Titel
Schweiz
,
[* 3] als
Staat gewöhnlich
Schweizerische Eidgenossenschaft genannt, liegt zwischen 45° 49' und 47° 49' nördl.
Br. und zwischen 5° 57' und 10° 29' östl. L. von Greenwich, grenzt im N. an Elsaß-Lothringen
[* 4] und
Baden,
[* 5] im
NO. an den
Bodensee, im O. an
Österreich
[* 6] und Liechtenstein,
[* 7] im
S. an
Italien
[* 8] und
Frankreich,
im
W. an
Frankreich und hat einen Flächenraum von 41419,1 qkm, darunter 29684,7
qkm (71,7 Proz.) produktives
Land. (Hierzu eine Karte: Die Schweiz.
) Die Grenzlinie, von der ein Fünftel durch
Gewässer, fast drei Fünftel
durch
Gebirge gebildet werden, ist 1737 km lang.
Die Gestalt des Landes ist ein unregelmäßiges Oval; [* 9] der Längendurchmesser von W. nach O. mißt von der südwestlichsten Ecke im Kanton Genf [* 10] bis zur östlichsten Spitze im Kanton Graubünden (Münsterthal) 340 km, der Querdurchmesser von N. nach S., von der Landesgrenze bei Bargen im Kanton Schaffhausen bis Pedrinate im Kanton Tessin (Bezirk Mendrisio) 221 km. Der höchste Punkt ist der Gipfel des Montblanc (4810 m), der niedrigste der Spiegel [* 11] des Lago Maggiore (197 m). Die S. ist mit ihrer mittlern Erhebung von 1300 m das höchste Land Europas.
Oberflächengestaltung. Die S. ist zum größten Teil ein Bergland, und zwar namentlich in den Alpen, [* 12] die mit ihrer centralen Abteilung, der gewaltigsten und formenreichsten des ganzen Baues, der S. angehören. Diese nehmen den Süden, Südosten und Osten, etwa 68 Proz. des Landes, ein und gliedern sich in mehrere große, durch Flußthäler und Einsattelungen abgegrenzte Gruppen und Ketten (s. Westalpen), die ihren Knotenpunkt im Sankt Gotthard [* 13] (s. d.) haben. Ihre Gipfel erreichen im Voralpenland 1200-2500 m, in den Hochalpen bis über 4600 m Höhe.
Die Schneegrenze liegt durchschnittlich 2700 m hoch. Weit tiefer hinab (bis 1080 m, unterer Grindelwaldgletscher) steigen aber die Gletscher (s. d.), deren die S. über 600 mit einer berechneten Fläche von 1838,3 qkm (d. i. 4,5 Proz. der Gesamtoberfläche) zählt. Den Alpen gegenüber liegt ein schwächerer Gebirgszug, der Jura, der den Westen, Nordwesten und Norden, [* 14] etwa 12 Proz. der Oberfläche, erfüllt. Seine Eigenart besteht in dem schmächtigern Aufbau schmaler, lang hingezogener Kämme, die schroff und steil mit wenigen Vorsprüngen und ohne Vermittelung aus der Ebene aufsteigen; sie erreichen 700-1500, selten über 1600 m Höhe.
Nach Nordosten schließen sich flache Tafelländer an. An der Rhone unterhalb Genfs vereinigt, divergieren die beiden Gebirge in ihrem weitern Verlauf; sie sind Glieder [* 15] eines Gebirgssystems. Der Raum zwischen Alpen und Jura ist eine verhältnismäßig flache Mulde, das Mittelland oder die Hochebene genannt, die sich vom Genfer See bis zum Bodensee erstreckt; sie lehnt sich an die Voralpen ohne scharfe Abgrenzung an und flacht sich gegen den Jura hin allmählich zu einer durchschnittlich 440 m hohen Ebene ab. Die breiten Rücken und Bergplatten dieses Landstriches, der ungefähr 20 Proz. des Landes ausmacht, übersteigen selten 1000 m. Tiefland von weniger als 300 m Höhe findet sich nur an den Rheinufern unterhalb der Aaremündung, am Tessin unterhalb Biasca und in den Ufergeländen des Luganer Sees.
Bewässerung. Der St.
Gotthard ist die centrale
Wasserscheide des
Landes. Von ihm gehen die bedeutendsten
schweiz.
Flüsse
[* 16] aus und fallen nach allen vier Himmelsgegenden: der Rhein nach O., die Reuß
[* 17] nach N., die Rhône nach W.
und der Tessin
zum Po nach S. Die
Gewässer der S. fließen der Nordsee, dem
Mittel- und dem
Schwarzen
Meere zu
und gehören fünf
Stromgebieten an. Das Gebiet des Rheins, etwa 70 Proz. des Flächenraums, umfaßt die nördl.
Abdachung; die größten schweiz.
Nebenflüsse desselben sind die
Thur und die
Aare mit der Limmat und der Reuß, ferner die
Thièle (deutsch Zihl), in deren Seen sich die
Gewässer der
Alpen und
¶
mehr
des Juras vereinigen. Das Gebiet der Rhône (16,1 Proz.) liegt im SW.; dasjenige des Po (9,7 Proz.), dem der Tessin zufließt, im S. Zum Gebiet der Donau gehört das Engadin (4,1 Proz.) mit seinem Hauptstrom, dem Inn; zum Etschgebiet das Münsterthal, beide im SO. des Kantons Graubünden. In der Länge des Flußlaufes stehen der Rhein mit 348 und die Aare mit 280 km obenan. Am Rhein und am Tessin beteiligen sich die Gletscher mit je 2, am Inn mit über 9 Proz., an der Rhône, dem ausgesprochensten Gletscherwasser der S., mit nahezu 13 Proz. Die meisten größern Flüsse entspringen aus Gletschern, haben ein starkes Gefälle und bilden im Oberlaufe Wasserfälle und Stromschnellen.
Mit Ausnahme des Rheins (Stein-Schaffhausen) und der Broye (Murten-Neuenburger See) sind auch die größten, ihres reißenden Laufs und ihrer zahlreichen Kiesbänke wegen, nur für Kähne und Flöße teilweise schiffbar. Dagegen bieten die zahlreichen Seen (1343,2 qkm) gute Wasserstraßen. Große Seen von mehr als 500 qkm Oberfläche sind der Genfer See (577,84 qkm) und der Bodensee mit Untersee (538,52), mittlere von mehr als 100 qkm der Neuenburger See, der Lago Maggiore und der Vierwaldstätter See, kleinere von mehr als 20 qkm sind im Rheingebiet der Brienzer See und der Thuner See, der Bieler See und der Murtensee, der Zuger See, der Walensee und der Züricher See, im Gebiet des Po der Luganer See. Außerdem zählt die S. noch 14 Seen von 1 bis 20 qkm Fläche, 50 Seen von über 10 bis 100 ha. Die wenigen Kanäle dienen meist zur Regulierung der Flußläufe und zur Entsumpfung; die wichtigsten sind der Linthkanal zwischen dem Walensee und dem Züricher See, der Aarekanal, der die Aare in den Bieler See leitet, und die Korrektionskanäle der Rhône und des Rheins.
Klima.
[* 19] Die S. besitzt die gesamten klimatischen Stufen von der wärmern gemäßigten bis zur kalten Zone;
oft finden sich die schroffsten Gegenlätze dicht neben- und übereinander. Die wärmsten Gegenden sind die Niederungen der
ital. Schweiz
(Jahresmittel 11-13° C.), das Unterwallis und der Ufersaum des obern Genfer Sees (Jahresmittel 10-10,5°).
In der Hochebene stellt sich die Jahrestemperatur auf 7-10°; in den Alpen sinkt sie bei etwa 2000 m Höhe
auf 0°. Das Klima des Juras ist etwas rauher als das der Alpengegenden gleicher Höhe. Die herrschenden Winde
[* 20] sind der Südwest,
der Föhn (s. d.) und die Bise (Nordost). Die Regenmenge, welche in der Hochebene 0,8 bis 1,1 m beträgt, steigt in den Alpen
stellenweise bis auf 1,7 m. Die Zahl der Regentage beträgt jährlich 130-160. Die S. ist ein gesundes
Land: nur wenige Sumpfgegenden und enge, tiefe Thäler mit feuchtwarmem Klima machen eine Ausnahme. (S. Alpen, Bd. 1, S. 441.)
Flora und Fauna. Nach der Höhe, durch die das organische Leben des Landes bedingt ist, lassen sich in der S. fünf Stufen unterscheiden:
1) Die Hügelregion (bis 800 m), namentlich das Mittelland. Hier giebt es noch ziemlich viel Laubwald, namentlich Eichen und Buchen, gleichzeitig aber auch Waldungen von Rot- und Weißtannen, ferner Lärchen, seltener Föhren; die Hügelregion ist die Höhenstufe des Acker-, Obst- und Weinbaues; Mais und Weinrebe kommen in den mildesten Strichen vor, letztere bis 550, im Waadtlande bis 800 m (im Wallis selbst über 1000 m), ebenso Kastanien, zum Teil in ganzen Wäldern, in den tiefern Teilen des Tessin Feigen, Orangen, Granaten [* 21] und Mandelbäume.
2) In der Bergregion (bis 1200 m), welche die Hochthäler und Plateaus des Juras, die Bergrücken und Kuppen der Hochebene und die mittlern Stufen der Alpenthäler umfaßt, überwiegt der Nadelwald. Obstbäume und Roggen verschwinden allmählich, Hafer, [* 22] Gerste [* 23] und Kartoffeln finden sich noch, die Bergweiden nehmen überhand.
3) Zu der untern Alpenregion (bis 1800 m) gehören die höchsten Kämme des Juras, die Voralpen und die großen Hochthäler der Alpen. Hier herrscht der Nadelwald und verliert sich der Bergahorn; vom Feldbau sind nur Spuren vorhanden.
4) Die obere Alpenregion (bis 2600 m) besitzt nur in Graubünden und Wallis noch Waldbestände, sonst Alpweiden. Fast das einzige Holzgewächs ist die Alpenrose; von Tieren kommen vor der Alpenhase, die Gemse, der Steinadler, Lämmergeier sowie einige Reptilien.
5) In der Schneeregion oberhalb der Schneegrenze (über 2600 m) beschränkt sich die Vegetation auf Steinbrech, Enzian, Krüppelweiden und einige blütenlose Pflanzen, Moose, [* 24] Flechten [* 25] und Schneealgen (roter Schnee). [* 26] Aus der Alpenregion kommen noch hierher die Schneekrähe, das Schneehuhn, der Steinfink und das Murmeltier.
Bevölkerung. [* 27] Die Wohnbevölkerung, d. h. diejenigen Personen, welche zur Zeit der Zählung ihren dauernden oder doch gewöhnlichen Aufenthalt in der S. hatten, betrug 1850: 2390116, 1860: 2510494, 1870: 2655001, 1880: 2831787, 1888: 2917754 (1417574 männl., 1500180 weibl.) E. Unter diesen waren 1782806 Ledige, 935632 Verheiratete, 187713 Verwitwete und 11603 Geschiedene. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1716212 Protestanten, 1184164 Katholiken, 8069 Israeliten und 9309 andern Bekenntnisses oder ohne Bekenntnis. Im Kanton geboren waren 2394931, in einem andern Kanton 336806, im Ausland 186017; Bürger ihrer Wohngemeinde waren 1338595, Bürger einer andern Gemeinde des Kantons 909358, Bürger eines andern Kantons 440151, Ausländer 229650. Der Muttersprache nach waren 2082855 Deutsche [* 28] (meist alamann. Mundart), 634855 Franzosen (frankoprovençal. Mundart), 155130 Italiener; 38357 sprachen romanisch und 6557 andere Sprachen.
Das deutsche Sprachgebiet umfaßt die Mitte, den Norden und Osten der S.: die vier Waldstätte, Solothurn, [* 29] Aargau, Basel, [* 30] Zürich, [* 31] Thurgau, Schaffhausen, [* 32] St. Gallen, Appenzell, [* 33] Glarus, fünf Sechstel von Bern, [* 34] den östl. Grenzstrich von Freiburg, [* 35] den Nordosten von Graubünden und mehrere Sprachinseln im roman. Gebiet. Zum franz. Sprachgebiet gehört der Westen: Neuenburg, [* 36] Waadt, Genf, [* 37] das Unterwallis, der größte Teil des Kantons Freiburg und des Berner Jura.
Italienisch sind Tessin und die zum Pogebiet gehörenden Thäler Graubündens; das Romanische ist auf Graubünden beschränkt. Die Zahl der bewohnten Häuser betrug (1888) 400121, der Haushaltungen 637835. Die ortsanwesende (faktische) Bevölkerung betrug 1850: 2392740, 1860: 2507170, 1870: 2669147, 1880: 2846102, 1888: 2933334 (1426450 männl., 1506884 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1860-88) von 540594 Personen oder 22,6 Proz. und (1880-88) von 87232 Personen oder 3 Proz.
Die Bevölkerung ist in einzelnen Berghütten und Bauernhöfen, Weilern, Dörfern, Flecken, Städtchen und Städten sehr ungleich über das Land verteilt. Auf 1 qkm (Seen nicht mitgerechnet) treffen von der Wohnbevölkerung durchschnittlich 73, in Basel-Stadt ¶
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2060, in Graubünden 13 Bewohner. Am stärksten bevölkert ist die Hochebene, am schwächsten die Hochalpen, in denen die obersten Winterdörfer bis zu 1200 m ansteigen (Juf im Avers 2133 m) und das Hospiz des Großen St. Bernhard (2472 m) sowie die meteorolog. Station des Sentis (2500 m) die höchsten Winterwohnungen sind. Die Städte zeigen oft noch mittelalterlichen Charakter; die Dörfer sind in der Hochebene meist stattliche, weitläufig angelegte, in den Alpen gewöhnlich eng zusammengedrängte Häusergruppen.
In den Voralpen verteilt sich die Bevölkerung oft nach german. Sitte auf vereinzelte Gehöfte und bildet weit zerstreute Gemeinden, deren Mittelpunkt nur durch die Kirche bezeichnet wird. Großstadt ist nur Zürich, welches infolge der Vereinigung der frühern Vororte (1893) 123147 (Wohnbevölkerung 121057) E. zählte. Von den 3185 Gemeinden sind daneben die größten Basel (70303 E.), Genf (52638, mit 3 Ausgemeinden 80111 E.), Bern (47150), Lausanne [* 39] (34049), Chaux-de-Fonds (25835), St. Gallen (27842) und Luzern [* 40] (20571 E.).
Die Wohnbevölkerung verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Kantone:
Kantone | Bodenfläche ohne die Seen qkm | Wohnbevölkerung | Einw. auf 1 qkm | Religionsbekenntnis | Muttersprache | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Protestanten | Katholiken | Israeliten | Deutsch | Französisch | Italienisch | Romanisch | ||||
Zürich | 1647,8 | 337183 | 204 | 293576 | 39768 | 1349 | 331697 | 1965 | 2063 | 217 |
Bern | 6761,7 | 536679 | 79 | 466785 | 67087 | 1195 | 449668 | 85319 | 1243 | 56 |
Luzern | 1435,5 | 135360 | 94 | 7734 | 127336 | 201 | 134297 | 437 | 497 | 24 |
Uri | 1055,8 | 17249 | 16 | 365 | 16875 | 1 | 17027 | 20 | 184 | 16 |
Schwyz | 854,2 | 50307 | 59 | 1023 | 49277 | 2 | 49732 | 156 | 350 | 57 |
Unterwalden ob dem Wald | 463,5 | 15043 | 32 | 335 | 14706 | - | 14702 | 30 | 300 | 7 |
Unterwalden nid dem Wald | 258,4 | 12538 | 48 | 112 | 12424 | - | 12116 | 14 | 402 | 3 |
Glarus | 684,1 | 33825 | 49 | 25950 | 7804 | 13 | 33458 | 51 | 206 | 96 |
Zug | 205,3 | 23029 | 112 | 1372 | 21626 | 17 | 22749 | 125 | 120 | 16 |
Freiburg | 1595,5 | 119155 | 75 | 18589 | 100403 | 125 | 37192 | 81577 | 337 | 9 |
Solothurn | 791,4 | 85621 | 108 | 21655 | 63706 | 145 | 84207 | 1213 | 144 | 3 |
Basel-Stadt | 35,8 | 73749 | 2060 | 50081 | 22132 | 1086 | 71113 | 2040 | 346 | 57 |
Basel-Landschaft | 424,9 | 61941 | 147 | 48698 | 12921 | 165 | 61507 | 303 | 115 | 6 |
Schaffhausen | 294,2 | 37783 | 128 | 32840 | 4761 | 28 | 37510 | 147 | 79 | 7 |
Appenzell-Außerrhoden | 260,5 | 54109 | 223 | 49549 | 4444 | 23 | 53757 | 71 | 240 | 20 |
Appenzell-Innerrhoden | 158,5 | 12888 | 73 | 673 | 12213 | - | 12849 | 8 | 28 | 2 |
St. Gallen | 1942,2 | 228174 | 117 | 92087 | 135227 | 544 | 225583 | 471 | 1461 | 392 |
Graubünden | 7169,7 | 94810 | 13 | 51937 | 42797 | 13 | 43671 | 173 | 13721 | 37036 |
Aargau | 1395,5 | 193580 | 139 | 106351 | 85835 | 1051 | 192859 | 465 | 163 | 32 |
Thurgau | 873,7 | 104678 | 122 | 74219 | 30210 | 57 | 104078 | 195 | 271 | 61 |
Tessin | 2752,0 | 126751 | 46 | 1033 | 125279 | 9 | 1843 | 242 | 124502 | 71 |
Waadt | 2826,7 | 247655 | 89 | 224999 | 21472 | 603 | 23873 | 218358 | 3398 | 49 |
Wallis | 5229,7 | 101985 | 19 | 825 | 101108 | 1 | 32471 | 68602 | 883 | 4 |
Neuenburg | 712,3 | 108153 | 152 | 94449 | 12456 | 740 | 22579 | 83762 | 1498 | 19 |
Genf | 247,0 | 105509 | 423 | 50975 | 52297 | 701 | 12317 | 89111 | 2579 | 97 |
Schweiz: |
40075,9 * | 2917754 | 73 | 1716212 | 1184164 | 8069 | 2082855 | 634855 | 155130 | 38357 |
* Ausschließlich der Seen (1343,2 qkm).
Der Abstammung nach sind die deutschen Schweizer Alamannen, vielleicht mit geringer Beimischung von Burgundionen, die italienischen und französischen Keltoromanen, jene mit Langobarden, diese mit Burgundionen vermischt. Die Romanen und Ladiner Graubündens gelten als Nachkommen der alten Rhätier. Der Verschiedenheit der Abstammung und der Lebensbedingungen entspricht die Verschiedenheit im Volkstypus. Schlanker Wuchs, dunkle Augen, schwarzes Haar, [* 41] ins Bräunliche spielende Hautfarbe und größere Lebhaftigkeit und Beweglichkeit unterscheiden im allgemeinen trotz vielfacher Vermischung immer noch den welschen Schweizer von seinem blondhaarigen, helläugigen, breiter und stärker gebauten Volksgenossen alamann. Blutes. Im ganzen sind die Schweizer ein gesunder und kräftiger Menschenschlag. Durch breiten, gedrungenen Wuchs zeichnet sich besonders die Landbevölkerung der Gegenden mit vorherrschendem Ackerbau aus; die Hirten der Alpen sind schlanker gebaut.
Die Zahl der Geburten betrug (1893) 88100, darunter 3203 Totgeburten, der Eheschließungen 21884, der Sterbefälle 61059. Im J. 1893 wanderten 6177 Personen nach überseeischen Ländern aus, darunter 5637 nach den Vereinigten Staaten [* 42] und 317 nach Argentinien. Im Deutschen Reich lebten (1890) 40017 (21927 männl., 18090 weibl.), in Österreich-Ungarn [* 43] 7813 (3462 männl., 4351 weibl.) und in Frankreich (1891) 83117 (45416 männl., 37701 weibl.) Schweizer.
Landwirtschaft. Von dem produktiven Lande (29684,7 qkm) entfallen 21290,9 qkm auf Acker-, Garten-, Wiesen- und Weidland, 8064,4 auf Waldfläche und 329,4 auf Rebland. Der hohe Anteil an Ackerland rührt daher, daß der breite Landstrich zwischen Genfer See und entlang der Aare bis zum Bodensee und der größte Teil des Juragebietes zur Hügellandschaft gehören, wo Acker-, Obst- und Weinbau bedeutend sind. Der Ackerbau liefert infolge starker Zunahme der Wiesenkultur auf Kosten der ¶