Schwanthaler
,
Ludwig von, Bildhauer, geb. zu München, [* 2] verließ 1818 das Gymnasium und arbeitete nun in der Werkstätte seines Vaters, des Bildhauers Franz S. (geb. 1762, gest. 1820), auch besuchte er nebenbei die Akademie. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen Geschäft, für welches er bedeutende Bestellungen ausführte. Nach kurzem Aufenthalt in Rom [* 3] (1826) richtete er in München sich ein eigenes Atelier ein. Zunächst fertigte er für die Glyptothek zwei lange Relieffriese: Achilleus im Skamander kämpfend und Der Kampf bei den Schiffen;
sodann die Statue Shakespeares für die Theaterhalle und den Bacchusfries für den Speisesaal im Palais des Herzogs Maximilian in München.
Hierauf weilte er 1832‒34 wieder in Rom, um dort unter anderm einige Modelle des ihm übertragenen südl. Walhallagiebels zu modellieren. In München begann er dann die Reliefs für die Siegeshymnen des Pindar und einen Relieffries mit Darstellungen aus dem Mythus der Aphrodite [* 4] im obern Stockwerk des Königsbaues, und den Schild [* 5] des Hercules nach Hesiods Dichtung. Dann vollendete er die 24 kleinen Malerstatuetten als Vorbilder für die Statuen auf der Attika der Pinakothek, zu deren Ausführung in Kalkstein ebenso wie bei den Victorien und Reliefs der Loggia des Saalbaues der Residenz die Aufträge unter den Münchener Bildhauern verteilt wurden. An diese Arbeiten reihte sich der für den Barbarossasaal bestimmte, über 60 m lange Fries. Zu seinen größern, seitdem vollendeten Werken gehören die Modelle zu den 12 Ahnenbildern des Hauses Wittelsbach für den Thronsaal der Residenz in München, von Stiglmayer gegossen und vergoldet;
die 15 kolossalen Statuen für das vordere Giebelfeld der Walhalla, wozu früher Rauch eine Skizze entworfen;
die Modelle der 15 Statuen der Hermannsschlacht für den nördl. Giebel der Walhalla;
die Giebelgruppe des Kunstausstellungsgebäudes und das Modell der Kolossalstatue der Bavaria (s. d.).
Der letzten Zeit gehören folgende zum Teil sehr bedeutende Werke aus dem Gebiete der monumentalen Plastik an: die Gipsmodelle zu dem Denkmal des Donau-Main-Kanals, die Marmorstatue Kaiser Rudolfs für den Dom zu Speyer, [* 6] die Statuen Jean Pauls (1841; in Bayreuth), [* 7] des kurbayr. Staatskanzlers von Kreitmayer (1845; in München), der Generale Tilly und Wrede in der Feldherrenhalle und Herzog Albrechts Ⅴ. und König Ludwigs Ⅰ. in der Bibliothek zu München. Ferner: die acht Götterstatuen in Sandstein und zwei Tänzerinnen in Marmor im neuen Schloß zu Wiesbaden; [* 8]
das Denkmal für Frauenlob im Dom zu Mainz; [* 9]
die Erzstatue Mozarts für Salzburg [* 10] (1842), die Modelle zu den kolossalen Bronzemonumenten für die Großherzoge Ludwig Ⅰ. von Hessen [* 11] (in Darmstadt) [* 12] und Karl Friedrich von Baden [* 13] (1844; in Karlsruhe), [* 14] die Statuen des Markgrafen Friedrich Alexander in Erlangen [* 15] und des Königs Karl ⅩⅣ. Johann zu Norköping in Schweden [* 16] (1846);
eine anmutige Marmorgruppe Ceres und Proserpina für Berlin; [* 17]
die
Brunnen
[* 18] auf der Freiung in
Wien
[* 19] und im Hofgarten zu
München, wie das Kolossalmodell zum
Denkmal
Goethes
für
Frankfurt
[* 20] a. M. Außerdem besitzt man von S. eine Menge von Zeichnungen und Kartons. Er selbst
hatte von solchen sowie von Modellen aller Art eine reiche Sammlung angelegt, die er bei seinem erfolgten
Tode dem
Staate vermachte (Schwanthal
er-Museum in
München).
Unterstützt wurde S. vielfach von seinem Vetter Franz Xaver S., geb. 1798, gest. als Professor an der Polytechnischen Schule zu München. –