Titel
Schweden
[* 2]
(Sverige, hierzu
Karte »Schweden
und
Norwegen«),
Königreich, welches die größere Osthälfte der Skandinavischen Halbinsel umfaßt, liegt zwischen 55° 20'-69° 3' nördl. Br. und 11° 8'-24° 9' östl. L. v. Gr., wird westlich von Norwegen (die Grenze ist durch einen Vertrag von 1751 bestimmt), dem Skagerrak, Kattegat und Öresund, südlich und östlich von der Ostsee, dem Bottnischen Meerbusen und Finnland begrenzt, von dem letztern durch die Torneå- und die Muonioelf geschieden.
Physische Verhältnisse.
[Bodengestaltung.]
Während Norwegen, welches die westliche Hälfte der Skandinavischen Halbinsel einnimmt, durchaus ein schroffes Gebirgsland ist, bildet S. (mit seinen drei großen historischen Landschaften: Gotland im Süden, Svealand in der Mitte und Norrland im N.) im großen und ganzen eine Ebene, die meistens nur unbedeutend über das Meer erhöht ist. Etwa 150,000 qkm haben eine Höhe von weniger als 89 m, 128,000 qkm zwischen 89 u. 238 m, 134,000 qkm zwischen 238 und 594 m und 38,000 qkm über 594, im Durchschnitt 650 m. Nur der mittlere und nördliche Teil des Reichs längs der norwegischen Grenze ist Gebirgsland. So tritt unter 61½° beim Hemfjäll zwischen der Westerdalelf und der Klarelf ein von dem norwegischen Gebirgssystem nördlich geschiedener Höhenzug ganz in S. ein und erfüllt, reich an Eisenerz, die Gegenden von Dalarne, Wermland und Westmanland mit seinen bewaldeten Höhen, die jedoch kaum irgendwo auf 450 m ansteigen.
Derselbe tritt als Querrücken von W. nach O. zwischen den beiden
Seen Wener und
Wetter
[* 3] als Tiveden, östlicher
(im N. des
Meerbusens
Bråviken) als Kolmården auf, während der Hauptzug weiter gegen
Süden längs des
Wetter hinreicht, das
über 260 m hohe Bergplateau von
Småland bildet, woselbst sich im
Süden des
Wettersees der
Eisenberg Taberg bis 336 m erhebt,
und sich endlich in
Schonen, der südlichsten
Provinz Schwedens
, verflacht. Nördlicher erheben sich aus
der
Ebene noch einzelne ziemlich ansehnliche
Berge, z. B. der
Kinnekulle am
Wenersee (279 m), weiter östlich der Billingen (275
m), der Mösseberg (323
m) und im O. des
Wettersees der Omberg (263 m). Überall in den
Ebenen (welche die Landseen
Mälar,
Wener und
Wetter umgeben sowie auch längs der ganzen
Küste einen ziemlich breiten
Gürtel
[* 4] bilden) liegen, mit Ausnahme des
südlichen
Schonen, erratische Felstrümmer zerstreut.
Die zu S. gehörige große
Insel
Gotland erreicht nur 60 m
Höhe.
In den Lappmarken erheben sich die höchsten Gebirgsspitzen
Schwedens
, vor allen der Sulitelma (1875 m), weiter südlich der Areskutan (1472 m) in
Jemtland und der
Städjan (1176 m) in
Dalarne. Alpenlandschaften finden sich nur in den Lappmarken, und nur hier kann man von einer die beiden
Königreiche der
Skandinavischen
Halbinsel scheidenden
Gebirgskette sprechen, wie sie in den ältern Landesbeschreibungen eine
große
Rolle spielt. Westwärts, wo die
Thäler zu
Norwegen gehören, tritt diese
Kette bis ans
Meer hinan;
ostwärts sinkt sie nach und nach zur
Ebene ab, die von den großen auf ihr entspringenden
Flüssen durchströmt wird.
Die Küstenbildung Schwedens
ist viel einfacher als die von
Norwegen. Die
Fjorde, welche dort der
Landschaft ein besonderes
Gepräge verleihen, kommen in S. nur spärlich vor. Von den
Busen und
Buchten am
Kattegat sind nur die kleinen Gullmars- und
Kongsbackafjorde sowie die Laholmsbucht und der Skeldervik, an der
Ostsee die
Meerbusen Slätbaken und
Bråviken sowie die sehr
buchtenreiche, von vielen vorgelagerten
Inseln erfüllte Einfahrt in den
Mälar (bei
Stockholm)
[* 5] anzuführen.
Dagegen besitzt S. vielleicht einen mehr ausgebildeten Skärgård als Norwegen, der in S. nur selten gänzlich fehlt und an einigen Stellen sehr breit ist. Diese zahllosen kleinen Inseln sind für die Küstenfahrt von äußerster Wichtigkeit, da sie gegen offene Stürme und Wellen [* 6] Schutz verleihen. Im Skagerrak und Kattegat bemerken wir unter den größern Inseln des Skärgård die beiden Inseln Oroust und Tjörn, im Öresund die Insel Hven und in der Ostsee außer Gotland und Öland die zu den Stockholmer Schären gehörenden Inseln Utö (Eisengruben), Muskö, Ornö, Wermdö (die größte derselben), Ljusterö, Gräsö u. a. Am Eingang des Bottnischen Meerbusens sind die (russischen) Alandsinseln, und wo der Bottnische Meerbusen am ¶
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schmalsten ist (Ovarken), erstreckt sich zwischen Umeå und Wasa eine Gruppe kleiner Inseln über denselben.
[Gewässer.]
Wie Norwegen, ist auch S. ein ungemein wasserreiches Land, welches Abdachung nach der Ostsee, dem Kattegat und Skagerrak hat. Ein großer Fluß heißt im Schwedischen Elf (Plural Elfvar), ein kleiner Å (Plural Åar). In die Ostsee ergießen sich: die Torneå- (mit Muonio-), Kalix-, Råneå-, Luleå-, Piteå-, Skellefteå-, Umeå- (mit Vindels-), Ångermanna-, Indals-, Ljusne- und Motalaelf;
in das Kattegat: die Götaelf, der 82 km lange Abfluß des Wenersees, in welchen die Klarelf, das Philipstadsche und das Dalslandsche Wassersystem einmünden.
Nur einige dieser Flüsse [* 8] sind auf einen größern Teil ihres Laufs von Natur schiffbar, mehrere sind aber durch Kanalanlagen schiffbar gemacht. Von den Wasserfällen, welche mehrere dieser Flüsse haben, sind die bemerkenswertesten: der Niaumelsaska (»Hasensprung«) in der Luleelf, 85 m, der Tännfors in Jemtland, 26 m, der Elfkarlebyfall in der Dalelf, 32 m, der Trollhätta in der Götaelf, 33 m hoch. Die wichtigsten Kanäle sind: 2 kurze Kanäle in der Luleelf, wodurch diese 150 km hinauf schiffbar wird (unvollendet), der Wäddökanal, der Strömsholms-, Hjelmar-, Eskilstuna-, Södertelge-, Kindakanal (in Ostgotland zur Verbindung mehrerer Landseen mit dem Roxen, durch welchen der Götakanal geht), der Götakanal (der bedeutendste von allen), 4 kurze Kanäle an der Götaelf, unter denen der Trollhättakanal der wichtigste ist, 5 Kanäle im Philipstadschen Wassersystem, der Seflekanal zwischen dem Wener und dem Glafsfjord (Arvika), ein Kanalsystem zur Verbindung der Seen in Dalsland untereinander und mit dem Wenersee.
Ein besonderer Zug der schwedischen Landschaften ist die Menge der großen und kleinen Binnenseen, mit denen das ganze Land erfüllt ist. Sie nehmen im ganzen ein Areal von 37,370 qkm (678,6 QM.) ein, d. h. 8,3 Proz. des ganzen Areals. Nächst den russischen Landseen Ladoga und Onega ist der Wener in S. der größte See Europas (44 m ü. M., 5975 qkm); ihm zunächst folgen der Wetter (88 m ü. M.), der Mälar, welcher sich bei Stockholm fast unmittelbar mit dem Meer vereinigt, und der Hjelmar (23 m ü. M.). Diese großen, nur unbedeutend über das Meer erhöhten Seen haben für S. dieselbe Bedeutung wie die Fjorde für Norwegen und bieten auch jetzt noch trotz der großen Ausdehnung [* 9] des Eisenbahnnetzes gute Kommunikationsmittel dar, indem sie von vielen Dampfschiffen befahren werden. Unter den übrigen Seen nennen wir: Siljan in Dalarne, Storsjön in Jemtland (291 m ü. M.), Dellen in Helsingland, Hornafvan, Storafvan, Lulejavr, Torneträsk in Lappland etc.
[Klima.]
Infolge der nördlichen Lage hat die ganze Skandinavische [* 10] Halbinsel ein rauhes Klima; [* 11] doch ist dieses gesund und dabei milder als in irgend einem Land unter gleicher Breite. [* 12] Der südlichste Teil gleicht in klimatischer Hinsicht ganz dem nördlichen Deutschland, [* 13] während natürlich der höhere Norden [* 14] ein strengeres Klima hat; auch bewirken die westliche Begrenzung durch den Ozean, die östliche durch das osteuropäische Flachland, die verschiedene absolute Höhe und andre lokale Ursachen eine bedeutende Verschiedenheit in der Witterung der einzelnen Teile.
Die mittlere Temperatur beträgt zu Enontekis (68° 30') -3,2 C., Umeå (63° 50') +1,80,° Hernösand (62° 28') +2,34,° Stockholm (59° 20') +6,96,° Gotenburg (57° 42') +7,97,° Wexiö (56° 53° ^[richtig: 53']) +6,96,° Lund (55° 42') +7,25° C. Das westliche S. ist reicher an Niederschlägen als das östliche; es beträgt nämlich die jährliche Regenhöhe in Lund 54,8 cm, Kalmar 32,4, Wisby 44,8, Jönköping [* 15] 53,7, Stockholm 40,2, Örebro 53,2, Westerås 40,7, Upsala [* 16] 59,1, Gefle 52,5, Falun 51,8, Hernösand 53,7, Umeå 60,0, Piteå 41,2, Haparanda 41,5 cm, dagegen in Halmstad 71,8, Gotenburg 82,7, Wenersborg 77,0 cm.
Areal und Bevölkerung.
Der Flächeninhalt Schwedens
beläuft sich nach
Strelbitskys Berechnung auf 450,574,3 qkm (8183
QM.); die Bevölkerung
[* 17] betrug nach der Volkszählung von 1880: 4,565,668 Seelen und wurde für Ende 1887 auf 4,734,901 Seelen
berechnet. Areal und Bevölkerung der einzelnen Läns betragen:
Läns | QKilometer | QMeilen | Einw. 1887 | Einw. auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
A. Svearike. | ||||
Stockholm (Stadt) | ↘ | ↘ | 227964 | ↘ |
1) Stockholm | 7643.7 | 138.82 | 152160 | 50 |
2) Upsala | 5313.8 | 96.50 | 120084 | 22 |
3) Södermanland | 6841.4 | 124.24 | 152296 | 22 |
4) Westmanland | 6814.5 | 123.76 | 134625 | 20 |
5) Örebro | 9118.0 | 165.59 | 182895 | 20 |
6) Wermland | 19314.4 | 350.77 | 256842 | 13 |
7) Kopparberg | 30010.8 | 545.57 | 195667 | 6 |
- Mälarsee | 1168.5 | 21.22 | - | - |
- Hjelmarsee | 511.2 | 9.28 | - | - |
B. Götarike. | ||||
8) Malmöhus | 4795.4 | 87.09 | 364543 | 76 |
9) Christianstad | 6511.5 | 118.25 | 226070 | 34 |
10) Blekinge | 3010.7 | 54.68 | 141677 | 47 |
11) Halland | 4913.2 | 89.23 | 137398 | 28 |
12) Kronoberg | 9997.1 | 181.56 | 165009 | 16 |
13) Jönköping | 11574.6 | 210.21 | 193071 | 17 |
14) Kalmar | 11493.3 | 208.73 | 236333 | 20 |
15) Gotland | 3152.5 | 57.25 | 52065 | 17 |
16) Gotenburg u. Bohus | 5101.3 | 92.64 | 289957 | 56 |
17) Elfsborg | 12825.3 | 232.92 | 279217 | 21 |
18) Skaraborg | 8561.0 | 155.48 | 251939 | 29 |
19) Ostgotland | 10977.3 | 199.36 | 266084 | 24 |
- Wenersee | 5974.9 | 108.51 | - | - |
- Wettersee | 1922.2 | 34.91 | - | - |
C. Norrland. | ||||
20) Gefleborg | 19815.7 | 359.87 | 199044 | 9 |
21) Westernorrland | 25046.6 | 454.83 | 193868 | 7 |
22) Jemtland | 52218.7 | 948.34 | 97474 | 1.8 |
23) Westerbotten | 59098.3 | 1073.28 | 116910 | 1.9 |
24) Norrbotten | 106818.4 | 1939.93 | 98709 | 0.9 |
Zusammen: | 450574.3 | 8182.82 | 4734901 | 10 |
Die Bevölkerung, welche 1830 erst 2,888,082 Seelen betrug, hat sich bis 1887 etwa verdoppelt; die Zunahme belief sich im Zeitraum 1870-80 auf 9,5 Proz., 1880-87 auf 3,7 Proz. (169,233 Seelen). Die Auswanderung war nach einer plötzlichen Steigerung zu Ende der 60er Jahre (1869: 39,064 Personen) bis 1877 allmählich auf 7610 Personen gesunken, erreichte dann schnell wachsend 1882 die höchste Ziffer mit 50,178 Personen und hat seitdem wieder bedeutend abgenommen (1886: 32,889 Personen).
Dem gegenüber ist die Einwanderung unbedeutend, obwohl sie sich im Jahrzehnt 1876-85 von 3212 auf 5792 Personen gehoben hat. Das Ziel der Auswanderer war überwiegend Amerika; [* 18] Dänemark [* 19] und Norwegen kommen erst in zweiter Reihe in Betracht. In betreff der Dichtigkeit der Bevölkerung nimmt S. mit 10 Einw. auf 1 qkm unter den Staaten Europas den vorletzten Platz ein. Die größte Dichtigkeit weisen die südlichen und südöstlichen Läns: Malmöhus, Gotenburg-Bohus, Stockholm und Blekinge, die niedrigste die nördlichen Läns: Jemtland, Westerbotten und Norrbotten auf. Nach dem Geschlecht unterschied ¶
mehr
man 1887: 2,296,311 männliche u. 2,438,590 weibliche Personen, so daß auf 1000 Männer etwa 1062 Frauen (1870 noch 1000: 1067) kamen. Die Zahl der Eheschließungen betrug 1886: 30,133 und ist erheblich geringer als in den Jahren 1873-76. Lebend geboren wurden 1885: 137,308 Kinder, davon 14,294 uneheliche (10,1 Proz.);
es starben, abgesehen von 4008 totgebornen Kindern, 82,781 Personen (17,8 auf 1000 Einw.);
die Sterblichkeitsziffer ist seit 1875 fast ohne Unterbrechung zurückgegangen.
Die große Mehrzahl der Bevölkerung wohnt auf dem Land, nur 17,2 Proz. in Städten, von denen nur eine (Stockholm) mehr als 200,000 Einw., 5 zwischen 20,000 und 100,000 und 11 zwischen 10,000 und 20,000 Einw. haben. S. zählt jetzt 92 Städte außer 20 Flecken (Köpingar). Auf dem Land bildet jedes Härad und jeder Gerichtssprengel, ja jedes Pastorat oder sogar Kirchspiel eine eigne Gemeinde.
Nach ihrer Nationalität sind die Einwohner mit wenigen Ausnahmen Schweden
(in der Landessprache Svenskar, vormals Svear),
die mit den Dänen und Norwegern (Isländern) einen Zweig des germanischen Volksstammes bilden. Die Sprache
[* 21] bietet auch mit denen der angrenzenden Völker so große Ähnlichkeiten, daß sie sich ohne Schwierigkeiten verstehen. Der
Schwede hat in der Regel eine hohe, schlanke Gestalt, eine weiße Haut,
[* 22] braunes oder blondes Haar,
[* 23] ausdrucksvolle Gesichtszüge
und blaue Augen.
Beide Geschlechter zeichnet eine gewisse Leichtigkeit und Grazie in der Bewegung des Körpers aus, und man pflegt die Schweden
deshalb wohl die »Franzosen des Nordens« zu nennen. Die Grundzüge des schwedischen Charakters sind nordischer Ernst, Liebe zu
Religion, Vaterland, Gesetz und Freiheit, Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit, Selbstgefühl, Gastfreundschaft, Mildthätigkeit,
schnelle Fassungsgabe und scharfe Urteilskraft. Naturfehler sind Phlegma und Langsamkeit, Neigung zum Genuß geistiger Getränke
und Hang zu äußerlichem Prunk.
Manches Eigentümliche haben die Dalekarlier (s. Dalarne) bewahrt. Die Wohnungen sind in den verschiedenen Teilen des Landes
verschieden, nur in den größten Städten, Stockholm und Gotenburg, fast durchweg von Stein, in den kleinern
aber größtenteils von Holz,
[* 24] daher die Feuersbrünste so verheerend wirken; doch sind die Häuser geräumig und bequem. Besonders
zeichnen sich die Bauernhöfe in den Landschaften Ångermanland, Medelpad und Helsingland aus, die fast sämtlich großen Herrensitzen
gleichen. - Außer den Schweden
wohnen auch Finnen an der Grenze von Finnland in Norrbottenlän sowie in
einigen innern waldigen Gebirgsgegenden des mittlern S. (1880 im ganzen 16,976). Die Lappen wohnen jetzt eigentlich nur in
Lappland und vereinzelt in den übrigen Teilen von Norrland (1880: 6404). Die Anzahl der in S. befindlichen Israeliten ist
sehr gering (1880: 2993). Auch haben sich eingewanderte Fremde im Land niedergelassen, doch sie verschmelzen
meist bald mit den Schweden.
1880 zählte man 18,587 Personen, die im Ausland geboren waren, vornehmlich Dänen, Norweger, Finnen
und Deutsche.
[* 25]
Die herrschende und Staatsreligion ist die evangelisch-lutherische; doch besteht jetzt völlige Religionsfreiheit, und jedem ist die freie Ausübung seines Religionsbekenntnisses gestattet. Außer den schon erwähnten Israeliten waren indessen 1880 nur wenig Bekenner fremder christlicher Konfessionen [* 26] vorhanden, nämlich 245 Reformierte, 810 Römisch-, 17 Griechisch-katholische, 14,627 Baptisten, 1591 Methodisten und 414 Mormonen. Die Landeskirche hat Bischöfe, an deren Spitze der Erzbischof von Upsala als Primas des Reichs steht. Die zwölf Bischofsprengel oder Stifter sind: Upsala, Linköping, Skara, Strengnäs, Westerås, Wexiö, Lund, Gotenburg, Kalmar, Karlstad, Hernösand und Wisby. Jedes Stift hat einen Bischof und ein geistliches Konsistorium oder Domkapitel (außerdem sind in Stockholm noch ein Hof- u. ein Stadtkonsistorium, beide unter dem Erzbischof zu Upsala stehend). Mehrere Pastorate bilden eine Propstei, deren es 180 gibt.
[Unterricht.]
Das schwedische Volk ist ein sehr gebildetes und nimmt in dieser Beziehung einen hohen Rang
ein. In allen Fächern des Wissens haben Schweden
sich ausgezeichnet, und selbst in den menschenärmsten Gegenden des Landes
gibt es unter 100 kaum einen, der nicht lesen und schreiben kann. Im allgemeinen ist für den höhern
und niedern Unterricht sehr gut gesorgt. Für den Volksunterricht sowohl in den Städten als auch auf dem Land sorgen die Volksschulen,
deren jedes Kirchspiel nach dem Gesetz vom wenigstens eine, womöglich feste Volksschule haben soll.
In den Gegenden mit besonders dünner und armer Bevölkerung ist es gestattet, statt der festen eine fliegende (flyttande) Schule zu errichten. 1885 gab es 12 höhere, 3455 feste und 831 fliegende Volksschulen, 1103 Notschulen (mindre skolor) und 4626 Kleinschulen (småskolor), welch letztere zur Volksschule vorbereiten; ferner zählte man 25 Volkshochschulen (Fortbildungsschulen). Für die Bildung der Volksschullehrer bestehen 7, für Lehrerinnen 5 Seminare.
Die höhern Lehranstalten (gemeinhin Elementarschulen genannt) sind eine Vereinigung von Gymnasium und Realschule und zerfallen meist in eine klassische und eine realistische Abteilung; neuerdings sucht man jedoch die höhern Schulen nach deutschem Muster zu reorganisieren. Unter den 78 höhern Schulen sind 34 vollständig (mit 7 Klassen und neunjährigem Kursus), 24 haben 5 Klassen und 20 drei Klassen; außerdem bestehen noch 18 Pädagogien mit 1-2 Klassen. Es gibt zwei Universitäten: Upsala (seit 1477) und Lund (seit 1668), außerdem in Stockholm das Karolinische Institut (für höhere medizinische Bildung). Es gibt ferner: 9 Navigationsschulen, eine Kriegsakademie und eine höhere Artillerie- und Ingenieurschule, eine Kriegs- und eine Marineschule, eine höhere Bergschule in Philipstad, ein Forstinstitut, eine landwirtschaftliche Akademie, 2 höhere landwirtschaftliche Institute, landwirtschaftliche Schulen (je eine in jedem Län), 2 Tierarzneischulen, eine technische Hochschule (in Stockholm), die Chalmersche Gewerbeschule in Gotenburg sowie technische und Gewerbeschulen (in mehreren Städten). Bibliotheken finden sich bei den beiden Universitäten, in Stockholm und bei den höhern Schulen; jetzt gibt es auch überall Kirchspielsbibliotheken. Für Taubstumme und Blinde gibt es je ein Institut und 13 Erziehungsanstalten, ferner 3 Lehranstalten für Taubstumme.
Ackerbau und Viehzucht.
Die Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung bildet der Ackerbau, mit welchem sich drei Viertel derselben beschäftigen. Doch nur die milden Thon- und Kalkschiefer der Silurformation bieten eine ausreichende Erdkrume, um die Beackerung zu lohnen, während die schwer verwitternden Granitflächen, aus denen der größte Teil Schwedens besteht, mit Wald bedeckt sind. 1884 entfielen 7,4 Proz. des Areals auf Ackerland und Gärten, 4,8 Proz. auf natürliche Wiesen und 43,6 Proz. auf die Waldungen. Das Waldland überwiegt weitaus in den nördlich vom 61. ¶