Schwenkfeld
,
Kaspar von, Gründer einer protestantischen Sekte, geboren um 1490 zu Ossig bei Liegnitz [* 2] aus dem altadligen Geschlecht Ossig, studierte unter anderm in Köln, [* 3] fungierte hierauf als Hofjunker an mehreren Höfen, dann als Rat beim Herzog von Liegnitz, neigte sich seit einem Besuch Wittenbergs 1522 zum Protestantismus hin und that viel für dessen Einführung in Liegnitz. Bald aber stellte er eine eigne Abendmahlslehre auf (1525), predigte das »innere Wort« (1527),
zerfiel mit der kirchlichen Christologie und mit Luthers Lehre [* 4] von der Rechtfertigung, faßte diese als einen religiös-sittlichen Prozeß, sprach in der Weise der Mystiker von »geistlichem Fühlen« der Gnade Gottes und berief sich auf fortwährende göttliche Eingebung. Deshalb 1528 aus seinem Vaterland verbannt, verweilte er 1529-34 zu Straßburg. [* 5] Dann irrte er unter mannigfaltigen Anfechtungen in Schwaben, wo ihn Herzog Ulrich duldete, sowie am Rhein umher, bis er in Ulm [* 6] starb.
Seine eigentümlichen
Ansichten finden sich in dem »Bekandtnus und Rechenschaft von den Hauptpunkten
des christlichen
Glaubens« (1547). Erst nach seinem
Tod bildeten seine Anhänger, nach ihm Schwenkfel
dianer genannt, in
Schlesien
[* 7] abgesonderte
Gemeinden. Von den
Jesuiten sehr bedrückt, wanderten viele 1725 in die
Lausitz, wo
Zinzendorf
(s. d.) sie für die
Brüdergemeinde gewann, andre 1734 nach
Maryland und
Philadelphia,
[* 8] wo sie noch jetzt fortbestehen und unter
eignen
Geistlichen mit besondern Bethäusern sich den
Ruf der Thätigkeit, Mäßigkeit und Rechtlichkeit erworben haben. Seine
Anhänger haben 1563 eine Sammlung seiner
Schriften veranstaltet, welche aber nicht vollständig ist.
Vgl.
Kadelbach, Geschichte Schwenkfelds
u. der Schwenkfel
dianer
(Lauban 1861).