Titel
Schwartz
,
1)
Marie
Sophie, schwed. Romanschriftstellerin, geb. zu
Borås als Tochter des dort ansässigen deutschen
Kaufmanns
Karl Birath. Im fünften Jahr vaterlos, wurde sie von einem Anverwandten erzogen. 1840 heiratete
sie den Oberdirektor des polytechnischen
Instituts in
Stockholm,
[* 3] G. M. Schwartz
(gest. 1858), und begann von da
an sich eifrig
auf die
Lektüre schönwissenschaftlicher und phrenologischer
Schriften zu werfen. Ein natürliches
Talent brachte sie bald
zu schriftstellerischer
Produktion, aber erst 1855 gestattete ihr
Gatte den
Abdruck ihrer
Novelle »Förtalet«
(»Die Vorrede«).
Seit dieser Zeit war ihre Feder eine ungemein fruchtbare. Ihre Romane sind zum großen Teil Tendenzromane, welche die Gleichberechtigung der arbeitenden Klassen wie die Ehre der Arbeit geltend machen wollen, und durch die Wärme [* 4] des Tons, die unterhaltende Form nicht ohne Einfluß geblieben; sie wurden in fast alle Kultursprachen Europas übersetzt. Ihre Hauptromane sind: »Der Mann von Geburt und die Frau aus dem Volk« (1858);
»Die Arbeit adelt den Mann« (1859);
»Die Tochter des Edelmanns« (1860);
»Ist der Charakter des Mannes sein Schicksal?« (1861);
»Der Sohn des Orgeldrehers« (1863);
»Der Rechte« (1864);
»Jugenderinnerungen« (1865);
»Meine Lebensschicksale« (1865);
»David Waldner« (1866);
»Wechselnde Schicksale« (1871);
»Der Enkel« (1871);
»Ein Kind der Zeit« (1873).
Außerdem hat sie eine große Anzahl von Novellen für Zeitschriften und Kalender geschrieben, welche später unter gemeinschaftlichen Titeln erschienen, endlich kleinere biographische Bilder: »Smärre historiska berättelser« und »Några runor«, Episoden aus dem Alltagsleben berühmter Schweden. [* 6] Ihre Hauptromane erschienen deutsch (Stuttg. 1869-72 in 59 Bdn. und Leipz. 1865 ff. in 44 Bdn.).
2) Wilhelm, Mythenforscher und Schriftsteller, geb. zu Berlin, [* 7] studierte daselbst und in Leipzig [* 8] Philologie, wirkte seit 1844 am Werderschen Gymnasium zu Berlin, wurde 1864 Direktor des Gymnasiums in Neuruppin, [* 9] kam in gleicher Eigenschaft 1872 an das Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Posen [* 10] und 1882 an das Luisen-Gymnasium zu Moabit bei Berlin. S. gehört zu den Begründern der »vergleichenden, bez. der prähistorischen, Mythologie«. Er sammelte bereits als Student in der Mark und später überhaupt in Norddeutschland mit Adalbert Kuhn die Sagen, Märchen und Gebräuche sowie den Aberglauben dieser Gegenden aus dem Munde des Volkes und publizierte die Resultate dieser kulturgeschichtlichen Wanderungen in den Büchern: »Märkische Sagen« (Berl. 1843) und »Norddeutsche Sagen« (Leipz. 1849). Weiter veröffentlichte er: »Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum« (Berl. 1849; 2. Aufl., das. 1862);
»Über die griechischen Schlangengottheiten« (das. 1858);
»Der Ursprung der Mythologie, dargelegt an griechischer und deutscher Sage« (das. 1860);
»Die poetischen Naturanschauungen der Griechen, Römer [* 11] und Deutschen in ihrer Beziehung zur Mythologie« (das. 1864-79, 2 Bde.);
»Prähistorische Kartographie der Provinz Posen« (Posen 1875-81);
»Der Ursprung der Stamm- u. Gründungssage Roms unter dem Reflex indogermanischer Mythen« (Berl. 1878);
»Prähistorisch-anthropologische Studien. Mythologisches und Kulturhistorisches« (das. 1884);
»Indogermanischer Volksglaube. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte der Urzeit« (das. 1885);
»Prähistorische Mythologie, Phänomenologie und Ethik« (1885-86);
»Zur Stammbevölkerungsfrage der Mark Brandenburg« [* 12] (1887).
Auch auf dem Gebiet der Pädagogik und der vaterländischen Geschichte war S. thätig: »Der Organismus der Gymnasien in ihrer praktischen Gestaltung« (Berl. 1876);
»Leitfaden für den deutschen Unterricht« (13. Aufl., das. 1889);
»Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg« (2. Aufl., das. 1886);
»Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte« (das. 1875);
»Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte« (3. Aufl. 1884) u. a.
3)
Esperance von, mit dem
Pseudonym
Elpis Melena (griechische Übersetzung ihres
Namens), Schriftstellerin, geb. zu
Southgate bei
London
[* 13] als Tochter eines
Hamburger
Bankiers,
Brandt, erhielt ihre
Erziehung in Genf
[* 14] und
Rom,
[* 15] war zweimal, beide
Male unglücklich,
vermählt, unternahm mit ihrem zweiten
Gatten, einem
Hamburger
Bankier v. Schwartz
, eine große
Reise nach
dem
Orient und ließ sich 1849 in
Rom nieder. Sie machte sich zuerst bekannt durch ihre persönlichen Beziehungen zu
Garibaldi,
dessen
»Denkwürdigkeiten« sie ins Deutsche
[* 16] übersetzte (Hamb. 1861, 2 Bde.).
Später wandte sie sich nach
Kreta, wo sie sich während des
Aufstandes der Insurgenten annahm und seitdem
fast ihren ständigen
Wohnsitz hatte.
Ihre
Schriften
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sind: »Memoiren eines spanischen Piasters« (Braunschweig [* 18] 1857);
»Hundert und ein Tag auf meinem Pferd [* 19] und ein Ausflug nach der Insel Maddalena« (Hamb. 1860);
»Ein Blick auf Kalabrien und die Liparischen Inseln im J. 1860« (das. 1861);
»Garibaldi im Varignano 1862 und auf Caprera 1863« (Leipz. 1864);
»Der junge Stelzentänzer« (Jena [* 20] 1865);
»Die Insel Kreta unter der ottomanischen Verwaltung« (Wien [* 21] 1867);
»Von Rom nach Kreta« (Jena 1870);
»Kreta-Biene oder kretische Volkslieder, Sagen etc.« (Münch. 1874);
»Gemma oder Tugend und Laster«, Novelle (das. 1877);
»Garibaldi, Mitteilungen aus seinem Leben« (Hannov. 1884, 2 Bde.; 2. Aufl. in 1 Bd., 1885).