 260 |
Gersau | 28 | 4065 | 338 |
March | 177 | 10532 | 146 |
Einsiedeln | 141 | 10510 | 233 |
Küssnacht | 67 | 4985 | 277 |
Höfe | 115 | 6180 | 206 |
Kanton: | 921 | 70572 | 214 |
XIII. Handel und Geldinstitute.
Gegenstände des Handels sind die Produkte der Viehzucht, des Bodens, der gewerblichen Arbeit und der Kunst. Wohl werden, wie bereits bemerkt, jährlich einige tausend Stück Vieh aus den Nachbarkantonen eingeführt, jedoch nur zur Sömmerung und nicht gekauft. Verkauft aber werden jährlich über 5000 Stück. Im Jahr 1826 wurden 1582 Kühe und Stiere über den Gotthard getrieben und im Italienischen («Welschland») verhandelt. Heute suchen die Händler die Viehställe ab oder kaufen an den Märkten, was dem Lande viel erspriesslicher ist. Schwyz führt auch Pferde, Schafe und Ziegen, Einsiedeln namentlich Pferde, die March Schweine aus. Bedeutend ist der Handel in Käse und Butter. Während Einsiedeln jährlich bei 300 Meterzentner Käse und 200 Meterzentner Butter einführt, ist die Ausfuhr in den andern Bezirken doch weit bedeutender. Indes Küssnacht die Hälfte seines Holzbedarfes
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einführt, können die übrigen Bezirke eine bedeutende Menge ausführen und zwar nach Zürich, Zug und Luzern. Holzkohlen werden jetzt mehr ein- als ausgeführt. Dafür muss sozusagen sämtliches Getreide und Mehl eingeführt werden (Lagerhäuser der Gotthardbahn in Brunnen); Kartoffeln werden in die Nachbarkantone aus-, hingegen ebensoviel aus Süddeutschland eingeführt, desgleichen Gemüse. An Obst gehen, namentlich aus der March, viele hunderte von Zentnern nach Zürich, Glarus und ins Ausland.
Apfelwein, Birnenmost und Branntwein werden nach Einsiedeln und in die Bergthäler versandt und andrerseits auch nach dem Kanton Uri abgesetzt. Das Kirschwasser findet seinen Weg sogar ins Ausland. Wein ist ein allgemeiner Importartikel, ebenso Bier, das aus Luzern, Wädenswil und Wald bezogen und in unbedeutender Menge auch ausgeführt wird. Allerlei Beeren finden in Zürich guten Absatz. Heu bildet da einen Ausfuhr-, dort einen Einfuhrartikel. Einsiedeln, die Höfe und die March setzen viel Schwarzstroh nach dem Kanton Zürich ab, wohin von Einsiedeln auch noch Eis und Torf, sowie von den Höfen und der March Bausteine ausgeführt werden. Importartikel sind ferner Petrol (Lagerhaus in Goldau), Salz (8221 Säcke Koch- und 260 anderes Salz), Metalle und Kunstdünger, sowie viele Gewerbsprodukte und Manufakturen. Einsiedeln liefert in die katholischen Kantone und ins Ausland für bedeutende Summen Devotionsartikel. Im Jahr 1903 gab der Kanton 275 Hausierpatente und 164 Gewerbspatente, sowie 31 Taxkarten und 247 taxfreie Karten an Handelsreisende ab, wofür er insgesamt 19650 Fr. einnahm.
Die älteste bekannte Münzverordnung für den Kanton Schwyz datiert aus 1426. Von den geprägten Münzsorten sind bekannt: in Gold die Moneta nova Suitensis (15 Unzen schwer) aus dem 14. Jahrhundert und der Ducatus reipublicae suitensis aus 1790; in Silber die Turris fortissima nomen Domini aus 1655 (29 Unzen schwer), sowie ganze, halbe, viertels und achtels Gulden; in Kupfer «Rappen» und «Angster». Auch das fürstliche Stift Einsiedeln hatte das Münzrecht und schlug von 1376 an eckige Brakteaten, wie wir sie im schweizerischen Landesmuseum sehen. Ferner sind auch noch Einsiedler Golddukaten von 1783 erhalten. Die Einsiedler Schützenfestmedaillen von 1889 (in Gold, Silber und Bronze) sind von Münzkennern gesucht. In Einsiedeln kursieren fast alle europäischen Münzsorten, die angesichts ihres schwankenden und oft niedern Kurswertes den Gewerbetreibenden vielfach in Schaden bringen.
Geldinstitute sind: Die Kantonalbank Schwyz (gegr. 1890) mit Einnehmereien in Muotathal, Gersau, Arth, Küssnacht, Einsiedeln, Lachen und Wollerau, welche pro 1903 bei einem Grundkapital von 1½ Mill. Fr. 161000 Fr. Reingewinn erzielte; die Gemeinde-Sparkasse Schwyz (gegr. 1812), die schon 1891 einen Reservefonds von 300000 Franken aufwies; ferner die Bank in Schwyz (250000 Fr.), die Bank Gebrüder Schuler in Schwyz, die Spar- und Leihkasse Einsiedeln (gegr. 1854) mit 340000 Fr., die Sparkasse Arth (1862) mit etwa 600000 Fr. jährlichen Einlagen, die Sparkasse Küssnacht (1873) mit einem einbezahlten Kapital von 60000 Fr., die Firma Diethelm & Co. Leihkasse in Lachen, das Wechselgeschäft Brunnen und Raiffeisensche Darlehenskassavereine in Einsiedeln, Iberg und Küssnacht.
XIV. Verkehrswesen.
Dass auch in frühern Jahrhunderten Anstrengungen für Entwicklung des Verkehrswesens gemacht wurden, beweisen die Ueberbleibsel der mit breiten Steinen gepflästerten Pässe und Saumwege, z. B. von Schwyz durch den Stalden nach dem Iberg, von Muotathal über Lipplisbühl und Kinzig nach Uri, durch den Käswald über Mürlen und Miesern ins Klönthal, über den Pragel, den Haggen, den Katzenstrick, den Etzel etc. Die erste grosse Strassenanlage von Brunnen über Schwyz, Steinen, Sattel, Rotenturm und Schindellegi nach Richterswil entstand 1804, und wurde dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weiter ausgebaut. Zu nennen sind ferner die Strassen von Schwyz über Burg, Schlag und Adelboden nach Sattel und von da der Aa entlang nach Biberegg, von Biberbrücke nach Schindellegi und von Wollerau nach Richterswil.
Der alte Heerwge von Richterswil durch die Höfe und March ins Glarnerland ist verbessert und die Strasse von Lachen über Wangen und Tuggen nach Uznach neu angelegt worden, desgleichen diejenige von Siebnen ins Wäggithal, deren Fortsetzung ins glarnerische Klönthal geplant wird. Die alte hölzerne Brücke von Rapperswil nach Hurden musste dem Seedamm weichen, dessen Strassenfortsetzung über Lugaten und den Etzel (alte Pilgerstrasse) beim Waldweg zum Horgenberg ebenfalls verbessert worden ist.
Von Lugaten führt über Feusisberg eine neue Strasse nach der Kantonsstrasse Pfäffikon-Schindellegi. Einsiedeln hat schon 1820-1832 90000 Fr. für Strassen- und Brückenbau verwendet, nachher die alte Strasse über den Schnabelsberg verbessert, dem Alpfluss entlang eine neue Strasse nach Biberbrücke gebaut und auch die Strassen über den Katzenstrick, ins Alpthal, nach Willerzell, nach Gross, Euthal und Iberg rationeller angelegt. Eine neue Strasse verbindet Studen, Euthal und Willerzell mit Egg, harrt aber mit ihrem Endstück nach Schindellegi noch der Vollendung.
Ueber die Iberger Egg führt eine auch strategisch wichtige Strasse nach Schwyz und von da eine neue Strasse am rechten Muotaufer nach Ried und bis ins Bisithal. Das Projekt von deren Abzweigung über den Pragel ins Klönthal harrt noch der Ausführung. Auch die Strasse Schwyz-Brunnen ist korrigiert. Eine Neubaute ist die Bergstrasse Brunnen-Morschach-Stooss. Zu den Kunststrassen zählen die Axenstrasse (Brunnen-Sisikon) und die Strasse rings um den Rigi. Bedeutend ist auch die Strasse von Walchwil über Arth, Goldau und Steinerberg nach Sattel, von wo aus das Automobil über Schornen, Morgarten und Aegeri den Verkehr nach Zug vermittelt. Der Kanton unterhielt im Jahr 1903 mit Fr. 60000 Kosten 140 km Strassen 1. Klasse und leistete an die Bezirks- und Gemeindestrassen Beiträge von zusammen 19000 Fr.
Die eidgenössische Post befährt nur noch die Strassen Schwyz-Muotathal, Einsiedeln-Iberg, Siebnen-Wäggithal und Feusisberg-Schindellegi-Hütten. Anstatt der alten Postlinien vermitteln jetzt folgende Eisenbahnen den Verkehr:
1) Bundesbahnlinien (III. Kreis: Zürich): a) Richterswil-Bäch-Pfäffikon-Lachen-Siebnen-Wangen-Reichenburg (im N. des Kantons), b) Zug-Goldau und c) Rotkreuz-Immensee. - 2) Die Gotthardbahn: Luzern-Küssnacht-Immensee-Goldau-Steinen-Schwyz-Brunnen-Sisikon. - 3) Die Südostbahn mit a) der Stammlinie Wädenswil-Schindellegi-Biberbrücke-Einsiedeln und b) der neuen
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Linie Goldau-Steinerberg-Sattel-Rotenturm-Altmatt-Samstagern- Wollerau-Freienbach-Pfäffikon-Rapperswil. - 4) Die Rigibahnen a) Arth-Goldau-Klösterli-Staffel-Kulm, b) Vitznau-Kaltbad-Staffel-Kulm und c) Kaltbad-First-Scheidegg. - 5) Die elektrischen Bahnen Brunnen-Morschach und Seewen-Schwyz.
Der Kanton Schwyz verteilt sich auf die Postkreise VII (Luzern) und IX (St. Gallen). Dorthin gehören 3 Bureaux 2. Klasse (Brunnen, Goldau und Schwyz), 13 Bureaux. 3. Klasse, 2 rechnungspflichtige und 4 nicht rechnungspflichtige, sowie 5 internationale Postablagen (zusammen 27 Postanstalten). Zum 9. Kreis gehören 1 Bureau 2. Klasse (Einsiedeln), 12 Bureaux 3. Klasse, 6 rechnungspflichtige, 5 nicht rechnungspflichtige, sowie 1 internationale Postablage (zusammen 25 Postanstalten). Total also 52 eidgenössische Postanstalten. Dazu kommen 33 Telegraphenbureaux, sowie 33 Telephon-Sprechstationen im südl. und 33 im nördl. Kantonsteil.
Schwyzerische Dampfschiffstationen sind Brunnen, Gersau und Küssnacht am Vierwaldstättersee, Arth und Immensee am Zugersee, sowie Lachen, Nuolen und Ufenau am Zürichsee. Ausserdem vermitteln viele Nauen, Dampfschwalben, Schleppboote, Segelschiffe und Kähne den Verkehr auf dem Wasser.
Ausser den eben genannten, mehr oder weniger offiziellen Verkehrsmitteln bestehen, namentlich in die einzelnen Seitenthäler hinaus, noch regelmässige private Verbindungen mit ganz bedeutendem Transport, so z. B. nach Iberg, Muotathal, Wäggithal, Tuggen, Morschach, Alpthal etc.
XV. Staat und Verwaltung.
Der Kanton Schwyz ist ein demokratischer Freistaat und souveräner Stand der schweizerischen Eidgenossenschaft. Sein Grundgesetz datiert aus der Zeit vor der Gründung des Schweizerbundes, als noch die Lenzburger Gaugrafen des Landes waren. Die Verfassung musste sich öftere Modifikationen gefallen lassen, so zur Zeit der Helvetik und der Mediation, sowie in den Jahren 1821, 1832, 1833, 1848, 1856, 1876 und 1898/1900. Der letztern Hauptbestimmungen sind: Gewährleistung der Glaubensfreiheit, Ausübung der Volkssouveränetät, bürgerliche Gleichheit, persönliche Freiheit, Unverletzlichkeit der Wohnung, Einstellung im Amte, Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen, Obligatorium und Unentgeltlichkeit genügenden Primarunterrichts, freie Meinungsäusserung, Petitionsrecht, Vereinsfreiheit, Unverletzlichkeit des Eigentums, Expropriation, Handels- und Gewerbefreiheit (Gewerbegesetz), Wehrpflicht, Steuerpflicht und Steuerfreiheit, Verantwortlichkeit der Behörden, Amtszwang, Strafen bei Wahlbestechungen, Gewährleistung der bestehenden Klöster, Loskäuflichkeit von Zehnten und Dienstbarkeiten.
Der Kanton Schwyz zählt folgende 6 Bezirke:
Bezirk | mit Gem. | Hauptort |
---|---|---|
Schwyz | 15 | Schwyz. |
Gersau | 1 | Gersau. |
March | 9 | Lachen. |
Einsiedeln | 1 | Einsiedeln. |
Küssnacht | 1 | Küssnacht. |
Höfe | 3 | Wollerau je für 4 und Pfäffikon je für 2 Jahre. |
Die drei Nationalräte und beiden Ständeräte werden in den Gemeinden in geheimer Abstimmung gewählt. Der ganze Kanton bildet einen einzigen eidg. Wahlkreis. Für die Kantonsratswahlen bildet jede Gemeinde einen besondern Wahlkreis und wählt wenigstens ein Mitglied auf je 600 Einwohner, sowie auf einen Bruchteil von über 300 Ew. Gemeinden, die zur Wahl von drei und mehr Kantonsräten berechtigt sind, wählen nach dem Proportionalsystem. Alle 4 Jahre findet die Gesamterneuerung des Kantonsrates statt.
Der Landammann und der Statthalter dürfen nicht als Kantonsratspräsidenten gewählt werden. Gesetzesentwürfe werden nach ein- oder zweimaliger Beratung der Volksabstimmung unterstellt, ebenso auch Finanzdekrete, die eine einmalige ausserordentliche Ausgabe von mehr als 50000 Fr. oder eine neue wiederkehrende Ausgabe von mehr als 10000 Fr. zur Folge haben. Für Trennung oder Vereinigung von Gemeinden ist die Genehmigung des Volkes einzuholen. Dekrete und Verordnungen des Kantonsrates unterliegen der Volksabstimmung, sofern innerhalb der Frist von 30 Tagen nach Veröffentlichung derselben beim Regierungsrate ein schriftliches Begehren dafür gestellt wird.
Dasselbe gilt auch bei Erlassung, Abänderung oder Aufhebung eines Gesetzes. Der Kantonsrat wählt auf eine Amtsdauer von je vier Jahren die vollziehenden Behörden und hat das Recht, Amnestie zu erteilen. Er entscheidet ferner über Kompetenzkonflikte der administrativen und richterlichen Gewalten, übt die Oberaufsicht über alle Zweige der Kantonsverwaltung aus und wahrt die Rechte des Staates in gemischt staatlich-kirchlichen Angelegenheiten. Ihm sind auch alle von ihm gewählten Beamten und Angestellten verantwortlich.
Oberste Vollziehungs- und Verwaltungsbehörde ist der
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aus 7 Mitgliedern bestehende Regierungsrat. Ihm steht auch die Prüfung und Anerkennung der Gesetzmässigkeit aller Wahlen in die Bezirks- und Gemeindebehörden zu; er bewilligt die Entlassungsbegehren aus dem Staatsverband und ernennt die Offiziere, Kreiskommandanten, Sektionschefs, Depotverwalter etc. Das 9 gliedrige Kantonsgericht wird von den Bezirksgemeinden gewählt und ist die oberste zivil-, kriminal- und polizeigerichtliche Behörde. Es hat alljährlich dem Kantonsrate Bericht zu erstatten über das Gerichts- und Notariatswesen, sowie über die Tätigkeit der untern Gerichtsbehörden, des Verhöramtes, der Staatsanwaltschaft und der Bezirksammannämter. Eine Justizkommission führt die Oberaufsicht über das Betreibungs- und Konkurswesen. Das 5gliedrige Kriminalgericht ist für alle Kriminalfälle die erste Instanz.
In jedem Bezirk besteht eine aus den stimmfähigen Bürgern, die das 18. Altersjahr zurückgelegt haben, zusammengesetzte Gemeinde. Den Bezirken bleibt freigestellt, statt des offenen Handmehrs das Urnensystem einzuführen. Die Bezirksgemeinde wählt alle zwei Jahre am 1. Sonntag im Mai je die Hälfte der Kantons- und Bezirksrichter, den Ammann, Statthalter und die Ratsherren; sie setzt die Bezirksteuern fest, prüft die Rechnungen etc. Der Bezirksrat (7-15 Mitglieder) vollzieht die Gemeindebeschlüsse, verwaltet die Güter und besorgt das Bauwesen. Der Ammann ist nicht nur der Stellvertreter des Regierungsrates, sondern er vollzieht auch die Beschlüsse des Bezirksrates und -gerichtes. Dieses letztere (7 Mitglieder und ebensoviele Ersatzmänner) beurteilt Zivil- und Injurienfälle, Prozesse in Ehesachen, Vaterschaftsklagen, Polizeivergehen etc. Sein Präsident ist die erstinstanzliche Aufsichtsbehörde über das Betreibungs- und Konkurswesen in dem betreffenden Bezirk.
Den Gemeindeversammlungen ist freigestellt, offene oder geheime Abstimmungen vorzunehmen oder für die Wahlen (letzter Sonntag im April) das Urnensystem einzuführen. Dem Gemeinderate (7-13 Mitglieder) steht eine grosse Kompetenz zu; er bestellt zur Führung seiner vielen Geschäfte die nötigen Kommissionen und ist für seine Verwaltung der Gemeindeversammlung und den übergeordneten Behörden verantwortlich. Der «Vermittler» beurteilt Rechtsstreitigkeiten bis auf den Betrag von 30 Fr.
Zu einer Revision der Verfassung bedarf es entweder der absoluten Mehrheit aller Kantonsräte oder des Verlangens von 2000 Stimmberechtigten und der Mehrheit des darüber angefragten Volkes. Wird durch eine Volksinitiative eine Totalrevision beschlossen, so ist dieselbe einem Verfassungsrate (dessen Verhandlungen von 1896 und 1897 bilden einen 300 Seiten starken Quartband) zu übertragen, während eine blosse Teilrevision durch den Kantonsrat ausgearbeitet wird. Der Wahl- und Abstimmungsmodus in den Bezirksgemeinden der Revision von 1898 wurde von den Bundesbehörden beanstandet und dann vom schwyzerischen Volk am umgestaltet und angenommen, worauf der Zusatz am in Kraft trat. (Von Interesse ist der Schriftenwechsel in den darauf bezüglichen staatsrechtlichen Rekursen).
Ueber die Verwaltung des Gemeindewesens berichteten Landammann und Regierungsrat 1855, 1865, 1879, 1886, 1892 und 1901 als «Kommunaluntersuch» an den Kantonsrat. Der letzte, 242 Quartseiten umfassende Bericht gibt von jeder Gemeinde an: Flächeninhalt und Einwohnerzahl; allgemeine Verwaltung (Protokolle und Akten, Rechnungs- und Strassenwesen, Gemeinderatssitzungen), sowie Vormundschafts-, Armen- und Schulwesen. Danach betrugen auf das Kirchen- und Pfrundvermögen der Gemeinden (ohne den Bezirk Einsiedeln, der hierin höchst eigentümliche Verhältnisse hat) 3289614 Fr., die kirchlichen Stiftungen 278223 Fr., das Armenvermögen 2507605 Fr., das Schulvermögen 2963029 Fr., das Vermögen der allgemeinen Verwaltung 247353 Fr. und das Gesamtvermögen der Gemeinden 8822105 Fr. (1855: 2853346 Fr.). Der Vermögenszuwachs in den Gemeinden betrug in den 10 Jahren 1891-1901 1426117 Fr. In den «Waisenladen» waren am deponiert 8379073 Fr.
Ueber die kantonale Administration belehrt uns der jährliche Rechenschaftsbericht. (Unsern Erhebungen liegt dessen 56. Band vom Jahr 1903 zu Grunde, der 330 Oktavseiten nebst einer grossen Zahl diverser Tabellen zählt).
Der Regierungsrat hat in 123 Halbtagsitzungen 2791 Geschäfte nebst 468 Präsidialverfügungen erledigt, welche 5368 Ausfertigungen nötig machten, ausser welchen von der Kantonskanzlei noch 1466 Schreiben erledigt wurden.
Das Departement des Innern setzte in Vollzug: 9 Bundesgesetze, -verordnungen und -beschlüsse, sowie 25 kantonale Gesetze, Verordnungen und Beschlüsse.
Militärisch ist der Kanton Schwyz der VIII. Division zugeteilt. Die Bezirke Schwyz, Gersau und Küssnacht gehören zu deren 2., die Bezirke March, Einsiedeln und Höfe zum 4. Rekrutierungskreis. Der Kanton zählt einen Kreiskommandanten und 16 Sektionschefs. Er stellt die Füsilierbataillone 72, 86 und 129 (zwei Kompagnien), sowie eine Kompagnie des Schützenbataillons 8. Wehrpflichtige Mannschaft in Auszug und Landwehr auf Infanterie 3195, Kavallerie 55, Artillerie 272, Genie 117, Sanität 68, Verwaltung 44, andere Truppengattungen und Verschiedene 203, Rekruten 259, Ersatzpflichtige 6146, total 10359 Mann.
Dazu an Landsturmpflichtigen 1047 Bewaffnete und 4698 Hilfstruppen, total 5745 Mann. Gesamttotal 16104 Mann. An Militärpflichtersatzsteuer gingen 53241 Fr. ein. Von den 72 freiwilligen Schiessvereinen bezogen 2701 Mitglieder für die obligatorischen und 1185 Mitglieder für die fakultativen Uebungen Unterstützungen. Die Kreise steht unter einer besonderen kantonalen Schiesskommission. Unter dem Kriegskommissar und kantonalen Zeugherrn stehen die Militärdepots von Schwyz und Lachen. Ausserdem sind in Schwyz grosse eidgenössische Magazine für Munition und Ausrüstung vorhanden.
Finanzwesen. Den 6 Anleihen von nahezu 3 Mill. Fr. stehen an Aktiven 1689558 Fr. gegenüber, sodass der Kanton noch 1238436 Fr. Mehrschulden hat. Die kantonalen Fonds betragen 505081 Fr. Die bedeutendsten Einnahmequellen sind: das Salzregal, die Fischerei- und Jagdpatente, die Steuern (2‰ vom Vermögen und Kopf), amtliche Gebühren, Hausier- und Handelspatente, Kantonalbank, Banknotensteuer etc. Das Steuerkapital beträgt, bezirksweise geordnet: in Schwyz 46560850 Fr., Gersau 3914200 Fr., March 17256600 Fr., Einsiedeln (ohne Stift) 16712200 Fr., Küssnacht 9309200 Fr., Höfe 5002900 Fr., Stift Einsiedeln 2926700 Fr., total 101682650 Fr. Die wichtigsten Ausgabeposten sind: Allgemeine Verwaltung, Erziehungswesen, Lehrerseminar, Gerichtswesen, Polizei, Militär, Strafanstalt, Bauten, Strassen, Forstwesen, Staatsschuldenverzinsung, Industrie und Landwirtschaft etc. Jahresbilanz:
Fr. | |
---|---|
Einnahmen | 580090 |
Ausgaben | 535703 |
Einnahmenüberschuss | 44387 |
Polizeiwesen. Vom kantonalen Landjägerkorps (25 Mann) wurden 922 Bettler und Vaganten aufgegriffen, 2254 Personen (ohne die 1288 direkten Italienertransporte) transportiert und 1089 Personen wegen Uebertretung von Strafgesetzen und Verordnungen verzeigt. Der Kanton zählt 8627 Niedergelassene und 3003 Aufenthälter. 1903 sind ausgefertigt worden: 921 Wirtschaftspatente, 275 Hausierpatente, 164 Gewerbepatente, 31 taxpflichtige und 247 taxfreie Ausweiskarten an Handelsreisende, 122. Fischereipatente, 254 Jagdpatente. Ferner befasst sich das kantonale Polizeidepartement mit: Fabrikpolizei, Schiffahrt, Untersuchung von Lebensmitteln und Getränken, Auswanderung, Feuerpolizei, Löschwesen, Brandversicherung.
Auch das Gesundheitswesen ist dem Polizeidepartement zugeteilt, dessen Vorsteher das aus 4 Aerzten und 4 Ersatzmännern bestehende Sanitätskollegium präsidiert. Es praktizieren im Kanton 30 Aerzte, 3 Zahnärzte, 2 Zahntechniker, 7 Tierärzte, 4 Apotheker und 55 Hebammen. In Schwyz und Einsiedeln bestehen grosse Krankenhäuser, hier ausserdem ein Absonderungshaus. Drei Samaritervereine. Einige Orte haben ständige Krankenschwestern von Ingenbohl.
Im Forstwesen führen die Aufsicht je ein Kantonsförster und Adjunkt, 8 Unterförster und 106 Bannwarte. Die die Forstpolizei betreffende Vollziehungsverordnung vom zum eidg. Forstgesetz veranlasste viele Gemeinden, die das im Forstgesetz nicht begründete Verbot der
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Abgabe stehender Loshölzer (Holzteile) zu weitgehend fanden, zu Protesten an den Bundesrat. Das Waldareal nimmt stetig zu. Vermarchungen und Vermessungen sind wesentlich vermehrt worden. Von den Waldbaumschulen gehören dem Kanton 32,79 ha, den Gemeinden und Korporationen 619,47 ha und den Privaten 32,96 ha. Für Aufforstungen und Bachverbauungen bringen Bund, Kanton und Korporationen jährlich grosse Opfer.
Dem Gewerbe ist 1903 das Gesetz über Ausübung der Handelsgewerbe geschaffen worden. Kontrollen über Mehl- und Brotverkauf, deren Resultate veröffentlicht werden, finden in jeder Gemeinde jährlich 1-5 mal statt. Es besteht eine kantonale Untersuchungsanstalt für Lebensmittel und Getränke.
Die Landwirtschaft wird unterstützt durch Beiträge an Kurse und Schulen, Hagelversicherung, Bodenverbesserungen, Prämierungen von Fohlenweiden und Vieh. Die zwei Preisgerichte für Viehausstellungen (innerer und äusserer Kreis) bestehen aus je 3 Richtern und 3 Ersatzmännern.
Dem Justizwesen stehen zwei Regierungsräte, zwei Staatsanwälte, eine Kommission der Zwangsarbeitsanstalt und ein Handelsregisterbureau vor. Die Sträflinge werden in der Anstalt St. Jakob in St. Gallen definiert. In der kantonalen Zwangsarbeitsanstalt sind 32 Männer und 11 Frauen untergebracht. Der Vollzug der korrektionellen Strafurteile ergab an Geldstrafen und Bussen 6383 Fr., während die Untersuchungs- und Gerichtskosten 5374 Fr. eintrugen.
Das Departement des Innern beschäftigt sich mit der Bezirksverwaltung. Diese erfordert in Schwyz ¾‰ in Gersau 3‰, in der March 2‰ in Einsiedeln 1½‰, in Küssnacht 3‰ und in den Hofen 1½‰ direkte Steuern. March und Höfe haben Einnahmen-, die übrigen Bezirke dagegen Ausgabenüberschüsse, welch letztere aber verhältnismässig unbedeutend und wohlgeordnet sind. Der Steuerfuss der einzelnen Gemeinden schwankt zwischen 2 und 8½‰. Ausser der Beaufsichtigung des Gemeindewesens fällt auch das Zivilstandswesen in dieses Ressort.
Erziehungswesen. Vom 10. Jahrhundert an haben wir sichere Kunde vom Bestand einer Schule im Kloster Einsiedeln. Gleichwohl bleiben Ursprung und erste Gestaltung der Volksschule im Dunkel. Das Jahr 1545 bringt die erste Kunde von der «alten Dorfschule» zu Einsiedeln. Es bestand also hier schon zu dieser Zeit eine zweite Schule, wie auch Schwyz und Lachen bereits ihre Schule hatten. Bald errichteten dann auch die Pfarrer in den andern Gemeinden freie Schulen nach ihrem Ermessen.
Von einem Lehrerstand kann zu dieser Zeit noch nicht gesprochen werden. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden von der Gemeinde besoldete Schulen ziemlich allgemein. Bei der Lehrerwahl wurde bald der «Studiertere», bald der «Tugendlichere» oder auch der «Schreckhaftere» gewählt. Der Anlauf, den die Helvetik im Bildungswesen nahm, kam im Kanton Schwyz bald wieder zum Stillstand. Die Verfassung von 1833 betonte: «Der Staat sorgt für die Bildung des Volkes». 1848 wurde dann eine neue Schulorganisation geschaffen und der obligatorische Schulbesuch eingeführt.
Heute ist das Volksschulwesen eine der wichtigsten Angelegenheiten des Staates und seiner Gesetzgebung geworden. Die Organisation von 1877 bestimmte die Unentgeltlichkeit des Unterrichtes in den öffentlichen Schulen, ein siebentes Schuljahr, die Wahl von 5 Erziehungsräten durch den Kantonsrat, sowie die Wahl der Lehrer und Gemeindeschulräte durch die Gemeinden. Oeffentliche Schulen sind: Die 7 klassige Primarschule durch die Gemeinde, in jedem Bezirk wenigstens eine vom Kanton unterstützte Sekundarschule, die kantonale Lehrerbildungsanstalt in Rickenbach und die fakultativen Schulen für 1) kleine Kinder, 2) gewerbliche Fortbildung und 3) weibliche Handarbeit.
Die 160 Primarschulen zerfallen in 129 sog. Ganztagschulen und 31 sog. Halbtagschulen, bei welch letzteren der eine Teil der Kinder vormittags und ein anderer Teil nachmittags die Schule besucht. An den Primarschulen wirken 2 geistliche und 59 weltliche Lehrer, sowie 99 Lehrschwestern. Sämtliche Mädchen der Primar- und Sekundarschulen erhalten Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Die 11 Sekundarschulen werden geleitet von 8 weltlichen Lehrern und 3 Ordensschwestern. Es bestehen 5 Kleinkinderschulen.
Die 8 gewerblichen Fortbildungsschulen zählten im Schuljahr 1903/04 426 männliche und 141 weibliche, zusammen 567 Schüler und bezogen 1903 eidgenössische und kantonale Subventionen im Betrag von 8530 Fr. Am Lehrerseminar werden von 5 Professoren 33 Zöglinge unterrichtet. Die meist neuen, schönen Schulhäuser sind staatlich subventioniert worden. Immerhin «ist es Tatsache, dass alles, was da ist, aus der freien Initiative des Volkes hervorging; es hat die nunmehr vorhandenen Fonds selbst angelegt, hat grosse Opfer gebracht und bedeutende Bauten vollführt».
Das Schulvermögen der Gemeinden ist seit 1842 um das 30 fache, seit 1860 um das 10 fache gewachsen. Während in frühern Zeiten die Lehrerbesoldungen den Zeitverhältnissen gemäss etwas karg waren, sodass ein Lehrer vom Gehalt allein kaum leben konnte, fanden neulich fast in allen Gemeinden bedeutende Aufbesserungen statt. Der Kantonsrat wendet aus der eidgenössischen Schulsubvention den Lehrern Alterszulagen und einen Beitrag an ihre Unterstützungskasse, die 66521 Fr. beträgt, zu. Ferner ist im Entwurf zu dem neuen Erziehungsgesetz, das Gehaltminimum eines Primarlehrers auf 1400 Fr. festgesetzt. Im Jahr 1903 leisteten an das Schulwesen: die Gemeinden 153830, der Kanton 76655 und der Bund 16649 Fr. Gemäss bestehender Verordnung werden jährlich in sämtlichen Gemeinden Rekrutenvorschulen gehalten. Alle die bisher genannten Schulen gliedern sich in vier Schulinspektoratskreise, deren 4 geistliche Inspektoren die Schulen und Lehrer prüfen und der letztern Patentierung begutachten. Der Fortbildung der Lehrer dienen die jährlich zweimal stattfindenden staatlichen Konferenzen und andere Vereinigungen.
Der Kanton Schwyz besitzt auch drei grosse private Lehranstalten, nämlich 1) Das Kollegium «Maria Hilf» in Schwyz, wo im Schuljahr 1903/04 445 aus 21 Kantonen und 7 fremden Ländern stammende Zöglinge in Industrieschule, Gymnasium und Philosophie von 32 Professoren und 6 Hilfslehrern unterrichtet wurden. - 2) Die Lehr- und Erziehungsanstalt des Benediktinerstiftes «Maria Einsiedeln» mit (1903) 26 Professoren (sämtlich Mitglieder des Stiftes und acht mit dem Doktorgrad) und 3 weltlichen Lehrern, sowie 257 Schülern (aus 20 Kantonen und dem Ausland in 6 Gymnasialkursen und 2 Lyzealklassen. Von den