Schwefelsä
urevergiftung,
tritt ein nach dem Genuß von konzentrierter oder verdünnter Schwefelsäure [* 2] und kommt besonders bei Selbstmordversuchen weiblicher Dienstboten, jedoch auch durch zufällige Verwechselungen vor. Die S. mit ganz starker Säure bewirkt sofortiges Absterben aller mit der Säure in Berührung kommenden Oberflächen des Mundes, Schlundes, der Speiseröhre, des Magens und oftmals auch des Darms. Alle genannten Schleimhäute sind getrübt, mürbe, in ihrer Form erhalten, aber ertötet. Im Magen [* 3] reicht die Ätzung oft durch die ganze Dicke der Wand, es kommt zum Durchbruch in die Bauchhöhle.
Der Tod erfolgt unter brennenden Schmerzen nach 2-12 Stunden. Bei der verdünnten, 15-20proz. käuflichen Schwefelsäure (Vitriolöl, Oleum genannt) findet schwächere Ätzung statt, dagegen sind gerade hier oft enorme Blutungen im Magen und Dünndarm zu beobachten; es werden schwarze, teerartige Massen erbrochen, die ganze Magenwand erscheint in einen schwarzen, zuerst derben, brüchigen, später weicher werdenden Schorf verwandelt, und auch hier erfolgt häufig (nach 3-15 Stunden) Perforation der Blutmassen und Anätzung der Baucheingeweide.
Bei dünnen Lösungen bleibt die Ätzwirkung aus, der Tod kann jedoch bei massenhafter Verdauung der Säure auch hier erfolgen. Die Behandlung der S. ist beim Genuß größerer Mengen konzentrierter Säure ohne Aussicht auf Erfolg, nur kleine Portionen, welche nicht zur Durchbohrung führen, geben Aussicht für die Erhaltung des Lebens; indessen folgen der Ätzung höchst lästige Narbenschrumpfungen und Verengerungen von Speiseröhre und Magen, die oft noch nach Jahren mittelbar zur Todesursache werden. In jedem Fall ist die Entleerung der im Magen vorhandenen freien Säure durch vorsichtiges Auspumpen erste Aufgabe. Zur Neutralisierung des Darminhalts reiche man große Mengen aufgelöster gebrannter Magnesia oder kohlensaures Natron.