
Schwarzenburg.
Amtsbezirk des Kantons Bern. Umfasst die Einwohner- und Kirchgemeinden Albligen, Guggisberg, Rüschegg und Wahlern. Liegt zwischen der Sense u. dem Schwarzwasser und grenzt im O. an das Amt Seftigen, im N. an das Amt Bern, im W. an den Kanton Freiburg und im S. an das Amt Nieder Simmenthal. Gehört im s. Teile dem Gebiet der wellenförmigen nördl. Ausläufer der westl. Stockhornkette an und hat mehrere grabenartige, tiefe und enge Thäler (Cañons), deren Hänge mit Wald bestanden und von aussichtsreichen Höhen überragt sind, wie Scheibe (2152 m), Ochsen (2190 m), Gantrisch (2177 m), Seelibühl (1750 m), Pfeife (1668 m), Guggershorn (1283 m) und Giebelegg (1132 m), welch' letztere am O.-Rand des Amtes gegen das Schwarzwasser abfällt.
Das ganze Gelände senkt sich gegen N. und hat
im Moos zu
Albligen noch 639 m und beim Zusammenfluss des
Schwarzwassers und
der Sense
nur noch 588 m
Höhe. Der s. Voralpenkranz bildet das Quellgebiet zahlreicher Flüsse, die in engem,
tiefem
Bett teils dem die ö. Grenze des Amtes bildenden
Schwarzwasser, teils der die Grenze zwischen Schwarzenburg
und dem Kanton Freiburg
bildenden Sense
zueilen. Das
Schwarzwasser kommt von der Schüpfenfluh und windet sich durch enge Felsschluchten hindurch, und die
Sense
entspringt dem Gantrischseelein und dem
Schwarzsee. Beide Gewässer vereinigen sich auf der N.-Grenze
des Amtes zwischen
Aeckenmatt und
Riedburg. Der Boden des Amtes eignet sich im n. Teil vorzüglich zum Ackerbau und namentlich
gedeiht hier das Getreide vortrefflich, während der s. Teil mit seinen oft ziemlich steilen Thälern mehr zur Viehzucht
begünstigt erscheint. Vom Flächeninhalt des Amtes, der 15490 ha beträgt, sind 13480 ha produktiv u. 2010 ha
unproduktiv. Von ersteren fallen auf:
![vergrössern: Amtsbezirk Schwarzenburg. ^[Karte: 5° 0’ O; 46° 50’ N; 1:150000]. vergrössern: Amtsbezirk Schwarzenburg. ^[Karte: 5° 0’ O; 46° 50’ N; 1:150000].](/meyers/teile/44/44_0628-2.jpg)
ha | |
---|---|
Ackerland | 3554 |
Wiesen | 1720 |
Weiden und Alpen | 5349 |
Wald | 2857 |
Die Viehstatistik ergibt:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 6471 | 6665 | 7659 |
Pferde | 741 | 707 | 734 |
Schweine | 1808 | 2775 | 3156 |
Schafe | 3947 | 2297 | 1466 |
Ziegen | 3695 | 3030 | 2358 |
Bienenstöcke | 703 | 894 | 841 |
Die Milch wird in 20 Käsereien verarbeitet und zum Teil auch zur Aufzucht von Jungvieh verwendet. Die Hauptrassen der Viehzucht sind Freiburger und Simmenthaler.
Die Bevölkerungszahl beträgt 10960
Seelen, die der deutschen Sprache und der reformierten Konfession
angehören. 79 Ew. auf einen km2. 2153 Haushaltungen und 1645
Häuser. In Industrie und Gewerbe ist nur ein ganz kleiner
Teil der Bevölkerung tätig. Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Viehzucht. Im südl. Teil eigene Mundart und früher
noch eigene
Tracht. Originalität in Sitten
und Gebräuchen. Zähes Festhalten am Althergebrachten. Bis gegen
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Frühlingsmarkt in Schwarzenburg
durch Musik, Bürgermilizen, Landvogt und Geistlichkeit
des Amtes feierlich eingeleitet.
Schwarzenburg - Schwar

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Seite 44.629.Die Landschaft war Kronland der Könige des zweiten burgundischen Königreiches, kam sodann an das Deutsche Reich und unter die Verwaltung der Zähringer, welche das römische Kastell an der Sense zur stolzen Reichsburg ausbauten und dem Rittergeschlecht Grasburg die Vogtei übertrugen. Von da an hiess das Land die Herrschaft Grasburg. 1310 wurde sie an Savoyen verpfändet, welches das Land bis 1423 verwaltete. In diesem Jahre verkaufte ¶
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Herzog Amadeus seine Rechte an der Landschaft um 6000 Sonnenkronen oder Schiltfranken an die Stadt Bern,
die das mit ihr verburgrechtete
Freiburg
mit in den Kauf eintreten liess. Beide Städte liessen die Herrschaft abwechselnd von 4 zu 4 und später von 5 zu 5 Jahren
durch einen Landvogt regieren, der seit 1575 im Schloss zu Schwarzenburg
residierte. Das Recht, Märkte
abzuhalten, stammt laut dem von Amadeus XII. von Savoyen ausgestellten Freiheitsbrief schon vom Jahre 1412. Viele alte Burgruinen
sind Zeugen einstiger Herrschaften; so Grasburg, Grauegg, Helfenstein, Riedburg, Schönenfels und Maygenberg. 1803 kam Schwarzenburg
endgiltig an Bern.
Die etwas mangelhaften Verkehrswege haben bis in die neuere Zeit das an Naturschönheiten
und landschaftlichen Reizen wohl ausgestattete Amt dem Verkehr wenig erschlossen.
Doch kamen durch den Bau neuer Strassen in den letzten Jahrzehnten das Schwefelbergbad und das Ottenleuebad (im Gebiet des Ochsen und der Pfeife) in Aufschwung, und ebenso wurden Naturverehrer auf die schöne Lage von Guggisberg aufmerksam, so dass das Amt heute auch unter die Fremdenindustrie treibenden Gegenden eingereiht werden kann. Vergl.: Mülinen, W. v. Heimatkunde des Kantons Bern. III. Bern 1883;
Jahn, A. Chronik des Kantons Bern. Bern 1857;
Jenzer, J. Heimatkunde des Amtes Schwarzenburg.
I. Bern
1869;
Bern
1904; Illustrierter Führer durch das Amt Schwarzenburg.