1) August Gottfried, landwirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 4. Nov. 1788 zu Naumburg, bildete sich 1807 auf
dem landwirtschaftlichen Institut in Möglin, ward nach mehrjähriger Praxis 1829 Professor und Direktor der landwirtschaftlichen
Anstalt zu Tharandt, folgte 1846 einem Ruf als Professor der Landwirtschaft und als Direktor einer dort zu
errichtenden höhern landwirtschaftlichen Lehranstalt nach Bonn und starb 17. Juli 1854. Er schrieb: »Kurz gefaßtes Lehrbuch
der Landwirtschaft« (Dresd. 1831-34, 2 Bde.; 4. Aufl.
1861);
»Anleitung zum Betrieb der Landwirtschaft« (Leipz. 1832-33, 2 Bde.);
auch bearbeitete er deutsch Molls »Landwirtschaftliche Reise durch das nördliche Frankreich« (a. d. Franz.,
Dresd. 1836) und nach dem Englischen: »Darstellung der Landwirtschaft Großbritanniens in ihrem gegenwärtigen Zustand« (Leipz.
1839-40, 2 Bde.).
Mit Schubarth und Weber gab er das »Universalblatt für die gesamte Land- und Hauswirtschaft« (Leipz. 1831-38)
heraus.
2) Jean Baptista von, Politiker und dramat. Dichter, geb. 12. Juli 1833 zu Frankfurt a. M. als der Sprößling
eines alten katholischen Patriziergeschlechts, studierte in Berlin und Heidelberg die Rechte und ließ sich dann als Advokat
in seiner Vaterstadt nieder. Mehr aber als die advokatorische Praxis beanspruchten ihn die Politik und litterarische Beschäftigungen.
Er wendete sich zu Anfang der 60er Jahre der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu, wurde nach Lassalles
Tod 1864 Präsident des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und des Verbandes deutscher Gewerk- und Arbeiterschaften in Berlin
und gab als solcher den »Sozialdemokrat« heraus, was ihn in häufige Konflikte mit der preußischen Regierung brachte.
Von seiner Partei wurde er 1867 in den norddeutschen Reichstag gewählt; als er darauf 1871 bei der Wahl
zum deutschen Reichstag durchfiel, legte er das Präsidium des Arbeitervereins nieder und zog sich ganz vom politischen Leben
zurück. Er starb 28. Juli 1875 in der Villa Gießbach am Brienzer See. Als Schriftsteller ist S. mit einer
Anzahl von Dramen und Lustspielen aufgetreten, von denen sich einige längere Zeit als Zugstücke behauptet haben. Wir nennen:
»Alcibiades« (Frankf. 1858),
»Friedrich Barbarossa« (das. 1858),
»Canossa« (Berl. 1871),
»Die Darwinianer« (das. 1875),
»Die
Eidechse« (das. 1876) und »Epidemisch«
(das. 1876). Auch veröffentlichte er die Agitationsschriften: »Zur deutschen Frage« (Frankf. 1862) und
»Der Zeitgeist und das Christentum« (Leipz. 1861) sowie einen sozialpolitischen Roman: »Lucinde, oder Kapital und Arbeit« (Frankf.
1864, 2 Bde.).
Adolf Gustav, Landschaftsmaler, geb. 19. April 1847 zu Dessau, bezog,
um sich der Malerei zu widmen, 1867 die Akademie in Düsseldorf, wo er 1½ Jahr unter der Leitung von Oswald Achenbach studierte.
Nachdem die Teilnahme am Krieg von 1870/71 seine Thätigkeit unterbrochen hatte, machte er Studienreisen durch Bayern, Böhmen
und die Ostseeländer, besuchte die deutschen Hauptstädte sowie Brüssel und Paris und wurde in letzterer
Stadt besonders durch die jetzige französische Landschaftsmalerei
mehr
beeinflußt. 1872-75 malte er wieder in Düsseldorf unter Dückers Leitung. Seine bis jetzt gemalten Stimmungs- und schneebedeckten
Waldlandschaften fanden auf den Ausstellungen in Deutschland, Brüssel und Antwerpen große Anerkennung, z. B.:
Waldinneres im Winter und mehrere nur «Wintertag» oder «Winterlandschaft»
betitelte.
Jean Baptista von, socialdemokratischer Agitator und dramat. Dichter, geb. 12. Juli 1834 zu Frankfurt a. M.,
studierte zu Berlin und Heidelberg die Rechte und ließ sich in Frankfurt a. M. als Advokat nieder. 1862 trat
er der von Lassalle ins Leben gerufenen Arbeiterbewegung bei, siedelte 1863 nach Berlin über und wurde 1864 Präsident des
Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und des Verbandes deutscher Gewerk- und Arbeiterschaften. In dieser Stellung begründete
er das Agitationsorgan «Der Socialdemokrat». 1867 vom Wahlkreis
Elberfeld-Barmen in den Norddeutschen Reichstag gewählt, gehörte er für diesen Wahlkreis auch dem Deutschen Zollparlament
an. Beziehungen, die er mit offiziellen Kreisen der preuß. Regierung unterhielt, erschütterten das Vertrauen der Arbeiter
auf die Unantastbarkeit seines polit.
Charakters so sehr, daß er bei den Wahlen zum Deutschen Reichstage 1871 unterlag, worauf er das Präsidium
des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins niederlegte. S. starb 28. Juli 1875 in der Villa Gießbach am Brienzer See. Seine Lustspiele
zeigen eine zwar derbe, ins Possenhafte übergehende, aber wirksame Komik und geschickte Technik, so daß einige, namentlich
«Epidemisch» und «Großstädtisch»,
sich dauernd auf dem Repertoire erhielten. S.s agitatorischer Zeit gehört der social-polit. Roman an:
«Lucinde, oder: Kapital und Arbeit» (2 Bde., Frankf. a. M.
1864).